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Ausrüstung | Know How und Tipps | Packliste Winterwandern
Know How

lawinengefahrPfeilLawinen? Die wichtigste Überlegung Grundsätzlich befinden sich geräumte und als solche ausgezeichnete Wanderwege nicht in lawinengefährdetem Gelände. Wer will schon eine stille Winterwanderung mit der Angst vor Lawinen im Nacken machen? Dennoch: Wenn man abseits geräumter Wege oder Pisten unterwegs ist, sollte sämtliche Lawinenausrüstung mit dabei sein und damit umgegangen werden können. Im Winter überlebenswichtig: die Information über die Lawinenlage. Dank Internet gibt es heute keine Ausrede mehr: Per Mausklick sind Lawinenlageberichte selbst aus den entlegendsten Winkeln einfach und topaktuell abrufbar. Worauf zu achten ist in aller Kürze: Bei Lawinenwarnstufe 4 und 5 empfiehlt sich ein gutes Buch auf der sicheren Wohnzimmercouch; bei Stufe 3 Beschränkung auf als "lawinensicher" geltende Ziele oder den vertrauten Hausberg, wobei auch da mit viel Zeitpolster geplant, gefährliche Zonen umgangen und im Bereich der Aufstiegsspur abgestiegen werden sollte. Selbst bei Stufe 1 und 2 gelten maximale Vor(aus)sicht. Nicht übersehen: Bei der Beurteilung der Lawinengefahr ist auch die Geländestruktur wie Hangrichtung und -neigung, Wald, Fels, Kämme (Wächten!), freies oder vergletschertes Gelände etc. miteinzubeziehen. Die richtige Beurteilung der Lawinengefahr vor Ort, das optimale Verhalten bei lawinengefährlichen Verhältnissen und einer realen Begegnung mit dem Weißen Tod ist immer wieder aufs Neue zu erlernen bzw. aufzufrischen, am besten bei einem von den Naturfreunden oder dem Alpenverein angeboteten Lawinenkurs.
Klar auch die Frage nach den Wetterverhältnissen am Zielort. Aktuelle und regionale (Berg-)Wettervorhersagen bieten Wettertelefone bzw. Online-Angebote, wie sie bei BergNews aufgelistet sind; Webcams liefern einen "life"-Zustandsbericht vor Ort.

Pfeil Zeitmanagement Gerade im Winter muss sich jeder über die ständig lauernden Gefahren wie Lawinen, Schneelage, Wegbeschaffenheit, Ausrutschern, Wetterschlechterung, Kälte etc. bewusst sein. Durch die stark variierenden Bedingungen ist das Maß an Eigenverantwortung höher als in den anderen Jahreszeiten. Außerdem muss man daran denken, dass es im Winter schon um 16 Uhr fast dunkel ist! Was bedeutet: Viel weniger Zeit! All das macht ein umsichtiges Zeitmanagement samt angemessener Zeitreserve notwendig.

Dämmerung

Zu bedenken ist auch, dass der Aktionsradius für Winterwanderer im Vergleich zu Skitourengehern, die sich mit der Abfahrt doch einiges an Zeit ersparen, viel knapper bemessen ist. Schließlich muss man den mühsam erstapften Weg auch wieder zurück! Wer einmal eine längere Wegpassage durch tiefen Schnee gespurt hat, weiß, wie kräftezehrend ein solches Unternehmen sein kann. Hinzu kommt, dass auf vereister Route bereits harmlose Querungen Kopfzerbrechen bereiten können. Dementsprechend sollte der Zeitpolster noch großzügiger berechnet sein. Bei Schwächeerscheinungen sollte man umgehend kehrt machen, schließlich dauert der Rückweg genauso lang, wenn nicht länger als der Hinweg. Reinhold Messners Satz "Der siebte Schwierigkeitsgrad ist Umkehren" sollte perfekt beherrscht werden. Gerade im Winter kann ein stures Festhalten am Gipfelziel zum fatalen Verhängnis werden. Flexibiltät heißt das Zauberwort – nicht das (Gipfel-)Ziel zählt, sondern der Weg, das Vergnügen, der Naturgenuss.

