Was Zermatt das Breithorn, ist Saas Fee das Allalinhorn:
ein vielberannter, weil schnellst- und leichtestmöglich erreichbarer
Gipfel für 4000er-Anfänger und -sammler. Allein seine zentrale
Lage macht ihn zum fantastischen Aussichtsberg.
Neben
dem Trampelpfad für die U-Bahnfahrer (Metro Alpin) soll hier auch
der selektivere Hohlaubgrat vorgestellt werden. Dem Ruhe suchenden
"echten" Alpinisten sei empfohlen, auf die U-Bahn-Zeiten zu
achten, will er den Gipfel nicht mit Spock und Familie Wampemann teilen
... Andererseits würde auch nie das Geheimnis des Alpin-Vibrators
gelöst werden ...
Variante 1:
Per U-Bahn auf das Allalinhorn: Seilbahnstation der Metro Alpin (3454m)
- Feejoch - Allalinhorn
Von
der Bergstation der "Metro-Alpin" (Drehrestaurant am
Mittelallalin) in den Hang unter den Seracs der Allalinhorn-Nordwand absteigend queren (Vorsicht Eisschlag!) und von Norden zwischen großen
Spalten ins Feejoch, 3862m (einige Spalten). Unter dem Gipfelaufbau
südseitig queren und zuletzt auf dem Ostgrat zum felsdurchsetzten
Gipfel.
Der
Trampelpfad der U-Bahn-Fahrer, nicht lohnend, unergiebig.
Wer
es ruhiger, selektiver und alpinmoralisch reiner will, übernachtet
auf der Längfluh
Hütte (2870m), steht früh genug auf, um dem ersten
Stau auf dem Normalweg zu entkommen, aber auch um die Sonne aufgehen
zu sehen, wandert über den spaltenarmen Feegletscher zum Felskinn (Gletscher-U-Bahn) und von dort weiter, wie oben beschrieben.
Der
Weg durch das Spaltengewirr des Feegletschers kann nachts tückisch
sein, wie ich selbst erlebt habe.
Folgendes
kurioses Erlebnis wird wohl jedem widerfahren, der das Allalinhorn an
schönen Sommertagen by fair means bestiegen und auf die erste U-Bahn
vergessen hat: Man verlässt die Längfluh
Hütte in der Eiseskälte der Nacht, quält sich durch das
Spaltengewirr des Feegletschers, hievt sich beim ersten Morgendämmern
auf das Feejoch und hält sich für einen Mordsalpinisten, wenn
man erschöpft und stolz auf dem höchsten Punkt dieses 4000ers
sitzt, mit Steigeisen an den Schuhen, Stirnlampe am Kopf und dem Pickel
in der Hand ---- und dann lugt plötzlich ein leicht bekleideter
Chinese um die Gipfelecke, Safari-Käppi am Kopf, Sonnenschirm in
der Hand und Bermudashorts um die Hüften, dahinter ein zweiter,
dritter, du glaubst, du halluzinierst, da steigt dir die ganze Familie
Wampemann samt übergewichtigem Sohn und noch übergewichterem
Hund über Seil und Schalenschuh, mit Turnpatschen wohlgemerkt,
aber dem nicht genug - da keuchen tatsächlich ein Aborigine aus
dem australischen Busch einher, eine Indianer-Squaw aus Kentucky und
Spock aus dem (T)Raumschiff Enterprise, im Nu bevölkert ein ganzer
Reisebus voller Skurrilitäten das Allalinhorn, als sei der ein
Affengehege und du, der Alpinist, einer seiner ständigen Bewohner
- "Jö, schau, ein Bergsteiger!", ruft
jemand und fordert mich auf, Laut zu geben, also gebe
ich Laut und mach' brav
Männchen dazu, zur Belohnung wirft man mir Brotkrumen
vor die Füße ... als Klein-Wampemann auf meine Eisschraube
deutet und mich nach deren Bedeutung fragt, antworte ich leicht verärgert,
dass dies ein Alpin-Vibrator sei, king-size wohlgemerkt und besonders
gleitfähig, als man mich jedoch bittet, auf das Gipfelkreuz zu
klettern und mir dabei wie ein Orang Utan auf die Brust zu klopfen,
reicht es mir und steige in die nächstbeste U-Bahn ...
Ach
ja, erwähnenswert wäre vielleicht
noch der grandiose Ausblick auf Mattertal und dazugehöriges
"Hörnli".
Der weitaus einsamste und natürlichste Anstieg erfolgt von der Britannia
Hütte aus über den Hohlaub-Gletscher und anschließenden Hohlaubgrat. Von der Hütte bis kurz vor den breiten Schneesattel
(Punkt 3105m) rechts der großen Felsinsel (3144m). Nun schräg
nach rechts über Firn, einige Felsen und einen breiten Rücken
auf die Schneehaube (3530m). Dann in einen kleinen Sattel hinunter,
über einen Schneerücken hinauf bis zur Schulter, diese rechts
umgehen, ein kurzes horizontales Stück bis zum Fels-Querriegel,
der über ein Band überwunden wird (Achtung: sehr lose Felsen,
II). Von hier über den Schneegrat zum Gipfel.
Der
wichtigste Tipp gleich vorweg: Früh, sehr früh auf, um vor der ersten U-Bahn am Gipfel zu sein und dem Volksfest
zu entgehen.
Obwohl
das Allalinhorn zu "leichten" Viertausendern gezählt
wird, bezieht sich die Leichtigkeit nur auf die Länge des Anstiegs
und die technischen Schwierigkeiten. Die Gefahren der Gletscher, Wetterstürze, Stein- und Eisschlag sind mit
dem gleichen Ernst einzubeziehen wie an jenen Gipfeln, die als "schwer"
gelten.
Die
meisten "subjektiven" Gefahren gehen meist vom
Menschen selbst aus: Mangelnde Kondition und Akklimatisation (in den
4000ern der Westalpen von großer Bedeutung!), lange Wege, ungenügende
Wasseraufnahme, hohe Verdunstung und starke Transpiration mindern die
gewohnte Leistungsfähigkeit. Dazu kommen ein schwerer Rucksack,
erschwertes Gehen mit Steigeisen, Gurt und Seil.
Ein
ernst zu nehmendes Kapitel in den Westalpen ist auch die Orientierung.
Nebel, plötzlich auftretende Wetterumstürze und Stürme
fordern den Orientierungssinn und die richtige Handhabung von Höhenmesser,
Kompass und Karte.
Der Name des Allalinhorns soll von "All´Ayalin"
stammen, was "beim Ahorn" heißt.
1856 erfolgte die Erstbesteigung des Allalinhorns über
den Allalinpass und den Südwestgrat durch den Saaser Pfarrer Johann
Josef Imboden mit Franz Andenmatten und E.L. Ames.
1882/87 wurde der Hohlaubgraterstmals im Abstieg
begangen durch Heinrich Dübi mit Alphons und PeterSupersaxo, im Aufstieg 1887 durch H.W. Topham und G.H. Rendall mit Aloys Supersaxo.
Die Britannia
Hütte der Sektion Genf ist eine der meistbesuchten SAC-Berghütten
der Alpen und vor allem Ausgangspunkt der berühmten Haute-Route.