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Die Blüte der Mostbirnbäume
Ehrenecker Kogel – Kaiserkogel Kaiserkogel

Wanderung, Mostviertel (NÖ), 2014
Text/Bilder: © Carola Schreiner-Walter &
Thomas Rambauske

BirnbaumLieblich – ein besseres Attribut fällt einem bei einer Wanderung durchs Mostviertel nicht ein. Die Region zwischen Traisental und Ötscher ist ja schon von seinen sanft geschwungenen Landschaftsform her ein reizvoller Anblick, umso mehr aber, wenn im Frühjahr die Mostbirnbäume ihre ganze Pracht entfalten. Wie Perlenketten überziehen sie dann das Hügelland und sind für Insekten, Bienen und Kleinlebewesen ein wertvolles Refugium. Die Schönheit der blühenden Bäume ist ein einzigartiges Naturschauspiel, das man nicht versäumen sollte. Zudem sind die Bäume stumme Zeugen längst vergangener Ereignisse.

Alte Mostbirnbäume sind im Landschaftsbild rar geworden. Jeder der verbliebenen alten Bäume erzählt eine Geschichte. Mancher dieser Riesen ist weit über 100 Jahre alt und wurde vielleicht schon kurz nach der Bauernbefreiung 1848 gepflanzt. (Richard Hubmann)

Die Route

Wir wählen eine Route, die durch Alleen von Mostbirnbäumen führt und den ganzen Reiz der Blütezeit erfahren lässt. Von Rotheau (Parkplätze) wandern wir dem rot markierten Weg durch die Bergstraße Richtung Kaiserkogel (Schilder). Sobald wir das Siedlungsgebiet verlassen haben und eine Wiese erreichen, folgen wir links der Asphaltstraße und steuern auf ein Gehöft zu. Danach beginnt das Mostviertel, wie wir uns das wünschen und vorstellen, nämlich mit einer von Löwenzahn bedeckten, gelben Wiese und weiß-rosa blühenden Mostbirnbäumen. Genau diese Bäume verleihen dem Land, den sanft geschwungenen Hügeln mit ihrem Wiesen, Feldern und Waldschacherln eine unvergleichliche Anmut. Nach dem Gehöft Hubköberl wieder auf Asphalt und der Ehrenecker Kogel mKapelleit seinem am Kamm gelegenen und gepflegten Marterl zu, das vor über 200 Jahren errichtet wurde. Wie überall auf lauschigen Plätzen im Mostviertel lädt eine Bank zur Rast ein – hier samt Blick ins mittlere und untere Traisental. Kammwanderungen wie diese haben den Vorteil, dass die Sicht nach allen Seiten hin offen ist – so rückt auch die Reisalpe oder der Hohenstein ins Sichtfeld – und man ausgiebigst "sonnenbaden" kann – Labsal für Geist und Körper! Weiter auf einem Asphaltweg, der wenig später in ein Wäldchen lenkt. Nach diesem entlang eines Zaunes bergab zur Meiselhöhe (521 m, Kreuz). Von hier auf Forststraße kurz durch Wald, bis wir wieder eine dieser lieblichen freien Flächen betreten, die wir hier so lieben. Auch beim Hagelbauern blühen wunderschöne Birnbäume, schneit es weiße Blütenblätter, wenn der Wind hindurchfährt, und verliert sich der Blick im welligen Hügelmeer der Landschaft.

