Verlagsinformation:
Jetzt
ist er da: der lang erwartete zweite Band von Pit Schuberts Klassiker
"Sicherheit und Risiko in Fels und Eis". Die Lektüre
des ersten Bandes hat sicher schon viele Bergsteiger davor bewahrt, fatale
Fehler zu begehen, für die andere zuvor oft mit ihrer Gesundheit
oder gar ihrem Leben bezahlt haben. Dass "Sicherheit
und Risiko I" (1995 mit dem sogenannten "Alpin-Oscar",
dem Dietmar-Eybl-Preis für Sicherheit am Berg, ausgezeichnet) nun
bereits in der sechsten Auflage erschienen ist und in mehrere Sprachen
übersetzt wurde, beweist, welche Informations- und Wissenslücken
Pit Schubert zu schließen vermag.
Der
Umfang des ersten Bandes war aus verschiedenen Gründen limitiert.
So kommen einige Themen, wie "Klettersteige" und "Dolinen,
eine heimtückische Gefahr", erst im vorliegenden Band ausführlich
zur Sprache - zusätzlich zu den Themen Wandern, Hochtouren und Klettern,
die wie im ersten auch im zweiten Band einen hohen Stellenwert haben.
Außerdem konnten in der Zwischenzeit weitere Forschungsergebnisse
gewonnen werden, die nun ebenfalls den Bergsteigern, Fels- und Eiskletterern
zugänglich gemacht werden. Es macht keinen Sinn, wenn neue Sicherheitserkenntnisse
in der Schublade schlummern. Nur wenn diese bekannt werden, kann entsprechenden
Unfällen vorgebeugt werden.
Seit
Erscheinen des ersten Bandes wurden wieder viele außergewöhnliche
Unfälle bekannt, von einer Exotik, die man sich auch mit noch so
viel Phantasie nicht einfallen lassen könnte. Diese Unfälle
drängen förmlich nach einer Veröffentlichung, um andere
vor einem gleichen Unfall zu warnen. Die oft tragischen, manchmal aber
auch heiteren Erlebnisse und Ergebnisse aus der alpinen Unfall- und Sicherheitsforschung
hat Schubert in diesem reich illustrierten Buch zusammengefasst. Dass
es dabei auch immer wieder Geschichten zum Schmunzeln gibt, untermalen
die pointierten Karikaturen von Georg Sojer.
Mit
diesem Buch ist ein ungemein spannend zu lesendes, wie auch lehrreiches
Kompendium aus dem reichen Erfahrungsschatz des Sicherheitskreises entstanden:
eines der wichtigsten Werke auf dem alpinen Büchermarkt, das in keiner
Bergsteigerbibliothek fehlen sollte.
Kommentar
BeNe:
Aus
Schmerzen lernen
Der
schlechteste Bergsteiger ist der, der sich für den besten hält,
heißt es. Und genau an die wendet sich Pit Schubert mit seinem
Ratgeber "Sicherheit und Risiko".
Das
Buch sollte, ja muss!, jeder zur Hand nehmen, der auch nur einen Fuß
in alpines Gelände setzt, denn es fordert dazu auf, bergsteigerische
Fähigkeiten einer genauen Prüfung zu unterziehen. So wird
mancher, wie auch der Verfasser dieser Rezension, schnell erkennen, dass
sich etliche Mängel und gefährlich üble Gewohnheiten in
seine Technik eingeschlichen haben.
Überrascht
habe ich festgestellt, dass sich dieses alpine Regelwerk spannender
liest als so mancher Thriller. Denn Schubert liefert Tatsachenberichte,
Geschichten, die das Leben (und oft auch die Dummheit) schreibt.
Die Erzählung von jenem Wanderer zum Beispiel, den eine Doline vier
Tage lang gefangen hielt, oder vom Wiener, der mit gebrochenem Bein zum
Habsburghaus kroch oder von jenem Amerikaner, der 18 (!) Tage lang in
Eiseskälte am Hallstätter Gletscher des Dachsteins auf Rettung
warten musste - Berichte, die in Atem halten, schockieren oder schmunzeln
machen. Pit Schubert erzählt bewusst realitätsnah und detailliert,
nicht aber, um Albträume und Ängste zu schüren, sondern
Ängste zu nehmen: Denn
nichts
ist so lehrreich wie ein mit Schmerzen verbundenes Ereignis. Einen Unfall
mit Verletzungsfolgen wird der Menschen deshalb immer in Erinnerung
behalten. Je intensiver die Schmerzen sind, umso länger. Die Schmerzursache
wird sich ins Gedächtnis einprägen, und da der Mensch die
Schmerzen fürchtet, wird er bewusst oder unbewusst versuchen, der
Ursache solcher Schmerzen aus dem Wege zu gehen,
leitet
der Autor das Buch ein. Wie wahr. Auch das Kind lernt erst die heiße
Herdplatte zu meiden, nachdem es mit ihr in Berührung gekommen ist.
Schubert
räumt mit überkommenen, veralteten Lehrmeinungen auf, stützt
Neuansätze durch Laboruntersuchungen (Seil, Seilknoten) und
neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. In farblich abgehobenen
Kästchen finden sich wertvolle Tipps und Lehrsätze,
wobei Schubert jedoch nicht als schulmeisternder Guru wirkt, sondern als
kompetenter Ratgeber, dem man glaubt, was er sagt.
Ein
großer Teil des Buches ist dem risikofreien Klettern, der
richtigen Seil- und Sicherungstechnik sowie der optimalen Handhabung
des Bergsteiger-Equipments gewidmet. Vom Verhalten bei Gewitter über
das richtige Gehen bis hin zu den Risikofaktoren der neuen Fun-Sportarten
und die rechtlichen Konsequenzen selbst verschuldeter Unfälle. "Sicherheit
und Risiko" versucht die meisten Gefahrenbereiche des Alpinsports
zu berücksichtigen. Viele Bilder, Zeichnungen, Karikaturen und etliche
alpine Komödien runden dieses wertvolle Werk ab.
Diese
"Bibel" des Alpinsports sollte zur Pflichtlektüre jedes
Outdoor-Freaks gehören!
Zu
Pit Schubert:
Pit
Schubert war von der Gründung 1968 bis Ende 2000 Leiter des Sicherheitskreises
des Deutschen Alpenvereins und sitzt derzeit der UIAA-Sicherheitskommission
als Präsident vor. Der Extrembergsteiger und -kletterer war als Maschinenbau-Ingenieur
eineinhalb Jahrzehnte in der Luft- und Raumfahrtindustrie tätig.
Der hohe technische Standard dort war ihm Anlass, die Ende der sechziger
Jahre veraltete Sicherheit der Bergsteigerausrüstung auf Verbesserungsmöglichkeiten
hin zu untersuchen. Mit seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeit hat er
wie kein anderer die Entwicklung der Bergsteigerausrüstung und -technik
geprägt und entscheidend dazu beigetragen, dass der Risikosport Bergsteigen
heute sicherer ist denn je.
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