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"Born to be lustig"

Krummbachstein

1602m, Wiener Voralpen

Bei Reichenau an der Rax

Vorbemerkung:

"Born to be lustig", so steht es geschrieben über dem Eingang des Friedrich Haller-Hauses. Wie treffend für die folgende Tour auf diesen felsigen Zipf im Schatten des Schneebergs. Denn nur der Augenblicksgenießer, der "helläugige" Wanderer sollte den Krummbachstein in Angriff nehmen. Ansonsten hätte er nicht den Blick für jenes Besondere, das zuhauf im Knofelebengraben oder in der "Eng" am Weg liegt.

Der Landschaftscharakter in diesem Winkel wechselt genauso oft wie die Aussichten: Laub- und Nadelwälder, helle Lichtungen und dunkle Klammen, der Schneeberg und die Schneealpe, das Höllen- und das Schwarzatal - eine be-schauliche Tour im wahrsten Sinne des Wortes. Denn - wie gesagt - auf's Schauen kommt es hier an, auf das Be-schauen der vielen Sehens-würdigkeiten des Krummbachsteins.


Aufstieg:

Kaiserbrunn (521m) - Knofelebengraben - Friedrich Haller-Haus (1259m) - Wassersteig - Krummbachsattel - Alpenfreundehütte (1568m) - Krummbachstein (1602m)

HU: 1000m/GZ: 3-4 Stunden

Baldachine aus Gold

 

 

 

Die gastfreundliche Friedrich Haller-Hütte

 

 

 

Freiherr von Augustin schilderte vor etwa 150 Jahren einen Sonnenaufgang über dem Krummbachstein folgendermaßen:

"Immer höher und höher stieg das Licht, immer prachtvoller wurden die Farbtöne, immer mehr goss sich der Purpur auch in die tiefer liegende Region. Lange stand ich bewundernd da, während meine Gedanken zum Gebet wurden."

 

Wer eine Überschreitung des Krummbachsteins plant, und die zwingt sich förmlich auf, sollte sich vorher nach den - spärlichen - Busverbindungen erkundigen. Ich wähle als Ausgangspunkt den Gasthof zum Kaiserbrunnen nahe Hirschwang, da mich erst spät nachmittags ein Bus von Payerbach nach hierher zurückbringt.

Gleich zu Beginn passieren wir das Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn, bis ein Wegweiser Friedrich Haller-Haus/Knofeleben nach rechts in den Wald lenkt. Diesen zuerst in weiten Serpentinen bergauf. Nach etwa 30 Minuten treten wir aus lichtem Laubwald in das felsige Gelände der Ochsenwand. Der Wegewart hat hier ausgezeichnete Arbeit geleistet und wirklich auf jeden Schritt, jede auch nur erdenkliche Verrenkung der Beine geachtet: Da finden sich Drahtseile, wo kaum welche nötig wären, und Steigbügel, wo man bloß ein wenig die Beine spreizen müsste. So kann aber die Aufmerksamkeit ruhig den wilden Abstürzen des Turmsteins und der Ochsenwand zugewandt werden. Ein feierliches Gefühl, durch die von der Sonne ausgestrahlten goldenen Baldachine der Laubbäume zu schreiten und nichts anderes zu hören als das Rascheln fallender Blätter. Nach etwa einer Stunde verlassen wir den Knofelebengraben und wandern in Begleitung des Schneebergs eine Forststraße entlang, bis ein Waldweg links hinauf durch Jung- und Hochwald führt und neuerlich eine Forststraße gekreuzt wird.

Auf dieser bis zum Friedrich Haller-Haus der Naturfreunde auf der Knofeleben (1,5-2 Stunden, 1250m). Über dem Türstock prangt eingangs erwähnter Spruch und noch jener dazu:

Um ein böses Gesicht zu machen, musst du 65 Muskeln anstrengen. Um zu lächeln, brauchst du nur 10! Überanstrenge dich nicht!

Der Wirt Josey Krenn überanstrengt sich diesbezüglich wirklich nicht, das Lächeln steht ihm in die Mundwinkel geschrieben - Born to be lustig! Umso mehr Energien investiert er ins Essen: Gamsgulasch und die "X'söchten Bratwürstl" sind Extraklasse. Auch die Hütte selbst, jüngst erst auf Hochglanz gebracht, spielt alle Stückerln: ein hübscher Gastgarten, Solarenergie und sogar eine Hundebar - da macht das Verweilen Sinn.

