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In 40 Tagen quer durch Österreich

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Tag 11: Am Südwandsteig von Biberwier nach Leutasch-Reindlau
Wetterstein

Wetterstein

Wanderung, August 2011; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

10 Stunden reine Gehzeit! Jede Menge traumhafter Plätze und ein Weg, der Nerven kostet. Am Südwandsteig lässt sich der Brustbereich des Wettersteingebirges an einem Tag erwandern.

Die Route

Schon die ersten Schritte dieses langen Tages sind lohnenswert, wandern wir doch durch das Naturschutzgebiet Ehrwalder Becken, das sich durch Reste einer von der lokalen Bevölkerung als "Moos" bezeichneten alten Moorlandschaft kennzeichnet. Nach 30 Minuten erreichen wir das noch verschlafene Ehrwald und legen am alten Mühlenweg, der durch dunstrauchenden Wald über Almen und Lichtungen hochzieht, die ersten Höhenmeter des heutigen Tages zurück. Morgenstille liegt in der Luft, Morgentau auf den Blättern, Morgenzufriedenheit über meinem Gemüt. Ich bin allein, da sich der Rest der Welt mit den "Ehrwalder Almbahnen" hochhieven lässt. Diesen Rest der Welt treffe ich nach 1,5 Stunden auf Ehrwalder Alm – Schluss mit Morgenstund und Gold im Mund. Menschenmassen spülen mich zur Hochfelder Alm Über der Hochfeldern Almhinüber, um die sich allerdings ein traumhafter Ausblick spannt, u. a. auch auf die Gatterköpfe, die sich wichtigtuerisch über meinen eigenen Kopf hochrecken. Auf dem Weg dorthin wandelt sich die Landschaft von Alm zu alpin, dementsprechend trennt sich hier die Touristenspreu vom Wandererweizen, fast alleine stapfe ich weiter hoch, um wieder einem kleinen Ärgernis zu begegnen: Jägern, aus deren Rucksäcken leblose Gamsköpfe baumeln ... "Am Brand" finde ich eine traumhafte Höhenloge mit phantastischem Rundblick vor. Rast mit 3D-Fern-Sehen.
Von hier steige ich durch einen Geröllhang ins Feldernjöchl hinab, das wir uns merken sollten, denn wir setzen zu einem kleinen Seitensprung zum sog. "Gatterl" an. Ein schmaler Pfad führt um eine Senke herum und steigt dann felsdurchsetzt wieder hoch (Seilsicherungen). Es versäumt viel, wer es auslässt, da genau hier, wie auf etlichen alten Schildern erkennbar, die Grenze zwischen Österreich und Deutschland verläuft und sich ein wunderbarer Blick auf den Hinterhof der Zugspitze auftut. Ein paar Weggefährten streben dem Gipfel des Höchsten Deutschlands zu. Ich habe ganz anderes im Sinne und kehre zum Jöchl zurück. Dort nun nach links auf den sog. Südwandsteig Richtung Rotmoos Alm.
Dieser Steig hat es in sich! Nicht was seine Schwierigkeit angeht, sondern seine Geduld fordernde Wegführung. Zwischen Hochwand und Hoher Munde wird nun von einem Hügel zumWetterstein anderen geschaukelt, ehe wir am Steinernen Hüttl ein nettes Rastplatzl erreichen. Vom nahen Predigtstuhl führt eine Forststraße zur Rotmoos Alm (Einkehrmöglichkeit). Auf der nun folgenden Kuhweide verliere ich den Weg und stapfe blindlings durch tiefen Wiesenboden hinab zum wiedergefundenen Weg. Der Marsch zur Puitalm beeindruckt zwar landschaftlich, nervt aber ob seiner Länge. Denn der Weg verläuft nicht geradlinig, sondern in weiten Bögen und auf und ab wie die Falten einer Ziehharmonika. Glaubt man das letzte Kar abgegangen zu sein, öffnet sich schon das nächste, so reiht sich entnervend Kar an Kar (und Fluch an Fluch). Endlos geht es sich so dahin, in der Erschöpfung vergeht die Freude am Schauen, der anfangs schwarze Himmel allerdings klart sich auf, wie überhaupt die Farben des Spätnachmittags grell und tief werden. Am Scharnitz-Joch ist endlich die wirklich letzte Erhebung des Südwandsteigs überwunden, hundemüde bleibe ich sitzen, verschnaufe, schaue, und beobachte, wie ein Jäger mit dem Zielfernrohr seines Gewehres das Wild beobachtet. Jedem das seine. Viel beeindruckender die Wolken gegenüber, die wie riesige Wasserwellen über die Dreitor-Spitze schwappen. Abstieg zur PuitalmNun wirklich nur mehr bergab auf die Puitalm, dann auf frisch angelegtem Steig ins Puittal und dieses lang bis Reindlau. Man verzeihe mir nun den Mangel an Naturbeschreibungen, nach fast 10 Stunden on tour gehe ich am Zahnfleisch, bin fix und fertig, will nicht mehr, und da ist nicht mehr nach schauen und schwärmen. An einem Tag die mittlere Etage des Wettersteingebirges abzulaufen, hat etwas Masochistisches ...
Es ist 20 Uhr, als ich den Campinglatz Reindlau erreiche – ein besonders schönes Biwakplätzchen (sogar mit Hallenbad!). Als der Betreiber mich verwahrlosten, hochgradig erschöpften und höchstgradig hungrigen Wanderer sieht, meldet er mein Kommen im nahen Restaurant Hubertushof an, damit die nicht vor meiner Nase zusperren. Der Königsetappe folgt so ein Königsessen, diesem eine Königsdusche und ein Königsschlaf.

Weitere Bilder

Hochfelder Alm Gatterl Glockenblumen Steinernes Hüttl Jäger
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Lexikon: Wettersteingebirge

Das Wettersteingebirge, kurz auch Wetterstein genannt, ist eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen, die den Ostalpen in ihrer ganzen Länge vorgelagert sind. Es ist ein relativ kompaktes Gebirge zwischen Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald, Seefeld in Tirol und Ehrwald. Anteil haben Deutschland mit dem Freistaat Bayern und Österreich mit dem Bundesland Tirol. Der Hauptgipfel des Wettersteins, die Zugspitze, ist gleichzeitig der höchste Berg Deutschlands.
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)

Ausgangspunkt:
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Route:
Biberwier – Ehrwald – Ehrwalder Alm – Hochfeldern Am – Am Brand (2120 m) – Gatterl (2060 m) – Südwandsteig – Steinernes Hüttl – Rotmoos Alm (1904 m) – Scharnitzjoch (2048 m) – Puitalm – Reindlau (Camping Holiday, 1080 m)
Gesamthöhenmeter:
Pfeil uppfeil down 1.900
Gesamtgehzeit (in Stunden):
ca. 10
Schwierigkeiten:
Keinerlei Schwierigkeiten, aber laaaang
Eignung für Kinder:
Nicht geeignet
Eignung für Hund & Katz':
NIcht geeignet
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Rotmoosalm
Karte:
Freytag & berndt WK 322 Wetterstein, Karwendel, Seefeld, Leutasch ...
Geocaches:
Yersinia, Gatterl, Puittal

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