Erste
Alleinbehung der Westliche Zinne Nordwand "Cassin" durch
Claude Barbier
Der
Belgier Claude "Claudio" Barbier durchstieg als erster
allein die "Cassin-Führe" an der Westlichen
Zinne-Nordwand. Er avancierte zu einem der erfolgreichsten Alleingeher
seiner Zeit und schockierte 1961 die alpine Welt: An einem Tag gelingen
ihm alle fünf Zinnen-Nordwände im Alleingang. Er reiht sich
damit ein in die Liste der großen Alleingeher wie Bonatti,
Messner oder gegenwärtig Alexander Huber, der 2002
die "Hasse-Brandler" an der Großen Zinne Nordwand
Free Solo beging. Barbiers Leben findet, gerade 39-jährig, 1977
in einem belgischen Klettergarten durch tödlichen Absturz ein
jähes Ende.
März
1961
Erste
Winterbegehung der Eiger-Nordwand
Die
Deutschen Toni Hiebeler, Anderl Mannhardt, ToniKinshofer und der Österreicher WalterAlmberger
durchsteigen zum erstenmal die berüchtigte Eiger-Nordwand im
Winter! Dem Eisenerzer Bergmann und Bergführer Walter Almberger
gelangen die schwierigsten Routen der Ost- und Westalpen wie
- Matterhorn N-Wand
- Große Zinne und Westliche Zinne N-Wand
- Dru Westwand
- Lalidererspitze- N- Wand
März
1964
Der
erste transalpine Straßentunnel wird eröffnet
Unter
der Passhöhe des Großen St. Bernhard wird der 5,8
km lange Tunnel dem Verkehr freigegeben. Er verbindet ganzwinterlich
den Schweizer Kanton Wallis mit der italienischen Region Aosta.
Die moderne Straßenanlage weist die Zukunft für ganzjährige,
wetterunabhängige und lawinensichere Nord-Südverbindungen
durch die Alpen. Diese sind heute die schnellen und wichtigen Reiserouten
der Bergsteiger und Skiläufer, um zu ihren Zielen zu gelangen.
Oktober
1966
Gründung
der IVBV
Die
Internationale Vereinigung der Bergführerverbände
(IVBV) wird aus der Taufe gehoben. Das hehre Ziel: unter allen Bergführern
über alle Grenzen hinweg soll brüderliche Eintracht herrschen.
Dies sollte vor allem die Angleichung der Führertarife sowie
Unterstützung und Hilfe bei Schwierigkeiten im Ausland umfassen.
Heute gewährleisten gut ausgebildete internationale Bergführer
Sicherheit und Erlebnisse für Tausende Bergbegeisterte, ob am
Dach der Welt oder beim Kletterkurs am Übungsfelsen.
September
1967
Erstbegehung
der Dachstein-Südwand "Direttissima"
Die
Hochblüte des Direttissima-Zeitalters hat auch das Dachsteinmassiv
erreicht. Vom 26. bis 28. September eröffnen der Heeresbergführer
Leo Schlömmer und der Bergführer Peter Perner
eine "Linie des fallenden Tropfens" in der Dachstein-Südwand.
Schwerste freie und technische Stellen galt es zu überwinden
- darunter ein 50-Meter-Dach!
Damals war das kraftraubende, akrobatische Klettern unter Anwendung
von Trittleitern und Bohrhaken das Nonplusultra im extremen Alpinismus.
Erst die große Renaissance des Freikletterns in den 70er- Jahren
führte aus der Sackgasse alles technisch Machbaren.
Oktober
1967
Österreichisches
Forum für alpine Sicherheit
Die
Kammer für Arbeiter und Angestellte in Salzburg lädt erstmalig
zum "Kapruner Gespräch", das zu einer Plattform
zwischen alpinen Fachleuten und der Öffentlichkeit werden soll.
Als Folge wird 1968 das Österreichische Kuratorium für
alpine Sicherheit gegründet. Das Kuratorium widmet sich seither
der Verhütung von Unfällen im Bergland und der Sicherung
des alpinen Lebensraumes. Jährlich erscheint das Jahrbuch "Sicherheit
im Bergland", seit 1993 finden die Kapruner Gespräche ihre
Fortsetzung im Alpenforum Seefeld.
