Verlagsinformation:
Im August 2002 haben die Profibergsteiger Stephan Siegrist und
Michal Pitelka eine "Retro-Begehung" der Eiger-Nordwand
von 1938 in Originalausrüstung realisiert. Der Fotograf Thomas
Ulrich und ARTE begleiteten die Alpinisten auf ihrer Nostalgie-Tour.
Ulrich, der "Kameramann in der Wand", lieferte eindrucksvolle
Bilder aus der Eiger-Nordwand. Weder bei der Kletterei noch bei seiner
Arbeit mit der Kamera durften ihm Fehler unterlaufen. Unter diesem psychischen
Druck entstanden eine umfassende Dokumentation und ein einzigartiges Buch:
Eiger-Nordwand.
Mit
Nagelschuhen und Hanfseil - Im Vordergrund des Projektes stand für
alle Beteiligten eine möglichst authentische Rekonstruktion der
Erstbegehung von 1938. Das Team recherchierte jedes Detail dieser
Unternehmung. Sie ließen Schuhe nach alter Vorlage aus Leder anfertigen
und mit Metallnägeln, den sogenannten Tricounis, beschlagen. Handwerker
stellten eigens Hanfseile und Steigeisen her. Die historische Kleidung
und Ausrüstung wurde aufwändig zusammengetragen.
Der mit Sicherheit spannendste Teil der Vorbereitungen war für alle
das Zusammentreffen mit den beiden noch lebenden Erstbegehern Heinrich
Harrer und Anderl Heckmair.
Fernab
von High-Tech-Ausrüstung fängt Thomas Ulrich die Ästhetik
der dreißiger Jahre in authentischen schwarz-weiß-Aufnahmen
ein, die den Betrachter in eine längst vergangene Zeit versetzen.
Thomas
Ulrich dokumentiert in seinem Buch das beeindruckende Ergebnis eines zweijährigen
"acte de force". Er schafft eine historische Hommage, deren
Bilder den Worten Heckmairs ein Denkmal setzen: "Ein Bergsteiger
ist meines Erachtens nicht, wer nur extreme Touren unternimmt oder nur
eine Zeit lang "bergsportlich" tätig ist, sondern wer auf
Dauer dem Berg im weitesten Sinn als Lebensideal verbunden bleibt."
Kommentar:
Eine
großartige Idee mit einem großartigen Ergebnis: Atemberaubende
Bilder vermitteln einen noch nie dagewesenen Eindruck von der Steilheit
und Gefährlichkeit der Eiger-Nordwand. Die bewusst in schwarz-weiß
gehaltenen Fotografien wie auch die Protagonisten des Buches schaffen
locker ein nahtloses Ineinander von Geschichte und Gegenwart - die Grenzen
zwischen Raum (oben und unten) und Zeit (gestern und heute) verschwimmen
zu einer traumhaft schönen Geschichte.
Und
immer wieder die Frage: Wie konnten Harrer & Co. diese
Wand mit Hanfseil und Nagelschuhen bewältigen? Beim Durchblättern
dieses Buches kommt Ehrfurcht auf, nicht nur vor der Leistung Siegrists
und Pitelkas, die mit der nostalgischen Ausrüstung ja auch
"Neuland" betraten, sondern auch vor dem Können der Erstbegeher.
Ach
ja, um nicht zu vergessen: Solche, denen bei großen Höhen übel
wird, sollten bei der Lektüre von "Eiger-Nordwand" vorsichtig
sein!
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