Für
manche gibt es nichts Schöneres, als an einem langen Wochenendes
den Rucksack zu packen und den Hausberg wie z.B. die Schneealpe erwandern.
Für andere hingegen zählt nichts mehr als ein gemütlicher
Hüttenabend mit Freunden in einer über allen Tälern gelegenen
Hütte wie z.B. dem Schneealpenhaus. Und dann gibt es welche, denen
kaum etwas über die Königsdisziplin der Kartenspiele, das
Tarock, geht. Ideal für einen tarockierenden Bergfex die Verbindung
alle dieser Träume: mit guten Freunden bei wolkenlosem Mai-Wetter
auf die Schneealpe wandern, Quartier beziehen im gastfreundlichen Schneealpenhaus,
die Karten auspacken und bei Sonnenuntergang "Mein Spiel!"
rufen!
Anfahrt & Aufstieg
Altenberg
a.d. Rax (924 m) - Almgraben - Lurgbauerhütte
(1.764 m) - Schneealpenhaus (1.782 m)
HU
ca. 850 m / GZ 4 Stunden
Durch
den Almgraben
Andi
erhofft sich allen Segen des Himmels für seine beginnende Ehe ...
Über
das Hochplateau zur Lurgbauerhütte
Dem
auf dem Hügel thronenden Schneealpenhaus entgegen
Der Ausgangspunkt
dieser Tour ist leicht zu finden: Von Mürzzuschlag aus kommend,
zweigt man in Kapellen rechts ab in Richtung Altenberg a.
d. Rax. Beim Gasthof Alpenjäger links den Lohmbach entlang
(ÖKO-Lehrpfad), in Altenberg a.d. Rax wieder links in den
Lohmgraben, wo nach dem Ende der Asphaltstraße und einem
kleinen Stück über Forststraße ein meist voller Parkplatz
den Startpunkt (924 m) markiert.
Der anfänglich
flache Wegverlauf über die sog. Lohmgrabenstraße sollte
in vollen Zügen genossen werden, da sich von Beginn des eigentlichen
Lohmgrabens an bis zum Hochplateau der Weg ordentlich aufsteilt
und manch untrainierten, schwimmreifigen Zocker in Schwierigkeiten bringen,
aber auch zu guten Vorsätzen motivieren kann: "Ab jetzt
trainiere ich!". Wenn man nach etlichen Serpentinen durch sich
selbst überlassenen Wald nach etwa einer Stunde die Abzweigung
"Lurgbauer Hütte", "Schneealpenhaus"
erreicht hat, beginnt der landschaftlich reizvollste Teil der Tour.
Während links ein steiler und im oberen Teil bis Ende Mai mit Schnee
bedeckter Pfad direkt zum Schneealpenhaus führt, leitet der rechte
durch eine besonders attraktive Schlucht, den "Almgraben",
zwischen Lohmstein und dem Südost-Rücken der Schneealpe
zur Lurgbauerhütte. Dieser Weg ist deswegen dem direkten
Weg zur Hochfläche vorzuziehen, da er 1. keine gefährlich
steilen Schneefelder aufweist, 2. weniger anstrengend und landschaftlich
eindrucksvoll ist sowie 3. mit der Einkehr in die Lurgbauerhütte
und dem anschließenden, etwa 30-minütigen Spaziergang über
die weitläufige Hochfläche der Schneealpe doch eine recht
hübsche Tagestour zusammenkommt.
Der Weg
446 führt nun teils über Schotterwege und hartnäckige,
aber sanft ansteigende Schneefelder zwischen den steilen Felsabbrüchen
des Lohmsteins und dem flachen Ostrücken der Schneealpe
hoch. Hin und wieder springen Gämsen vorbei, fließt der Schweiß
und flucht einer. Nach mehr als einer Stunde erreicht man das Hochplateau
und einen netten Rastplatz mit Tischbank und grenzenlosem Ausblick.