Pfeil Weitere Gefahren Die größte Gefahr beim Winterwandern ist das Ausrutschen. Glatteis, fester Schnee oder ein unter dem Schnee verborgene feuchte Wurzel können einen Sturz provozieren. In tiefem Schnee geht es sich immer sicherer als auf harten, festgefahrenen Wegen (Grödeln!). Oft hilft es, einen halben Meter abseits im Tiefschnee zu gehen, wenn der Weg zu glatt ist.

Eine weitere Gefahr geht von Orientierungsproblemen aus. Wenn es frisch geschneit hat, ist der Weg nicht immer eindeutig zu erkennen, FeldwiesalmMarkierungen und Wegweiser können unter dem Schnee verborgen sein, Wege, die man im Sommer bestens kennt, können im Winter ganz anders aussehen und zum Verirren verleiten. Einmal verhatscht, besser umkehren und zum letzten bekannten Punkt zurückkehren und nochmals ansetzen, als sich vielleicht immer tiefer ins Schlamassel zu kämpfen. Das Spuren durch Steilgelände erfordert hohen Kraftaufwand und verbraucht nebenbei auch viel Flüssigkeit. Wanderer ohne Bergerfahrung und Orientierungssinn sollten ihre Tour insbesondere bei schlechten Sichtverhältnissen rasch beenden. Wer sich abseits der geräumten Forstwege bewegt, sollte sich generell über den Wegverlauf im Klaren sein und mit Karte und Kompass bzw. GPS umgehen können. Oft bleibt nur mehr der Spürsinn.

Zu bedenken ist weiters, dass sich die Wegbeschaffenheit von Stunde zu Stunde ändern kann. Was im Aufstieg gefroren, kann im Abstieg butterweich sein. Immer im Blick haben sollte man die Entwicklung des Wetters. Rasch einsetzende Wetterstürze wirken sich im Winter manchmal noch fataler aus als im Sommer. Dichtes Schneetreiben erschwert nicht nur die Orientierung, sondern kann in Verbindung mit Sturm auch zu empfindlichen Frostgraden führen. In diesem Fall sind Kompass und Höhenmesser in Verbindung mit einer Karte noch wichtiger als bei normalen Bedingungen.

Weitere Tipps

Pfeil Die wichtigsten Tipps für sicheres (Winter-)Wandern

  • Informationspflicht: Vor jeder Tour gehört es zu den absoluten Pflichten, Verwandte, Freunde oder den Hüttenwirt über das Tourenziel, den Weg und die geplante Rückkunftszeit zu informieren. Notfalls tut's auch ein Zettel im Handschuhfach. Schließlich will man ja im Fall des (Un-)Falles schnell gefunden werden. Genauso verlässlich sollte man sich wieder zurückmelden, will man nicht gesucht werden, ohne dass es notwendig wäre.

  • Nur markierte Wege benutzen! Wer sich abseits markierter Wege bewegt, stört die Umwelt (siehe unten).
  • Ökonomisch, rhythmisch und langsam gehen. Vor allem in tiefem Schnee kann man bei höherem Tempo schnell aus der Puste kommen. Faustregel: Wer schwitzt oder mit seinem Partner aus Atemnot nicht mehr sprechen kann, ist zu schnell unterwegs.
  • Auf Forststraßen bietet der Schneematsch in der Mitte einen besseren Halt als die eisglatten Spurrillen seitlich.
  • Aus Höflichkeit und Rücksicht sollten die Spuren der Skitourengeher nicht verwendet werden. Der hinten nachfolgende Skitourengeher wird es danken, wenn er eine "unverletzte" Spur vorfindet und nicht von Neuem spuren muss.
  • Bei zu tiefem Schnee ist von einer Winterwanderung eher abzusehen, eine Rodel oder ein Spaziergang tut's auch.
  • Frischer Schnee reflektiert das Sonenlicht zu 98 Prozent. Entsprechend hoch ist die UV-Belastung im Winter. Es sollte dahier nicht vergessen werden, sich vor Tour ordentlich und mit hohem UV-Schutzfaktor (ab 15) einzucremen. Für die Lippen sollte ein Lippenstift ab Schutzfaktor 20 verwendet werden. Genauso wichtig sind Sonnenbrille (dunkles Modell, das 100 & UV-A und UV-B Licht absorbieren kann).