Januar
1968
Erstbegehung
des "Linceul" in der Nordwand der Grandes Jorasses
Vom
17. bis 25. Januar gelingt den Franzosen René Desmaison
und Robert Flematty bei schlechten Wetterverhältnissen
die Durchsteigung der durchschnittlich rund 60° steilen Eiswand
des "Linceul" ("Leichentuch") links neben
dem Walkerpfeiler.
René Desmaison war viele Jahre einer der härtesten und
fähigsten Alpenbergsteiger. Ihm gelangen große Erst-, Winter-
und Alleinbegehungen wie z. B. die 1. Winterbeg. Dru-Westwand, 1.
Begehung Westliche Zinne-Direkte-Nordwand oder die 1. Alleinbegehung
des gesamten Peuterey-Grates.
Juli
1968
Messner
klettert in eine andere Dimension
In
der Schlüsselstelle des Heiligkreuzkofel-Mittelpfeilers klettert
Reinhold Messner im Bereich des VII. Schwierigkeitsgrades.
Erneut fordert Messner nach dieser Erstbegehung (Seilgefährte war
Bruder Günter) die Einführung des VII. Schwierigkeitsgrades.
Erst zehn Jahre später, 1978, wird der VII. Grad offiziell eingeführt!
Messner war der Vordenker einer neuen Generation, die die Renaissance
des Freikletterns vollzog!
Mai
1970
Erstbegehung
der Annapurna-Südwand
Im
Rahmen einer britischen Expedition unter Leitung von Chris Bonington
durchsteigen Don Whillans und Dougal Haston die technisch
schwierige und objektiv sehr gefährliche Südwand der Annapurna
I. Die Briten zählen zu den Pionieren, die den modernen Extremalpinismus
in schwierigen Himalayawänden praktizierten.
Der Mai ist übrigens der Erfolgsmonat im Himalaya: die Erstbesteigungen
von Mount Everest, Kangchenjunga, Makalu, Lhotse, Manaslu, Dhaulagiri
und Shisha Pangma fanden alle im mitteleuropäischen Wonnemonat
statt.
Mai
1970
Erste
europäische Begehung der El Capitan-Südwestwand "Salathé"
Peter
Habeler
und Doug Scott wiederholen als 12. Seilschaft die "Salathé",
die damals als schwierigste Kletterei der Welt galt. In kürzester
Begehungszeit gelingen ihnen die überaus schweren (damals 5.9/A4),
rund tausend Meter Granit, die 1961 erstmals von Royal Robbins, Chuck
Pratt und Tom Frost durchstiegen wurden.
Der Tiroler Bergführer Peter Habeler darf heute als einer der fähigsten
und komplettesten Extremalpinisten des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden.
September
1971
Erste
Direktrettung mit dem Helikopter aus der Eiger-Nordwand
Pilot
Günther Ammann von der Schweizer Rettungsflugwacht und Bergführer
Rudolf Kaufmann wagen als erste eine Direktrettung aus der Eiger-Nordwand.
Per Helikopter mit Seilwinde retten sie zwei Bergsteigern das Leben.
Seit Mitte der neunziger Jahre werden vermehrt Rettungseinsätze
mit der so genannten Long Line (ein bis zu 220 Meter langes Rettungsseil
direkt am Helikopter) geflogen. Die Methode geht auf Ideen des legendären
Rettungspiloten Siegfried Stangier zurück und bietet viele Vorteile
gegenüber
der konventionellen Windenbergung.
November
1971
1.
Internationale Bergrettungsärzte-Tagung
In
Innsbruck treffen sich erstmals Ärzte und Rettungsfachleute aus
verschiedenen europäischen Ländern zur 1. Internationalen
Bergrettungsärzte-Tagung. Seither werden auf dieser Tagung
die medizinischen Kernthemen des alpinen Rettungswesens referiert, wie
Erschöpfung, Verletzungen ducrch Blitzschlag, Erfrierungen, Knochenbrüche
und Luxationen etc. Viele verunglückte Bergsteiger und Skiläufer
verdanken gewiss ihr Leben einer optimalen Erstversorgung am Unfallort
und hervorragend ausgebildeten Rettungsmännern und Notfallärzten!