Der anstrengendste Teil liegt hinter uns. Jetzt wartet nur mehr ein
kühles Bierchen in der Lurgbauerhütte auf der Ameisbühelalm,
1.764 m, und der Marsch zum Schneealpenhaus.
Der Gang
über die Hochfläche zum schon weithin sichtbaren und auf einer
Felskanzel thronenden Schneealpenhaus gehört zu den absoluten
Highlights dieser Tour. Flanieren, promenieren, spazieren - wie man
es auch nennen will, ein Genuss ist es allemal: unter uns das Mürztal,
ringsum die Wiener Hausberge, über uns die Sonne, vor uns eine
zünftige Tarock-Session. Was will man mehr. Nach 1 Stunde ist das
Schneealpenhaus nahe dem höchsten Punkt des Gebirgsstocks,
dem Windberg (20 Minuten vom Schneealpenhaus, Gipfelkreuz, 1903
m), erreicht. Die gemütlichen Stuben zwingen förmlich zu einer
Zocker-Session, das Essen ist auch nicht zu verachten, der Blick aus
den Fenstern sucht sowieso seinesgleichen.
Na dann: "Mein
Spiel!"
Beim
Spiel der Spiele - zocken, bis die Finger glühen
Schneealpenhaus
Das
freundliche Schneealpenhaus
(Österreichischer Gebirgsverein) bietet sich als Übernachtungsort
und für einen Tarockabend förmlich an. Weite Almwiesen, der
nahe gelegene Windberg-Gipfel, Sitzbänke im Freien und urig-alte
Gasträume verleihen die passende Atmosphäre dazu.
Die
neuen Wirtsleute, Renate und Siegfried, sind sehr engagiert - und wenn
die Nusskipferln ausgehen, kann es sogar sein, dass sich Sigi noch spät
nachts auf den Weg ins Tal macht, um für Kipferl-Nachschub zu sorgen.
Schlafplätze:
Zimmerlager/Betten: 20, Matratzenlager: 40
Mai bis Herbst durchgehend bewirtschaftet; Tel. 03857/2190, 0676/9265524;
siegfried.siutz@gmx.at,
www.schneealm.at
Tarock
Solo,
Bettler, Piccolo, Pagat, Valat ... - diese Ansagen klingen dem Zocker
wie das "Prost" dem Biertrinker, das "Zum Wohl"
dem Weinkenner oder ein "Ich warte, Schatz" dem Verliebten!
Ja, es sollen eingefleischte Zocker schon zugegeben haben, dass sie
ein zünftiges Spiel sogar über die Kuschelstunde mit der Liebsten
setzen! Vor der Königsdisziplin der Kartenspiele sei hier also
ausdrücklich gewarnt: Es macht
unheilbar süchtig! Einmal die gar nicht so komplizierten Regeln
erlernt und man bleibt diesem Spiel für immer verbunden. Abgewöhnen?
Unmöglich. Die großen Karten in der Hand machen regnerische
Hüttentage im Nu vergehen, alle Sorgen der Welt vergessen und das
Leben wieder spannend und attraktiv. Gewinnen und verlieren, Risiko
oder Berechnung, Glück oder Pech, Taktik und Strategie, alles oder
nichts - dieses Spiel ist kein Kartenspiel - es ist Kunst, Passion,
das Leben en miniature.
Tarock
ist
in Italien entstanden, von dort nach Frankreich und dann in den deutschen
Sprachraum gelangt. Die Hochblüte erlebte das Spiel in der Zeit
der Habsburgermonarchie, weshalb Tarock heute vorwiegend in jenen Ländern
gespielt wird, die früher der Habsburgermonarchie angehörten:
in Ungarn (Zwanzigerrufen), Slowenien (Königrufen), Tschechien
(Neunzehnerrufen), in Teilen Baden-Württembergs, früher Vorderösterreich
(Cego), und in Teilen Rumäniens, früher Bukowina (Königrufen).
