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Rundumadum-Etappen 14-16

Obere Lobau

Oktober 2007

Obere Lobau

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Die Obere Lobau, Teil des Nationalparks Donauauen, ist aus mehrerer Hinsicht ein pfundiges Erlebnis: Einerseits durchschreitet man eines der letzten intakten Augebiete Europas, zum anderen wandelt man hier auf geschichtlich bedeutsamen Pfaden: Napoleon hat sich hier auf die Schlacht bei Aspern gegen Erzherzog Karl am 21. und 22. Mai 1809 vorbereitet.
Die Rundumadum-Etappen 14-16 lassen sich zu einem eindrucksvollen, naturnahen und interessanten Wandertag für historisch Interessierte, aber auch für Familien mit Kindern verbinden.


Etappe 14

GH Roter Hiasl (Steinspornbrücke, Raffinieriestraße, 91 A, 93 A) - Waldschule Lobau - Dechantlacke - Panozzalacke - Napoleons Hauptquartier 1809 - Ölhafen Lobau (Lobgrundstraße - Raffinieriestraße,
91A)

GZ ca. 2 - 2,5 Stunden

 

 

Dechantlacke
Die vernebelte Dechantlacke unterstreicht die Melancholie des Herbstes

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Der Josefsteg führt über/durch den Sumpf
Der Josefsteg führt über/durch den Sumpf

Der Napoleonstein erinnert an die Schlacht von Aspern
Der Napoleonstein erinnert an die Schlacht von Aspern

Ausgangspunkt ist das Gasthaus "Roter Hiasl" (91A) bei der Steinspornbrücke an der Raffineriestraße.
Kurz den Biberhaufenweg lang, bis man rechts gleich der Dechantweg direkt in den Nationalpark Lobau/Donau Auen einschwenkt. Gleich am Eingang das Nationalparkhaus Wien Lobau, ein Informationszentrum, das auch die Ausstellung TonAU und die Waldschule Lobau beherbergt, wo man in den Genuss besonderer (Hör)Erlebnisse kommt: So hüpft etwa ein Grasfrosch über eine Wiese, Vogelgezwitscher erklingt im Hintergrund, Bibern kann bei ihrer Arbeit zugesehen, Urwald also hautnah erlebt und in die Flusslandschaft Donau-Auen eingetaucht werden.

Nun aber selbst in die Au eingetaucht. Kurz auf Asphalt den Dechantweg lang an einem Reitverein und einer Imbissstube vorbei auf breiter ebener Straße mitten ins Auwaldgebiet. Die Wege sind auf dieser Tour übrigens allesamt kinderwagentauglich, also eben und gut befestigt. Nach dem sog. Biberhaufen das erste Feuchtbiotop: der Naturbadeplatz "Dechantlacke", eine jener Kostbarkeiten, die die Au zu dem gemacht hat, was sie ist: Wasserwald.
Tipp: Will man alleine sein und diese Seen in all ihrer Schönheit und Anmut erleben, empfiehlt es sich die Tour außerhalb der Badesaison, also im Herbst oder Frühling, oder azyklisch unter der Woche zu unternehmen, ansonsten stört hier weniger inspirierender Jux & Tollerei. Gerade im Herbst ist es hier am ruhigsten, die verhaltenen Farben kehren die Schönheit der Lobau hervor, die von Nebelschlieren umwobene Dechantlacke unterstreicht die Melancholie des Herbstes.

Dechantlacke

Während Kinder lauschige Buchten für kleine Entdeckungsreisen in die Welt des Wassers und der Amphibien finden, umkreisen wir den See oder rasten auf einem der vielen Tischbänke.
Nun um die Dechantlacke herum zum Josefsteg, der über einen der vielen mit Schilf bewachsenen Sümpfe führt und von der aus sich das Gekreuch und Gefleuch zu unseren Füßen unmittelbar beobachten lässt. Wenn der Wind durchstreicht, reiben die Stängel aneinander und komponieren eine Wassermusik, wie sie nur hier erklingt. Schon nach wenigen Schritten wird klar, worin die Hauptreize des Naturparks Lobau bestehen: in seinem Nebeneinander von Seen, Teichen, sumpfigen Böden, Lichtungen und Laubwäldern, die sich selbst überlassen bleiben. Im weiteren Verlauf der Tour hält man sich bei diversen Abzweigungen an die Schilder "Napoleonstraße" bzw. "Ölhafen". Durch die Schröderallee zur nächsten Attraktion, den Fasangarten Arm und die Panozzalacke, ebenfalls wildromantische Uferpromenaden, die die ganze Schönheit der Lobau in sich vereinen. Im Finale der 14. Rundumadum-Etappe an "Napoleons Hauptquartier" vorbei, wo der legendäre Heerführer seine Soldaten für die Schlacht von Aspern am 21. und 22. Mai 1809 (siehe unten) sammelte. Viel hat es ihm übrigens nicht genützt.
Von hier in wenigen Minuten zum Schlusspunkt der 14. Etappe, den Parkplatz Panozzalacke in sprichwörtlicher Riechweite des Ölhafens Lobau (Bus 91A).