Oktober
1972
LVS
- Die ersten kleinen Lebensretter am Markt
Das
erste serienreife Lawinenverschütteten-Suchgerät wird
der Öffentlichkeit vorgestellt. In Österreich entwickelt,
stellt diese "elektronische Lawinensonde" einen Quantensprung
in der Möglichkeit dar, Verschüttete schneller zu finden.
Die
gegenwärtig von verschiedenen Anbietern technisch hoch entwickelten
LVS-Geräte sind ein selbstverständliches Muss für jeden,
der sich heutzutage im winterlichen Hochgebirge abseits gesicherter
Pisten bewegt.
Dezember
1972
Erste
Winterbegehung des gesamten Peuterey-Grates im Montblancmassiv
Yannick
Seigneur gelingt zusammen mit fünf weiteren Alpinsten in der
Überkletterung des langen und abgeschiedenen Peuterey-Grates
eine der bedeutendsten Winterbegehungen der Alpen. Der französische
Spitzenalpinist Seigneur (Erstbesteigung Makalu-Westpfeiler) darf zu den
ganz großen Winterbergsteigern gezählt werden (ca. 100 Wintererstbegehungen).
Wie etwa Kasparek, Brunhuber, Bonatti, Desmaison etc. sah er in Winterbegehungen
neue Möglichkeiten, alpine Grenzleistungen zu vollbringen.
Juni
1973
Ski
extrem: Steilwandfahrer Heini Holzer fährt als erster den Biancograt
mit Ski ab.
Der
kleine (156 cm, 48 kg) Südtiroler Extremalpinist Heini Holzer
(auch Seilgefährte von Reinhold Messner) fährt den unter Bergsteigern
beliebten Biancograt mit Skiern ab. Brenvaflanke, das Direkte Ortler
Südwestcouloir oder die Nordwand des Großen Aletschhorns waren
weitere kühne Erstbefahrungen des mutigen Kaminkehrers. Er stürzte
im Juli 1977 in der Piz Roseg-Nordostwand zu Tode.
Juni
1973
Ist
Wettklettern Alpinistik? Alpine Größen diskutieren auf den
"Wiener Sporttagen"
Unter
der Leitung von Fritz Moravec machen sich Erich Lackner,
Peter Baumgartner, Erich Vanis, Manfred Sturm und
andere Gedanken zum Wettklettern: Ist Wettklettern eine bereichernde Spielart
des Bergsteigens oder ein Tabuthema für die Alpinistik? Welch eine
Entwicklung nach vielen Diskussionen und Auseinandersetzungen, die noch
folgten! Heute ist Klettern unter Wettkampfbedingungen (Schnelligkeit/
Schwierigkeit) längst Normalität.
Juli
1973
Revolutionäre
Steigeisenbefestigung
Auf
Eistouren kommen die ersten brauchbaren Kipphebel-Kabelzugbindungen
an Steigeisen zum Einsatz. Die Vorläufer der modernen Step in-
Kipphebelbindung sollen Schluss machen mit vereisten Lederriemen,
rutschenden Perlonbändern und Erfrierungsgefahr durch eingeschränkte
Blutzirkulation in den Füßen. Damals gab es etwa drei noch
verbesserungswürdige Modelle, heute ist es ausgereifte Normalität
bei der Verbindung Schuh - Steigeisen!
August
1973
Pit
Schubert fordert die Weiterentwicklung von Bergseilen
Pit
Schubert, einer der profiliertesten Sicherheitsexperten für
Alpinismus und Bergsportausrüstung, benennt die Bedeutung der
gerade erst aufgekommenen Everdry-Imprägnierung bei
Bergseilen. Hinsichtlich Handhabung, Lebensdauer und Sicherheitsreserve
eine deutliche Weiterentwicklung. Darüber hinaus fordert er
immer wieder eine Erhöhung der Seilnorm (UIAA-Normstürze).
Der heutige sehr hohe Standard bei Bergseilen (u.a. Kletter-Equipment)
ist sicher zu einem großen Teil Pit Schuberts Engagement zu
verdanken.
Juni
1977
Erstmals
Gore Tex-Jacken auf dem Markt
Eine
Revolution im Bereich der Wetterschutzbekleidung! Die atmungsaktive,
wind- und wasserdichte Membran Gore Tex wird in Anoraks verarbeitet.
