Die Iztaccíhuatl
(5286m) liegt etwa 50 km südöstlich von Mexico City
innerhalb des größten Nationalparks Mexikos. Im Gegensatz
zum benachbarten Popocatépetl - kurz Popo - handelt es
sich bei der Izta um einen erloschenen Vulkan, der seine typische
Vulkangestalt durch Erosion bereits verloren hat. Das Gestein besteht
aus geschichteter fester Lava und verschiedenen vulkanischen Gesteinsarten.
Mit 5268m ist die Izta der dritthöchste Berg Mexikos und der siebthöchste
Nordamerikas.
Samstag, 24. August 2002
3900
m - 4700m
HM
ca. 800m / GZ 4 Stunden
Wir standen um 6 Uhr auf, duschten, frühstückten und packten
die letzten Sachen ein, ehe wir uns um ca. 7.30 auf den Weg machten.
Bei einer Metro-Station trafen wir mit drei Mexikanern und einem Amerikaner
zusammen, die uns - dank Sebastians Bemühungen - auf die Izta "mitnehmen"
würden.
Mit
zwei Autos fuhren wir um ca. 8.30 los, vorerst nach Amecameca,
wo wir uns die Erlaubnis für die Besteigung holen mussten. Sebastian
und ich stärkten uns noch mit einem traditionellen Getränk
- Aldole genannt (mit Mais) - ehe wir die kurvige Bergstraße
durch bewaldetes Gebiet zum Ausgangspunkt auf ca. 3900m hinauffuhren.
Als wir ausstiegen, spürte ich, dass die Luft hier heroben etwas
ungewöhnlich war. Auf jeden Fall war es ein neuartiges und tolles
Gefühl, von so einer Höhe auf einen Berg loszugehen.
Um 13 Uhr machten wir sechs uns endlich, mit schweren Rucksäcken
bepackt, auf den Weg. Bewusst langsam ging unser "jefe" Benjamin
voraus, um uns die Akklimatisation zu erleichtern. So überschritten
wir bald die 4000m Grenze und stiegen inmitten der kargen, sehr trockenen
Landschaft immer höher empor. Ich spürte die Höhenluft
auf Grund der großen Anstrengung, das etwas beschwerlichere Atmen
und die leichten Kopfschmerzen, die sich bald bemerkbar machten.
Nach
etwa 4-stündigem Marsch erreichten wir den Platz für unser Nachtquartier
auf etwas mehr als 4700m. Wir schlugen unsere Zelte auf, "kochten"
uns ein Abendessen - Suppensnack und Tee - und genossen die Abendstimmung
mit der Aussicht auf das Lichtermeer von Mexiko Stadt, den Popo
und die Izta. Nachdem es dunkel geworden war, legten wir uns schlafen.
Leider wachte ich wegen der eisigen Kälte häufig auf, mein zuvor
stärker gewordenes Kopfweh legte sich jedoch zum Glück und so
war ich am nächsten Tag, als wir um 6.30 aufstanden, fit für
den Gipfelsturm.
Nur mit
dem notwendigen Tagesproviant ausgestattet, marschierten wir in gewohnter
Gehordnung, eingemummt in viele Kleidungsschichten, am Refugio
vorbei (eine Art Biwakschachtel) und bald steil bergauf zum ersten "Gipfelchen".
Ein Stück darunter schnallten wir unsere Steigeisen an, mit denen
es sich gleich besser über die vereisten Felsen ging. Oben angelangt,
tat sich ein herrlicher Blick auf den Gletscher der Izta und
auf die Umgebung des Berges auf.
Ich befand
mich nun zum ersten Mal über 5000m und spürte heute gar nichts
mehr von der dünnen Luft - die Begeisterung und Faszination waren
wohl zu groß! Nach einer Rast machten wir uns wieder auf den Weg
Richtung Hauptgipfel. Die Strecke stellte sich als weiter als
erwartet heraus, war jedoch wunderschön. Sie führte durch
weite Schneelandschaft - am Körper der Izta entlang - es wehte
stets ein eisiger starker Wind, aber wir mussten zum Glück nicht
mehr allzu viele Höhenmeter bewältigen.
Die
Izta war der Legende nach eine Frau, die aus Kummer um den angeblich
im Krieg umgekommenen Popo gestorben war und sodann von diesem
auf einen Berg getragen wurde. Seitdem schläft sie dort und Popo
wacht über sie und beweint sie noch ab und zu.
Um ca.
13 Uhr hatten wir es endlich geschafft! Ich befand mich auf 5286m über
dem Meeresspiegel am Gipfel der Iztaccíhuatl und genoss
dieses einzigartige Erlebnis - mit einer guten österreichischen
Gipfeljause - Pumpernickel und Kabanossi!
