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Wenn der Wächter schläft ...

Torsäule

2587m, Hochkönig/Berchtesgadener Alpen

Die Torsäule

Von Thomas Rambauske

Intro

Wer den Hochkönig von Osten her besteigt, muss an jener gewaltigen Felspyramide vorbei, die sich immerzu ins Blickfeld drängt, als sei sie mächtiger als der König selbst. Es ist aber nur der Wächter des Hochkönigs - die Torsäule, ein kühner, stolzer Felsturm, uneinnehmbar, so scheint es. Nein, alles nur Tand und Eitelkeit! Dieser Riese hat ein weiches, sehr weiches Herz, mit dem richtigen Schmäh und der passenden Taktik lässt er sich überrumpeln wie ja auch der König selbst. Ein Schlupfloch über seine Ostflanke erlaubt es, ihm gleichsam via Hintereingang auf die Pelle zu rücken und zu jenem herrlich stillen Schau-Platz zu gelangen, der nur den Berchtesgadener Berg-Gourmets und - den Frechen gehört.


Aufstieg

Arthurhaus (1502m) - Mitterfeldalm (1654m) - Unteres Ochsenkar - Ochsenriedel - Torsäule (2587m)

HM ca. 1085 m / GZ 3-4 Stunden

 

Sonnenaufgang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Weg über den Gipfelhang zum Top der Torsäule

Vorweg gleich ein Tipp: Wer wirklich alleine sein will bei dieser Tour in den Vorhof des Königs und die ganze Erhabenheit des Hochkönigstocks erleben möchte, sollte im Sommer etwa im ersten Morgengrauen beim Arthurhaus (Parkplatz) starten. Bei stillem Dämmerlicht schlendert man dann auf breitem Weg über den Mitterbergsattel zur Mitterfeldalm, die dann gerade am Erwachen ist (45 Minuten). Dort werden - müssen! - wir dann bei unserer Rückkehr Halt machen und eines der köstlichen Schmankerln genießen, die diese Alm anbietet.

Vorerst gilt unsere Aufmerksamkeit aber noch dem Weiterweg um den Ost-Pfeiler des Hochkönigmassivs, der Mandlwand, herum. Zuerst auf markiertem Steig (Hochkönigweg) höhengleich nordwestwärts weiter, ansteigend durch die steilen Lawinenhänge der Mandlwände und in die Mulde des Unteren Ochsenkares. Dort färbt sich auch schon der Horizont, purpurrot zuerst, dann aufhellend, gelb, die Sonne als kleiner Glutball - das Schauspiel des Sonnenaufgangs sehen wir uns in aller Ruhe an, aus der ersten Reihe, fußfrei. In diesen Momenten der Verwandlung wird einem dankbar bewusst, warum es uns Bergsteiger immer wieder hinaus- und hinauftreibt.
Aus dem Ochsenriedel vor uns baut sich dräuend unser Ziel auf, gewaltig, hoch und steil aufragend: die Torsäule.

Torsäule aus dem Ochsenriedel gesehen

Leise schleichen wir uns an seinen Südfuß heran (ca. 5 Minuten von den Ausläufern SO-Rampe - auch über sie gibt es einen, wenn auch steileren Weg), wo wir spärlich rote Markierungen und Steigspuren erkennen (2 Stunden). Nur nicht aufwecken den schlafenden Wächter ...!
Harmlos einfach geht's bergan, nur Schein und Tand das abweisende Gehabe des Möchtegern-Königs, ein Schaf im Wolfspelz sozusagen. Sicher, es gibt schwerere Kletterrouten hier, aber die überlassen wir getrost den Spinnenmenschen. Wir steigen über kurze, aber steile und manchmal mit Gras durchsetzte Schrofenabsätze auf den ebenen, mit Gras bewachsenen Vorrücken (20 Minuten). Von hier führen Steinmandln über unschwierigen Felsen zum Gipfelkreuz.
Den Ausblick möchte ich hier nicht schildern, man muss ihn selbst erlebt haben! Nur soviel sei gesagt: Einen besseren Schau-Platz findet man selten in den Berchtesgadener Alpen. Selbst der König erscheint von hier aus demütig und klein.

On Top


Abstieg:

W.o.

GZ 3 Stunden

Als Abstieg wählen wir den Aufstiegsweg, das ist am sichersten, nur keine Experimente. Natürlich wäre es nun möglich von hier aus auf den Hochkönig selbst zu marschieren (+ 2 Stunden), wir haben aber genug für heute und steigen ab, zumal schon Karawanen von Pilgern unterwegs sind zu Eurer Majestät. Und schließlich erwartet uns ja noch die Mitterfeldalm mit ihrem Kaiserschmarren ...


Mitterfeldalm

Schwierigkeiten:
Kletterschwierigkeit bis I
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober
Gesamtgehzeit: ca. 6-7 Stunden
Höhenmeter: Etwa 1000m in Auf- und Abstieg
Kinder: Ab 14, sicherheitshalber Seilsicherung mitnehmen!
Ausrüstung: Pack-Checkliste >>>
Einkehrmöglichkeiten: Arthurhaus, Mitterfeld Alm
Karten: Freytag & berndt, WK 103 (Pongau-Hochkönig-Saalfelden); AV-Karte 1:25.000, Nr. 10/2 (Hochkönig-Hagengebirge)
Adresse: Mühlbach/Hochkönig: Tel. ++43/6542/74100-233
Fax -234; E-Mail: bergreich4@hochkoenig.at
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