www.BergNews.com
www.bergnews.com www.bergnews.com

Durch Schieles große Landschaft
Neulengbach – Buchberg

Buchberg

Wanderung, Wienerwald, März 2014; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Von Neulengbach, einer der bedeutendsten Städte des Wienerwaldes mit seiner mächtigen Burg, geht es über Wiesen und durch Wälder zu einem Gipfel, der alles hat, wovon ein Frühlingswanderer träumt: Eine Warte mit toller Rundumsicht, eine Hütte mit gutem Essen und eine Stimmung, die nach einem langen kalten Winter die Seele wärmt.

Die Route

Eigentlich sollte man ja zumindest einen halben Tag in Neulengbach verbringen: Vor allem ihre auf einem Felshügel thronende, aus dem 12. Jhd. stammende Burg und die Pfarrkirche mit ihren Rokoko-Altären laden zur Besichtigung ein. Leider ist erstere Privatbesitz und deswegen nicht besichtigbar, und zweiteres behalten uns für später auf.
Jetzt aber praktischer Weise vom Bahnhof Neulengbach losmarschiert und so lange am Fuß des Burgberges gelb markiert und geradeaus, bis wir die Stadt hinter uns und die Siedlung Almersberg vor uns haben. Infopoints lassen uns wissen, dass wir uns auf einem "Kulturpfad" befinden, der uns Egon Schiele näher bringen will. Mitte August 1911 übersiedelte der Künstler für acht Monate nach Neulengbach, wo er einige seiner bedeutendsten Landschaft Kunstwerke – vor allem Aktmalereien – schuf. Mit seinem bevorzugten Modell, Wally Neuzil, lebte der Künstler zu dieser Zeit in "wilder Ehe", was den Neulengbachern weniger gefiel. Wegen angeblicher Entführung einer Minderjährigen und anderer Anschuldigungen, die sich jedoch als unhaltbar erwiesen, saß Schiele vom 13. bis 30. April 1912 in Neulengbach in Untersuchtungshaft. Durch "ganz große Landschaft", wie Egon Schiele die Umgebung Neulengbachs sah, führt jetzt ein eigener Egon-Schiele-Rundweg, der im Rahmen des Egon-Schiele-Festivals im Jahre 2012 errichtet wurde. Der Weg und die auf ihm verteilten Info-Points gewähren einen Einblick in das Leben und Schaffen des Malers während seiner Neulengbacher Zeit. Der Endpunkt der Rundweges liegt im Hof des alten Gerichtsgebäudes, wo sich auch jene Gefängniszelle befindet, in der Egon Schiele im April 1912 einsaß (zu besichtigen ist dieser Originals mit einer kleinen Dauerausstellung täglich von 9 bis 17 Uhr). Neulengbach versuchte dadurch, sich von den Schattten der Anschuldungen zu befreien (vgl. "Mostviertelmagazin", Sommer 2012, S. 19).
Zurück zu unserem Weg. Nach der Stadtgrenze und einer Wiese erreichen wir einen Aussichtspunkt und eine Wegkreuzung. Die Burg unter uns, der Wienerwald drumherum, die Sonne über uns – eine Freude, hier den Frühling zu begrüßen. Wir bleiben links und folgen dem blau markierten Weg Richtung Haag, wo nach einem Marsch durch schönen Wald eine kleine Sensation auf uns wartet: die idyllisch am Waldrand liegende LaurenziKirche St. Laurenzi in Markersdorf, die zu den ältesten fast original erhaltenen Gotteshäusern der Region gehört. Die selten vorkommende romanische Rundkirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Seltsam die Reste der Fußgesimse und die Halbsäulen mit ungefügten attischen Basen. Das Kreuzgewölbe ruht auf schönen Konsolen, das Sakramentshäuschen zur Aufbewahrung des Allerheiligsten in der Wand mit guten Maßwerkblenden ist oben zinnengekrönt, eine Seltenheit in hiesigen Kirchen. Der Hochaltar ist ein hölzerner Säulenbau. Außen befindet sich ein Römerstein, der Todesengel eingemauert (Nähere Infos unten ...).
Weiter! Ein zuerst blau, dann gelb markierter Pfad führt durch Wald Ausblickdirfekt auf den Gipfel des Buchberges (469 m). Das erste, was man hier zu sehen bekommt: zwei Hängematten, eine Slackline, die moderne Aussichtswarte und das Schutzhaus. Von der Warte öffnet sich ein Traumblick ins Tullnerfeld, in den Wienerwald und das Voralpengebiet, an klaren Tagen sind auch der Ötscher, der Dürrenstein, ja sogar ein Teil des Toten Gebirges zu sehen. Am Buchberg haben sichschon den Steinzeitmenschen wohlgefühlt, wie Fundstücke beweisen. Und auch Egon Schiele schwärmt in einem Brief an einen Freund (1911): "Vom Buchberg in Neulengbach übersieht man das herrlichste Felderland, das ich kenne!" Die markante dreieckige Konstruktion ist 23 Meter hoch, über 117 Stufen erreicht man eine nach allen Seiten hin offene Plattform. Und auch das Schutzhaus lässt sich genießen: Regionale Köstlichkeiten genauso wie traditionelle Hausmannskost laden leere Leibes-Akkus wieder auf. Ansonsten herrscht hier ein fröhliches Treiben. Kinder spielen am großen Spielplatz, vergnügen sich auf einem Trampulin oder beobachten in einem Gehege mit Esel und Ziegen, während sich die Eltern sonnen. Ein herrlicher Ort zum Chillen, Durchhängen und für Freudensprünge!