Zurück
gelangten wir auf dem selben Weg bis zum ersten Gipfel, sahen jedoch
kaum etwas, da das Wetter sich verschlechterte. Als wir bereits am letzten
steilen Stück vor dem Refugio waren, donnerte es und ich
erlebte eine Schrecksekunde besonderer Art. Als ich die Leute hinter
mir auf dem Geröllfeld "piedra!" schreien hörte,
war es bereits zu spät. Ein etwa 20cm langer Stein traf mich mit
voller Wucht am Unterschenkel, sodass ich kurzzeitig mein Bein nicht
mehr spürte. Ich erlitt wohl einen ziemlichen Schock, konnte aber
zum Glück gleich weiter, war froh, dass nicht mehr passiert war
und beeilte mich zum Refugio. Dort bekam ich eine Bandage, womit
sich die Schmerzen dann in Grenzen hielten, wenngleich sich bereits
eine riesige blaugefärbte, verhärtete Fläche (von der
Kniekehle bis knapp vor der Ferse) abzeichnete.
Sebastian und ich bauten unser Zelt rasch ab und zogen es vor, nicht
auf die anderen zu warten und gleich abzusteigen, da unsere Köpfe
nun doch wieder ziemlich unter der Höhenluft litten. Recht flott
ging's bergab - trotz lädiertem Bein - und um etwa 18.30 erreichten
wir, nach dieser fast 12-stündigen anstrengenden Tour, den Parkplatz.
Unsere vier Wegbegleiter kamen wenig später und gemeinsam fuhren
wir zurück nach Mexiko City, wo wir sofort erschöpft
ins Bett fielen.
Schwierigkeiten:
Der
Aufstieg zur Izta ist anspruchsvoll und nur geübten Bergsteigern
mit Höhenerfahrung zu empfehlen. Je nach Route (siehe unten) sollten
Steigeisen/Pickel dabei sein.
Gesamtgehzeit:
11-12
Stunden
Höhenmeter:
Etwa
1400 m in Auf- und Abstieg
Route:
Maggi
Die Standardroute
(Arista del Sol) führt rechts den Grat rauf und verläuft
danach praktisch auf gleicher Höhe über Schneefelder, bis
man zum Gipfel (Schneefeld) gelangt. Der Aufstieg zum blechernen Refugio
führt über Geröllhalden und staubige Schutthänge.
Beim Aufstieg
sieht man am Horizont immer wieder die umliegenden Vulkane: Pico
de Orizaba, La Malinche, der Cofre de Perote und natürlich
den benachbarten Popocatépetl. Bei klarer Sicht erkennt
man unter sich die gigantische Stadt Mexiko City in seiner ganzen
Ausdehnung. Empfehlenswert ist es, das riesige Lichtermeer nachts zu
bewundern.
Den Ayoloco-Gletscher überquert man normalerweise auf der
Arista del Sol-Route problemlos - mit Wanderschuhen. Auf dem
Ayoloco-Gletscher trifft die Route von der Ayoloco-Hütte
mit der Arista del Sol zusammen. Wer diese Route wählt, benötigt
Steigeisen.
Das
Refugio del Grupo de los Cien (auch Republica de Chile genannt)
ist eine einfache Notunterkunft, die Platz für etwas über 20
Leute bietet. An den Wochenenden der Hauptsaison ist sie regelmäßig
voll - ein Zelt tut da gute Dienste.
Mexico
City
Die
25-Millionen-Stadt breitet sich in unüberschaubaren Dimensionen in
einem 2.240 m hoch gelegenen Tal aus und wird von den schneebedeckten
Vulkanen Popocatépetl und Iztaccíhuatl überragt.
Für den Mexikaner stolzer Inbegriff und Spiegelbild seines Landes.
Nirgendwo im Land liegen Reichtum und Armut, Vergangenheit und Gegenwart
so hautnah nebeneinander wie hier. Wo jetzt 25 Millionen Menschen leben,
breitete sich vor 500 Jahren noch eine Seenplatte aus: die Heimat der
Azteken.
Der
Name - Die Legende:
Der
Name Iztaccíhuatl stammt vom aztekischen Nahuatl
und bedeutet "weiße Frau". Popocatepetl
kann als der "rauchende Berg" übersetzt werden. Der
Legende zufolge war Popo ein berühmter Krieger, der die schöne
Aztekische Prinzessin Izta liebte. Während er im Krieg war, erzählten
ihr seine Rivalen, er wäre in einer Schlacht gefallen. Daraufhin
starb sie vor Kummer. Als Popo unversehrt zurückkehrte, nahm er ihren
toten Körper und legte ihn auf einen Hügel. Er wacht seither
an ihrer Seite und beweint noch immer ab und zu ihren Tod.
Mit einiger Fantasie ist es tatsächlich möglich, in der Form
der Izta die Konturen eines Frauenkörpers auszumachen, besonders
wenn man den Berg vom Westen aus betrachtet.