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Am Ursprung der Myra

Unterberg

Forumstour, Wiener Hausberge
27. Sept. 2003

Maria Einsiedel

Text: Kiowa, Bilder: Christian Wieser

Auf der Südost–Tangente herrscht noch wenig Verkehr und so erreiche ich die Einfahrt in das Piestingtal nach 45 Minuten Fahrzeit. Durch die Berglandschaft bei Pernitz ziehen tiefhängende Wolken und hüllen die Bäume mit ihren Dunstschleiern ein. Die Sonne dringt mit ihren Licht durch die Täler und wirft ihre Strahlen auf die grünen Hänge. Keine Menschenseele ist auf den Straßen zu sehen. Friedlich grasen die Tiere auf ihren Weiden, während ich aufmerksam den Verlauf der Fahrbahn folge.
In Pernitz, dem Heimatort der Skirennläuferin Michaela Dorfmeister, verlasse ich die B21 und biege rechts nach Unterberg ab. Manchmal habe ich das Gefühl nicht auf dem richtigen Weg zu sein, die Strecke zieht sich ein wenig. Doch mit einem Mal ist die Fahrt zu Ende und zu meiner Rechten liegt das Kassahäuschen für den Skilift, der Treffpunkt für unsere heutige Tour.

PistengeländeEinige Autos stehen wie aufgefädelt am Parkplatz, völlig zugedeckt vom Tau der vergangenen Nacht. Die Stille an diesen frühen Morgen ist fast unheimlich, ich höre sogar die einzelnen Blätter von den Bäumen fallen, die einige Meter entfernt stehen. Die Stille wird nur von den verschiedenen Stimmen der Vögel durchbrochen, kein Windhauch bewegt die Äste der Bäume. Diese Einsamkeit und die Ruhe ist für mich, einen Wahl-Städter, keine Selbstverständlichkeit. Ich lasse diese Impressionen auf mich einwirken, bis ein sich näherndes Fahrzeug mich aus den Träumen reißt. Es ist mein Wanderpartner Christian, der vor der ausgemachten Zeit erscheint. Wir warten, ob sich doch noch jemand zu uns gesellen würde, aber der Abmarsch erfolgt dann doch nur im Duett.

Ich fahre mit Christian Die Talabfahrtzum Ausgangspunkt unserer Wanderung, mein Auto bleibt als Taxi zurück. Der Weg beginnt sofort mit einem sehr steilen Aufstieg, von 595m geht es rauf auf den Enziansteig. Der Weg ist gut und blau gekennzeichnet. Wir queren den Pfad 404/206, den wir in südwestlicher Richtung folgen. Auf 952m passieren wir das Bettelmann-Kreuz und halten uns an die Markierung 231. Mittlerweile geht es wieder aufwärts, doch die schöne Aussicht vom Kirchwaldberg auf 1067m belohnt für die Mühe. Der Gipfel des Unterbergs liegt in so weiter Ferne, dass ich glaube, wir würden eine Zweitagestour veranstalten. Für einen Augenblick scheint meine Moral angeschlagen, doch ich habe den Willen mein Ziel zu erreichen.

Ab nun geht es wieder den Berg hinab auf 959m, die rote Markierung ist fast nicht zu übersehen, wir folgen unbeirrt diesen Leitmalen durch den Wald. Gelegentlich treffen wir auf Wanderer, die wir an diversen Weggabelungen wieder aus den Blicken verlieren. Eine Straße, die nur für Geländefahrzeuge tauglich ist, verschafft mir mit seiner Steigung den nächsten Schub an Transpiration. Mit ein bisschen Durchhaltevermögen überwinde ich auch diese Etappe. Christian, ein sportbegeisterter Mensch, hat überhaupt keine Mühe den Berg zu erklimmen.
Blick vom Gipfel gen Norden ...Der Wald lichtet sich etwas und wir stehen vor der Skipiste des Unterbergs, die sich als letzte Strapaze für mich herausstellen sollte. Ich setze Schritt auf Schritt, so als ob ich mich auf hochalpinem Terrain bewegen würde ..., aber ich bin noch immer unterwegs auf den Unterberg. Der Hang ist scheinbar endlos, ich setze noch immer einen Fuß vor den anderen. Ich erspähe den letzten Anstieg zum Grat und frage Christian vorsichtig, ob wir nun in Gipfelnähe seien, was er zu meiner Zufriedenheit bestätigt. Dieser Umstand verleiht mir Flügel, ganz ohne Red Bull.

Auf den letzten Metern zum Gipfelkreuz bläst kühler Wind, die warme Sonne kompensiert diesen Umstand allerdings. Es ist zehn Minuten nach 12.00, als wir am Gipfel des Unterberges stehen Wir legen unsere Rucksäcke ab und lassen die Blicke in die Ferne schweifen. Christian macht ein paar Fotos für das Forum, dann brechen wir zum Abstieg auf. Das Unterberg SchutzhausWir benötigten für den Aufstieg 3,5 Stunden, jetzt geht es steil einen Hang aus Gras hinunter zum Unterberg Schutzhaus auf 1170m. In wenigen Minuten sind wir unten angelangt und beschließen, uns in die Gaststube zu setzen, obwohl auf der Terrasse noch ein Tisch frei wäre. Die Hütte macht einen gemütlichen Eindruck, das Personal ist freundlich, das Essen gut und die Preise stimmen auch.
Langsam füllt sich der Gastraum mit Wandersleuten, die hier ihre „Akkus“ wieder aufladen wollen. Nach gemütlicher Rast beginnen wir den Abstieg entlang einer Forststraße, die wir nach einer Viertelstunde wieder verlassen und der roten Markierung nachgehen. In zügigem Tempo geht es talwärts, nach einer Stunde passieren wir die Miralucke auf 694m. Von dort sind es nur ein paar Minuten zu meinem Auto. Wir fahren zum Einstieg zurück, wo Christian seinen Wagen abgestellt hat. Wir verabschieden uns bis zur nächsten Tour, bei der wir uns mit Sicherheit wieder treffen werden. Heute hat alles gepasst, das Wetter war ideal, das Tempo stimmte, wir verstanden uns prima – eine stille, aber umso tiefer empfundene Wanderung.

Die Myra

Die Faszination ungebändigten, ins Tal schießenden Wassers hat immer schon Gäste angezogen: Eine Gedenktafel am Fuße der Myrafälle erinnert an den Besuch von Kaiserin Maria Theresia.
Wandert man die vielen Brücken und Stege durch das enge romantische Tal hinauf, kann man sich auch heute nicht, vor allem bei Schneeschmelze, der Faszination an Kraft und Energie der ungebändigten Myra entziehen.
Die Myra entspringt aus der sagenumwobenen Myralucke am Fuße des Unterberges. Sie wird von einem unterirdischen See gespeist und stürzt durch enge Felsschluchten über unzählige Katarakte in die Tiefe. Früher klapperten im Myratal viele Wasserräder: Mühlen und Sägewerke wurden damit angetrieben. Bis vor einigen Jahren erzeugten die Turbinen in einem Speicherkraftwerk elektrischen Strom.


Schwierigkeiten:
Keine
Höhenmeter: Aufstieg 3,5 St./Abstieg 1,5 Stunden
Gesamtgehzeit: 5 Stunden
Beste Jahreszeit: Sommer, Herbst
Kinder: Ab 11
Hund und Katz': Bestens geeignet
Ausrüstung: Pack-Checkliste >>>
Einkehrmöglichkeiten: Unterberg Schutzhaus - Diese Hütte ist bis auf November das ganze Jahr über geöffnet (kein Ruhetag).
Karte: Freytag & berndt "Wiener Hausberge", 1:50.000
Bilder: www.cwieser.cjb.net (Christian Wieser)
Internet:

Muggendorf