Der
MustaghAta (= "Vater der Schneeberge")
liegt im Übergangsbereich des Pamir zum Kunlun
Shan-Gebirge,in der chinesischen Provinz Xinjian
und dominiert mit dem Kongur Shan, 7719m, das Gebiet der
Taklimakan Wüste.
Technisch
bietet dieser Berg keine nennenswerten Schwierigkeiten, allein
die Höhe hat es in sich - 7546 Meter sind kein Honiglecken.
Nur absolut selbstständige Alpinisten sollten an dieser Expedition
teilnehmen, ist am Berg doch ein hohes Maß an Eigenverantwortung
und Entscheidungsfähigkeit gefragt. Überdurchschnittlich
gute Kondition, beste Gesundheit und eine ausgezeichnete
Skitouren-Erfahrung sind absolute Voraussetzung für
den 49-höchsten Berg der Welt.
Zu
den Kriterien des Mustagh Ata zählt auch dasäußerst
wechselhafte undmitunterfrostig-stürmische
Mikroklima und die damit verbundenen, sich schnell verändernden
Wetterverhältnisse. Da unser Berg am Übergang von
der wüstenähnlichen Steppe Kirgistans zu den eisigen Höhen
des Karakorums liegt, kann ein sonnenwarmer Tag innerhalb einer
halben Stunde zu einem stürmischen, eiskalten Inferno ausarten
- und umgekehrt.
Die
Reisedauer der hier vorgestellten Expedition beträgt 30
Tage, der Berg selbst lässt sich bei guten Verhältnissen
in 10-12 Tagen besteigen (wir haben zwar nur 8 Tage benötigt,
was ich jedoch aus unten erläuterten Gründen nicht empfehlen
möchte).
Schon
die Anfahrt ist ein Abenteuer für sich, durchquert man doch
drei Länder, die gegensätzlicher nicht sein können:
Kasachstan, Kirgistan und China. Wir verlassen
das Flugzeug in Almaty, derehemaligen Hauptstadt
Kasachstans, fahren weiter über Bishkek (Hauptstadt
Kirgistans), halten am idyllischen Issyk Kul-See, überqueren
den Tourugart-Pass in Richtung China, logieren für
eine Nacht in Kashgar und beenden die Anreise in Shubash
am Kara Kul-See (von dort zu Fuß ins Basecamp).
Ich
wollte diese Reise zunächst per Internet und E-Mail organisieren,
holte von chinesischen und kirgisischen Agenturen Angebote ein,
rechnete nach und bemerkte, dass der Ruefa (vormals Verkehrsbüro) genauso preiswert
war (inklusive allen Transfers, Transporten, örtlicher Reisebetreuung,
Unterbringung in Mehrbettzimmern, Vollpension, Zelte + Service im
Basislager, Bewilligung für Besteigung und Grenzen etc.!) wie
jene aus Kirgistan und China. Nachdem ich das VK bereits von der
Expedition auf den Pik Lenin her
kannte und damals schon äußerst zufrieden war, nahm ich
wieder Kontakt mit Bernhard Letz, dem Organisator der Ruefa-Berg-Reisen,
auf. Und ich muss mit aller Aufrichtigkeit sagen: Die Expeditionwar wieder phantastisch organisiert, da gab es nichts
zu beanstanden, außer dass das Bier in China untrinkbar
war ...! Lob, Lob, Lob.
Die
Vorteile einer kommerziellen Reiseorganisation gegenüber
der privaten liegen klar auf der Hand: Man braucht sich um nichts
zu kümmern, kann die Zeit statt für bürokratische
Hürdenläufe zum Trainieren verwenden; weiters
ist Verlass darauf, dass die vielen formalen Limits erfüllt
werden - gerade in China kann ein einziger Formfehler fatale
Folgen haben (z.B. Visum ...); bei Missgeschicken wie Gepäcksverlust
(persönliche Erfahrung siehe unten), Verletzung oder
ähnlichem kann eine große Dachorganisation wie das Verkehrsbüro
mit ihren eingespielten Kontakt-Kanälen eher helfend einspringen
als Tante Greti und Onkel Rudi zu Hause.
Last
but not least die weiteren Hauptakteure der Unternehmung "Mustagh
Ata": Hubert, der singende Salzburger, Hannes,
Bernhard und Otto, die drei trinkfesten Steirer, Günther,
der predigende Sachse, und Philip, die wandelnde Enzyklopädie
- allesamt gesellige, lockere und elitäre Bergsteiger, mit
denen man durch Dick und Dünn gehen konnte.
Tipp:
Alles am Körper beim Einchecken! Skischuhe, Daunenfetzen,
Fleecejacke, T-Shirts, Fäustlinge, also sämtliche Kleidung anziehen,
Schlafsack um den Hals, Seil um die Schultern, Ski anmontieren,
Zelt aufgestellt hinterherschleifen!