Panozzalacke
Die Panozzalacke im Morgenlicht

Etappe 15

Panozzalacke – Nationalparkcamp (91A)

GZ ca. 1,5 - 2 Stunden

Raureifbedeckte Blätter

 

Schilder

Wer erinnert sich nicht? 1984 besetzten tausende Naturfreunde bei eisiger Kälte die Aulandschaft entlang der Donau, um den Bau des Kraftwerks Hainburg zu verhindern. Mit Erfolg, die Pläne der Berufsbetonierer verschwanden in gut verschlossenen Schubladen. Heute wissen wir, dass die Demonstranten Recht hatten: Der Nationalpark Donau-Auen schützt eine der letzten großen unverbauten Flussauen Mitteleuropas (9.300 Hektar) mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten und gehört heute zu den beliebtesten und erholsamsten Grünoasen der Großstadt. Mehr als 700 Pflanzenarten wachsen und gedeihen entlang der Donau, mehr als 30 Säugetier- und 100 Brutvogelarten sowie 8 Reptilien- und 13 Amphibienarten haben im Auwald ein Zuhause gefunden. Und auch im Wasser herrscht reges Treiben - rund 60 Fischarten wurden nachgewiesen. Was ist das alles gegen ein Kraftwerk? Ja, der Nationalpark Donau-Auen ist ein wahres Naturparadies, das es auch weiterhin zu schützen gilt.

Weiter also durch dieses großartige Biotop: Zuerst auf der alten Napoleonstraße, bis der Weg rechts über Schienen führt und teils durch Wald, teils über Äcker um den Ölhafen Lobau herumführt (Achtung: Der Durchgang durch den Ölhafen Lobau ist behördlich verboten!). Hauptorientierungspunkt ist immer der Wegweiser "Großenzersdorf". Mal wächst der Weg unter Gestrüpp und Schlingpflanzen beinahe zu, dann wieder öffnen sich sonnige Wiesen zum Picknicken, Spielen, Rasten. Vor dem Donau-Oder-Kanal nach links und direkt zum NationalparkCampLobau. Kurz vor dem Ziel führt ein Pfad zum sog. "Übergang der Franzosen". Wer gleich die nächste Etappe anhängen will, biege gleich ein und folge unbedingt dem Groß-Enzersdorfer Arm. Ansonsten ist beim Camp das Ziel der 15. Etappe erreicht (Bus 19A).

Eine der lauschigen Lichtungen
Eine der vielen lauschigen Lichtungen

Etappe 16

NationalparkCampLobau – Groß-Enzersdorfer Arm - Esslinger Furt

GZ ca. 1,5 - 2 Stunden























Der Groß-Enzersdorfer Arm
Auch am Groß-Enzersdorfer Arm lässt man der Natur ihre Natur.

Ein Erlebnis der besonderen Art wartet auf die jungen Besucher des NationalparkCampLobau, die ehemalige Kommandozentrale der Au-Besetzung und heute Mahnmal für Umweltschutz (mehr darüber siehe Etappe 15). Unter dem Mikroskop können hier die kleinsten Lebewesen des Auwaldes beobachtet werden, die größten Baumriesen gesucht oder Tiere bei ihrem Treiben beobachtet werden. An Sommerabenden klingen die erlebnisreichen Stunden mit einer Lagerfeueridylle aus. Übernachtet wird in einer "Zeltstadt", die in der Lobau errichtet wird und den meisten Kindern als einzigartiges Erlebnis noch lange in Erinnerung bleibt.

Vom Nationalparkcamp (91A) am besten gleich beim Schild "Übergang der Franzosen" dem Groß-Enzersdorfer Arm lang und immer wieder an seine naturbelassenen Ufer getreten. Kinder, aber auch Erwachsene werden hier eine Menge Staunens- und Erlebenswertes finden. Bei der Kasernbrücke (Bank) links, dann rechts, wo man auf den regulären Weg der 16. Rundumadum-Etappe trifft. Eben auf Kieselweg durch Laubwald Richtung Essling/Aspern. Das Lobaumuseum wäre zwar schnell erreicht, nachdem aber die Natur um uns sowieso Museum genug ist, lassen wir es links liegen. Wenn der Weg nach Essling/Großenzersdorf ablenken will, bleiben wir auf dem Kieselweg (Radweg) und marschieren Richtung Aspern weiter. Nach einer großen Ackerlichtung ein Schilderbaum, dort rechts, über zwei Brücken und schon hat man bei einem großen China-Restaurant und Parkplatz die Esslinger Furt erreicht.

