Kommentar
Lebensabenteuer als Leseabenteuer
Gefragt, was ihn in die Einsamkeit der Wildnis treibt, antwortete Hans Goger dem LAND DER BERGE-MAGAZIN: "Mich lockt die Natur, die Freiheit und das einfache Leben. Wir fischen, jagen, richten uns das Lagerfeuer und das Essen selbst her. Diese spartanische Lebensweise liebe ich." Bewundernswert: Goger schafft es immer wieder, sich kurzfristig von aller zivilisatorischer Vernetzung zu lösen und loszumaschieren, um sich mit Haut und Haar auf naturwilde Abenteuer einzulassen –, und nach etlichen Wochen wieder in seinen Alltag zurückzukehren und für die nächste Reise zu leben. Mit jeder Zeile ruft uns Goger damit zu: Das wahre Abenteuer gibt es noch! Es ist möglich! – Das macht Mut, es ihm gleichzutun und zumindest die Abenteuer im nächsten Wald oder am nächsten Berg zu suchen.
Hans Goger darf man ruhig als eine Mischung aus modernem Jack London und Herbert Tichy bezeichnen, die es ihrerseits famos verstanden haben, ihre Abenteuer in den Wildnisgebieten unserer Welt in spannende und mitreißende Worte zu fassen. Auch mit Gogers Abenteuern lebt man mit, fiebert mit, wenn er es etwa mit Bären, Wölfen und anderen wilden Tieren zu tun bekommt, und man zittert mit ihm mit, wenn er reißende Flüsse durchquert und mit Schneeschuhen durch die Eiswüsten Lapplands stapft. Auch schmunzeln darf man, wenn er mit charmantem Witz etwa von den Mühen des Fischens oder den Begegnungen mit "menschlichen Urviechern" erzählt. Wie Tichy bleibt aber auch Goger kein weltabgewandter Naturfreak, sondern sucht die Begegnung, ja die Freundschaft mit den Bewohnern seiner Sehnsuchtsorte, was den Berichten einen zusätzlichen Reiz verleiht.
Beiden ist auch die grenzenlose Leidenschaft für das intensive (Er-)Leben eigen. Jedes Wort und jedes Bild sprüht vor Begeisterung.
Obwohl Goger manchmal von "Points of no return" spricht, ist er kein risikoverliebter Hasardeur. Pathos und Heldengehabe wird man in seinen Büchern – Gott sei Dank! – nicht finden. Denn Hans Goger erzählt frei nach Goethes Faust: Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein. Wo Goger draufsteht, ist ein Mensch drin, der bloß das Abenteuer, die pure Natur und das pure Leben sucht. Fazit: Lesen, sich packen lassen und Gogers Lebensabenteuer zum Leseabenteuer werden lassen.
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