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Das wilde Herz ItaliensGran Sasso

Durch die Abruzzen durch das Campo Imperatore bis Capestrano

7-Tages-Tour, August 2008

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Capestrano
Schweißtreibend hoch ins schön gelegene, aber hotelfreie Capestrano.

Tag 7

Castel del Monte (1346 m) – Ofena (531 m) – Capestrano – Agriturismo Il Guerriero

HU Pfeil up ca. 150 m, pfeil down ca. 800 m
GZ 4 Stunden

Gestrüpp
Dschungeltrek vom Dornigsten ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ofena
Stilles, schattiges Ofena

 

Capestrano
Capestrano
Wir beschließen, die heutige Tour intuitiv anzulegen, also soweit gehen, wie wir wollen und stehen zu bleiben, wo es uns gefällt – einzige Anforderung: am Ziel muss es eine Haltestelle für einen Bus nach Pescara geben.

Erstes Zwischenziel: Ofena. Vom Dorfplatz in Castel del Monte wird den Schildern nach der Campingplatz im Süden der Stadt angepeilt. Im Südwesten erscheint ganz nah die Burgruine Rocca Calascio, die höchstgelegene Festung der Abruzzen, die schon in der Broncezeit besiedelt war und um 1000 errichtet wurde. Die Ruine empfiehlt sich übrigens als Ausflugsziel, so man länger in Castel verweilt. Wo die Hauptstraße eine Kurve nach Süden vollführt, lenkt ein Wegweiser gen Ofena auf eine Schotterstraße. Von dieser sollte kurz danach rechts der Weg 272 von der Straße abbiegen, verfehlt man diese Abzweigung und will man den Fehler durch eine "Abkürzung" durch die Botanik wieder gut machen, landet man unweigerlich in dornigem, undurchdringlichem Dschungel. Und sieht nach einer Stunde so aus:

Wadln
Blutige Wadln sind das Resultat unserer Odyssee durchs Dornengestüpp.

Also unbedingt diesen Weg 272 suchen, der ins Freddano-Tal und nach Ofena hinableitet. Ofena ist im Vergleich zu Castel del Monte ein eher verschlafendes Nest, allerdings mit Bar und Greißlerladen. Nun zwei Möglichkeiten: entweder nach Forca di Penne oder nach Capestrano. Nachdem es in Forca di Penne keinen Anschluss ans öffentliche Verkehrsnetz gibt, wir aber die Tour beschließen und nach Pescara wollen, wählen wir Capestrano als Endstation des heutigen Tages. Und begehen einen entscheidenden Fehler. Verwöhnt von den leeren Betten der letzten Etappenorte, nehmen wir sicher an, dass es direkt in Capestrano Hotels mit einer Menge freier Zimmer gäbe und traben nichts ahnend drauf los. Wir durchqueren Ofena und steigen von der gebirgigen Gegend der Abruzzen in ein breites, landwirtschaftlich genutztes Tal ab. Dort auf Feldwegen und Straßen fast endlos und anstrengend ob der Hitze zwischen Feldern und Olivenhainen dahin, ehe etliche schweißtreibende Höhenmeter nach Capestrano hoch führen. Erschöpft und ausgedörrt genehmigen wir uns am malerisch angelegten Hauptplatz Eis und Kaffee. Neben uns drei Italiener, die wir fragen, wo es hier denn Nächtigungsmöglichkeiten gäbe. "Keine Hotels in Capestrano, erst drei Kilometer weit entfernt im Agriturismo Il Guerriero", lautet die niederschmetternde Antwort. Nochmals drei Kilometer, auf Straße, in dieser Hitze? Unmöglich, wir sind fix und fertig. Was nun kommt, ist symptomatisch für die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Italiener: Als das Trio von vorhin unsere Enttäuschung merkt, kommt es auf uns zu, öffnet die Tür seines kleinen Fiats und bittet uns einzusteigen, man würde uns zum Agriturismo bringen. Dem nicht genug, übernehmen sie für uns auch noch die Verhandlungen mit der, des Deutschen und Englischen nicht mächtigen, Wirtin, sodass wir unkompliziert zu einem sehr bequemen Zimmer kommen – und zu vorzüglichen Lammspießchen! Das Agriturismo Il Guerriero liegt zwar nicht ganz so idyllisch im Niemandsland an einer Straße, aber die Bewirtung, der Preis und die Qualität des Essens stimmen 100%.


Schwierigkeiten:
Bis auf die obligaten mangelhafte Markierung keinerlei Schwierigkeiten – außer man verfehlt den Weg nach Orfena. Eine vermeintliche Querfeldein-Tour wird dann zur furchtbaren, wadlblutigen Odyssee durch dorniges Gestrüpp.
Gesamthöhenmeter:
pfeil down ca. 800 m, Pfeil up ca. 150 m
Gesamtgehzeit:
4 Stunden
Beste Jahreszeit:
Die beste Jahreszeit für die Abruzzen ist sicher der kühle, von der blühenden Flora gefärbte Spätfrühling; wer wie wir im Hochsommer unterwegs ist, muss mit Hitze rechnen, die wir aber nicht als quälend empfunden haben.
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Auftankmöglichkeiten in Orfena und Capestrano; Übernachtung in Agriturismo Il Guerriero, 3 km von Capestrano entfernt
Literaturtipp:
Christoph Hennig: Wilde Wege, stille Dörfer – Wanderungen in den Abruzzen. 2007, Rotpunktverlag, ISBN 978-3-85869-346-4
Karte: