Die
Tour von Tragöß-Oberort entlang der imposanten Südwände
des Hochschwab-Massivs zum Joser See bietet nicht nur Sommer-Wanderern
reizvolle Erlebnisse, sondern auch dem Schneeschuhgeher im Winter: eine
stimmungsvolle Klamm, kontrastreiche Nah- und Fernblicke, störungsfreie
Einsamkeit und manch nette Begegnung der besonderen Art.
Anfahrt & Aufstieg
Tragöß-Oberort
(Parkplatz 1, 776 m) - Klammhöhe (970 m) - Klamm - Klammboden
(1005 m) - Scheideck (1216 m) - Joser Hütte - Joser
See (1228 m)
HU
ca. 700 m / GZ 2 ½ Stunden
Kurz nach
Tragöß-Oberort kann das Auto gegen Gebühr auf
dem Parkplatz 1 (Grüner See) abgestellt werden.
Von dort
kurz neben der Langlaufloipe, bis der Weg 837 über Forststraße
weiterleitet. Bei einem Schild "Sonnschienhütte 3 h / Klamm
1,5 h" wird die Loipe verlassen. Eines kurzes Stück noch,
dann geht es endlich in den Wald hinauf und können die Schneeschuhe
montiert werden. Als nächster Markierungspunkt der sog. Frühstück-Stein.
Bald bauen sich die gewaltigen Nord-Abstürze des Hochschwabs vor
dir auf.
Nach einer Stunde erreicht man die Klammhöhe (Kreuz,
970 m), wo rechts der Kamplsteig (Blumenlehrpfad)
auf die Meßnerin leitet. Wir bleiben links Richtung Sonnschienhütte.
Nun etwa 70 Hm bergab über eine Güterstraße, bis links
eine Wildfütterung den Weg versperrt und man nur geradeaus weiter
stapfen kann an einem Teich vorbei. In der Klausen am Klamm-Eingang
ein Gatter mit Lawinen-Warnschild (nach extremen Schneefällen kann
in der engen, von hohen Felswänden begrenzten Klamm sehr wohl Lawinengefahr
herrschen!). Die Entenpatscherl kurz abgenommen, über eine Leiter
geklettert und weitergetrottet. Unwissentlich betritt man hier zugleich
das Revier einer Steinbock-Herde. Wenn man die Tiere links und rechts
in den Felswänden äsen sieht, spürt man, dass man hier
ein gern gelittener Gast ist, die Gastgeber jedoch keinerlei Notiz von
ihren Bewunderern nehmen. Seelenruhig trotten sie einher, und das sicheren
Schrittes dort, wo für viele Menschen schon Endstation ist. Man
sollte hier stehen bleiben und sich von der Gelassenheit und Ruhe der
Tiere anstecken lassen ...
Nach 20
Minuten entlang eines Baches (und 2 Stunden vom Start weg) verlässt
man die Klamm auch schon wieder und wendet sich am 1. Klammboden
rechts hinauf, dem Weg 839 "Scheideck - Bodenbauer"
nach. Nun entweder den steilen Wald oder - bei sicheren Verhältnissen
- die Rinne rechts daneben hoch, bis unser Weg auf dem Scheideck
(1216 m) flacher wird und er wenig später auf einer baumfreien
Fläche in die Skitouren-Spur aus dem Josertal (Bodenbauer)
mündet. Toller Blick auf Buchberg Kogel, Zinken usw.
Kurz der Skispur bergab gefolgt, bei einem Marterl vor der Heinzler
Alm links abgebogen, an der Joser Hütte vorbei und schnell
am Ufer des Joser Sees (1228 m, im Winter meist zugefroren) gelandet.
An drei Seiten umkleiden steile Hänge das Kleinjuwel, nur nach
Süden hin öffnet sich der kesselförmige Talschluss -
der Meßnerin zu, die sich, wenn man Glück hat, in diesem
Meerauge spiegelt. Ein reizvoller Flecken.
Abstieg
w.o.
HU
ca. 700 m / GZ 2 Stunden
Variante:
Ideal wäre jetzt natürlich ein Abstieg durch das Josertal
zum Bodenbauer - so man ein Auto dort stehen hat. Von hier per
Bus oder Anhalter nach Tragöß zurückzukommen, ist ein
Ding der Unmöglichkeit, da keine direkte Straße zum Ausgangspunkt
führt.
