Eine Lawine
kann mit 140 Stundenkilometern ins Tal donnern oder mit bis dreißig
Millimetern pro Tag bergab kriechen beide Extreme entwickeln Kräfte,
die Bäume entwurzeln, Felsblöcke aus dem Boden wuchten und Hütten
zermalmen können. Welche Lawinenart sich entwickelt, ist vor allem
von der Schnee- und Geländebeschaffenheit sowie vom Wetter abhängig.
Bei der Klassifizierung spielen außerdem die Form der Abbruchkante,
der Bahn und die Art, wie sich die Lawine bewegt, eine Rolle.
- Die sogenannten
Fließlawinen kommen am häufigsten
vor. Bei ihnen "fließt" nasser oder trockener Schnee
den Hang ab und behält dabei den Kontakt zum Boden ("Grundlawine")
oder der Gleitschicht ("Oberlawine").
- Besonders
gefährlich ist eine Variante der Fließlawinen, die sogenannte
Schneebrettlawine: Kennzeichen einer
Schneebrettlawine ist der linienförmige Anriss. Die abbrechenden
Schneemassen gleiten blitzschnell als Schollen auf einer glatten Sturzbahn
ab. Während andere Lawinenarten oft unterhalb oder in einer Störungsstelle,
zum Beispiel der Spur eines Skifahrers, entstehen, bricht eine Schneebrettlawine
meist oberhalb der Spur ab. Skifahrer werden augenblicklich erfasst
und meist vollständig verschüttet. Eine solche Schneeebrettlawine
kann mit einer Geschwindigkeit von acht bis zehn Metern in der Sekunde
zu Tal donnern und dabei einen Druck von 30 bis 40 Tonnen pro Quadratmeter
entwickeln, in Extremfällen sogar 100 Tonnen pro Quadratmeter.
Zum Vergleich: Zum Zerbrechen einer Ziegelsteinmauer genügt bereits
ein Druck von einer halben Tonne pro Quadratmeter.
- Weitaus
seltener und für die Lawinenforscher deshalb nur schwer einzuschätzen
sind Staublawinen. Eine solche Lawine
beginnt als Fließlawine mit trockenem, wenig verfestigtem Schnee
oder als Eislawine von einem Gletscher. Im Gegensatz zu Schneebrettlawinen
ist die Anrissstelle der Staublawine punktförmig, erst im Laufe
ihres Weges vergrößert sie sich birnenförmig. Durch
Luftturbulenzen an der Lawinenspitze wird der Schnee aufgewirbelt und
fein zerstäubt. In den Sog der Schneewolke werden immer mehr Schnee
und Luft aus der Umgebung hineingezogen, sodass die Lawine schnell bis
zu 100 Metern anwachsen kann. Ihre Dichte liegt nur bei fünf bis
zehn Kilogramm pro Kubikmeter, der Druck nur bei vergleichsweise geringen
drei bis vier Tonnen pro Quadratmeter. In Verbindung mit der extrem
hohen Geschwindigkeit von 50 bis 100 Metern pro Sekunde jedoch reicht
das vollkommen aus, um Siedlungen zu zerstören und ganze Wälder
dem Erdboden gleich zu machen. Menschen und Tiere können in dem
von der Lawine aufgewirbelten Schneestaub regelrecht ertrinken, die
Lungen irreparabel geschädigt werden.
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