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Rucksack Know-how
Gut gepackt ist gut getragen! Ein schlecht gefüllter und angepasster Rucksack kann schnell zur Plage werden. Dabei helfen ein paar Tricks, um das "Monster" am Rücken (er)tragbar zu machen und Verspannungen an der Rückenmuskulatur zu vermeiden.

1. Richtig kaufen

Nicht jeder Rucksack passt auf jeden Rücken und zu jeder Sportart. Besonders bei schweren Lasten ab ca. 20 Kilogramm sollte man sich beim Rucksackkauf Zeit lassen. Wie ein Schuh muss ein Rucksack durch Anprobieren ausgesucht werden.
Eine Auswahl guter Rucksäcke gibt es hier >>>

2. Weniger ist mehr

Packen ist eine Wissenschaft und bedarf viel an Voraussicht und Überlegung. Von Reinhold Messner, einem großen Packkünstler, wird die Geschichte erzählt, dass er selbst die Streichhölzer verkleinert hat, um Gewicht zu sparen. Die Devise lautet: Niemals zu viel einpacken oder den Rucksack überladen. Jedes einzelne Utensil sollte in die Hand genommen und nach seiner Notwendigkeit beurteilt werden. Das optimale Gewicht eines Rucksacks sind 15 Kilogramm. Alles darüber wird zur Plage.

Tipps zur Gewichtsreduzierung
:

  • Leben vor Luxus: Luxus bleibt zu Hause, fürs (Über-)Leben Notwendiges kommt mit
  • Verpackungen, Etuis entfernen (z.B. muss die große Müsliriegel-Verpackung nicht in den Rucksack!)
  • Ein Geldschein wiegt viel weniger als eine übervolle Jausendose
  • Eine Tube Reisewaschmittel wiegt weniger als Wechselwäsche für jeden Tag
  • Auf die Größe und Länge kommt es sehr wohl an: Von vielen Hygienezeug gibt es Miniatur-Ausführungen wie Reisezahnbürsten, kleine Tuben Zahnpasta, kleine Seifen, wie sie in Hotels aufliegen ...

2. Richtige Packordnung

  • Folgende Zauberformel sollte man sich gut einprägen: Leichtes Gepäck und Kleidung am besten im unteren Teil und weit weg vom Körper an den Außenseiten verstauen, schwere Dinge wie Wasser, Kletterausrüstung und Lebensmittel nah an den Körper und mittig packen. So liegt die Hauptlast über dem eigenen Körperschwerpunkt, das Gleichgewicht und die Trittsicherheit bleiben bestehen.

RichtigFalsch

  • Griffbereit: Alles, was man schnell zur Hand haben muss wie Wanderkarte, Geld, Müsliriegel für zwischendurch, Kopfbedeckung, Sonnenbrille, Sonnencreme etc. kommt ins Deckel- oder Außenfach.
  • Ganz unten: Das Bodenfach bzw. der Platz ganz unten wird zum Verstauen des Schlafsacks genutzt, was dem Rucksack Stabilität verleiht. Auch die Isomatte hat eher unten ihren Platz.
  • RucksackAußen: Sperrige Ausrüstung wie z.B. ein Zelt oder normale Isomatten gehören nach außen. Gute Rucksäcke verfügen über Befestigungsmöglichkeiten im unteren, mittleren und oberen Bereich des Rucksacks. Unbedingt darauf achten, dass nichts hin- und her pendelt! Sperrige Dinge wie Ski, Stöcke oder Zeltstangen immer hochkant seitlich am Rucksack festmachen. Das verhindert, dass man beispielsweise im Gestrüpp oder Felsen hängen bleibt.
  • Sackerl-Ordnung: Es macht durchaus Sinn, Kleidung, Hygiene-Zeug, Medizin, Essen etc. in optisch unterschiedlichen wasserdichten Packsäcken (es reichen normale Einkaufsackerln aus Plastik) zu verstauen. Zum einen bleibt bei strömenden Regen alles trocken, zum andern fällt das Packen leichter und man behält den Überblick.
  • Kompressionsriemen immer fest ziehen, damit die Gegenstände im Rucksack auf dem vorgesehenen und packtechnisch richtigen Platz bleiben!
  • Gleichmäßig packen! Schon die angefüllte Trinkflasche in einem der Seitenfächer kann zu einem Ungleichgewicht führen, das man zu spüren bekommt.

