Mariazell
ist das österreichische Santiago de Compostella. Wie auf den Jakobswegen
geht es daher auch auf den Zellersteigen immer lebhafter zu. Pilgerrouten
sollen aber nicht nur Wege der Kraft, sondern auch der Stille sein!
Entlang der beliebtesten Wanderstrecken nach Mariazell ist von Mai bis
September schon in "normalen" Jahren nur bei langfristiger
Reservierung ein Quartier zu bekommen. Wer sich trotzdem in die Schar
der "Fußwallfahrer" einreihen will, hat eigentlich nur
zwei Möglichkeiten: Tageswanderungen mit günstiger Rückfahrmöglichkeit
können jederzeit und ohne große Vorbereitung angetreten werden.
Gewusst wo – das ist die entscheidende Frage! Ebenso wenn man Routen
sucht, die nicht so stark begangen sind wie der Wiener, der Burgenländische
oder der Steirische Mariazellerweg.
Übrigens liegen die günstigsten Wandertage eher am Wochenbeginn,
denn gegen Samstag und Sonntag zu werden auch entlang der weniger bekannten
Pilgerrouten die freien Nächtigungsmöglichkeiten immer spärlicher.
Einzige
Nächtigungsmöglichkeit (Gasthof Labenbacher in Fadental geschlossen!)
– im AnnabergerHaus auf dem Tirolerkogel (Hüttentelefon
0664/4432003). Dorthin geht es nach dem Ausstieg aus der Falkenschlucht
auf der ersten rechts abzweigenden Forststraße unmarkiert bis
zum Lackenkogel und auf dem Dachsentalweg zum Schutzhaus. Bis zum Annaberger
Gscheid absteigend, erfolgt der Anschluss über den Walster-Ursprung
nach Ulreichsberg.
Der
"eiserne Wallfahrerweg"
Entlang
der Mariazellerbahn und über die "Heiligen Berge" – ob
von Puchenstuben an als starke Tagestour oder als bequemere Strecke
ab Wienerbruck. Joachimsberg (Bild), Josefsberg und
St. Sebastian sind die auch kunsthistorisch bedeutsamen Wallfahrerstationen.
Dazwischen gibt es gut beschilderte Wege, höchst überraschend
fast zur Gänze abseits der Straße und wegen der geringen Bekanntheit
nur mäßig stark begangen. Der letzte Zug von Mariazell fährt
erst in den Abendstunden ab (18.39 Uhr), und man kann die Wanderstrecke
mit ihrem überwältigenden Ötscherblick als Abschluss noch
in einer nostalgischen Panoramafahrt genießen! Gehzeiten nach Mariazell
von Puchenstuben 8 Std., von Wienerbruck 4 Std. Bei der Wanderung über
die "Heiligen Berge" nicht versäumen – Pfarrhof Josefsberg
mit volkskundlich und historisch bedeutsamen Wandgemälden (um 1830).
Der
Annaberger Wallfahrerweg
Eine Tageswanderung
zwischen Pielachtal und Ötscherland führt von Schwarzenbach
an der Pielachtal nach Annaberg, der Weiterweg zur "Mariazeller
Gnadenmutter" erfordert einen zweiten Wandertag. Start beim Bahnhof
Schwarzenbach an der Pielach, Rückfahrt von Annaberg-Reith oder
Mariazell mit der Mariazellerbahn. Gehzeiten insgesamt 5 ½ Std.
bzw. 13 Std. in zwei Etappen. Einkehr und Nächtigung in Annaberg.
Vom BahnhofSchwarzenbach 6,5 km Straßenmarsch bis
zum DorfSchwarzenbach, bald danach äußerst
reizvoller Wanderweg zur "Hölzernen Kirche" (Bild)
und über das Weiße Kreuz nach Annaberg (5 ½
Std.).
Nächtigung in Annaberg (Info Gemeindeamt, Tel. 02728/8245) oder
in der neuen Anna-Alm auf dem Hennesteck (nach dem Weißen
Kreuz abzweigend in 1 ¼ Std. erreichbar, Weiterweg anderntags
nach Annaberg 2 Std., Info Tel.0664/2303390 oder www.anna-alm.at).
Von Annaberg in die Schmelz und weiter über den "Sabel"
ins Fadental. Weiter zur Klauskirche am Hubertussee
oder gleich durch die schluchtartige Schwarzwalster in den Rechengraben.
Dort von der Straße markierte Abzweigung zum Habertheuersattel,
jenseits hinab zum Sebastianiweg und auf diesem nach Mariazell
(insgesamt ca. 7 Std.).