Was sich bis dahin ausschloss, eine Jacke nämlich, die wasserdicht
ist und gleichzeitig den Wasserdampf des schwitzenden Bergsteigers
nach außen leitet, ist Realität geworden - und funktioniert.
Heute ist die Membran, neben anderen atmungsaktiven und wasserdichten
Materialien, aus dem Outdoor-Equipment nicht mehr wegzudenken.
Juni
1977
Erste
Begehung der Pumprisse am Fleischbankpfeiler durch Helmut Kiene
und Reinhard Karl
Helmut
Kiene, einer der besten Kletterer der späten 70er Jahre,
und der legendäre Reinhard Karl eröffnen mit den
Pumprissen im Wilden Kaiser eine der wichtigsten Routen in den Anfängen
der Sportkletterbewegung. Sie bewerten ihre Neutour mit dem Schwierigkeitsgrad
VII. Nicht zuletzt haben sie damit die UIAA veranlasst, 1978
die Schwierigkeitsskala nach oben zu öffnen und offiziell den
VII. Schwierigkeitsgrad einzuführen. Eine Maßnahme, die
Reinhold Messner schon viele Jahre zuvor immer wieder gefordert
hatte.
Dezember
1977
Der
Trick mit dem Kick begeistert Skitourengeher
Als
Weiterentwicklung der klassischen Spitzkehre ermöglicht die
Kick-Kehre einen wesentlich ökonomischeren Aufstieg
per Ski. Vor allem am Steilhang und in tiefem Schnee hat der Kick
mit dem Absatz auf das Skiende beim Wenden große Vorteile:
Der gesamte Anstieg wird kräfteschonender, die Sorge vor Verrenkungen
und Unsicherheiten verringert und der gesamte Bewegungsablauf damit
rhythmischer. Der Trick mit dem Kick gehört auch heute
noch zum 1 x 1 des Skitourengehens.
September
1979
Erste
Bergschuhe aus Kunststoff
Auf
der ISPO (Internationale Sportartikelmesse) in München
ist der Kunststoffbergschuh auf dem Vormarsch. In den Jahren
zuvor hatte die Idee des Bergschuhs aus Kunststoff kontroverse Diskussionen
ausgelöst. Schnell erkannte man aber seine Vorzüge:
absolut wasserdicht, mit hochmodernen Isoliermaterialien sehr warm,
äußerst stabil und mit schnell trocknenden herausnehmbaren
Innenschuhen!
Heute hat der Kunststoffbergschuh im Spektrum alpiner Spezialschuhe
seinen festen Platz!
September
1979
Foot
Fangs ein neuartiges Steigeisen wird vorgestellt
Ein
in Konzeption und Ausstattung völlig neuartiges Steigeisen
gehört zur damaligen Tendenz, auch das freie Eisklettern zu
perfektionieren. Aus einem Stück gearbeitet, ermöglicht
dieses 20-zackige, starre Spezialeisen kraftsparendes Klettern
im Blankeis. Sechs Frontalzacken erlauben die Durchsteigungen
extremster Steileisrouten vor allem auch bei der zunehmend beliebter
werdenden Kletterei an gefrorenen Wasserfällen. Heute werden
bei Eis- und Mixed-Routen schier unvorstellbare Schwierigkeiten
geklettert.
April
1981
Sicherheitssymposium
zur Hüftanseilmethode
Mediziner
und alpine Sicherheitsreferenten setzen sich kritisch mit der immer
mehr aufkommenden Anseilmethode mittels Hüftsitzgurt auseinander
und zeigen Nachteile und Gefahren auf.
Dennoch hat sich die Hüftanseilmethode beim extremen Sportklettern
mehr und mehr durchgesetzt, ermöglicht heute gut trainierten
Kletterern die notwendige Bewegungsfreiheit in allerhöchsten
Schwierigkeitsgraden. In Verbindung mit einem Brustgurt gilt sie
als die sicherste Anseilmethode auch im alpinen Gelände.
Mai
1981
1.
Internationales Sportklettertreffen in Konstein (Frankenjura)
Das
monumentale Klettertreffen ist der Spiegel der "neuen Zeit",
der Renaissance des Freikletterns. Neben Podiumsdiskussionen,
Filmen und Informationen sind es vor allem die Aktionen und Kletterdemonstrationen,
die begeistern. Das "Who is Who" der damaligen Sportkletterszene
findet sich ein, kommuniziert, diskutiert oder gibt Kostproben seines
Könnens: John Bachar, Ron Fawcett, Heinz Mariacher,
Sepp Gschwendtner, Wolfgang Güllich, Jürg
von Känel u.v.a. erleben ein kleines "Woodstock der
Freikletterbewegung"!