Enzersdorfer-Arm

Zurück zum Ausgangspunkt

Esslinger Furt - Napoleonstein - Waldschule Lobau

GZ ca. 2 - 2,5 Stunden

Über Äcker
Erstaunlicher Weise führt der Weg mitunter Äckern entlang.

Der Kreis zurück zum Ausgangspunkt lässt sich leicht schließen, ohne in einen Bus oder eine Straßenbahn steigen zu müssen. Über die vorher erwähnten Brücken zurück und die Äcker entlang grün markiert Richtung Aspern/Biberhaufen. Kurz durch Wald, dann wieder über eine Lichtung, auf der folgenden Vorwerkstraße rechts bis zum Napoleonstein, der die Napoleonstraße markiert. Auf der Vorwerkstraße weiter bis zu einer Trinkwasser-Aufbereitungsanlage.
Grün markiert über den Naturlehrpfad Obere Lobau (Infos siehe unten) bis zum Josefsteg (siehe Etappe 14), von dort entweder weiter durch die Luitpold-Stern-Gasse (Gasthaus "Zum Knusperhaus", Greifvogelzuchtstation, See) in den Biberhaufenweg (Raffinieriestraße) oder wie bei Etappe 14 um die Dechanlacke herum in den Dechantweg und am Roten Hiasl vorbei zum Ausgangspunkt zurück.

7 Stunden würde man bei flotter Gehweise, 9 Stunden bei gemäßigter Gehweise für diese Lobauer Rundtour benötigen. Ausreichend für einen traumhaften Tag.

Ein See kurz vor dem Ziel in der Luitpold-Stern-Gasse
Ein See kurz vor dem Ziel in der Luitpold-Stern-Gasse

Nationalparkhaus wien-lobAU

Im Nationalparkhaus am Nationalparkeingang Dechantweg wird die Lobau spannend und erlebnisreich präsentiert. Ziel ist, die Besucherinnen und Besucher durch die vielfältigen Angebote für die Besonderheiten der Donau-Auen zu begeistern und die Neugierde auf die Natur zu wecken. Die großflächige Außenanlage, die vom Nationalparkhaus aus zugänglich ist, symbolisiert eine "Auenlandschaft". Ein begehbarer Holzpfad mit Aussichtsplattformen führt Kinder und Erwachsene in "höhere" Sphären.
Die Ausstellung tonAU überrascht mit besonderen Hörerlebnissen. Töne und Geräusche der Au entführen die Besucherinnen und Besucher in die Welt der Donau-Auen. Die Hörerlebnisse reichen von "Originaltönen" über Au-Symphonien und Märchen bis zu Interviews. Tierlaute, Baumgeschichten und Aumärchen ertönen aus Baumstämmen, Wänden und biegsamen Rohren.
Im Eingangsbereich befindet sich eine Infostelle, die während der Öffnungszeiten des Nationalparkhauses betreut wird. Hier können verschiedene Broschüren, die Wanderwegekarte der Lobau, Bücher zum Thema Nationalpark Donau-Auen, Ökologie und Natur sowie verschiedenste Artikel zum Entdecken und Erforschen der Au, wie Lupen und Bestimmungsbücher, erworben werden.
In regelmäßigen Abständen werden Führungen zu verschiedenen Themen angeboten. Expertinnen oder Experten vom Nationalparkhaus führen die Besucherinnen und Besucher in die Au. Die Führungen starten im Nationalparkhaus und werden ab sechs Personen durchgeführt. Anmeldung erforderlich!

Weitere Informationen und Anmeldung zu den Führungen an der Infostelle des Nationalparkhauses oder unter der Telefonnummer (+43 1) 4000-49495 oder mit nh@m49.magwien.gv.at

