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Haute Route
Einmal im Leben!

Von Uli Auffermann

Das Skitourengehen erlebt eine Dauerrenaissance. Die Zahl derer, die aus eigener Kraft per Ski den Berg hinauf wollen, hat sich in den letzten 20 Jahren in etwa vervierfacht. Was für so manchen oft nur wenig abseits der Piste beginnt, endet mit der größten Herausforderung des Skibergsteigens – der Haute Route!

"Die Haute Route kann man als die Königsdisziplin des Skibergsteigens in den europäischen Alpen bezeichnen. Von der landschaftlichen Schönheit und dem technischen Anspruch ist es eine Tour, die ihresgleichen sucht", sagt Thomas Dünßer. Der Oberstdorfer bringt als einziger professioneller deutscher Bergführer seit vielen Jahren für das Alpin Center Zermatt Gäste aufs Matterhorn und seine schneebedeckten Nachbarn. Ein Alleinstellungsmerkmal, das seine Klasse dokumentiert, denn die Zermatter Führergilde lässt nur in ihre Reihen, wem sie absolut vertraut. Und Dünßer kennt natürlich auch die Haute Route.

Thomas Dünßer

Was ursprünglich als "The High Level Route" Mitte des 19. Jahrhunderts von Mitgliedern des britischen Alpine Club im Sommer erwandert wurde, bekam 1903 ihre heutige Bedeutung, als der Franzose Michel Payot mit einer Gruppe eben die "Haute Route" im Winter beging. Dabei legten sie rund 180 Kilometer zwischen Montblanc und Matterhorn zurück. 1910 dann wurde noch ein Teilstück zwischen Zermatt und Saas Fee erschlossen.

Diese Tour ist eine wunderbare Passion.

Wenn sich auch heute unter dem Begriff "Haute Route" zahlreiche Varianten subsumieren, so ist als die klassische Route doch die von Chamonix nach Zermatt bzw. Saas Fee in die alpine Geschichte eingegangen. "Ob von Saas Fee nach Chamonix oder umgekehrt – sie ist mir von beiden Richtungen gut bekannt und gehört auch heute noch zu meinen schönsten Erfahrungen im winterlichen Hochgebirge", schwärmt Thomas Dünßer. Und während für die West-Ost-Richtung einige besonders tolle Abfahrten sprechen, lohnt sich die Gegenrichtung (also in Saas Fee startend) vor allem deshalb, weil dann die Besteigung des Montblanc, des Monarchen, die Haute Route krönend abschließen könnte. "Idealerweise nimmt man sich dann acht bis zehn Tage Zeit, um die Tour auch genießen zu können", rät Dünßer und ergänzt: "Empfehlenswert als beste Zeit ist der Zeitraum Mitte März bis Mitte Mai." Aber Achtung, die Haute Route ist nichts für Anfänger, und darauf verweist auch der routinierte Bergführer: "Man sollte genügend Erfahrung im hochalpinen Bereich mitbringen, um die Spaltensituation und die Lawinenlage richtig einschätzen zu können!" Und klar, gute Kondition und Höhenanpassung sind selbstverständlich Grundvoraussetzung. Schließlich bewegen wir uns bei dieser Skidurchquerung der Superlative zumeist zwischen 3000 und 4000 Meter Höhe, und mit der Besteigung der Dufourspitze (4.634 m) oder dem Montblanc (4.810 m) natürlich auch deutlich darüber. Die etlichen tausend Höhenmeter, die dabei in Aufstieg und Abfahrt zu bewältigen sind, stellen selbst für versierte und gut trainierte Skialpinisten eine große Herausforderung dar. Wer’s packt, erlebt allerdings ein Abenteuer der Extraklasse! In einer der schönsten Gebirgsregionen, umgeben von rund 30 Viertausendern inkl. der höchsten Berge der Alpen. "Diese Tour ist eine wunderbare Passion", begeistert sich auch Thomas Dünßer: "Etwas, was man einmal im Leben gemacht haben sollte – und wenn man dann noch Wetterglück hat, prägt es sich tief ein als Highlight in einem Skibergsteigerleben!"

Text: Uli Auffermann, www.uliauffermann.de, www.anderlheckmair.de
Bild: Thomas Dünßer

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