Tibet, das sind vergletscherte Gipfel neben Dünenlandschaften, rätselhafte Rituale, magische Praktiken, heilige Berge, atemlose Pilger, Mysterienspiele der Klöster, Blutopfer der Ackerbauern, Pferdefeste der stolzen, freien Hirtennomaden in den Grasländern Osttibets.
Der Autor und Fotograf Josef Mann porträtiert sie in atemraubenden Bildern und berührenden Geschichten. Er durchquert seit den 1980er-Jahren die größte Hochebene der Erde. Tibet war jahrhundertelang der Sehnsuchtsort für Abenteurer, Forscher und Bergsportler wie Herbert Tichy, Heinrich Harrer, Peter Aufschnaiter und Fritz Moravec. Der Autor spürt ihren Spuren nach. Tibet als spirituelle Landschaft ist Legende. Der Autor blättert zurück in die politische Geschichte mit dem Ergebnis, dass Tibet nie das gewaltfreie, friedliebende Land war. Unter chinesischer Gewaltherrschaft ist eine der letzten archaischen Hochkulturen vom Verschwinden bedroht.
Rund zwanzigmal bereiste ich seit den Achtzigerjahren den Himalaya – im speziellen Tibet. Vieles im reich bebilderten Buch ist auch für die bergaffinen Leser von "BERGNEWS" interessant. Erstmalig erfährt die Öffentlichkeit über die Bestattung des Tichy-Fingers, den er durch die Erfrierungen bei der Erstbesteigung des Cho Oyu verlor. Fritz Moravec, 8000er Erstbesteiger des Gasherbrum II, – und ich – kamen Tichys Wunsch nach und begruben die Fingermumie am Kailash (Reportage Seite 192). Der erste Stadtplan von Lhasa von Peter Aufschnaiter – dem Berggefährten von Heinrich Harrer – 1947/48 gezeichnet, wird hier erstmals für eine breite Leserschaft publiziert. Dokumentarischen Wert hat sicherlich auch meine Sicht der 1. Österr. Frauenexpedition unter der Leitung von Gertie Reinisch zum 8000er Shisha Panama in Tibet 1994, an der ich als Fotograf teilnehmen durfte.
Abenteuerlich auch die selbst organisierte Mountainbike-Tour von Lhasa nach Kathmandu über fünf Fünftausender-Pässe im Jahre 1995, als es außerhalb von Lhasa noch keine Asphaltstraßen gab. Im Pferdesattel umrundete ich den heiligen Berg Amnye Machen der Golok-Nomaden. Mehr als einmal reihte ich mich ein in die Pilgerschar um den Kailash, den heiligsten Berg der tibetischen Buddhisten, besuchte die Mysterienspiele der Klöster, die Blutopfer der Ackerbauern, die Pferdefeste der stolzen Hirtennomaden in den Grasländern Osttibets. Ich fotografierte in den 80er Jahren die letzten Zeugen der barbarischen Kulturrevolution und lichtete den chinesischen Massentourismus ab, der eine der letzten archaischen Hochkulturen zu zertrampeln droht. Natürlich kann keine Tibet-Publikation den Dalai Lama außer acht lassen, steht er doch als Synonym für Tibet ...