Mein
Gepäck! Ich habe mein Gepäck wieder!
Tachmina!
Vorsicht
beim Gepäck! Zwar hat das Österreichische Verkehrsbüromit der Lufthansa etwa 8 Kilo zusätzliches und kostenfreies
Gepäck über die Freigepäcksgrenze (20 kg exklusive
Handgepäck von 8 kg) ausgehandelt, trotzdem kommt man mit Ski-Ausrüstung,
Seil, Zelt, Schlosserei etc. kaum unter 40 kg.
Beim
Rückflug von Almaty aus hatten wir hingegen keinerleiProbleme (weil die Waagen die 40 Kilo nicht schafften?! ...).
Nach
dem etwa 7-stündigen Flug
nach Almaty empfängt uns die kirgisische Studentin Tachmina,
eine deutsch sprechende Vertreterin von jenerAgentur, die
sich im Auftrag des VKs um uns kümmerte. Sie wird uns in ausgezeichneter
und charmanter Weise bis zur chinesischen Grenze als Babysitterin begleiten
- und es gibt keinen in der Gruppe, der nicht in sie verknallt gewesen
wäre ... Tachmina, oh Tachmiiiina!
Gepäck
über Bord!
Ach
ja, erwähnen sollte ich noch, dass mein Gepäck verschwunden
war, als ich es nach dem Verlassen des Flugzeugs in Empfang nehmen wollte:
Jener Seesack, für den ich 430 Euro Übergewicht berappen musste
- Daunenausrüstung, Zelt, Kocher, Expeditionsnahrung, Schlafsäcke,
Schlosserei - verschwunden, vergessen, über Bord ... eine Kleinigkeit
... nur nicht aufregen ... nicht die Nerven verlieren ... ruuuhig bleiben
- ruuuhig -
H
i i i i i l f e e e !
Im
Prinzip hätte das das Ende meiner Expedition bedeuten können
- wenn ich nicht mit dem Verkehrsbüro gefahren wäre: Nachdem
Tachmina von Almaty aus vergeblich alle verfügbaren Hebel
in Bewegung gesetzt hatte, schaffte es unser VK-Mann Bernhard Letz
von Wien aus (!), 1) mein Gepäck in der unendlichen Weite des
Frankfurter Flughafens aufzuspüren, 2) es nach Almaty
transferieren und 3) so schnell durch Kasachstan und Kirgistan
schleusen zu lassen, dass ich es noch während der Anreise (!)
zum Basislager an der chinesischen Grenze in Empfang nehmen konnte.
Ohne
VK gäbe es an dieser Stelle wohl nur einen Bericht über den Flug
nach Almaty und retour.
Tag
2
Almaty
- Bishkek - Cholpon Ata/Issy Kul-See
Von
l. n. r.: Hannes, Bernhard, Otto, Hubert, Tachmina, oh Tachmiiiina, Günther,
Philip
Am
Meer Kirgistans ...
Per
russischem Laster holpern wir noch in der Nacht in Richtung Bishkek
(4 Stunden) und weiter nach Cholpon Ata am Issyk Kul-See
(= "Warmer See"). Cholpon Ata ist eine typische Touristenstadt,
vergleichbar mit Bad Ischl oder St. Wolfgang. Touristen aus aller Herren
Ländern geben sich hier ein Stelldichein, dazu ein herrliches Berg-Panorama,
geräucherte Fische, gutes Bier und Tachmina, oh Tachmiiiina!
Wie sehr genießen wir den Nachmittag am Sandstrand dieses kleinen
Meeres, kehren abends noch in eine Schaschlik-Bar ein, bevor wir müde
in die Betten eines gemütlichen Guest Houses fallen (= typische
kirgisische Pension mit blumenreichem Innenhof, sauberen Zimmern, Dusche
und gutem Essen).
Achtung:
Letzte Möglichkeit, zu vernünftigen Kursen Yen bzw. Dollar einzuwechseln!
Nach
der Besichtigung eines Freiluftmuseums mit etwa 4000 Jahre alten
Felsritzereien (Petroglyphen), besteigen wir wieder den Bus und
durchqueren die immer farbenprächtiger werdende kirgisische Landschaft.
Hier schließen sich uns drei Tschechen an: Hans, Hans
und Hans, fürderhin die "drei Hänse"
genannt. Frag' mich aber keiner, wer welcher Hans ist!
Nach 5 Stunden erreichen wir Naryn, einen alten Handelsstützpunkt.
Wir übernachten origineller Weise in Jurten (= große,
mobile, mit 5-6 lausfreien (!) Betten (!), Tisch und Hockern ausgestattete
Zelte mongolischer Nomaden).