3. Packen nach Gelände

  • Bei alpinen Touren sollte der Schwerpunkt weiter unten und näher zum Körperschwerpunkt liegen. Bei dieser Packweise läuft man zum Ausgleich zwar etwas mehr nach vorn gebeugt, aber man ist nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen wie bei einem hohen Schwerpunkt (bei zu hohem Schwerpunkt pendelt der Rucksack hin und her, was das Gleichgewicht beeinträchtigt).

Rucksack im Gelände

Wer z.B. in alpinem Gelände oder an Klettersteigen unterwegs ist, sollte zudem sehr KOMPAKT packen, damit man durch enge Felslücken passt oder auf einem schmalen Grad laufen kann, ohne vom Gewicht des schlenkernden Rucksacks ins Trudeln gebracht zu werden. Am Klettersteig vermeiden, dass so wenig wie möglich an den Außenseiten fixiert ist, Stöcke z.B. können in engen Durchstiegen stören.

  • Bei einer Wanderung durch flacheres, außeralpines Gelände kann man auch etwas "breiter" packen, der Last-Schwerpunkt kann höher liegen.

unterschiedliches Gelände

4. Rucksack richtig anpassen

Besonders wichtig ist das korrekte Anpassen des Rucksacks, wobei die Reihenfolge beachtet werden muss: Immer mit dem Hüftgurt beginnen, dann erst Schultergurte und Lageverstellriemen feststellen. Der Hüftgurt wird geschlossen und gestrafft, während man die Schultern hochzieht. Der Gurt sollte dann nicht in der Taille, sondern mittig auf dem Beckenkamm bzw. -knochen liegen.
Tipps zur weiteren Anpassung sind in einer besonders gelungene Darstellung bei Deuter zu finden. Weiterlesen ... 

5. Rucksack richtig aufnehmen

Sollte nun der Rucksack wirklich schwer geworden sein, ist es wichtig, ihn richtig auf den Rücken zu hieven: Nicht den Rucksack mit durchgestreckten Knien vom Boden über die Schultern wuchten! Das kann zu argen Verspannungen und Verrenkungen führen.
Am besten ihn irgendwo auf einem Stein, einer Bank oder einem Tisch erhöht abstellen, mit den Armen in beide Schulterriemen fahren und rückenschonend hochzunehmen. Gibt es keine Erhöhung, kann der Rucksack auf dem abgewinkelten Oberschenkel "zwischengelagert" und anschließend in Trageposition gebracht werden.

6. Rucksack pflegen

Zwei No-Go's: Ein Rucksack sollte nie in der Waschmaschine gewaschen und auch nie gebügelt werden!
Für die Reinigung ist es am besten, ihn eventuell in der Badewanne vollends ins Wasser zu legen und mit ph-neutralen Seifen oder Duschgel zu waschen. Verschmutzungen am Rucksack lassen sich dann mit einer Bürste gut entfernen. Salzränder am Tragesystem lassen sich durch mehrfaches Zusammendrücken mit der Hand durch Seife und viel Wasser ausspülen.
1. Rucksack nach jeder Tour vollständig entleeren. Flecken per Hand mit einfacher Seifenlauge und Bürste reinigen.
2. Die Reißverschlüsse unbedingt schmutzfrei halten, RV-Schieber können mit Silikonspray behandelt und so wieder gangbar gemacht werden.
3. Zum Lagern die Gurte schließen und an einem trockenen, gut gelüfteten Ort aufbewahren. 4. Imprägnieren muss man gute Rucksäcke nicht, ist auch nicht ratsam, da sich die chemischen Substanzen in den Trägermaterialien absetzen und zu Hautreizungen führen können.

Fazit: Gut gepackt lässt sich auch ein 20-Kilo-Monster auf den Gipfel des 7.000 m hohen Aconcagua in den argentinischen Anden hieven!

Ein Monster als Rucksack

Bilder:
Fotos: © Thomas Rambauske, Grafiken © Deuter
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