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A Reblaus möcht' i sein
Kahlenberg – Nussdorf
Wiener Stadtwanderweg 1

März 2010

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Der Wiener Stadtwanderweg 1 führt durch typischen Kahlen-Bergwald, Weingärten und über das Wiener Wahrzeichen Kahlenberg. Das Sahnehäubchen auf dieser Wiener Wandermelange ist aber der Traumblick über Wien und die Donau.

Route

Bockkellergasse (Endstelle der Straßenbahnline D) – Zahnradbahnstraße – Beethovengang – Wildgrubengasse – Wildgrube – Sulzwiese – Sender Kahlenberg (Stefaniewarte) – Kahlenberg – Hütte am Weg – Eiserne Hand – Eichhofweg – Eichelhofstraße – Nussberggasse – Bockkellergasse – Endstelle der D-Linie

HU 350 m / GZ 3,5–4 Stunden

Kahlenberg
Die alte Kirche am Kahlenberg

Weingarten
An den Hängen des Kahlenbergs gedeihen Zweigelt und Veltliner.

Rabe

Idylle
Losgegangen bei der Endstelle der D-Linie in der Bockkellergasse. Von hier durch die Zahnradbahnstraße, die daran erinnert, dass einst von Nussdorf die "Kahlenbergbahn", die erste österreichische Zahnradbahn, auf den Kahlenberg führte. Sobald der Beethovengang, wo einst der Komponist selbst lustgewandelt haben soll, und der Heiligenstätter Friedhof passiert wird, lichten sich schon die Häuser und geben den Blick auf Weingärten und den Kahlenberg frei. Unsteil hoch durch das sog. Mukental. Sobald der Asphaltweg eine Linkskehre vollführt, geht es, begleitet vom munteren Rieseln eines Baches, durch kahlenbergigen Hain in die Wildgrube. Der Wald geht dann in Buschwerk über. Bei der Sulzwiese unterwandern wir die Höhenstraße, halten uns an diese bis zu einer Brücke, die uns über die Straße führt. Die Stefaniewarte (Sender) markiert den Eingang zum Tourismusfokus Kahlenberg mit seinem neuen Panorama-Restaurant und der alten Kirche. Nach wenigen Minuten zur Hütte am Weg, vormals Josefinenhütte, wo es sich nett einkehren lässt und man u. a. einen "Strammen Max" und Rosmarienkartoffeln mit Putenschnitzel" kredenzt bekommt.

hütte am Weg

Von der Hütte nach ein paar Schritten schon durch sanft gewellten Kahlenberg-Wald. Durch die noch durchsichtigen Bäume lugt der Leopoldsberg mit seiner alten Kirche herüber. Bei der Eisernen Hand taucht unter uns schon die Donau auf, aber auch ein imposanter Weitblick über das nördliche Wien samt Donauturm, Milleniumstower und das Häusermeer der Metropole. Langsam geht der Wald in Wein über. Nun an verschiedenen Heurigen und Buschenschanken vorbei, wobei uns links der Leopoldsberg begleitet. Der Eichelhofweg führt uns zu den Geburtsstätten von Zweigelt, Veltliner und Blaufränkisch. Die trauten Weingärten rund um Wien sind ein typisches Charakteristikum der hiesigen Kulturlandschaft, und außerdem ist dem Wiener ein Leben ohne G'spritzten genauso wenig vorstellbar wie die Oper ohne Ball oder Hans Moser ohne Reblaus. Der unvergessene Ur-Wiener umschreibt in seinem legendären Lied am besten, welche Bedeutung das "Kulturgut" Wein für den Wiener hat:

"Ich weiß nicht, was das ist, ich trink' so gern ein Glaserl Wein, es muss gar kein besonderer Anlass und kein Sonntag sein, ich sitz' of stundenlang allein auf einem Fleckerl, in einem Weinlokal in einem stillen Eckerl.
An anderen Menschen wäre das vielleicht zu dumm, doch ich bin selig dort und weiß genau, warum: Ich muss im früh'ren Leben a Reblaus g'wesen sein, sonst wär' die Sehnsucht nicht so groß nach einem Wein ...
".

Am Motorenrauschen merkt man, dass man sich dem Verkehr nähert. Vorher jedoch kommen wir in der Eichelhofstraße an einem Kreuz vorbei, keinem Gipfelkreuz wohlgemerkt, aber einem hübschen Rastplatz mit Traumpanorama-Blick über Wien. Unter einer uralten Brücke hindurch betreten wir Nussdorf (1 St.), wo wir durch die Nussberg- und die Bockkellergasse zum Ausgangspunkt, der Endstelle der Straßenbahnlinie D gelangen.

Kreuz
Ein hübsches Platzerl mit Ausblick über Wien ...

Nussdorf und Beethoven

Beethoven ließ sich einst im romantischen Nussdorf nieder, wo er am Tiefpunkt seiner Verzweiflung über sein immer schlechter werdendes Gehör das bekannte "Heiligenstädter Testament" verfasste. Das Genie war jedoch auch gerne wandernd unterwegs. Mit blauem Frack, hellen Pantalons, Zylinder und einem weißen Halstuch mit langen Zipfeln flanierte er durch die zauberische Gegend, wo "die Wachteln, Nachtigallen und Kuckucke ringsum mitkomponiert haben", wie er gestand. Im Juni 1817 zieht er in die Kahlenbergerstraße 26, ein herrschaftliches Gebäude mit subtilem Rokokoschmuck, das heute noch zur Besichtung freisteht.

Kahlenberg bei Wikipedia >>>

Nussdorf bei Wikipedia >>>

Stefaniewarte

Die Stefaniewarte ist ein 22 Meter hoher Aussichtsturm auf dem Wiener Kahlenberg. Der Aussichtsturm wurde 1887 von der Kahlenbergbahn-Gesellschaft nächst Endstation der Zahnradbahn errichtet und nach der Erzherzogin Stefanie benannt. Sie wird von den Döblinger Naturfreunden betreut und kann in den Monaten Mai bis Oktober an Samstagen, Sonntags und Feiertags bestiegen werden.
Die Stefaniewarte diente von 1953 bis 1956 auch als Träger von Sendeantennen des ORFs. In unmittelbarer Nähe befindet sich der 1974 errichtete, 165 m hohe Sender Kahlenberg.

Schwierigkeiten:
Keine
Höhenmeter: 358 m
Gesamtgehzeit: ca. 3,5–4 Stunden
Beste Jahreszeit: Selbst im Winter jederzeit möglich
Kinder: Der Weg ist auch von gehfreudigen Kindern zu schaffen. Allerdings mangelt es an kindgemäßen Attraktionen. Weitblicke und Kulturgüter wie die Kahlenberg-Kirche werden sie kaum interessieren.
Hund und Katz': Gut geeignet
Ausrüstung: Pack-Checkliste
Einkehrmöglichkeiten: Gasthäuser und Heurige in Nussdorf, Kahlenberg-Restaurant, Hütte am Weg
Karte: Freytag & berndt "Wanderatlas Wienerwald"