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Giftschlangen

Verbreitung
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Vergiftungssymptome
Erste Hilfe
Vorsorgemaßnahmen
Giftschlangen, Teil 2

Gift - Vergiftunssymptomatik - Erste Hilfe - Vorsorge - Literatur - Links

Von Dr. Dagmar Wabnig

Gift

Das Gift ist eine wässrige, farblose bis gelbliche, geruch- und geschmacklose Flüssigkeit mit toxischen sowie enzymatischen Eigenschaften. Enzyme dienen der Verdauung, können aber auch als Toxine wirken, indem sie in die Blutgerinnung eingreifen oder Gewebe zerstören. Das Gift wird über die mit einem Kanal ausgestatteten Giftzähne auf das Opfer übertragen. Ungiftige Nattern haben keinen Kanal in den Zähnen und können daher das Gift, das sich im Speichel befindet, nicht übertragen.

  • Toxine: Neurotoxine, d.h. Nervengifte, greifen das periphere Nervensystem an und führen zu Muskellähmungen, in weiterer Folge auch zu Atemmuskellähmungen.
  • Enzyme: Dienen der Vorverdauung der Beute. Einige greifen jedoch das Gerinnungssystem an und führen so zu einer Ungerinnbarkeit des Blutes. Die Opfer sterben daher an inneren Blutungen.
    Dieser Effekt wurde auch schon therapeutisch bei der Behandlung von Thrombosen und Erfrierungen genutzt.
    Außerdem kann es auf den Kreislauf wirken und zu Blutdruckabfall führen.

Hornviper
Hornviper

Vergiftungssymptomatik

  • Neurotoxische Wirkung: Dieses Gift ist bei Giftnattern und Seeschlangen sowie bei der südamerikanischen Klapperschlange verbreitet. Die Lähmung beginnt mit einer Augenmuskellähmung, die sich in einem starren Blick sowie einer Ptosis, d.h. einer Lähmung der Augenlider, äußert und durch Lähmung der Atemmuskulatur zum Tod führt.

  • Muskulaturschädigende Wirkung: Bei Seeschlangen und einigen australischen Giftnattern. Das Enzym greift die quergestreifte Muskulatur an und zersetzt sie. Typisch sind Muskelschmerzen und ein dunkelbrauner Urin. Dieses Gift kann zu Nierenversagen führen.
  • Störung der Blutgerinnung: Tritt bei Bissen der Vipern und Grubenottern auf. Die Ungerinnbarkeit des Blutes kann Wochen andauern. Erste Zeichen sind Schleimhautblutungen, der Tod kann durch innere Blutungen eintreten.
  • Schwellung und Gewebszerstörung: Besonders bei Grubenottern und Vipern, wobei es neben einem massiven Ödem zu Blasenbildung und Gewebsnekrosen kommen kann. Durch den Flüssigkeitsverlust besteht auch immer Schockgefahr.
  • Herz–Kreislaufbeschwerden: Treten sowohl bei Bissen durch Giftnattern als auch durch Vipern und Grubenottern auf. Durch Flüssigkeitsverschiebung kann es zu Schockzuständen kommen.
  • Allergische Reaktion: Wenn es bereits früher zu einem Schlangenbiss gekommen ist.

Erste Hilfe

Nach einem Biss durch einheimische Giftschlangen treten bei allen Arten meist innerhalb von 2 Stunden Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall auf. Das Opfer ist blass, der Puls beschleunigt. Selten kann es zu Bewusstlosigkeit und allergischen Reaktionen kommen.

Achtung! Alte Behandlungstechniken wie Einschneiden der Wunde, Aussaugen des Giftes und Abbinden der Extremität sollten nicht mehr durchgeführt werden!

  1. Beruhigung des Bissopfers
  2. Ruhigstellung der betroffenen Körperstelle
  3. Entfernung von Schmuckgegenständen
  4. Rascher, wenn möglich liegender Transport in das nächste Krankenhaus.
  5. Flüssigkeitszufuhr, am besten in Form von Wasser
  6. Beobachtung der Kreislaufsituation, Schockbekämpfung, wenn erforderlich Beatmung und Herzmassage.
  7. Bandagieren des Armes und Beines mit einer elastischen Binde von der Bissstelle herzwärts. Diese "pressur/immobilization technique" wird in Australien bei Bissen durch Giftnattern erfolgreich praktiziert, da die Freisetzung des Giftes in den Körper verzögert wird:

    pressur/immobilization technique
    Diese Technik sollte allerdings nicht bei Bissen durch Vipern und Grubenottern angewandt werden, da diese Gifte lokale Gewebsschäden verursachen.
  8. Anwendung von Antiseren: Hier wird zwischen Einzelgift- und Kombinations-Seren unterschieden. Meist sind jedoch die Nebenwirkungen dieser Seren stärker als die Giftwirkung, wodurch es nicht selten zu anaphylaktischen Reaktionen kommt. Sie können daher nur angewandt werden, wenn intensivmedizinische Maßnahmen möglich sind.
  9. Im Krankenhaus intensivmedizinische Betreuung, Kontrolle der Blutgerinnung, eventuell chirurgische Intervention bei starken Ödemen.