Naturlehrpfad Obere Lobau

Lehrpad-StationDer Naturlehrpfad Obere Lobau gibt einen sehr guten Einblick in das Ökosystem Auwald.
Die Gehzeit des insgesamt drei Kilometer langen Naturlehrpfades variiert zwischen einer und drei Stunden (je nach Route). Eine Exkursion dauert zwischen zwei und zweieinhalb Stunden.
Die beiden Zugangspunkte Saltenstraße und Dechantlacke sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar: Saltenstraße: Linie 93A (Lobaugasse), von dort etwa fünfzehn Minuten Gehzeit bis zum Nationalparkeingang Saltenstraße; Dechantlacke: Linie 91A (Roter Hiasl), anschließend fünf Minuten Fußweg bis zum Nationalparkeingang Dechantlacke.
Der Weg verläuft mit Ausnahme einiger Grabenquerungen meist eben und ist befestigt, daher auch bei Schlechtwetter gut begehbar.
Die einzelnen Stationen des Naturlehrpfades sind mit beschilderten Holzpflöcken markiert. Anhand der Bildzeichen auf den Schildern, wie zum Beispiel Schmetterling oder Frosch, können die erläuternden Stellen leicht im begleitenden Naturlehrpfad-Folder gefunden werden. Bilder, Zeichnungen und Texte im Folder geben interessante Einblicke in die Lebensgemeinschaften der Lobau, sind verständlich gestaltet und für Kinder gut geeignet. Der Naturlehrpfad-Folder liegt in Entnahmebehältern bei den Zugängen zum Lehrpfad bereit bzw. ist auch in der Nationalpark-Forstverwaltung Lobau erhältlich.

Josefsteg - Brücke durch das Schilf

Im Dezember 2001 wurde der Josefsteg eröffnet - eine Voraussetzung dafür, dass auch nach Anhebung des Wasserspiegels der Fasangartenarm überquert werden kann. Der Holzsteg hat eine Länge von 145 Metern und wurde vom österr. Bundesheer (Pionierbataillon 3 in Melk) innerhalb von 5 Wochen errichtet.

Panozzalacke - seit kurzem wieder Heimat für den Biber

Nach ihrer Aussetzung wählten die Tiere zuerst die Untere Lobau als ihre Heimstätte. In den letzen Jahren besiedelten sie auch die Gewässer der Oberen Lobau und die Neue Donau. Auch Wienfluss, Liesingbach und Marchfeldkanal zählen nun wieder zum Lebensraum für den Biber. Wichtig ist dabei ein ausreichender Wasserraum; die Nagetiere bauen ihre Biberburgen in den Uferböschungen - wobei der Eingang möglichst unter Wasser liegt. Als Nahrung dienen ihm junge Triebe, Knospen, Wasserpflanzen und Rinde. Um an das Pflanzenmaterial heranzukommen, fällt der Biber Bäume.
Die Fällungen haben übrigens auch eine ökologische Bedeutung: auf den entstehenden Lichtungen können sich zahlreiche Pflanzen ansiedeln, die neuen Lebensraum für Kleinsäuger, Vögel usw. bieten. Auf diese Weise trägt der Biber zur Erhaltung und Zunahme der Artenvielfalt bei.

Die Schlacht bei Aspern

Am 21. und 22. Mai 1809 war die Lobau Schauplatz der Schlacht bei Aspern. Zwar fanden die eigentlichen Kampfhandlungen nördlich davon auf freiem Feld und teilweise auch in den Ortschaften (besonders Aspern und Eßling) statt, doch unternahm Napoléon im Bereich der Lobau von Kaiser Ebersdorf her einen Übergang über die noch nicht regulierte Hochwasser führende Donau. Nach der Schlacht zog er sich mit seinen Truppen auf die Lobau, die damals eine Insel zwischen Armen der Donau bildete, zurück und schlug hier für einige Wochen sein Hauptquartier auf. Noch heute erinnern daran topografische Bezeichnungen wie Napoleonstraße sowie verschiedene Denkmäler, z.B. bei Napoleons Hauptquartier (bei der Panozzalacke), Napoleons Pulvermagazin, dem Franzosenfriedhof sowie Übergang der Franzosen (südlich von Groß-Enzersdorf) sowie der Napoleon symbolisierende Asperner Löwe.

Schwierigkeiten:
Keine. Die Wege sind eben und verlaufen großteils über Schotter und Kies. Für Kinderwägen kein Problem.
Tipp:
Nachdem die Wege auch mit Fahrrädern befahren werden dürfen, kann die Tour alternativ auch auf Schusters Rappen absolviert werden. Sicher eine flottere, aber weniger gemütliche Vorgangsweise.
Gesamtgehzeit: ca. 7-9 Stunden
Beste Jahreszeit: Will man seine Ruhe haben, empfiehlt es sich, die Tour unbedingt außerhalb der Badesaison und unter der Woche zu unternehmen.
Kinder: Eine Traumtour auch für Kinder. Die Tour als ganzes ist zwar zu lange, für Jüngere empfehlen sich einzelne Etappen, die aber mit Fernglas, Lupe und Gummistiefeln.
Hund und Katz': Kein Problem
Ausrüstung: Pack-Checkliste
Einkehrmöglichkeiten:

Roter Hiasl, NationalparkCamp, Chinesisches Restaurant bei der Esslinger Furt,

Karte: Karten zum Ausdrucken: 14, 15, 16
Internet:

Infos zum Rundumadum-Wanderweg, www.donauauen.at, www.eule-wien.at, www.nph-lobau.wien.at