Bleibt
also nur mehr der Aufstiegsweg. Einziges Kriterium: die Waldpassage
vom Scheideck hinunter zum Klammboden, wo ich auf Grund
der eisigen Steilheit des Waldbodens und der Unbegehbarkeit der Rinne
daneben sogar Steigeisen anlegen musste.
Hat man
den Wald hinter sich, lockt das Revier der Steinböcke wieder zum
be s c h a u lichen Innehalten, bevor es ruckzuck nach Tragöß
zurückgeht.
Vorsicht im Loipen-Gelände! Der Loipenwart erspäht schon von
weitem, ob man auf der Langlauf-Spur geht und wartet dann schon darauf,
dich dafür abzumahnen: die Langläufer würden ja schließlich
für die Benützung der Loipe zahlen, die man hier beschädige.
Recht hat er. Also am besten im Wald neben der Loipe stapfen.
Der "sechste Sinn" der Steinböcke für Lawinen
Können
Steinböcke Lawinen spüren? Diese Frage stand unlängst
im Zentrum einer Schweizer Forschungsreihe. Die Antwort ist höchst
interessant.
Steinböcke leben das ganze Jahr über dort, wo es auch für
geübte Bergsteiger heikel werden kann: im Hochgebirge. Gefahren
scheinen die Tiere jedoch besser spüren zu können als der
Mensch. Nur ein Prozent der Tiere wird Opfer von Lawinen, schätzen
Forscher. Steinböcken wird deshalb ein "sechster Sinn"
für Lawinen nachgesagt - ob sie den wirklich haben, wollen Schweizer
Forscher herausfinden.
Mittels
GPS-Sendern, die Steinböcken um den Hals gehängt wurden, und
Satelliten-Unterstützung haben die Forscher Folgendes herausgefunden:
Während sich die Steinböcke im Sommer auch in der Dämmerung
oder sogar nachts bewegen, bleiben sie im Winter fast immer am selben
Platz - besonders wenn es bedrohlich wird. Bei akuter Lawinengefahr
fasten die Tiere lieber ein paar Tage, als eine geschützte Stelle
zu verlassen. Sobald
eine Neuschneedecke von mindestens zehn Zentimetern die Lawinengefahr
erhöht, bewegen sich die Steinböcke kaum noch. Genauso scheinen
sie zu wissen, dass, je länger der Neuschnee liegt, desto tragfähiger
die Schneedecke wird, unabhängig von der absoluten Schneehöhe.
Sobald die Gefahr geringer wird, legen sie wieder längere Strecken
von bis zu mehreren Kilometern zurück.
Steinbock-Rudel
äsen am liebsten an steilen, sonnigen und damit schneefreien Südhängen.
Während sich Gämsen bei der Brunft lebensgefährliche
Verfolgungsjagden liefern, läuft bei den schweren Steinböcken
die Brautschau ruhiger ab. Die Rangeleien gleichen eher Spielereien
als direkten Kämpfen. Die
Böcke können bis zu 60 Kilogramm schwer werden. Trotzdem klettern
sie, oft sogar bis in 3.500 Meter Höhe, sicher über Stock
und Stein. Ihre Hufe sind dem felsigen Gelände perfekt angepasst:
ein harter Rand verleiht ihnen sicheren Halt an kleinsten Felsvorsprüngen,
ein weicher Innenpolster schmiegt sich wie ein Kletterschuh an den Felsen
an.
Da
man im Steinbock früher eine wandelnde Apotheke sah, wurde er im
17. Jhd. bis auf eine kleine Herde im Gebiet des Gran Paradieso ausgerottet.
Dass die Art gerettet wurde, ist einem Schutzgebiet im Aosta-Tal zu
verdanken, das der italienische König Victor Immanuel einrichten
ließ. Im gesamten Alpenraum gibt es heute etwa 30.000 Steinbock-Exemplare.
Schwierigkeiten:
Einziges
Kriterium die Waldpassage vom Scheideck hinunter zum Klammboden,
wo ich auf Grund der Vereisung des Bodens und der Unbegehbarkeit der
Rinne daneben sogar Steigeisen anlegen musste.
Hier ist auf jeden Fall solide Schneeschuh-Technik gefragt. Mitunter
kann die (flachere) Rinne daneben sicherer sein als der Waldweg!
Auch
Lawinengefahr nach heftigen Schneefällen in der Klamm!
Lawinengefahr:
Im
besagten Waldstück (siehe oben) und in der Klamm.
Höhenmeter:
Etwa
700 in Auf- und Abstieg (etliche Ab- und Gegenanstiege!)