Vorsorgemaßnahmen

Die meisten Schlangen sind sehr scheu und flüchten schon bei der leisesten Erschütterung. Sie hören nichts, sehen sehr schlecht, riechen durch Züngeln und reagieren in erster Linie auf Erschütterung.

  1. Man soll genau schauen, wohin man tritt, greift oder sich setzt.
  2. Festes Schuhwerk und lange Hosen tragen.
  3. Bei einer Konfrontation mit einer Schlange ruhig stehen bleiben.
  4. Nicht im Freien auf der Erde liegen, da die Schlange die Wärme sucht und man morgens unverhofft z.B. neben einer Klapperschlange liegen kann.
  5. Schuhe und Strümpfe vor dem Anziehen ausschütteln.
  6. Die Schlange nach einem Biss wenn möglich identifizieren und sie nicht töten.

Zusammenfassung

In Europa ist die Gefahr, durch den Biss einer Giftschlange schwer oder lebensbedrohlich zu erkranken, gering. Am Kletterfelsen Rabenstein bei St. Paul ist zum Beispiel noch nie ein Kletterer gebissen worden, obwohl sich gern Hornvipern am Kletterfelsen sonnen.

Der Kletterfelsen Rabenstein bei St. PaulHornviper
Der Kletterfelsen Rabenstein bei St. Paul und eine Hornviper

Wenn man jedoch nach Australien, Afrika oder Amerika fährt, ist die Gefahr eines lebensbedrohlichen Schlangenbisses weit größer.
Die giftigsten Schlangen der Welt leben in Queensland (Australien). Das Gift der Inland Taipan, Small-scaled oder Fierce snake könnte beispielsweise 250.000 Mäuse töten. Die zweitgiftigste Schlange, die Common Brown Snake verursacht in kürzester Zeit Kopfschmerzen und Blutgerinnungsstörungen. Begegnungen mit Giftschlangen sind aber auch in den USA nicht selten. So kann es einem passieren, dass man beim Klettern im Yosemite Nationalpark plötzlich einer Klapper- oder Korallenschlange gegenübersteht. Warnschilder in den amerikanischen Nationalparks weisen auf diese Gefahr hin.

Der El Capitan im Yosemite Nationalpark, USA
Der El Capitan im Yosemite Nationalpark, USA

Bei Reisen nach Südamerika, in den Dschungel oder nach Afrika ist die Gefahr, einer Giftschlange zu begegnen, ebenfalls gegeben. Man sollte sich daher vor Antritt einer Reise über die vorkommenden Giftschlangen informieren, z.B. im Internet oder in Büchern.
Beachtet man jedoch die Vorsorgemaßnahmen, braucht man keine Angst vor Schlangenbissen zu haben, die Reise wird zu einem schönen Erlebnis und endet nicht auf der Intensivstation eines Krankenhauses.

Internetlinks

www.reptiles.de
www.tierdach.de
www.gifte.de/schlangen.htm
www.aquarium-bbs.de/reptile/allgemein
www.tiere-afrikas.de/nyoka1.htm
www.dght.de/amphrep/schlangen/schlangen.htm
www.tierundnatur.de
www.reptilienwelt.at/schlangen.htm
www.usatourist.com/deutsch/adventure/snakes.html
www.siam-info.de/german/schlangen.html
www.vipern.de
www.safariteam.de/schlangen.htm

Literatur

  • Blaha H., Germer W.D., Huber H.C., Stickl H., Werner G.T.: Infektions– und
    Tropenkrankheiten.
    Springer Verlag, Heidelberg 1982
  • Hanewald Roland: Das Tropenbuch. Jens Peters Publikationen, Berlin 1991
  • Mebs Dietrich: Gifttiere. Wiss.Verl.Ges. Stuttgart 2000
  • Sutherland Struan K.: Venomous Creatures of Australia. Melbourne Oxford University Pres, 1997
  • Dagmar Wabing: Sagenhaftes Lavanttal. Eigenverlag, 2001 Wolfsberg
  • Dagmar Wabnig: Sagenhaftes Wasser. Eigenverlag, 2003 Wolfsberg
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Dr. Dagmar Wabnig
Ärztin f. Allgemeinmedizin und Notärztin
A-9400 Wolfsberg
dwabnig@aon.at


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