Als im August 1974 nach der erfolgreichen Durchsteigung der Eiger-Nordwand in Fabelzeit (gemeinsam mit Reinhold Messner) die damals berühmte Schauspielerin Heidi Brühl auf der Kleinen Scheidegg an seiner Seite stand, mag sie gedacht haben: was für ein charismatischer, gutaussehender und charmanter Mann! Kein Wunder, denn der junge Zillertaler Bergführer kam so ganz anders daher als das bis dahin tradierte Klischee des harten, wortkargen, extremen Bergsteigers mit düsterem Biwakblick.
Peter Habeler und Reinhold Messner wurden 1974 nach ihrer „Blitzdurchsteigung“ der Eiger-Nordwand von berühmten Schauspielern gefeiert. (Heidi Brühl zwischen Messner und Habeler), links Clint Eastwood – während der Dreharbeiten zum Film "Im Auftrag des Drachen", Foto: John Cleare
Nein, so war er nie und ist es auch heute nicht. Er wirkt entspannt und doch hellwach, einfühlsam, modern, beweglich denkend, mit einem strahlenden Lachen: Peter Habeler! "Ein Junggebliebener, der Alpingeschichte geschrieben und in seiner besten Zeit Maßstäbe gesetzt hat", meint Stefan Wierer, der Obmann der Zillertaler Bergführer, und ergänzt: "Vor allem ist er immer noch am Ball und weiß, was gespielt wird. Für uns Jüngere war er damals eine der Ikonen. Der Stil, den Peter in den 1970er- und 80er-Jahren geprägt hat, ist heute aktueller denn je."
Peter Habeler – Botschafter der Berge (Bild: Archiv Peter Habeler)
So ist es! Denn Habeler kletterte schon am El Capitan, als die meisten der erst später aufkommenden Sportklettergeneration das Wort "Yosemite" vermutlich noch nicht richtig lesen und schreiben konnten. Er durcheilte die großen Nordwände in kürzester Zeit, machte härteste Alleingänge und prägte zusammen mit Reinhold Messner an den Bergen der Welt einen Wertekanon, der Abenteuer, Können und Verzicht auf zu viel Technik in den Mittelpunkt rückte.
Sicher kann u. a. ihre Durchsteigung der Hidden Peak-Nordwestwand 1975 im wahrhaftigen Alpinstil als eine der kühnsten und wichtigsten Pioniertaten in der Historie des Bergsteigens bezeichnet werden! Nie wollte Peter Habeler den Kampf, nie die Berge bezwingen. Vielmehr in ihnen, mit ihnen leben. Positiv, glücklich. Und das kann er vermitteln – bei Vorträgen, mit seinen Büchern und natürlich als Bergführer.
Peter Habeler und Reinhold Messner nach dem Erfolg am Hidden Peak (Bild: Archiv Reinhold Messner)
Kurzbiografie
* 1942 Mayrhofen, Zillertal
gelernter Glasmaler, seit 1965 Bergführer schon 1966 wird er in das Ausbildungsteam des Österreichischen Bergführerverbandes aufgenommen; von 1972 - 1978 übernahm er die Leitung der österreichischen Bergführerausbildung; 1973 gründete er in Mayrhofen die "Alpinschule Zillertal", die er 1993 zur "Ski- und Alpinschule Mount Everest" erweiterte, die heute sein Sohn Christian leitet; mit 11 Jahren erste Bergtouren, mit 19 kannte er die schwierigsten Routen in den Ost- und Westalpen; ihm gelingt mit Doug Scott die erste europäische Begehung der berühmten "Salathé" am El Capitan (1970); ab 1966 bildete er für einige Jahre eine sehr erfolgreiche Seilschaft mit Reinhold Messner; gemeinsam gelingen ihnen auch aufsehenerregende Erfolge an den Achttausendern: Gasherbrum I (Hidden Peak) im Alpinstil (1975, 2. Best. überhaupt) und Everest ohne künstlichen Sauerstoff (1978); Habeler gelingen weitere erfolgreiche Expeditionen, z. B. Mt. McKinley, Nanga Parbat, Cho Oyu und Kangchendzönga; für sein "unermüdliches Werk" wurde er 1999 von der Österreichischen Regierung zum Professor ernannt; Bücher: "Auf den Bergen der Welt zuhause", "Der einsame Sieg" und "Das Ziel ist der Gipfel" (2007)
P. Habeler ist wie vor ein begnadeter Kletterer (Bild: Archiv Peter Habeler)
Über 340 Fotos, historische wie aktuelle, dazu viele Hintergrundinformationen, Interviews und Statements der Akteure geben einen Einblick in die epochalen Zusammenhänge des Alpinismus und dessen Pioniere. Was trieb sie an, was machte sie aus? Motivation und Werte der Protagonisten, Erstbegehungen und Stile, Erfolg und Scheitern – all das verdichtet sich zur mitreißenden Lektüre! Mehr zum Buch >