Juli
1983
Rekordzeiten
in der Eigernordwand
Der
Österreicher Thomas Bubendorfer und der Südtiroler
Reinhard Patscheider durchsteigen die Heckmair-Route jeweils
im Alleingang unter 5 Stunden! Die schnellste Begehung in Seilschaft
gelang 1974 ReinholdMessner und Peter Habeler
in ca. 10 Stunden.
Vor 65 Jahren, im Juli 1938, durchstiegen Heckmair, Vörg,
Kasparek und Harrer zum ersten Mal die berühmt-berüchtigte
Wand. Bis heute Messlatte für die besten Alpinisten der Welt.
Dezember
1983
Erstbegehung
von "Masters Edge" (England, Derbyshire)
Der
britische Spitzenkletterer Ron Fawcett setzt mit der Bewältigung
der gut 20 Meter hohen, messerscharfen und senkrechten Kante "Masters
Edge" ein absolutes Highlight für das internationale Sportklettern.
Der Allwetterkletterer Fawcett war einer der führenden Köpfe
der anglo-amerikanischen Szene, die Ende der siebziger, Anfang der
achtziger Jahre alle Felsbegeisterten in ihren Bann zogen und den
Geist des neuen, extremen Sport- und Freiklettergedankens manifestierten.
Oktober
1984
Bergsteiger
wird nach 19 Tagen lebend aus Gletscherspalte gerettet
Mit
gebrochenem Bein und Arm kämpft ein Mann 19 Tage lang um sein
Leben, nachdem er auf dem Hallstätter Gletscher in eine muldenähnliche
Falte des Gletschers gestürzt ist. Der bergbegeisterte 38-Jährige
ist in seinem allerersten Bergjahr unterwegs im Dachsteingebirge,
als er am 16. Oktober stolpert, rutscht und in die Spalte fällt.
Trotz stärkster Schmerzen kann er sein Zelt aufschlagen und harrt
aus. Qualvolle Selbstrettungsversuche scheitern. Im letzten Moment,
kurz bevor er aufgibt und obwohl die Suche nach ihm bereits abgebrochen
war, wird der Familienvater, der leider nicht hinterlassen hatte,
wohin er gehen würde, durch großes Glück geborgen.
Oktober
1986
Reinhold
Messner schafft seinen 14. Achttausender
Als
erster Bergsteiger der Welt hat Reinhold Messner alle 14 Achttausender
bestiegen und geht damit endgültig als erfolgreichster Alpinist
aller Zeiten in die Geschichte ein. Wie schon vorher beim Klettern
in den Alpen hat der gerade 60 Jahre alt gewordene Ausnahme-Bergsteiger
beinahe unfassbare Grenzleistungen vollbracht. Bereits viele Jahre
vor der offiziellen Einführung klettert der Südtiroler den
VII. Grad, durchsteigt schwerste Routen an den Himalajariesen im alpinen
Stil, führt atemberaubende Alleingänge durch und beweist,
dass auch der allerhöchste Punkt der Erde "by fair means",
also ohne künstlichen Sauerstoff, zu erreichen ist!
November
1987
Erste
(inoffizielle) Hallenweltmeisterschaft im Sportklettern
Im
Palais des Sports in Grenoble findet das 1. Championat Mondial
d'Escalade Indoor statt. Begleitet von Skepsis, Grundsatz- und
Regeldebatten, fanden sich die großen Namen der damaligen Kletterszene
ein. Jacky Godoffe, Beat Kammerlander, Gerhard Hörheger,
Lynn Hill und CatherineDestivelle, um nur einige
zu nennen, kämpfen um den Sieg in den Disziplinen Schnell- und
Schwierigkeitsklettern. 1991 findet in Frankfurt die 1. offizielle
(von der UIAA ausgeschriebene) Weltmeisterschaft im Sportklettern
statt.
