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Expedition Mustagh Ata - Die Tour - Tag 10-16
Die Tour

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Goldene Nacht über dem Pamir

Der Abend nach der Rückkehr vom Gipfel in Lager 1 gestaltet sich zum schönsten Moment der ganzen Expedition. Der Himmel klart auf, als auch die drei Steirer erfolgreich vom Gipfel zurückkehren. Wir versammeln uns um Huberts Zelt, sitzen beieinander, während die Sonne untergeht über dem Pamir. Eine selten feierliche, ja glückliche Stimmung in uns. Wir sind heil vom Berg herunter, haben unser Ziel erreicht, durften Traumhaftes erleben und Geträumtes verwirklichen. So kochen wir uns ein Festessen, Hubert serviert geräuchertes Büffelfleisch(!), Salami und Schokoladenschnitten - steirischer Schnaps macht die Runde wie auch die eine oder andere Geschichte, die wir uns vom Berg zu erzählen haben. Ein Abend, dessentwegen man die Mühen einer Expedition gerne auf sich nimmt und der alle Investitionen und Risiken so einer Unternehmung rechtfertigt.

Diese goldene Nacht hoch über dem Pamir hat sich für immer in meine Erinnerung eingegraben. Der Himmel färbt sich gelb, orange, schließlich purpurrot, und wir bleiben und feiern, bis die Sonne endgültig verschwunden ist.

Goldene ... Nacht ... über dem Pamir ...

10. Tag

Lager 1 (5400m) - Basislager

Abstieg: 1 1/4 Stunden

 

Otto - der Vater des Witzes ...

Timbuktu und kubanische Zigarren ...

Um 10 Uhr kriechen wir aus den Schlafsäcken, ich koche mir zum ersten Mal seit 8 Tagen Kaffee - Kaffee! - zünde mir die erste Zigarette nach 3 Tagen an, fühle mich wie neu geboren nach der gestrigen Feierstunde. Wir packen unsere Zelte zusammen, zum Glück steht eine Herde Maultiere bereit, um einen Teil unseres 40-Kilo-Gepäcks ins Base zu tragen.

Der Empfang durch Sascha und Sergeij ist von Herzlichkeit, aber auch Staunen geprägt, wir hätten beinahe einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt, meinen sie. Die Suppe, die sie uns servieren, hat selten so gut geschmeckt. Am Abend wartet noch eine zünftige Party auf uns - Sascha wartet mit einer Schokoladentorte auf, Hannes verteilt kubanische Zigarren, Sergeij russischen Wodka und Otto Witze. Ottos Witze! Legendär! Einen davon, den legendärsten aller seiner Witze, muss ich hier erzählen:

Bei einem Redewettbewerb in Brisbane gelangen ein Rabbi und ein Landstreicher ins Finale. Sie haben nun die Aufgabe, um ein von der Jury genanntes Wort einen Vierzeiler zu dichten. Der Begriff heißt "Timbuktu" und der Rabbi ist als erster an der Reihe:

I am allways Rabbi in my life,
had no children and no wife,
I have my bible just for you,
in Brisbane, Kent and Timbuktu.

Das Publikum rast vor Begeisterung, der Rabbi ist sich seines Sieges sicher. Jetzt der Landstreicher:

When Tim and me to Brisbane went,
we met three ladies in a tent.
Because they were three and we were two,
I booked one and Tim booked two.

11. - 16. Tag

Basislager

 

Der Mustagh Ata von Subashi aus gesehen ...

Gefangen im Basislager

Gefangen im Basislager, lauten die Tourenbuch-Eintragungen für die nächsten sieben Tage. Da es keine Möglichkeit gibt, früher abzureisen - ein Unwetter hat die Straße auf den Tourugartpass zerstört und die chinesische Grenzstation überschwemmt - sind wir gleichsam ans Basislager gefesselt. Der Preis für unsere Schnelligkeit.

Wir versuchen, das Beste daraus zu machen, schlafen uns aus, erholen uns, bauen unsere völlig ausgepumpten Körper wieder auf und unternehmen kleine Wanderungen zu nahe gelegenen Kirgisen- und Murmeltier-Siedlungen. Im Nachhinein gesehen eine gute Zeit zum Nachdenken, Meditieren, Neuordnen ...

Rückfahrt

Basislager > Tourugartpass > Kashgar > Naryn > Cholpon Ata (Issyk Kul-See) > Bishkek > Almaty > Frankfurt/Main > Wien

Die Rückfahrt gestaltet sich wie die Hinreise.

In Kashgar noch ein Besuch des berühmten Sonntagsmarktes (siehe Anreise) und eine "Party", die uns die Verbindungsagentur zum Abschied beschert (endlich gutes chinesisches Essen!).

Der Grenzübertritt an der chinesisch-kirgisischen Grenze gestaltet sich gewohnt langwierig, die Beamten begegnen uns voller Argwohn und Misstrauen - wir sind froh, China verlassen zu können, fühlt man sich dort selbst als Tourist wie ein Gefangener. Aber wir sehen Tachmina, oh Tachmiiiiina wieder!

Am Issyk Kul-See (Cholpon Ata) verbringen wir fünf Tage, sodass aus dem Bergurlaub doch noch ein Strandurlaub wird.

Schlussbemerkung

Das Erlebnis einer Mustagh Ata-Besteigung rechtfertigt die Mühen der langen An- und Rückreise bei weitem, außerdem lernt man drei Länder zumindest von ihrer Landschaft her kennen - Kasachstan, Kirgistan, China. Der kürzere Weg über Pakistan und Karakorum-Highway ist zwar landschaftlich beeindruckender, aber aus politischen Gründen (Stand 2002) zu unsicher. Sightseeing, Kultur und die Begegnung mit den Einheimischen kommen bei einer Expedition naturgemäß leider zu kurz, schließlich steht der Berg im Mittelpunkt.

Die Expedition auf den Mustagh Ata hat mich folgende Dinge gelehrt:

  • Auf den hohen Bergen ist die (Ski-)Abfahrt nicht das Wichtigste.
  • Je höher die Geschwindigkeit, desto höher das Risiko zu scheitern.
  • Flüssigkeitsaufnahme geht über Nahrungsaufnahme.
  • Die wahren Esel sind die lückenhaften ...
  • Verknall' dich nie in eine Kirgisin!

Thomas bei einer Lagebesprechung im Basislager

Thomas (Bildmitte mit roter Kappe)

Solltest du selbst den Mustagh Ata besteigen wollen, wünsche ich dir alles Gute! Komm' gesund zurück

Thomas

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