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Iran – Demawend

September, 2009; Text/Bilder: Thomas Rambauske

Tag 13

Schiraz – Pasargadae – Isfahan

 

 

 

 

Kyros' Grab

"O Mensch, wer du auch sein und woher du kommen magst – denn, dass du kommen wirst, weiß ich – ich bin Kyros, der die Herrschaft der Perser begründete, Asiens König! Missgönnt mir nicht die wenige Erde, die meinen Leichnam deckt!"

 

 

 

 

 

Fahrer
Unser Fahrer, ein tiefgläubiger Moslem, fuhr uns still und souverän durch den halben Iran. Eine großartige Leistung!

 

Hotel
Tausendundzwei Nächte in Isfahan.

Zimmer
Märchenhaftes Flair der Zimmer

Auch Isfahan, die Stadt der Moscheen und Paläste, muss man gesehen haben! Gerne nehmen wir dafür eine weitere Fahrstrecke von 6 Stunden in Kauf.
Am Weg Pasargadae, die erste Residenzstadt der Achämeniden-Dynastie, die von Kyros II., auch unter dem Namen Kyros der Große bekannt, bzw. von seinem Nachfolger Kambyses II. zwischen 559 v. Chr. und 525 v. Chr. ausgebaut wurde. Davon geblieben ist einzig das Grabmal Kyros' des Großen. Einsam erhebt sich der aus sechs Steinstufen bestehende Kenotaph aus einer weiten Ebene. Rundherum nichts. Nur Wüste. Gerade diese Alleinstellung des Grabmals, das als einziges Bauwerk der Metropole die Stürme der persischen Vorzeit überstanden hat, unterstreicht die einsame Größe von Kyros. Sowohl als Mensch als auch als König soll er Großes geleistet haben. Bis heute wird der friedliebende Perserkönig von als idealer König verehrt. Denn Kyros' Macht soll nicht auf Diktatur und Unterdrückung beruht haben, sondern auf Toleranz, Großzügigkeit und Integration. So beließ er jedem eroberten Volk seine Religion und Tradition. Das rang selbst Alexander dem Großen Bewunderung ab. Die Legende erzählt, dass dieser das Grabmal in einem großen blühenden Garten vorfand. Im Grab selbst standen ein Tisch mit Gläsern, ein Goldsarkophag, in dem der Leichnam des Kyros bestattet war, eine Bahre sowie prächtige Kleider und Schmuckstücke. Und eine persische Inschrift: "O Mensch, wer du auch sein und woher du kommen magst – denn, dass du kommen wirst, weiß ich – ich bin Kyros, der die Herrschaft der Perser begründete, Asiens König! Missgönnt mir nicht die wenige Erde, die meinen Leichnam deckt!" Beeindruckt von der Bescheidenheit und der Ahnung Kyros', dass auch sein Reich ein Ende finden würde, verschonte Alexander das Grab und beließ es unzerstört.

Wir fahren weiter. Auf der schnurgeraden Autobahn wird mir bewusst, wie wichtig hier ein guter Fahrer ist. Und unser Fahrer ist weltklasse, in mehrerer Hinsicht. Zum einen hielt er sich als tief religiöser Mensch strikt an das Fasten – kein Essen und Trinken (!) zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Während wir uns also regelrecht durch die iranische Küche fraßen, saß er diszipliniert und still daneben oder besuchte die Gebetsräume der Restaurants. Deutlich war im Laufe unserer Reise zu beobachten, wie er immer mehr verfiel, müder, erschöpfter, blasser wurde, an manchen Zielorten kraftlos aus dem Fahrersessel kletterte. Dennoch fuhr er uns Tausende Kilometer quer durch den Iran, und das vorsichtig, nie zu schnell, immer mit äußerstem Verantwortungsbewusstsein. Meine allerhöchste Hochachtung diesem Fahrer gegenüber!