Pfeil Umweltbewusstes Winterwandern

  • Wahl des Ausflugsziels: Die Entfernung des Ziels sollte in einer vernünftigen Relation zur Dauer des Aufenthaltes stehen.

  • Die erste Überlegung vor einer Tour sollte heutzutage immer dem Umwelt- und Klimaschutz gelten. Kann statt mit dem Auto nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln und/oder in einer Fahrgemeinschaft angereist werden? Tut es für die kurze Wochenendtour nicht auch einer der leicht erreichbaren Hausberge statt des weit entfernten? Können entlegene Ziele nicht zusammengefasst und innerhalb einer Urlaubswoche von einem Basislager aus angepeilt werden?
    Wenn mit Auto, dann vernünftig parken: Es sollten nur ausgewiesene Parkplätze benutzt werden. Möchte man auf einem Privatgrundstück parken, muss man beim Besitzer anfragen.

  • SteinbockSensible Winterlebensräume und Schutzgebiete für Wildtiere meiden: Bis dato relativ ruhige Rückzugsbereiche werden durch die Zunahme von Schneeschuhwanderern und -bergsteigern empfindlich gestört. Vor der Planung eines Ausflugs/einer Bergtour sollte man immer den Schutzgebietstatus (Nationalpark, Biosphärenpark, Naturschutzgebiet) des jeweiligen Ziels in Erfahrung bringen und sich über das richtige Verhalten in diesen Schutzgebieten informieren. In Schutzgebieten gelten spezielle Regeln, die strikt einzuhalten sind.

  • Im Wald und an der Waldgrenze auf den üblichen Skirouten, Forst- und Wanderwegen bleiben: Wildtiere flüchten bei unvorhersehbaren Begegnungen mit Menschen und verbrauchen dabei im Winter viel (manchmal zu viel) Energie. Wildtieren möglichst ausweichen, sie nur aus der Ferne beobachten, Futterstellen umgehen, keinen Fährten nachgehen.

  • Auf Wanderungen in der Dämmerung und/oder im Dunkeln ebenso verzichten wie auf sog. "Mondscheinwanderungen"; Gipfel, Rücken und Grate vor 10 und nach 16 Uhr meiden; gerade in der Dämmerung brauchen Wildtiere ihre Ruhe und einen ungestörten Zugang zu ihren Futterplätzen bzw. Einständen.

  • Hunde an die Leine! Auf eine Tour mitgenommene Hunde lassen Wildtiere wie Gämsen und Rehe wesentlich früher fliehen und sich auch wesentlich weiter weg vom Ausgangspunkt entfernen. Unangeleinte Hunde können die Fluchtstrecke sogar verzehnfachen! Das kann für Wildtiere wie Gämsen lebensbedrohlich sein

  • Lärm vermeiden Auch wenn man in größeren Gruppen unterwegs ist,sollte man sich ohne Lärm zu machen in der Natur bewegen – aus Rücksichtnahme auf Wildtiere und andere Natursuchende.

  • Abfall mitnehmen In der Natur sollte man keine Spuren hinterlassen,schon gar nicht in der sensiblen Hochgebirgswelt. Weggeworfener Abfall gefährdet viele Tiere, die sich daran verletzen oder daran ersticken könnten. Auch kompostierbare Speisereste sind wieder mit ins Tal zu nehmen: Unter den im Gebirge herrschenden Bedingungen geht der biologische Abbau viel, viel langsamer voran als in niedrigen Lagen. Mehr Umwelttipps in den kostenlosen Broschüren der Naturfreunde "Fair zur Natur"

So wünsche ich dir genussreiche und vor allem gelungene Winterwanderungen! Komm gesund wieder zurück!
Bilder: Bergnews-Redaktion, Shutterstock.com (Gertjan Hooijer, Simon Krzic, Jaroslaw Grudzinski)
Text/Kontakt: Thomas Rambauske
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