Letzte
Zugabfahrt von Mariazell für die Rückfahrt zum Ausgangspunkt
um 18.39 Uhr, Fahrplan über Online-Auskunft www.oebb.at
oder CallCenter 05
Mostviertler
Mariazelleweg
Wandervorschlag
für 4 bis 5 Tage, je nach den Nächtigungsmöglichkeiten,
Anmeldung unbedingt erforderlich! Von Sonntagberg nach Ybbsitz: Zufahrt mit Westbahn und Ennstalbahn
bis Station Rosenau/Sonntagberg und Aufstieg zur Wallfahrtsbasilika,
Höhenwanderung (großteils Asphalt) bis St. Leonhard am Wald
(4 Std., Nächtigungsmöglichkeit Gasthof Ettel, Tel. 07442/7221).
Allenfalls Weiterweg über St. Aegidi am Walcherberg nach Ybbsitz
(2 ½ Std.; Info Gemeinde, Tel. 07443/86601).
Übergang
nach Lunz oder Gaming (Kartause Gaming im Bild rechts): Über
Prochenberg (zum Wochenende auf halber Strecke Nächtigung in der
Alpenvereinshütte möglich, Tel. 0664/3387905) in 4 Std. nach
Maria Seesal (Gasthof Krumpmühle, 12 Betten, Tel. 07443/88318).
Weiter über Schwarzois rot-06 markiert nach Lunz am See in 4 Std.
(Info Gemeinde Tel. 07486/8081). Oder von Bodingbach über Pfaffenschlag
auf Asphaltstraße (Variante über Hochalm oder auf "Bahn-Erlebnisweg")
nach Gaming (5 Std. von Maria Seesal, Info Gemeinde Tel. 07485/97308-12).
Über
Ötscher und Gemeindealpe (rot-06 markiert): Von Lunz nach Lackenhof
über Lunzer See – Durchlass – Maierhöfen in 3 ½ Std.,
mit Sessellift zum Ötscher-Schutzhaus (Besteigung des Ötschers
insgesamt 3 Std.) und Nächtigung. Übergang zur Feldwiesalm,
über die Gemeindealpe oder direkt zum Erlaufsee und nach Mariazell
(5 bis 6 Std.). Nächtigungsmöglichkeit in Lackenhof (Ötscher-Tourismusverband
Tel. 07480/20020).
Tormäuer
und Ötschergräben: Von Gaming auf der Tormäuerstraße
über Gasthof Schindlhütte (Tel. 07485/68430) zum Naturpark-Eingang
Eibenboden (2 ½ Std., Seitenweg nach Nestelberg und von dort
Anschluss über Kirchensteig zusätzlich 1 Std.) und durch die
Vorderen Tormäuer nach Trübenbach (Gasthof "Alte Schule")
und Erlaufboden (2 bis 3 Std.). Durch die Hinteren Tormäuer nach
Stierwaschboden, nun zwei Möglichkeiten – über den Lassingfall
nach Wienerbruck und über Josefsberg nach Mitterbach und Mariazell
(6 Std.) oder durch die vorderen Ötschergräben nach Mitterbach
und Mariazell (5 ½ Std.).
Nächtigungsmöglichkeiten in Nestelberg (Gasthof Gross, für
größere Gruppen Herberge in der ehemaligen Volksschule, Tel.
07485/98891) oder in Erlaufboden (Gasthof Buder/Digruber, 12 Betten,
Tel. 02728/220).
Besonders lohnend ist auch der Umweg durch die hinteren
Ötschergräben zum Schutzhaus Vorderötscher und über die Ötscherstraße nach Mitterbach und Mariazell
(4 ½ Std.): Schutzhaus Vorderötscher T 02728 21100 (Ötscher-Basis), info@naturpark-oetscher.at, www.vorderoetscher.info
Literatur-Tipp:
Bernhard
Baumgartner: Wandererlebnis
Mariazeller Land & Ötscher, Residenzverlag 2006, ISBN:
3701730067, 176 Seiten Bernhard Baumgartner präsentiert hier seine Wander-Favoriten
von Mariazell bis zu Schneealpe, Veitsch und Hochschwab mit ausgeklügelten
Routen, von gemütlich bis alpin. Kurze Genießer-Varianten
für Familien finden sich genauso wie Touren für anspruchsvolle
"Bergfexe" und auch die Wallfahrerwege im Nahbereich von Mariazell.
Der Führer
"Wandererlebnis Wallfahrerwege. Ost-Österreich"
von Bernhard Baumgartner ist nur mehr beim Autor p. A. 3161 St. Veit
an der Gölsen erhältlich.