Isfahan. "Isfahan ist die Hälfte der Welt und die himmelblaue Perle der persischen Architektur", sagt man über jene Stadt, die mit Recht zu den schönsten und bekanntesten Persiens gehört. In Isfahan wird das Märchen aus 1001. Nacht wahr! Und das in sprichwörtlichem Sinn, erlebten wir hier traumhafte Tausendundzwei Nächte! Als wir das sog. Traditionel Hotel betreten, wähnen wir uns in einem kleinen Paradies. Um einen Hof mit Brunnen und zahlreichen Liegepritschen herum sind hinter Arkaden kleine, aber überaus feine Zimmer platziert, jedes in altertümlicher, schmucker Bauweise, Spitzbögen über den Türen, Ornamenten, kostbaren Stoffen, traditionellem Interieur und Bädern mit Fliesendekor. Die Ursprünge des Hotels reichen in die Safavi-Zeit zurück, erst 2006 wurde es durch geschickte einheimische Künstler nach Originalbauplänen restauriert. All das ergibt eine wahrhaft märchenhafte Atmospähre, die wir an diesem Abend reichlich auskosten – wie Paschas auf den Pritschen liegend, Tee schlürfend und Wasserpfeife rauchend ... What a feeling! … Nur das Glaserl Wein fehlt halt zum vollendeten Glück ...

Wasserpfeife
Wie Paschas auf den Pritschen liegend, Tee schlürfend und Wasserpfeife rauchend, genießen
die Abende in Isfahan.

Tag 14

Isfahan

Die Brise
"Die Brise" verbindet auf charmante Weise Information mit einem Einblick in die lyrische Kunst Persiens.

Moschee

Basar

 

 

 

 

Brücke

Durch Isfahan führt uns Nassim (übersetzt "die Brise"), eine charmante deutschsprachige Dolmetcherin, die es ausgezeichnet versteht, uns die kulturellen Besonderheiten zu erklären, gleichzeitig aber auch literarische Kostbarkeiten einfließen zu lassen. Immer wieder zückt sie ein Buch und lässt persische Dichter zu Wort kommen. Kultureller Höchstgenuss!
Das historische Stadtbild ist durch Paläste, eine Vielzahl Minarette und die blauen Kuppeln der Moscheen geprägt. Herausragend die Prachtanlage des Imam-Platzes mit der Imam-Moschee, dem Basar, der Scheich Lutfullah Moschee und der daran gekoppelten Tschahar Bagh Schule.

Platz

Der Imam-Platz (früher Königsplatz) ist über 500 Meter lang und wird von doppelstöckigen Arkaden eingefasst. Er ist weltweit der größte Platz seiner Art und zählt zum dem von der UNESCO erfassten Weltkulturerbe. An jeder Ecke ist er mit einem Gebäude geschmückt, darunter die Imam-Moschee, die vor der Islamischen Revolution "Schah-Moschee" hieß. Ihre Grundsteinlegung erfolgte 1611 n. Chr. in der Zeit der Safawiden. Das Tor der Moschee ist 27 m hoch und wird mit zwei Minaretten von jeweils 42 m geschmückt. Die Kuppel der Moschee ragt als größte Kuppel der Stadt 52 m in den Himmel. 18 Millionen Ziegel wurden hier insgesamt verbaut, sämtliche Wände sind farbenprächtig und kunstvoll mit Mosaiken und Fayencekacheln verziert.

Mosaike

Die Moschee selbst ist umgeben von Arkadengängen, in denen der große Basar untergebracht ist. Er ist einer der größten und eindrucksvollsten des Iran und berühmt für seine Vielfalt und Qualität.

