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Beck Weathers

Für tot erklärt

Meine Rückkehr vom Mount Everest

(2001, dtv, ISBN 3-423-24228-0)


Umschlagtext:

Der 10.Mai 1996 war der tödlichste Tag am Mount Everest. In einem mörderischen Schneesturm kamen neun Bergsteiger um. Beck Weathers erwacht als Einziger wieder aus dem Kältetod. Über die ganz unwahrscheinlichen Umstände seines Überlebens wurde viel berichtet. Hier erzählt er selbst, was dort oben geschah und wie es soweit kam.

Er begann mit dem Bergsteigen, als er Mitte 30 war, und wollte mit dieser selbst verordneten Therapie seine Depressionen bekämpfen. Die Kosten dafür waren hoch: die zunehmende Entfremdung von Frau und Kindern. Die Ehe war eigentlich am Ende, als er in den Himalaja aufbrach. Doch seine Frau setzte alle Hebel in Bewegung, um ihn nach Hause zu bringen. Erst nach dieser dramatischen Wende und einer langen, qualvollen Zeit der Genesung begann für ihn die Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Familie.


Kommentar BeNe:

Der - hoffentlich - letzte jener Überlebenden des Everst-Dramas von 1996, der sich nach Jon Krakauer ("In eisige Höhen"), David Breashears ("Bis zum Äußersten") und Anatoli Boukreev ("Der Gipfel") zu Wort meldet. An sich hat er nichts Neues zu erzählen. Neu vielleicht, dass er der Katastrophe selbst wenig Platz einräumt und aufrichtig, vorbehaltlos, ja mit selbstkritischer Aufrichtigkeit sein Scheitern und seine Rettung aus dem eisigen Sturm schildert. Wenn er beschuldigt - und darin unterscheidet er sich in wohltuender Weise von seinen Vorgängern - dann nur sich selbst und sein eigenes Unvermögen.

Obwohl er mitunter den aus Trivialromanen her bekannten Fehler begeht, den Berg archaisch als "Feind" zu sehen, den es zu "bezwingen" und zu "erobern" gälte, lesen sich seine Erinnerungen doch recht flüssig und ganz und gar nicht langweilig.

Den größten Teil des Buches widmet er seiner eigenen Biografie, seinen Depressionen und Eheschwierigkeiten sowie seinem Weg auf die höchsten Gipfel der Erde. Überzeugend auch hier seine Offenheit, wenn er und seine gleichsam als Zeugen auftretenden Angehörigen seine Flucht in die Berge beklagen. Weathers sieht die Bergsteigerei als Therapie gegen seine psychischen Probleme, die sieben Weltgipfel als Mittel zur Selbstinszinierung. Nicht das Bergsteigen an sich treibt ihn von Kontinent zu Kontinent, vom Kilimanjaro über den McKinley auf den Aconcagua, nicht der Weg und der Naturgenuss per se, sondern die Sucht nach (Selbst-)Bestätigung und Glorifizierung zwingt ihn förmlich bis zum Everest.

Bemerkenswert, dass gerade er, der immerzu an Selbstmord und Aufgabe denkt, den allerletzten Lebensfunken zur Rückkehr ins Dasein nützt und im genauso letzten Moment sein verirrtes Leben in die richtigen Bahnen lenkt. Wenn auch als Krüppel, kehrt er doch geläutert und reumütig vom Everest zurück.


Zum Autor:

Seaborn Beck Weathers lebt mit seiner Familie in Dallas. Er kann heute seinen Beruf als Pathologe wieder ausüben und wird häufig eingeladen, im oder vor Publikum von seinen Erfahrungen zu berichten.