BirnbaumBlüte

Mostbirnbäume mit ihrem landschaftsprägenden charakteristischen Erscheinungsbild, mit ihrer Blütenpracht im Frühjahr und mit ihren Früchten und deren Nutzungsmöglichkeiten sind ein bäuerliches Kulturgut und Naturdenkmäler mit vieltausendjähriger Geschichte. Denn die Züchtung von Äpfeln und Birnen im Mostviertl ist seit der Jungsteinzeit nachweisbar. Die Kelten nannten es "Cider", die Germanen "Lith", die Römer prägten den Namen "most" (von lat. "mustum" = frisch, jung), womit wir heute noch den nach uralten Regeln vergorenen Obstwein bezeichnen. Der schmeckte schon vor Urzeiten so gut, dass selbst der Minnesänger Neidhart von Reuenthanl um 1240 den "birnenmost" rühmte.
Die Asphaltstraße nach Steubach hinunter merken kaiserkogelwir uns für den Rückweg. Wir marschieren weiter Richtung Kaiserkogelhütte, die wir auf einer Forststraße schnell erreichen. Die Hütte, eine beliebte Raststation für Wanderer und Radfahrer, bietet in alpin anmutendem Ambiente einen schönen Weit- und Tiefblick nach St. Pölten. Nach der Rast rät es sich ein Stück weiterzugehen auf eine überaus reizvolle Wiese mit einem Kreuz am Rand, Bankerl und großartigem Panorama bis ins tiefere Mostviertel hinein. Wir bleiben lange sitzen, lassen die Seele und den Blick schweifen. Für den Rückweg müssen wir zur Hütte und zu vorhin besagten Kreuzung zurück, wo wir die Schritte Richtung Steubach hinunter lenken. Auf einer verkehrsarmen Straße wandern wir durch eine Allee von Birnbäumen, von denen es überraschend viele Arten gibt, wie Schilder bezeugen: Speckbirne, Kollmannsbirne, Rotpüllerbirne, Tanzenbirne, Luxenburgerbirne, Oberländerbirne – die Birne und ihr Saft sind hier Programm, Leidenschaft und Lebensgrundlage. Der Weg weiterhin eine Genusspromenade für solche, die sich Zeit nehmen können und wollen, um die gepflegte Kulturlandschaft bis ins letzte Detail auszukosten.

BaumKollmannsbirne

Bei einer solch genießenden Schlenderei darf es dann nicht wundern, wenn aus dem veranschlagten 4-Stunden-Sapziergang eine Tagestour wird ... Am Weg auch ein altes Dörrhaus, das man aus Brandschutzgründen immer in eigenen kleinen Gebäuden abseits vom Hof gebaut hat. Heute sind die Dörrhäuser ein wertvolles Kulturerbe. Auf der Kopetzöd verlassen wir bei einer mit einem Dankeskreuz für die heile Kriegsheimkehr und Bankerl versehenen Gabelung die Straße und betreten einen Waldpfad, der uns rot markiert nach Steubach hinunterführt. Von hier sind es dann noch 2 Kilometer auf der Straße nach Rotheau (stellenweise auch neben der Straße auf einem Uferweg zu begehen.).

Im Herbst kommen wir zurück, um zu verkosten, was hier so verführerisch geblüht hat. Dann werden wir sehen, ob das Mostviertel auch so schmeckt, wie es im Frühling aussieht ... nämlich lieblich, lieblich, lieblich ...

Weitere Bilder

Blüte Meislhöhe Dörrhaus Regen Leute
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Fauna & Flora am Weg

Wespe Schwalbenschwanz Orchidee
Eine Wespe kurz nach dem Schlüpfen
Ein Schwalbenschwanz-Schmetterling
Eine Orchidee

Lexikon: Die Mostbirne

Urahne der Mostbirne ist die Wild- bzw. Holzbirne, aus deren Züchtung die heute vielfältigen Mostbirnsorten hervorgegangen sind. Die Mostbirne unterscheidet sich vom übrigen Mostobst durch einen hohen Gerbstoffgehalt, eine hohe Saftausbeute, durch die fruchtige Süße und einer im Vergleich zu Mostäpfeln geringe Säure. Durch diese Eigenschaften eignet sie sich ideal für die Produktion von Gärmost. Jahrhundertelange Züchtung und Kreuzung haben aus der Urform der Birne eine Vielzahl von verschiedenen Mostbirnsorten entstehen lassen. In Österreich gibt es über 200 verschiedenen Birnensorten. Einige Beispiele typischer Mostbirnen sind: Grüne und Rote Pichelbirne, Amstettner Mostbirne, Grazbirne, Dorschbirne, Honnelbirne, Speckbirne, Schotterbirne, Gelbbirne, Landbirne ...
Quelle: www.most-strasse.at/der-most/der-mostbirnbaum/

Ausgangspunkt:
Route:
Rotheau – Ehrenecker Kogel – Meiselhöhe (521 m) – Kaiserkogelhüttte (716 m) – Steubach – Rotheau
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 500
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 4
Schwierigkeiten:
Keine
Eignung für Kinder:
gut geeignet
Eignung für Hund & Katz':
gut geeignet
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Kaiserkogelhütte
Karte:
Kompass WK 213 "Pielachtal, Traisental"
Wikipedia-Wissen:
GPS-Track

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