"Nur
aufi, frisch aufi, dem Hochalmer zua, wer sie aufi net traut, is ka
lustiger Bua",
besingen
die Kärntner heute noch ihre Hochalmspitze.
Da
sie zu den architektonisch schönsten Bergen der Ostalpen zählt,
tituliert man sie gerne als "Tauernkönigin",
als "Gemahlin" Seiner "Majestät"
Großglockner.
Die
von vier großen Gletschern flankierte Berggestalt gipfelt in zwei
Erhebungen, der (inzwischen auch ausgeaperten) Schneeigen
und der AperenHochalmspitze. Der Grat dazwischen, der
Detmolder Grat, erweist sich als großartiger, in seinem
oberen Teil fast durchwegs mit Stahlseilen versicherter hochalpiner
Steig.
1.Tag: Detmolder Grat - Hochalmspitze
Ausgangspunkt:
Gößkarspeicher (1707m). Von dort über eine Forststraße
zur Gießener
Hütte (2202m).
1
Stunde
Nun
den Schwarzenburger Weg zur Winkelscharte (2862m), wo
der Klettersteig beginnt.
Detmolder
Grat: zunächst Randschneefeldern
entlang (Achtung: Die Kletterhilfen können mitunter noch
unter Schnee vergraben sein! Verborgene, aber nicht tiefe Randklüfte!)
zum eigentlichen Steig des Detmolder Grates: anfangs über großblockiges
Gelände (kurze Stellen 1 bis 1-) bis zur breiten Einsattelung westlich
des Trippkees-Gletschers. Von hier gut gesichert, aber mitunter recht
luftig (B-C) und über die brüchige Grathöhe, in eine
Scharte hinab, dann über eine Rampe, einen kleinen Überhang
(C) und einen kurzen Aufschwung zum Gipfelkreuz der Hochalmspitze.
Herrliches Panorama! Der Sichtradius soll an klaren Tagen über
200 Kilometer betragen ...
4-5 Stunden
Vom Gipfel über den Gratrücken zu den sog. Steinernen Mandln
(Bedeutung siehe unten) - auffälligen, abbruchbereiten Felstürmen
- , dann heißt es wieder "zupacken": Drahtseile führen
über manchmal steile Wände bergab, weiter über das Gletschergelände
des Trippkeeses und an Seen vorbei den Rudolstädter Weg
(gemeint ist hier nicht "Rudol-f", sondern die Stadt!) zur
Gießener
Hütte zurück.
2
Stunden
Höhenmeter:
ca.
1755m
Gehzeit:
8-9
Stunden
Tipps:
Für
halbwegs schwindelfreie, trittsichere Bergsteiger kein Problem: C/I+.
Im
Frühsommer liegen einige Versicherungen oft noch unter Schnee.
Zu beachten ist der für seine Blitzschlaggefahr
berüchtigte Hochalm-Gipfelgrat! Beim Heraufziehen eines
Gewitters sollte man den Grat schleunigst verlassen.
Entsprechende
Ausrüstung wie Steigeisen (oft
vereiste Stellen!), Pickel und ein kurzes Seil nötig;
für weniger Geübte 2-3 Sicherungsschlingen.
Wem
fast 1800 Höhenmeter zu viel sind, sollte vor der Tour in der gemütlichen
und gastfreundlichen Gießener
Hütte übernachten.
2.Tag: Detmolder Steig - Säuleck
Gießener Hütte - Schwarzenburger
Weg bis Punkt 2662m, dort links zum Grat hoch, wo der Detmolder
Steig (B) beginnt. Nun gesichert über die Schneewinkel Spitze
(3016m) und leicht weiter bis zur Schlüsselstelle, einen
senkrechten 30-Meter-Abbruch: 1999 wurden die Steighilfen von
einem Klettersteig-Gegner so sehr zerstört, dass ein erhebliches
Maß an Kletterkönnen (II - III) erforderlich wurde. Inzwischen
wurde die Drahtseilpassage wieder gut instand gesetzt, die Stelle ist
damit kein Problem mehr.
Nun leicht über breite Gratrücken zum Gipfel des Säulecks
(3086m). Imposant der Blick über den gesamten Detmolder Grat bis
hin zur "Tauernkönigin", der Hochalmspitze.
4 Stunden
Nun
ohne Schwierigkeiten unter dem Großen Gößspitz
entlang zur MallnitzerScharte, 2673m (kleine Muttergottes-Statue
in einer Felskerbe),von dort über Schneefelder, Geröll
und den schönen Budenusweg zurück zur Gießener
Hütte.
2,5
Stunden
Abstieg
von der Hütte zum Ausgangspunkt, dem Gößkarspeicher
1
Stunde
Höhenmeter:
ca.
1200m
Gehzeit:
7-8
Stunden
Tipps:
Auch
dieser Tourenabschnitt sollte nicht unterschätzt werden: Blitzschlaggefahr,
Vereisung und die senkrechte Schlüsselstelle (bis III)
verlangen bergsteigerisches Können und Erfahrung. Zur Ausrüstung
sollten auch hier Steigeisen, Pickel und Seil gehören.
Geschichte:
Erstbesteigungder Aperen Spitze durch Paul Grohmann, einen der Gründer
des Österreichischen Alpenvereins, am 15. August 1859. Nur einige
Tage vorher, am 12. August, gelangte Anton von Ruthner bis auf
die dem Hauptgipfel vorgelagerte Schneeige Hochalmspitze, verschenkte
aber den Erfolg, weil ihm der zum höchsten Punkt führende,
schmale Grat zur Aperen Spitze als zu gefährlich erschien.
Zur
Namensherkunft der "Hochalm-Spitze" kann nur
eine der vielen Sagen führen, die sich die Einheimischen des Mallnitzer
Tales noch heute erzählen: Als die Sennleute auf den fetten Hochalmen
übermütig und gotteslästerlich geworden waren, kam ein
göttliches Strafgericht mit Blitz und Donner über sie. Nachdem
sich die Wolken wieder verzogen hatten, lagen die Weiden unter vier
dicken Eispanzern begraben und standen die schlimmsten Sünder als
"Steinerne Mandln" über dem Trippkees. Heute noch
nennen die Einheimischen ihren Berg "Hochalmer".
Das
kostbare Eis unserer Tauernkönigin wäre in jüngster Vergangenheit
beinahe noch von der Skiindustrie missbraucht worden: Die Baumaschinen
standen schon für Lifte und sogar eine Seilbahn bis hinauf zum
Gipfel bereit, als der Kärntner Alpenverein im letzten Moment
die Zerstörungsabsichten verhinderte, indem er im Sommer 1988 bei
einer Zwangsversteigerung gleich die ganze Hochalmspitze kaufte:
der damalige Preis für eine Königin: ATS 1.120.000,-