ChillenChillen

Für den Rückweg bieten sich mehrere Möglichkeiten an: entweder zuerst nach Nordosten auf einer Straße ins kleine Dorf Johannesberg mit kleiner hübscher Kirche; von hier am Fuße des Buchberges nach Burgstall und über Au am Anzbach nach Neulengbach zurück (1,5 Std.). Die kürzere Variante folgt der blauen Markierung direkt nach Burgstall, von wo rote Markierungen zum Stadtrand von Neulengbach weisen.

Fauna & Flora am Weg

Leberblümchen Leberblümchen
Leberblümchen
Leberblümchen

Lexikon: Die Burg Neulengbach

Gründung und Sitz der Hochfreien von Lengenbach ab 1191. Die Herren von Lengenbach zählten zu den mächtigsten Adelsgeschlechtern Österreichs. Sie besaßen 20 Burgen und führten in ihrem Wappen die Farben blau-gelb, die heute die niederösterreichischen Landesfarben darstellen. Unter Graf Khuen zu Beginn des 17. Jhdts. wurde es großzügig zu einem Wohnschloss erweitert, ist die Burg-Schlossanlage heute ein dreigeschoßiger Viereckbau mit einem zweifachen Wehrring mit 8 Rundtürmen, der nie von Feinden eingenommen wurde. Ein Vorbau mit prachtvollem Renaissanceportal, ein stimmungsvoller Hof mit toskanischen Doppelsäulen und steinernen Brunnenbecken zieren die Burg, die sich in Privatbesitz befindet.
Quelle: www.neulengbach.gv.at

Laurenzi-Kircherl

Den nördlichen Abhang des 464m hohen Buchberges bei Neulengbach ziert das idyllisch gelegene Kirchlein St. Laurenzi. Mancher Maler hat es bereits mit seinem Pinsel eingefangen. In der Nähe des Kirchleins liegen 3 Häuser, welche die Rotte Haag bilden und zur Ortsgemeinde Markersdorf gehören. St. Laurenzi ist eine halbe Stunde (Fußweg) von Neulengbach und gehört als Filialkirche zur dortigen Pfarre. Markersdorf leitet seinen Namen von einem "Mark-Wart", einem Grenzwächter ab. Das Kirchlein ist ein altgotischer Rundbau, der durch später erfolgte Zubauten bedeutend verändert worden ist. Aus Quadern hergestellt deutet er seinen Ursprung nach auf das 12. Jahrhundert seiner Entstehung. Es besitzt ein Schindeldach und ein nicht gar hohes Türmchen. Ringsum ist es vom Friedhof umschlossen, den eine altersgraue (2006 renovierte) Mauer umgibt.