März
1990
Lynn
Hill klettert als erste Frau Schwierigkeitsgrad X+
Die
amerikanische Ausnahmekletterin Lynn Hill wiederholt Rotpunkt
die Route Masse Critique (8b+/X+) im südfranzösischen
Cimai. Die überhängende, äußerst kraftraubende
Wandkletterei war erst wenige Monate vorher von Jean-Baptiste Tribout
erstbegangen worden. Wieder war ein Beweis erbracht, dass die Frauen
im extremen Sportklettern mithalten können!
Jänner
1991
Der
Lawinen-Airbag besteht den ersten Dummy-Test
Nach
mehrjähriger Entwicklungszeit gelingt der Durchbruch für
das ABS-System. Tüftler Peter Aschauer demonstriert
mit Dummys die Wirksamkeit seiner Erfindung: In Fließlawinen
haben Menschen mit dem bei Notfällen in wenigen Sekunden aufgeblasenen
Rettungsballon dank des Aufschwimm-Effekts deutlich bessere Überlebenschancen.
Seither sind etliche Fälle dokumentiert, bei denen eindeutig
der ABS-Airbag das Überleben ermöglichte.
April
1991
Felssturz
im Tal von Zermatt
Geschätzte
8 Millionen Kubikmeter Fels stürzen herab und überschütten
das Flussbett der Vispa. Hausgroße Felsbrocken fallen
auf Schienen und Straßen. Zentimeterhoch liegt Gesteinsstaub
auf den Wiesen, Häuser und Stadl werden zerstört, Vieh kommt
zu Schaden, aber glücklicherweise kein Menschenleben.
In solchen Momenten wird die ungeheure Dynamik der Gebirge aus Werden
und Vergehen deutlich. Geologische Prognosen und sichernde Baumaßnahmen
können den Prozess zwar nicht verhindern, machen den Aufenthalt
im Gebirge indes aber immens sicherer.
September
1991
"Ötzi" wird gefunden
Auf
ca. 3200 m Höhe entdecken Bergwanderer "Ötzi",
südlich unterm Hauslabjoch unweit der Fineilspitze. Die Eismumie
gewährt seither Einblicke in die Jungsteinzeit wie noch kein
anderer Fund zuvor. Verschiedenste Wissenschafts- bereiche können
aufgrund des über 5000 Jahre alten "Ötzi"
viele neue Ergebnisse erzielen oder bisher bekannte Fakten revidieren.
Der etwa 160 cm große Eistote wurde vermutlich 45 Jahre alt
und scheint wahrscheinlich Schafhirte gewesen zu sein. Bemerkenswert:
"Ötzi" besaß noch alle Zähne (ohne Kariesbefall!),
hatte aber eine Lunge wie ein starker Raucher wegen der offenen Feuerstellen.
August
1992
Hans
Kammerlander klettert alle Matterhorn-Grate in 24 Stunden
Insgesamt
rund 8.500 Höhenmeter bewältigt Hans Kammerlander mit
seinem Partner Diego Wellig an der formschönen Pyramide
von Zermatt. Kammerlander gehört zu den besten Allroundalpinisten
und Höhenbergsteigern unserer Zeit. Aus seiner Tourenliste:
> 60 Alleinbegehungen im VI. Schwierigkeitsgrad; ca. 50
Erstbegehungen > Eiger Nordwand (11,5 Stunden) - Matterhorn Nordwand -
Grandes Jorasses Nordwand > Drei Zinnen Nordwände - Marmolada Südwand -
Civetta Nordwestwand > Maestri-Führe am Cerro Torre in 17 Stunden > 13 der 14 Achttausender teilweise als erster mit Ski abgefahren
Mai
1994
Der
Dietmar Eybl-Preis wird ins Leben gerufen
Der
Dietmar Eybl-Preis würdigt Leistungen, die zur alpinen Sicherheit
beitragen. Im Focus der Juroren stehen beispielsweise innovative Neuentwicklungen
im Bereich Outdoor/Bergsport, die helfen das Risiko am Berg zu minimieren.
Preisträger waren bisher u.a. Heinz Zak, WernerMunter und PeterAschauer oder etwa auch 1995
die Österreichische Bergrettung (Kufstein) für die
Alpine Notrufsäule in 1.800 Meter Höhe. Der Preis geht zurück
auf den tragischen Lawinentod des Chefs von Sport Eybl, Dietmar
Eybl.