Route
Wienerbruck-Lassingfallstubn – Stausee – Lassingfall – EVN-Kraftwerk – Ötschergräben – Marienstein – Ötscherhias (1,5 Stunden) – Erlaufklause (3/4 St.) und per Bahn zurück
GZ 2 1/4 Stunden

Durch die Schlucht des Lassingfalls

Das Wasser mäandert eindrucksvoll über die Felsen des Grand Canyons ...

Palatschinken und Schwammerlsauce gehören zu den Hits auf der Speisekarte ... |
Für die erste Annäherung an den "Vaterberg", wie der Ötscher unter Kennern auch genannt wird, finden wir uns bei der Lassingfallstubn in Wienerbruck ein. Am Anfang dieser gmiatlichen Hütt'n war eine Würstelbude und der Wunsch der Naturparkverwaltung nach einem Besucher-WC. "Dann hab i mir denkt", gesteht mir Hüttenwirt Walter, "bau ma klei wos G'scheit's hi". Und was es G'scheits g'wordn ist!

Bei Kaffee mit Karamell-Sträusel und Tiramisu erzählt mir Walter, dass es anfangs nicht leicht gewesen sei mit der Hütte, wegen des ständigen Regens, nun aber laufe der Betrieb gut, zumal mit dem adrenalinhaltigen Hochseilgarten auch eine zusätzliche Attraktion geschaffen wurde. "Zusammen mit dem Eybl-Rodeljet in Türnitz und der Rollerbahn auf der Mitterbacher Gemeindealpe wurde ein tolles Action-Paket geschnürt, das alles beinhaltet, was vor allem junge Herzen höher schlagen lässt: Kraxeln, Rodeln und per Roller einen Berg owiflitzen – was will man mehr", schwärmt Walter. Wer es allerdings gemütlicher haben will, wandert in die Ötschergräben.
Apropos, wir müssen los: Wir erreichen den Lassingfall über einen steilen, aber gut ausgebauten und abwechslungsreich durch eine wildromantische Felsschlucht und mehrere Felstore hinabziehenden Steig. Besonders im Frühjahr und nach stärkeren Regenfällen mäandert der Fluss eindrucksvoll in die Tiefe. Beim Kraftwerk der EVN links in die Ötschergräben, jene wilde, bizarr schöne Canyon-Landschaft mit ihren schäumenden Wassern, einladenden Badebuchten und steil aufragenden Wänden. Was es da nicht alles zu sehen, zu (be)greifen, zu riechen und zu fühlen gibt! Gewagt kleben manche Stege am Felsen, ducken sich unter manchen Überhang hindurch oder begleiten hautnah den kristallklaren Ötscher Bach. Nach 1,5 Stunden ist der Ötscherhias erreicht, eine urige Hütte, die an der steilen, bewaldeten Felsflanke über dem rauschenden Wasser hängt.

Zwei g'standene Wirtsfrauen, Andrea und Gabi, schupfen den Laden, eine setzt sich zu mir: Woher der Name "Ötscherhias" denn stamme? "Von einem Mann namens Johann Mitteregger, der hier 1937 mit der Bewirtung von Wanderern begonnen hat und den Skeptiker einen 'rechten Hiasl' genannt haben, der hier nie ein Geschäft machen würde." Die Sehnsucht nach Natur, aber auch Komfort strafte die Pessimisten Lügen, heute kommen bis 40.000 Menschen jährlich beim Ötscherhias vorbei. Seit über 10 Jahren bewirtschaften die beiden die kleine Hütte und schwärmen vom "schönsten Arbeitsplatz der Welt", obwohl die kurzen Sommer und die langen Winter – manchmal liegen schon Mitte Oktober 20 cm Schnee – die Arbeit erschweren: Aber sie halten beinhart die Stellung, komme, was wolle: "Von Mai bis Oktober sind wir bei jedem Wetter hier, da auch viele Wallfahrer vorbeikommen." Und was sie im Winter tun würden? "De Monna sekkieren, dafür hamm's jetzt a holb's Johr Ruha von uns!", lacht Gabi. Beliebteste Spezialität hier sind übrigens Palatschinken mit Marmelade und Schokolade, die auf der Terrasse gebraten werden, aber auch Schwammerlsauce, Eiernockerln und andere Hausmannskost.
Ich würde gerne noch länger bleiben, aber ich muss mich sputen, will ich noch die Mariazeller Bahn nach Wienerbruck erreichen. 45 Minuten braucht es, um über einen hübschen Steig an einer Mühle und einem Miniatur-Wasserfall vorbei zum Bahnhof Erlaufklause am Erlauf Stausee zu gelangen. |