ReliefErwähnenswert ist ein römischer Stein an der Außenseite des Rundbaues, auf welchem der Genius des Todes dargestellt ist – eine rohe Arbeit aus der späteren römischen Zeit. Er wurde wohl in der Nähe gefunden und bei der Erbauung des Kirchleins an der jetzigen Stelle eingemauert. Das Innere der Kirche ist einfach. Das Kirchenschiff ist ein romanischer Rundbau, der sich nach Osten in einen spätgotischen Chor öffnet. In der nördlichen Ecke von Schiff und Chor erhebt sich der mit einem Zeltdache versehene Turm. Das Schiff hat ein ziemlich flaches Holzgewölbe; Rippenartige Bänder teilen es in 6 Teile, welche gleichsam auf frühgotischen Konsolen ruhen. Der Orgelchor ist zu einer längs der ganzen Schiffwand hinlaufenden Empore erweitert. Eine Stiege von 15 Stufen führt hinauf: die 2 obersten zeigen an der Stoß- und Triffläche eine Schachbrettmusterung. Der fünfteilg geschlossene Chor hat zierliche Sterngewölbe. An der Nordwand ist ein hübsches Sakramenthäuschen von viereckiger Form mit Maßwerksblenden und Zinnenbekrönung. Das Kirchlein hat zwei barocke Altäre. Diese sind aus Holz, und den einen ziert das Bild des heiligen Laurentius. Der Seitenaltar hat alte Darstellungen auf Holz, den hl. Florian, Leopold, Nikolaus und noch einen anderen Bischof; sie gehören jedenfalls zu einem Flügelaltare. Ein Armenseelenbild (ein altdeutsches Messestiftungsbild, wo die Stiferter und deren Familien beim hl. Seelenamte beten) ist wertvoll. Ein großes Kreuzbild und Maria, die Rosenkranzkönigin, stammen aus der Pfarrkirche von Neulengbach. Die gemauerte Kanzel gehört der Spätgotik an und hat eine barocke Verschalung. Auch eine hübsche Statuette der Imakulata ist zu sehen. Die 2 Glocken stammen vom Jahre 1887. Eigenartig wirkt das verschiedenartige Dachwerk des Kirchleins. Das Schiff hat ein Kegel-, der Chor ein Walm- und der Turm ein Zeltdach. Das Chor- und das Turmdach sind niedriger als das Schiffdach. In den früheren Jahrhunderten war das Kirchlein eine Pfarrkirche, jetzt ist es eine Filiale von Neulengbach. Nur am Feste des Schutzpatrones und bei Beerdigungen wird hier ein Gottesdienst gehalten. (Sowie in den Sommermonaten eine Dorfmesse und die Maiandachten. Mittlerweile ist unser Kirchlein eine beliebte Hochzeitskirche geworden.)
Quelle: www.wirmarkersdorfer.at


Ausgangspunkt:
Route:
Neulengbach-Bahnhof – Almersberg – St. Laurenzi-Kirche in Markersdorf – Buchberg (Schutzhaus, Warte, 469 m) – Burgstall – Au – Neulenbach
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 260 Hm
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 3-4
Schwierigkeiten:
Keine
Eignung für Kinder:
sehr gut geeignet
Eignung für Hund & Katz':
sehr gut geeignet
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Schutzhaus am Buchberg
Wikipedia-Wissen:
Karte:
Hilfreiche Links:

© 2014 www.Bergnews.com