Der beliebte frühere Innsbrucker Diözesanbischof und begeisterte Bergsteiger Reinhold Stecher gilt selbst mit 90 noch immer als moralische Instanz des Landes, als Volksbischof und als charismatischer Seelsorger, dem man gerne zuhört.
"Viele Wege führen zu Gott. Einer geht über die Berge", dieser Ausspruch des Altbischofs ist bezeichnend für den leidenschaftlichen Priester und Wanderer, der die Berge als "wertvolle Erziehungshelfer" sieht:
Am Gipfel, wo die Welt zu Ende geht und wo über uns nur mehr der weite Himmel steht und die Wolken ziehen, wächst aus dem Blick in die Tiefe und Weite die Frage nach dem Sinn des Ganzen. (Aus "Botschaft der Berge")
Reinhold Stecher wurde am 22. Dezember 1921 in Innsbruck geboren und trat 1939 ins Priesterseminar von St. Michael bei Matrei am Brenner ein. Unter der Anklage der Organisation einer unerlaubten Wallfahrt wurde Stecher 1941 von der Gestapo verhaftet und entkam nur mit knapper Not dem KZ. Nach seiner Entlassung wurde er zum Militärdienst bei den Gebirgsjägern einberufen. Nach kurzer Internierung in Norwegen kehrte er 1945 nach Tirol zurück und konnte sein Theologiestudium fortsetzen. 1947 wurde er zum Priester geweiht. Als Seelsorger und Lehrer hat Stecher über viele Jahre Alpinkurse in Fels und Eis organisiert.
Stecher hat insgesamt zehn Bücher veröffentlicht und dabei neue Wege beschritten: "Ich habe sie nur als eine etwas gelockerte Form der Verkündigung in der Sprache unserer Zeit zu schreiben versucht."
Stecher hat es aber auch immer gut verstanden, die Berge und religiöse Inhalte zu verbinden und daraus eine leicht verständliche Botschaft zu formen, unter seinen zehn Büchern die Bestseller "Der Gletscherhahnenfuß" und "Botschaft der Berge". In den meisten seiner Publikationen – darunter Jahr für Jahr auch Kalender – finden sich von ihm gemalte Bilder. "Auch das Malen von Bildern verschafft mir keinen Platz in der Kunstgeschichte, hat aber über Versteigerungen zu einer bedeutenden Aufbesserung des Caritas-Budgets beigetragen.", so Stecher, dessen Wahlspruch "Servire et confidere" ("Dienen und Vertrauen") zugleich auch dessen Lebensmaxime war.
Im Dezember 1980 wurde Stecher von Papst Johannes Paul II. zum Nachfolger von Bischof Rusch berufen und am 25. Jänner 1981 zum Diözesanbischof von Innsbruck geweiht. Nach fast 17 Jahren schied er aus dem Bischofs-, nicht aber aus seinem Priesteramt aus, da er sich bis heute der seelsorglichen Begleitung von Priestern und Laien widmet.
Viele Wege führen zu Gott.
Einer geht über die Berge |