Klappentext:
Er hat dreizehn
Achttausender und zahllose Gipfel bestiegen, ist extreme Routen geklettert
und hat waghalsige Skiabfahrten vom Nanga Parbat und Mount Everest riskiert.
Gerade ist er am Nuptse East gescheitert und plant schon den nächsten
Versuch. Oft muss er an seine Grenzen gehen, oft ist das Überleben
reines Glück. Von solchen Grenzsituationen erzählt er in seinem
neuen Buch. Zentrales Thema sind die fünf Anläufe zum "Berg
der Berge", dem K2 im Karakorum, den Kammerlander endlich am 22.
Juli 2001 bezwang. Während er den langen Weg zum K2 schildert, kommen
viele andere Erlebnisse wieder ins Blickfeld, Situationen, in denen er
durch eigene Fehler, durch zu hohe Risikobereitschaft, durch Materialprobleme,
durch das Wetter oder durch Zufälle in eine schier ausweglose Lage
geraten ist. Wie er damit umgegangen ist, sie schließlich bewältigt
hat, was er daraus gelernt hat - davon erzählt Hans Kammerlander
sehr direkt und sehr offen.
Kommentar:
Kammerlanders
bester Wurf
Der
"Berg der Berge", der K2, gilt als Synonym für extremste
physische und psychische Herausforderung, das beweist die Tatsache, dass
es in den vergangenen Jahrzehnten nur rund 200 Personen ganz hinauf geschafft
haben.
Der nicht zuletzt durch die Skiabfahrt vom Mount Everest bekannt gewordene
Extrembergsteiger Hans Kammerlander wurde der K2 zum Schicksalsberg, der
ihn trotz mehrerer Rückschläge über Jahrzehnte hinweg nie
losließ und mit dem sich immer wieder herbe Rückschläge
verbanden. Kapitelüberschriften wie "Schwarze Zehen und ein
Schnitt mit der Motorsäge", "Dreizehn Tote in einem
Sommer" und "Ein Franzose und eine Monsterlawine"
deuten derartige Schwierigkeiten bereits an.
Wer dann
in die von vielen Bildern illustrierten Erinnerungen einsteigt, findet
sich nicht gleich am K2. Roter Faden ist zwar Kammerlanders mehrjähriges
Anrennen gegen den Berg der Berge, diese Rahmenhandlung wird aber angereichert
mit Erzählungen von Glück und Pech, vom schmalen Grat zwischen
Erfolg und Tragödie. Chronistische Rückblenden wie auf die Erstbesteigung
vor 50 Jahren sind auf sehr angenehme und fließende Weise mit persönlichen
Erfahrungsberichten verwoben. So finden sich Erinnerungen an die spannende
24-Stunden-Kletterei im Tauferer Ahrntal, an Filmaufnahmen mit Donald
Sutherland in Patagonien, an diverse "Probeanläufe"
im Himalaya genauso wie munter kauzige Seitenblicke wie z. B. auf jenen
pakistanischen Koch, der, allein im Basislager zurückgelassen, einen
in eine Gletscherspalte gefallenen Japaner mit warmen Speisen versorgt.
Nach und nach münden all seine Gedankenausflüge in seinen letzten
K2-Versuch und die endlich geglückte Besteigung am 22. Juli 2001.
Kammerlander und der sprachlich brillante Journalist
Walther Lücker geben in stilistisch ausgefeilter, charmanter,
packender Schreibweise Einblick nicht nur in die Faszination des Höhenbergsteigens,
sondern auch in das Drumherum. Ständiges Anlaufen und Scheitern,
Erfolg und Misserfolg, Faupax und Glücksmomente, Tragödien und
kleine Possen - das Autoren-Duo beherrscht die Klaviaturen der Expeditions-Reportage
perfekt. Auf jeder Seite des Buches fühlt sich der Leser gepackt
und direkt ins Basecamp, in die Höhenlager und Steilwände des
K2 selbst geführt.
Kammerlander schafft, was viele seiner schreibenden Artgenossen nicht
schaffen: Er holt den Leser mitten hinein ins Geschehen, lässt ihn
live und unmittelbar all das erleben, was ihm sonst verwehrt bliebe: Höhenstürme
am Abruzzengrat, Lawinenkatastrophen in den K2-Eiswänden, Verzweiflung
in der Todeszone und schließlich die Befriedigung, den schwersten
Berg der Welt bewältigt zu haben.
Kammerlander ist ein Glücksfall: Er hat größte Leistungen
vollbracht und ist doch bescheiden geblieben. So klingt bei seinen Reminiszenzen
nirgendwo lästiges Heldenpathos mit, es geht ihm auch nie um eine
Leistungsschau, sondern um eine ehrliche und erdige Schilderung seiner
Erlebnisse. Ergreifend z.B. seine Verzweiflung und Wut, als er wieder
einmal nur 120 Meter vor seinem erhofften Ziel umdrehen muss, weil für
ein Gipfel-Finish das Risiko zu hoch ist.
Bezeichnend, dass er auch die Wegbegleiter nicht als Statisten, als Steigbügelhalter
zeichnet, nein, sogar dem namenlosen Sherpa verleiht Kammerlander mindestens
eben soviel Kontur wie sich selbst. Und genau das macht dieses Buch so
überaus wertvoll. Meiner Ansicht nach Kammerlanders bester Wurf
und jeden Cent wert.
Zu
den Autoren:
Hans
Kammerlander, geboren 1956 in Ahornach/Südtirol, ist Bergführer,
Skilehrer, Extrembergsteiger und einer der erfolgreichsten aktiven Höhenbergsteiger
der Welt. Von seinen Expeditionen berichtet er häufig vor großem
Publikum. Bei Piper und Malik liegen vor: "Bergsüchtig",
"Abstieg zum Erfolg", "Unten
und oben".
Walther
Lücker, geboren 1957 in Frankfurt, ist Journalist und Bergsteiger,
arbeitete viele Jahre für die "Frankfurter Rundschau",
schreibt und fotografiert u.a. für ALPIN, lebt als freier Journalist
in Sand in Taufers/Südtirol. Er begleitete Hans Kammerlander zuletzt
bei Expeditionen zum Kangchendzönga und K2.
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