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Cover

Pit Schubert

Sicherheit und Risiko

in Fels und Eis

Band II

(2002, ROTHER, ISBN 3-7633-6018-2, 320 Seiten mit fast 644 meist farbigen Abbildungen und Skizzen)


Verlagsinformation:

Jetzt ist er da: der lang erwartete zweite Band von Pit Schuberts Klassiker "Sicherheit und Risiko in Fels und Eis". Die Lektüre des ersten Bandes hat sicher schon viele Bergsteiger davor bewahrt, fatale Fehler zu begehen, für die andere zuvor oft mit ihrer Gesundheit oder gar ihrem Leben bezahlt haben. Dass "Sicherheit und Risiko I" (1995 mit dem sogenannten "Alpin-Oscar", dem Dietmar-Eybl-Preis für Sicherheit am Berg, ausgezeichnet) nun bereits in der sechsten Auflage erschienen ist und in mehrere Sprachen übersetzt wurde, beweist, welche Informations- und Wissenslücken Pit Schubert zu schließen vermag.

Der Umfang des ersten Bandes war aus verschiedenen Gründen limitiert. So kommen einige Themen, wie "Klettersteige" und "Dolinen, eine heimtückische Gefahr", erst im vorliegenden Band ausführlich zur Sprache - zusätzlich zu den Themen Wandern, Hochtouren und Klettern, die wie im ersten auch im zweiten Band einen hohen Stellenwert haben. Außerdem konnten in der Zwischenzeit weitere Forschungsergebnisse gewonnen werden, die nun ebenfalls den Bergsteigern, Fels- und Eiskletterern zugänglich gemacht werden. Es macht keinen Sinn, wenn neue Sicherheitserkenntnisse in der Schublade schlummern. Nur wenn diese bekannt werden, kann entsprechenden Unfällen vorgebeugt werden.

Seit Erscheinen des ersten Bandes wurden wieder viele außergewöhnliche Unfälle bekannt, von einer Exotik, die man sich auch mit noch so viel Phantasie nicht einfallen lassen könnte. Diese Unfälle drängen förmlich nach einer Veröffentlichung, um andere vor einem gleichen Unfall zu warnen. Die oft tragischen, manchmal aber auch heiteren Erlebnisse und Ergebnisse aus der alpinen Unfall- und Sicherheitsforschung hat Schubert in diesem reich illustrierten Buch zusammengefasst. Dass es dabei auch immer wieder Geschichten zum Schmunzeln gibt, untermalen die pointierten Karikaturen von Georg Sojer.

Mit diesem Buch ist ein ungemein spannend zu lesendes, wie auch lehrreiches Kompendium aus dem reichen Erfahrungsschatz des Sicherheitskreises entstanden: eines der wichtigsten Werke auf dem alpinen Büchermarkt, das in keiner Bergsteigerbibliothek fehlen sollte.


Kommentar BeNe:

Aus Schmerzen lernen

Der schlechteste Bergsteiger ist der, der sich für den besten hält, heißt es. Und genau an die wendet sich Pit Schubert mit seinem Ratgeber "Sicherheit und Risiko".

Das Buch sollte, ja muss!, jeder zur Hand nehmen, der auch nur einen Fuß in alpines Gelände setzt, denn es fordert dazu auf, bergsteigerische Fähigkeiten einer genauen Prüfung zu unterziehen. So wird mancher, wie auch der Verfasser dieser Rezension, schnell erkennen, dass sich etliche Mängel und gefährlich üble Gewohnheiten in seine Technik eingeschlichen haben.

Überrascht habe ich festgestellt, dass sich dieses alpine Regelwerk spannender liest als so mancher Thriller. Denn Schubert liefert Tatsachenberichte, Geschichten, die das Leben (und oft auch die Dummheit) schreibt. Die Erzählung von jenem Wanderer zum Beispiel, den eine Doline vier Tage lang gefangen hielt, oder vom Wiener, der mit gebrochenem Bein zum Habsburghaus kroch oder von jenem Amerikaner, der 18 (!) Tage lang in Eiseskälte am Hallstätter Gletscher des Dachsteins auf Rettung warten musste - Berichte, die in Atem halten, schockieren oder schmunzeln machen. Pit Schubert erzählt bewusst realitätsnah und detailliert, nicht aber, um Albträume und Ängste zu schüren, sondern Ängste zu nehmen: Denn

nichts ist so lehrreich wie ein mit Schmerzen verbundenes Ereignis. Einen Unfall mit Verletzungsfolgen wird der Menschen deshalb immer in Erinnerung behalten. Je intensiver die Schmerzen sind, umso länger. Die Schmerzursache wird sich ins Gedächtnis einprägen, und da der Mensch die Schmerzen fürchtet, wird er bewusst oder unbewusst versuchen, der Ursache solcher Schmerzen aus dem Wege zu gehen,

leitet der Autor das Buch ein. Wie wahr. Auch das Kind lernt erst die heiße Herdplatte zu meiden, nachdem es mit ihr in Berührung gekommen ist.

Schubert räumt mit überkommenen, veralteten Lehrmeinungen auf, stützt Neuansätze durch Laboruntersuchungen (Seil, Seilknoten) und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. In farblich abgehobenen Kästchen finden sich wertvolle Tipps und Lehrsätze, wobei Schubert jedoch nicht als schulmeisternder Guru wirkt, sondern als kompetenter Ratgeber, dem man glaubt, was er sagt.

Ein großer Teil des Buches ist dem risikofreien Klettern, der richtigen Seil- und Sicherungstechnik sowie der optimalen Handhabung des Bergsteiger-Equipments gewidmet. Vom Verhalten bei Gewitter über das richtige Gehen bis hin zu den Risikofaktoren der neuen Fun-Sportarten und die rechtlichen Konsequenzen selbst verschuldeter Unfälle. "Sicherheit und Risiko" versucht die meisten Gefahrenbereiche des Alpinsports zu berücksichtigen. Viele Bilder, Zeichnungen, Karikaturen und etliche alpine Komödien runden dieses wertvolle Werk ab.

Diese "Bibel" des Alpinsports sollte zur Pflichtlektüre jedes Outdoor-Freaks gehören!


Zu Pit Schubert:

Pit Schubert war von der Gründung 1968 bis Ende 2000 Leiter des Sicherheitskreises des Deutschen Alpenvereins und sitzt derzeit der UIAA-Sicherheitskommission als Präsident vor. Der Extrembergsteiger und -kletterer war als Maschinenbau-Ingenieur eineinhalb Jahrzehnte in der Luft- und Raumfahrtindustrie tätig. Der hohe technische Standard dort war ihm Anlass, die Ende der sechziger Jahre veraltete Sicherheit der Bergsteigerausrüstung auf Verbesserungsmöglichkeiten hin zu untersuchen. Mit seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeit hat er wie kein anderer die Entwicklung der Bergsteigerausrüstung und -technik geprägt und entscheidend dazu beigetragen, dass der Risikosport Bergsteigen heute sicherer ist denn je.