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Simpson

Joe Simpson

Im Banne des Giganten

Der lange Weg zum Eiger

(2003, Malik, ISBN 3-89029-261-5, 338 Seiten)

Kurzbeschreibung:

In England nennen sie ihn "Serial Survivor", den Mann mit den vielen Leben. Obwohl er seit seiner unglaublichen Überlebensgeschichte am Siula Grande in den peruanischen Anden ("Sturz ins Leere") dem Tod noch weitere drei Mal nur ganz knapp entgangen ist, kann Joe Simpson, Extrembergsteiger, Eiskletterer und Drachenflieger, der Faszination der Berge nicht widerstehen. Immer wieder balanciert er auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod. Er weiß, eigentlich wäre es an der Zeit, den Bergen für immer den Rücken zu kehren. Doch der Abschied fällt schwer. Und so fordert er an der Eiger-Nordwand sein Schicksal aufs Neue heraus. Die Eigerbesteigung wird zum tragischen Finale seiner Bergsteigerkarriere ...


Kommentar:

Der Seiltanz zwischen Sein und Nichtsein

Warum riskiert ein Extrembergsteiger ständig sein Leben? Was treibt ihn immer wieder aufs Neue in die Senkrechte, wo ein einziger falscher Griff den Tod bedeuten kann? Was lockt einen Extremkletterer ständig zum Seiltanz zwischen Sein und Nichtsein?

Joe Simpson beschreibt diesen Seiltanz an sich selbst, gewährt einen atemberaubend intensiven Einblick die Denk- und Gefühlswelt eines Extrembergsteigers. Obwohl mehr als ein Mal mehr tot als lebendig, obwohl ständig mit einem Fuß im Jenseits, obwohl viele seiner Freunde nach und nach ihr Risiko mit dem Leben bezahlen, legt er immer wieder aufs Neue Steigeisen und Karabiner an, um an die Grenzen vorzustoßen.

Joe Simpson liefert eine unvergleichliche Charakterstudie derer, die den Giganten der Welt verfallen sind, und legt ihre innersten Beweggründe, sich immer immer wieder an den gewaltigen Elementarkräften zu messen, offen.
Das Angenehme an Simpsons Erzählungen: Er unterscheidet sich zu seinen schreibenden, sich selbst meist heroisierenden Bergsteigerkollegen vor allem dadurch, dass er seine eigene Leistung nie überhöht darstellt. Im Gegenteil: Der Leser bekommt es mit einem selbstkritischen, ja zuweilen unsicheren, ängstlichen, kurzum: erdigen und sympathischen Menschen zu tun.

Vielleicht liegt es an der ausgezeichneten Übersetzung, vielleicht aber am glasklaren, direkten Stil Simpsons selbst, dass das Buch, wie auch schon "Sturz ins Leere", einen unglaublichen Sog auf den Leser ausübt. Dieses Buch legt man nicht einfach mittendrin weg, man muss es fertig lesen, bis man weiß, ob die Wand der Wände den ewigen Seiltänzer endlich eines Besseren belehrt ...


Zum Autor:

Joe Simpson, geboren 1960, war schon mit 14 Jahren klar, was sein Leben bestimmen würde: Bergsteigen und Schreiben. Seine unglaubliche Überlebensgeschichte "Sturz ins Leere", ein Bestseller weltweit, machte ihn buchstäblich unsterblich und zur Legende unter Bergsportlern. Er lebt in der Nähe von Sheffield, England.