Umschlagtext:
Der
10.Mai 1996 war der tödlichste Tag am Mount Everest. In einem mörderischen
Schneesturm kamen neun Bergsteiger um. Beck Weathers erwacht als Einziger
wieder aus dem Kältetod. Über die ganz unwahrscheinlichen Umstände
seines Überlebens wurde viel berichtet. Hier erzählt er selbst,
was dort oben geschah und wie es soweit kam.
Er
begann mit dem Bergsteigen, als er Mitte 30 war, und wollte mit dieser
selbst verordneten Therapie seine Depressionen bekämpfen. Die Kosten
dafür waren hoch: die zunehmende Entfremdung von Frau und Kindern.
Die Ehe war eigentlich am Ende, als er in den Himalaja aufbrach. Doch
seine Frau setzte alle Hebel in Bewegung, um ihn nach Hause zu bringen.
Erst nach dieser dramatischen Wende und einer langen, qualvollen Zeit
der Genesung begann für ihn die Auseinandersetzung mit sich selbst
und seiner Familie.
Kommentar
BeNe:
Der
- hoffentlich - letzte jener Überlebenden des Everst-Dramas von 1996,
der sich nach Jon Krakauer ("In eisige Höhen"),
David Breashears ("Bis zum Äußersten") und
Anatoli Boukreev ("Der Gipfel") zu Wort meldet. An sich
hat er nichts Neues zu erzählen. Neu vielleicht, dass er der Katastrophe
selbst wenig Platz einräumt und aufrichtig, vorbehaltlos, ja mit
selbstkritischer Aufrichtigkeit sein Scheitern und seine Rettung aus dem
eisigen Sturm schildert. Wenn er beschuldigt - und darin unterscheidet
er sich in wohltuender Weise von seinen Vorgängern - dann nur sich
selbst und sein eigenes Unvermögen.
Obwohl
er mitunter den aus Trivialromanen her bekannten Fehler begeht, den Berg
archaisch als "Feind" zu sehen, den es zu "bezwingen"
und zu "erobern" gälte, lesen sich seine Erinnerungen doch
recht flüssig und ganz und gar nicht langweilig.
Den
größten Teil des Buches widmet er seiner eigenen Biografie,
seinen Depressionen und Eheschwierigkeiten sowie seinem Weg auf die höchsten
Gipfel der Erde. Überzeugend auch hier seine Offenheit, wenn er und
seine gleichsam als Zeugen auftretenden Angehörigen seine Flucht
in die Berge beklagen. Weathers sieht die Bergsteigerei als Therapie
gegen seine psychischen Probleme, die sieben Weltgipfel als Mittel zur
Selbstinszinierung. Nicht das Bergsteigen an sich treibt ihn von Kontinent
zu Kontinent, vom Kilimanjaro über den McKinley auf den Aconcagua,
nicht der Weg und der Naturgenuss per se, sondern die Sucht nach (Selbst-)Bestätigung
und Glorifizierung zwingt ihn förmlich bis zum Everest.
Bemerkenswert,
dass gerade er, der immerzu an Selbstmord und Aufgabe denkt, den allerletzten
Lebensfunken zur Rückkehr ins Dasein nützt und im genauso letzten
Moment sein verirrtes Leben in die richtigen Bahnen lenkt. Wenn auch als
Krüppel, kehrt er doch geläutert und reumütig vom Everest
zurück.
Zum
Autor:
Seaborn
Beck Weathers lebt mit seiner Familie in Dallas. Er kann heute seinen
Beruf als Pathologe wieder ausüben und wird häufig eingeladen,
im oder vor Publikum von seinen Erfahrungen zu berichten.
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