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Eure Majestät, die

Königspitze

Gran Zebrù

(3859m, Ortlergruppe, Italien)

Königspitze - Zebru - Ortler

Vorbemerkung

Die Königspitze, eine mächtige, formschöne Berggestalt, 2000 Meter direkt vom Tal aufragend, konturiert von massiven, langen Graten - wirklich die wahre Majestät der Ortlergruppe, ja der Ostalpen schlechthin:

"Unter allen Berggestalten der Ortlergruppe nimmt die Königspitze, was Adel ihrer Form und Steilheit der Abstürze betrifft, den vornehmsten Platz ein",

heißt es in dem Buch "Die Erschließung der Ostalpen". Was jedoch die Schwierigkeit ihrer Besteigung angeht, meinten die Suldener schon Anno dazumal:

"Der Kinig ischt noch weitaus schiacher als der Ortler selm."


Aufstieg: Casati Hütte - Königsjoch - Königspitze

4-5 Stunden/HU: 1000m

 

Über die Südostflanke dem Gipfel zu

 

Von der Casati Hütte (3254m) abwärts in Richtung Pizzini Hütte, nach 20 Minuten in Richtung Nordwesten zum Beginn des Gran Zebru Gletschers (auch: Vedretta del Gran Zebru). Über diesen hinauf bis in die Falllinie der Unteren Schulter der Königspitze. Von hier über Firn (spätsommers mitunter über leichten Fels) auf die Untere Schulter. Schließlich zum breiten, bis 42° steilen Hang der Südostflanke: Wir finden gut aufgefirnten, griffigen Schnee vor, wie über Treppen steigen wir langsam hoch, benötigen kaum Pickel und Steigeisen, erreichen problemlos die Obere Schulter (bei Ausaperung Kletterpassagen bis I). Von hier in Kürze auf den Thron der Königspitze, 3859m (Gipfelkreuz). Unvergesslicher Fernblick auf die Trabanten Ihrer Majestät: Monte Cevedale, Zebru, Ortler.


Am Gipfel der Königspitze


 

Abstieg: Gran Zebrù - Casati Hütte

3,5-4 Stunden

Im Prinzip gleicht der Abstieg dem Aufstiegsweg. Vom Gipfel zur Oberen Schulter, über den Firn- bzw. Eishang zur Unteren Schulter. Von hier nach SW auf den Gran Zebru-Gletscher. Unter den Gipfeln der Kreilspitze und des Schrötterhorns zur Casati Hütte zurück.

Tipps und wichtige Hinweise:

 

 

Die Königspitze vom Gran Zebru-Gletscher aus

  • Die Besteigung der Königspitze ist stark von der Schneelage abhängig. Bei zunehmender Ausaperung kann die bis 42° steile Firnflanke vor allem im Abstieg problematisch sein. Das gleiche gilt bei/nach Kälteperioden: Dann kann sich dieser bei Firn harmlose Hang zu einer zünftigen Eisklettertour auswachsen.
  • Besondere Vorsicht ist auch am ausgesetzten und manchmal überwächteten Gipfelgrat geboten.
  • Beste Besteigungszeit: Ende Juli/August
  • Schwierige Orientierung bei Nebel und Sturm!
  • An der Königspitze ist der "komplette" Bergsteiger gefragt, der sich in brüchigem Fels, in kombiniertem Gelände und steilem Eis gleicher Maßen wohl fühlt.

Wissenswertes:

  • Auch die Königspitze blieb vom Irrsinn des Ersten Weltkriegs nicht verschont. Eine handbetriebene, 16 Kilometer lange Materiallbahn versorgte damals von Sulden aus die bis in die Gipfelregion reichenden Soldatenstellungen. Zwei Drittel der Soldaten kamen durch Lawinen, Schneestürme und Eiseskälte ums Leben.
  • Bekannt wurde die Königspitze u.a. durch ihre mächtige Gipfelwächte, die sog. "Schaumrolle", ein Geschenk der Orkane, die mit 150 km/h und mehr über den Gipfel pfeifen. Kurt Diemberger durchstieg diese Wächte erstmals 1956, Anfang der sechziger Jahre brach sie ab, wuchs nach und donnerte in der Nacht vom 3. auf den 4.Juli 2001 zu Tal, was die Königspitze europaweit in die Schlagzeilen brachte.

Erstbesteigung:

Die erste vermutliche Ersteigung der Königspitze soll Stefan Steinberger am 24.8.1854 über die SW-Flanke gelungen sein. Gesichert ist hingegen, dass Tuckett, Buxton und die Brüder Biner den Gipfel als erste Menschen am 3.8.1864 über den heutigen Normalanstieg erreichten.

Karten:

Freytag & Berndt WKS 6, Ortlergruppe, Martell, Val di Sole, 1:50.000

Südtiroler Wanderkarte 1:25.000, Bl.4


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