Wir müssen jedoch bald weiter, haben wir doch erst ein Viertel des Weges bewältigt. Von der Hütte aus gesehen nordwärts wenden wir uns einem der schönsten und romantischsten Wege des Schneeberggebiets zu: dem Wassersteig (rot markiert). Der Blick in die felsigen Gräben des Schneebergs, die Felswände, die der Steig traversiert - ein Erlebnis der Sonderklasse. Bleibt angesichts seiner Trockenheit nur die Frage, weshalb der Wassersteig Wassersteig heißt. Vielleicht hat es damit zu tun, dass der Abschnitt in der Nähe des Krummbachsattels sehr feucht ist und dort auch eine Quelle plätschert. Meist eben dahin bis zu einer Lichtung, an deren Rand hoch bis zum Krummbachsattel (1 Stunde von der Hütte, Abzweigung in Richtung Payerbach, Station Baumgartner der Schneebergbahn).

Wir müssen noch rechts hinauf, die letzten 200 Höhenmeter gehen ans Eingemachte - Schluss mit lustig. Wenn man das belatschte Plateau des Krummbachsteins betritt, winkt endlich das Gipfelkreuz. Noch 20 Minuten durch Latschengassen der kleinen, aber verlassenen Alpenfreundehütte entgegen. Darüber schon der herrliche Balkon mit Blick auf Schneeberg & Co.

Dieter und Katrin
© Dieter und Katrin am Gipfel, www.maxxmaster.com/foto

Abstieg:

Krummbachstein - Schiblsteig - Friedrich Haller-Haus - Promischkagraben - Eng - Mariensteig - Schneedörfl Payerbach an der Rax (Bahnhof, 483m)

2-2,5 Stunden

Eine alte Holzries in der Eng

Vom Gipfel weg grün markiert über den steileren Schiblsteig (Trittsicherheit!) abwärts. Nach einem Bankerl heißt es für Hans guck' in die Luft aufpassen, gähnen doch rechts vom Weg luftige Abgründe. Nach einer halben Stunde haben wir wieder die Friedrich Haller-Haus erreicht.

Von dort wenige Schritte über eine Straße, dann rechts hinab in den Promischkagraben. Gelb markiert nun durch den beeindruckendsten Teil der Tour: Die Eng ist wirklich eng, eine dunkel schaurige Schlucht mit noch schaurigeren Grotten. Wir kommen zu einer alten Holzries, die zur Erinnerung an die Holzbringung vergangener Zeiten errichtet wurde (Länge 7 Kilometer, letzte Holzbringung 1957).

Die Eng schließt mit dem gesicherten, aber unschwierigen Mariensteig ab (Marterln am Ende des Steiges). Nun wechseln Forstraßen und Waldsteige, bis wir die Asphaltstraße nach Payerbach erreichen. Auf der bis zum Bahnhof.

Punkt. Aus. Schluss.

6-7 Stunden waren wir unterwegs, es reicht. Nur mehr per Bus nach Kaiserbrunn zurück und wir haben es geschafft.


Tipps und Wissen:

  • Bei Nässe und gar erst bei Schnee ist von einer Überschreitung abzuraten, dann verwandeln sich manche Wege in wahre Rutschbahnen.
  • Die hier beschriebene Überschreitung ist Kindern kaum zuzutrauen, wohl aber (ab 13) folgende verkürzte Varianten:
    • Payerbach - Eng - Haller Haus - Schiblsteig - Gipfel (2,5-3 Stunden)
    • Kaiserbrunn - Knofeleben Graben - Hallerhaus - Schiblsteig - Gipfel (3 Stunden)
  • Auch für Hund und Katz' kein Problem.
  • Packliste >>>
  • Friedrich Haller-Haus: Friedrich Haller, 1874-1943, war Funktionär der Naturfreundegruppe Brigittenau. Darüber hinaus war er in den 20er Jahren Obmann des Bauausschusses der Ortsgruppe Wien und hat beim Bau der Hütte nicht nur als Funktionär mitgearbeitet, sondern auch selbst Hand angelegt. Das Haus wurde nach dem 2. Weltkrieg, als es wieder den Naturfreunden zurückgegeben wurde, nach ihm benannt.
  • Fahrplan der Postbusse
  • GPS-Daten des F. Haller-Hauses (nach WGS 84): 47°43'57,8" N - 15°49'50,3" O
  • Karten: Österreichische Karte 1:50.000, Blätter 103 "Kindberg" und 104 "Mürzzuschlag". Freytag & Berndt, Wanderkarte WK 022 "Semmering-Rax-Schneeberg"

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