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Das wilde Herz ItaliensGran Sasso

Durch die Abruzzen durch das Campo Imperatore bis Capestrano

7-Tages-Tour, August 2008

Tag 1/Rom | Tag 2 | Tag 3 | Tag 4 | Tag 5/6 | Tag 7 | Tag 8-10/Pescara – Venedig

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Meer

Tag 8

Pescara
schild
Schwere Entscheidung ...

Pescara

 

Biggi
Etwa 20 Minuten vom Agriturismo Il Guerriero entfernt befindet sich bei einer Tankstelle die Bushaltestelle mit direkter Verbindung in die Hauptstadt der Abruzzen, Pescara. Vorausgesetzt, es kommt ein Bus, womit wir beim Service der öffentlichen Verkehrsmittel sind. Das funktioniert außerhalb der Städte scheinbar mangelhaft. Nicht nur dass es keine Fahrpläne gibt, es hält sich auch keiner dran. Dem nicht genug, als nach zwei Stunden Warterei endlich ein busartiges Gefährt stehen bleibt, verweigert uns der Fahrer die Mitfahrt, da wir kein "Billetto" hätten. Entnervt und enttäuscht schmieden wir den Plan, per Autostopp nach Pescara zu gelangen, wie gesagt, wir schmieden gerade, als just in diesem Augenblick ein Auto stehen bleibt und eine Frau in sauberem Englisch fragt, wohin wir denn wollten, sie könne uns bis zum Bahnhof von Chieta mitnehmen, von wo wir schnell nach Pescara gelangen würden. Soweit zum Thema "Autostoppen" – in Italien braucht man nur daran zu denken, und schon bleibt jemand stehen. Tatsächlich erhalten wir gratis Geschichts- und Geografieunterricht, ehe wir in Chieta am Bahnhof abgesetzt werden und von dort in einer Stunde in Pescara sind. Und auch hier bleibt uns das Glück hold. Da wir nicht wussten, wann wir hier eintreffen würden, haben wir auch kein Hotel vorbestellt. Welche bezahlbare, ruhig gelegene und halbwegs gut ausgestattete Bleibe nun ansteuern? Während meine Weggefährtin den morgigen Bahntransfer nach Venedig organisiert und ich durch den Bahn schlendere, spricht mich eine Deutsche an. Sie habe ihre Brille zu Hause vergessen, ob ich ihr den Fahrplan nach Florenz vorlesen könne. Ich tue es gerne, erfahre, dass sie seit vier Jahren in Pescara wohne und nun einen Kulturausflug nach Padua plane. Geistesblitz: Warum sie nicht nach einem empfehlenswerten Hotel fragen? Prompt die Antwort: "Nehmen Sie das Hotel Salus an der Lunga Mare!" Volltreffer. Das Hotel liegt direkt, aber ruhig am Strand, ist preiswert, die Zimmer Luxus pur. Wieder Glück gehabt.
Über die Retortenstadt Pescara selbst sei hier nicht viel mehr gesagt als das, was schon Roger Willemsen betont hat: "Pescara ist die geschichtslose, planlose, gesichtslose, die in ihrer Verwechselbarkeit am härtesten gezeichnete Stadt". Tatsächlich: Pescara ist an Hässlichkeit, Künstlichkeit, Seelenlosigkeit kaum zu überbieten. Aber was soll's, Meer ist Meer, Strand ist Strand, und schwimmt man ein wenig vom übervölkerten Ufer weg und das sogar nachts, wenn die Dunkelheit gnädig ihre Decke über die Stadt schlägt, genießt man auch das und erschwimmt man sich einen reizvollen Gegensatz zur Fußarbeit der letzten Woche.

Weiter aber! Schließlich wollen wir unsere Reise so enden lassen, wie wir sie begonnen haben: mit einer ordentlichen Injektion Kultur. Und was liegt dafür näher als die zweite Kulturhauptstadt Italiens: Venedig?! Dorthin gelangt man nämlich einfach und direkt innerhalb von 6 Stunden per Bahn, die nett zunächst entlang der Küste, dann über Bologna und Padua in die Lagunenstadt rauscht.

Venedig

Dessert

Venedig

Markusplatz

osteria

Keine Stadt der Welt hat die Fantasie der Menschen mehr beschäftigt als Venedig. Die einstige "Köngin der Adria" gilt als Ort der Liebe und der Dekadenz, der strahlenden Schönheit und des Todes, der rauschenden Feste und der fauligen Kanäle. Aber hinter den unvermeidlichen Klischees hat sich dies Lagunenstadt einzigartig und faszinierend erhalten. Eine Stadt von fast unwirklicher Bellezza, auf Wasser gebaut und bei durch Millionen in den Meeresschlamm gerammter Eichenpfähle doch fest gegründet. Venedig und seine Lagune steht seit 1987 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Nicht nur die Architektur und die Struktur der Stadt, ihre Geschichte und ihre Mythen haben überaus häufig inspirierend auf Künstler und auch Stadtplaner gewirkt, sondern insbesondere die in keiner anderen Stadt anzutreffende Atmosphäre und der dazugehörige Lebensstil. All dies macht Venedig zu einer Sehenswürdigkeit von Weltrang, die man zumindest einmal im Leben erlebt haben muss. Im Schnelldurchlauf können die Attraktionen von der Piazza San Marco, über die Rialtobrücke, dem Markusdom und Campanile, der Chiesa di S. Giorgio Maggiore bis zum Museo Correr durchaus in 1-2 Tagen bewundert werden.

Wichtig ist, dass man sich gleich am Bahnhof mit einem 2-3 Tagesticket für die Schiffsbusse ausstattet, dass man für ein gediegenes Abendessen nicht in den Touristenzentren hängenbleibt wie die Fliegen am Honig, sondern etwas abseits der Trampelpfade nach originaler veneziansicher Küche sucht – selbst wenn's ein wenig mehr kostet, und dass man nicht an Klaustrophobie leidet, in den Gassen um Markusplatz und Rialtobrücke wird es tagsüber bedrohlich eng.

Nach 2 Tagen hat man von dieser Stadt einmal genug und setzt sich am Flughafen Marco Polo erschöpft, aber reich beschenkt in den Flieger. 10 Tage Italien liegen hinter uns, Kultur, aber auch Natur vom Feinsten liegen hinter uns, Rom – Gran Sasso – Venedig, Kulturwanderer, was willst du mehr!?

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