Die Tarock-Spielkarten wurden übrigens nicht zum Wahrsagen, sondern
zum Kartenspielen erfunden und zwar um etwa 1430 in Italien. 350 Jahre
lang hat man damit nur tarockiert. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts kamen
Franzosen auf die Idee, damit die Zukunft vorherzusagen (Tarot).
Literarische Belegstellen über das Tarock findet man übrigens
nicht nur bei Goethe, Schiller und Brentano, sondern
auch bei RobertMusil, Franz Werfel, ErnstLothar und PeterHandke. Auch unter den Politikern
gab und gibt es viele Tarockierer: Die österreichischen Bundeskanzler
Karl Renner und Julius Raab waren genauso leidenschaftliche
Tarockierer wie später Franz Vranitzky und Wolfgang Schüssel.
Abstieg
Schneealpenhaus
(1782 m) - Blarergraben - Lohmgraben - Parkplatz
HU
ca.
850 m / GZ 1 ½ Stunden
Rutschpartie
über Schneefelder ...
Nach dem
mehr als reichlichen Frühstück (Buffet!) noch schnell ein
Kartenspiel im Freien über der traumhaften Kulisse des Mürztales:
Der Abstieg
ist vor allem im Frühjahr nicht zu unterschätzen: Die von
der Hochfläche herabziehenden, zum Teil sehr steilen Altschneefelder
bereiten eingefleischten Figlerianern zwar großes Abfahrtsvergnügen,
können dem Fußgeher allerdings wegen ihrer Steilheit gefährlich
werden. Von der Hütte weg dem rot markierten Weg folgen und etwaige,
über dem Weg liegende steile, aber vielleicht hinterhältig
seifige Firnfelder durch die Latschen umgehen. Kleine Felsstufen,
steile Geröllpassagen verlangen Trittsicherheit und gut geölte
Knie. Vorsicht mit Kindern!
Will man
sich diesen nur im Sommer vollkommen gefahrlosen Weg ersparen, empfiehlt
es sich den oben beschriebenen Aufstiegsweg wieder retour zu gehen (die
landschaftlichen Reize rechtfertigen es auf jeden Fall) oder über
die Kutatsch Hütte, das Kampl und den Bohnkogel
retour in den Lohmgraben zurückzukehren.
Spätestens bei der Abzweigung zum Almgraben hat man es geschafft,
von dort wie oben durch den Lohmgraben retour zum Parkplatz.
Altenberg
Wenn
man durch das "Alpindorf" Altenberg
an der Rax
fährt, wird man über die Gepflegtheit und Helligkeit des Ortes
staunen. Ohne jeglichen Durchzugsverkehr liegt der Ort ruhig und sonnig
zwischen der Rax und der Schneealm und zählt durch seine Nord-Südlage
zu den sonnenverwöhnten Natur- und Bergparadiesen der Wiener Hausberge.
Hier wird auch das "Internationale Wasserforum" abgehalten,
das versucht, das vielseitige Thema "Wasser" darzustellen und
begreifbar zu machen. Ein ÖKO-Lehrpfad entlang des Lohmbaches mit
Mühlen, Biotopen und kleinen Teichen wird dem Thema voll gerecht.
Schwierigkeiten:
Kleine
Felsstufen, steilere Firnfelder bis Ende Mai verlangen Trittsicherheit.
Ansonsten gefahrlos.
Höhenmeter:
Etwa
850 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit:
ca.
5,5 Stunden
Beste
Jahreszeit:
Ab
Mitte Mai
Kinder:
Als
Zweitages-Projekt eine optimale Tour für Kinder. Gämsen, Schneefelder
zum Rutschen, weite Almflächen mit kleinen Latschenwäldern zum
Versteckspielen und freundliche, auf Kinder eingestellte Hütten bieten
jede Menge Abenteuer und Unterhaltung.