Wir ziehen weiter zu den aufwendig gestalteten Brücken der Stadt. Die Siosepol (33 Bogen-Brücke) ist eine der bekannten Brücken in Isfahan über den Fluss Zayandehrud, der zum Leidwesen der Einwohner jedoch aufgrund von Bewässerungsanlagen im Sommer ausgetrocknet ist. So gesehen spannen sich die kunstvollen Brücken etwas bizarr über das versteppte Flussbett. Die 295 Meter lange Brücke wurde in der Zeit der Safawiden erbaut und gilt als Meisterwerk dieser Epoche und als eines der Wahrzeichen Isfahans. Sie besteht aus zwei Arkadenreihen, wobei die untere aus 33 Bögen besteht. Die obere Arkadenreihe ist der Übergang für Fußgänger.

Brücke

Das heutige Isfahan ist vor allem Universitätsstadt (siehe Universität Isfahan) und verfügt über einen eigenen Flughafen. Es finden sich Fabrikationsstätten der Nahrungsmittel-, Stahl-, Öl- und Textilindustrie. Auch das Kunstgewerbe ist verbreitet. Isfahan ist überdies Zentrum der iranischen Atomindustrie, wie wir bei der Überfahrt nach Teheran sehen werden.

Er-, wenn nicht überfüllt von Eindrücken kehren wir ins Hotel, unser kleines Königreich in einer stillen Seitengasse Isfahans, zurück, wo wir unseren Aufenthalt in Isfahan mit einem würdigen Abendgelage – Wasserpfeife inklusive – beschließen.

Wasserpfeife
Weil's so schön ist, noch eine Studie aus Tausendundzwei Nächte ...

Tag 15 & 16

Isfahan – Teheran

Alter Mann
Der alte Mann und die Stadt.

Motorrad
Auf einem Motorrad findet locker eine ganze Familie Platz ...

Wieder einer dieser Gegensätze: Von der architektonischen Perle Isfahan in den Schmelztigel Teheran. Auf der Fahrt über Kashan kommen wir auch an den berüchtigten Atomanlagen vorbei. Hier zündelt das Regime – vor allem mit den Nerven des Westens. Bevor wir in den Flieger steigen, geht es noch in das Imam Khomeini Mausoleum. Vier Minarette mit jeweils 91 m Höhe verweisen auf sein Alter nach Mondjahren. In das Mausoleum gelangt man wie auf einem Flughafen nach genauer Leibesvisitation; Fotografieren und das Tragen von Straßenschuhen strengstens verboten. Mitten drin das umgitterte Grabmal des Revolutionsführers. VOR diesem, signifikant für die frauenfeindliche Einstellung des Revolutionsführers, das schlicht gehaltene Grabmal seiner Frau. Im riesigen Innen-Areal scharen sich Massen von Pilgern um die Grabstätte, es ist laut, Kinder spielen, Familien sitzen am Boden beisammen, es wird gelacht und geredet, ich komme mir eher auf einem Marktplatz vor denn in einer Grabanlage. Khomeini hat es aber so gewollt: Alles, auch mein Grab, dem Volk! In Zukunft soll die gesamte Anlage Bestandteil eines noch viel größeren Komplexes namens "Schahre Aftab", (Stadt der Sonne) sein. Auf einer Fläche von 10.000 Hektar sollen ein Universitäts- und Forschungsgelände sowie Handels- Kultur- und Dienstleistungsbereiche für die Pilgergäste Platz finden.

Essen
In der iranischen Gesellschaft hat Familiensinn oberste Priorität.

Den letzten Abend verbringen wir in einem Restaurant und verabschieden uns von Imad, der uns am Schluss um Folgendes bittet: "Macht euren Freunden zu Hause bitte klar, dass durch die Medien ein vollkommen falsches Bild vom wahren Iran transportiert wird. Vermittelt ihnen das wahre Gesicht Persiens."
Eine Bitte, die ich, wie ich hoffe, erfüllt habe, und weitergebe – vor allem an jene, die demnächst eine Reise in den Iran planen – eine Reise in mehr als Tausendundeine Nacht ...

Gesichter
Das wahre Gesicht des Iran! (Copyright: Florian Forster, www.alpinfotos.de)