Der Berndorfer Hausberg Guglzipf (472 m) gehört mt seinem Aussichtsturm, der einladenden Waldhütte und den gepflegten Wanderwegen zu den beliebtesten Ausflugszielen über dem Triestingtal. Zu den weiteren Vorzügen gehören die kulturellen Sehenswürdigkeiten in Berndorf und die Sanftheit des Jauling-Gebirgszuges – hier kann zu jeder Jahres- und Wetterzeit gewandert werden.
Die Route
Losmarschiert wird in Hirtenberg an der Triesting, wobei am besten per Zug von Berndorf angefahren sind. Beim Waldaufstieg Richtung Pfarrkogel hinauf treffen wir auf Schwarzföhren, deren Narben an die Harzgewinnung erinnern, die in der Gegend einst sehr wichtig war. Langsam zieht der Weg hinauf bis zum Golfplatz Enzersdorf, dessen Grenzen wir RichtungNordwesten folgen. "Betreten verboten, lebensgefährlich!" wird dann und wann auf Schildern gewarnt. Wovon Lebensgefahr?, fragt sich der ahnungslose Nichtgolfer. Mein Weggefährte, ein Golfer, klärt mich auf: Gut geschlagene Golfbälle können richtig weh tun, wenn sie empfindliche Stellen treffen. Zur Winterzeit allerdings ist nichts zu befürchten, die einzige Gefahr droht bestenfalls von Wildschweinen, deren es hier viele gibt.
Nach dem Klubhaus und einem kleinen Straßenstück steigen wir durch eine idyllische Senke mit Felsen und Bach; danach eine Jagdhütte und das Aichkreuz. Ein wenig später erinnern die Reste einer Seilbahnstütze daran, dass hier mittels Seilbahn die in Grillenberg abgebaute Braunkohle in jene Krupp‘sche Metallfabrik in Berndorf geliefert wurde, die die Geschichte der Gegend mitbestimmt hat. Ein Waldlehrpfad führt uns direkt zur Waldhütte Guglzipf am mit 472 Metern höchsten Zipf über Berndorf. Daneben die schmucke Jubiläumswarte, an deren Stelle einst eine Aussichtswarte aus Holz stand. 1908 wurde die Waldhütte errichtet, die zunächst als Unterbringungsstätte für Wachsoldaten während des ersten Weltkrieges diente. Im zweiten Weltkrieg fungierte die Warte als Flugzeug-Beobachtungsstellete. Beherzt sanierte schließlich der Verein "Waldhütte Guglzipf-Berndorf" im Jahr 1982 zuerst die Hütte und errichtete 9 Jahre später die 34 Meter hohe Jubiläumswarte, die schließlich 2006 zu Ehren des langjährigen Obmanns des Vereins in "Franz-Bichler-Warte" umbenannt wurde.
Von der obersten Plattform natürlich ein Traumausblick auf Schöpfl, Lindkogel, Hohe und Dürre Wand, auf das Hocheck, ja bis zum Leithagebirge, die Hundsheimer Berge und die Kleinen Karpaten.Für den Abstieg wählen wir den gelb markierten Sängersteig, der etwas steiler, aber in gut gangbaren Serpentinen ins Triestingtal hinabführt. Kurz vor dem Talgrund der Hermann-Krupp-Tempel mit einer Statue, die Arthur Krupp für seinen Vater errichten ließ. Die Kruppfamilie bestimmte ja über weite Strecken die Geschichte des Ortes. Schon im 19. Jahrhundert wurde die Metallindustrie zum Haupterwerb der rundum ansässigen Bevölkerung. Um 1844 gab es ungefähr 50 Häuser mit 180 Einwohnern, als der Betrieb unter Alexander Schoeller und Hermann Krupp die Besteck-Erzeugung mit 50 Arbeitern begann. Diese Firma entwickelte sich später unter Arthur Krupp zu einem Weltkonzern mit 6.000 Mitarbeitern. Arthur Krupp errichtete hier neben den Industriebetrieben auch eine private Volksschule und die neobarocke Margaretenkirche.
Lexikon: Margaretenkirche und die Stilklassen in Berndorf
Rund um die Wanderung empfiehlt sich die Besichtigung der sog. "Berndorfer Stilklassen". Die beiden Schulen, die Margaretenkirche flankierend, wurden in den Jahren 1908/09 erbaut. Die Baukosten trug die Stadtgemeinde Berndorf. Die künstlerische Ausgestaltung der Klassenzimmer in 12 verschiedenen Stilarten – von der Zeit der alten Ägypter bis zum Empire – wurde von Arthur Krupp übernommen. Nicht zu Unrecht spricht man die Gebäude wegen ihrer künstlerischen Gestaltung als Schulpaläste an, die als "kulturhistorische Unikate" bezeichnet werden.
Margaretenkirche
Und auch die Margaretenkirche sollte man sich ansehen. Sie wurde in den Jahren 1910 bis 1917 durch Ludwig Baumann unter der Bauaufsicht von Ing. Eugen Essenther erbaut. Die Kirche setzt einen kräftigen Akzent in das Stadtbild und gilt als Wahrzeichen von Berndorf. Den Innenraum beherrscht der im Jahre 1915 geschaffene, fein ziselierte, zwanzig Tonnen schwere Hochaltar aus Bronze mit der überlebensgroßen Statue der heiligen Margareta. Das Glockenspiel der Margaretenkirche besticht durch Klangreinheit, Tonqualität und exakte Rhythmik. Dreimal täglich erklingen geistliche und weltliche Kunst- und Volkslieder (6.00 Uhr – 12.00 Uhr – 20.00 Uhr).
Quelle: www.berndorf-online.at |