"Schmerzensberg"
nennen ihn die Türken, "Mutter der Erde" die Armenier,
"den feurigen Berg" die Kurden. Für Christen ist
er der Berg der Bibel, wo nach der Sintflut die Arche Noah gestrandet
sein soll: der Ararat (Büyük Agri Dagi), ein Stratovulkan,
exponiert und imposant im "Dreiländereck" Armenien,
Iran und Türkei gelegen, seit Menschengedenken belagert, umkämpft
- und geliebt. Von Bergfexen nämlich, die der formschöne,
mit ebenmäßigen Flanken versehene Kegelvulkan anlockt
wie Honig die Fliegen oder Efes-Bier die Durstigen. Technisch einfach
und doch etwas über 5.000 m hoch eignet sich formschöne
Pyramide mit dem hübschen Schneehäubchen drauf ideal als
Einstieg in die Welt der hohen Berge, zudem lässt sich mit
einer Tour in das ostanatolische Hochland auch eine kulturell und
geschichtlich hochinteressante Reise in die Vergangenheit unternehmen.
Dass wir, ein 20-köpfiges Völkergemisch, sozusagen eine
Idealgesellschaft bildeten, die den einheimischen Hitzköpfen
vorzeigte, wie man zusammen leben kann, ohne sich an die Gurgel
zu gehen, sei nur am Rande erwähnt. Wir hatten nämlich
einen gemeinsamen Faktor gefunden, der gegen jeden Nationaldünkel
immun macht: Humor.
Istanbul
Zeitunterschied: + 1 Stunde
Die
Blaue Moschee. Foto: Yüksel Yilmaz
Noch
sind wir solo, noch sind wir im Anreisen.
Istanbul. Klar. Eine Türkeireise ohne diese Stadt wäre wie eine
Hauptspeise ohne Aperitif – oder umgekehrt. Mit einer Einwohnerzahl von
ewa 16 Millionen ist dieser riesige Schmelztiegel der Kulturen die größte
Metropole der Türkei, aber auch die einzige Stadt der Welt, die sich
über zwei Kontinente erstreckt - Europa und Asien, getrennt nur durch
die Meeresenge des Bosporus.
Drei Weltreiche haben in Istanbul ihre Spuren hinterlassen: Das römische,
das byzantinische und das osmanische. Dementsprechend reich, lebendig und
bunt das Stadtbild. Wer sich von einem Dorf wie etwa Wien in diesen Moloch
von Stadt verirrt, wird förmlich erschlagen vom Gewirr der Stimmen
und Klänge, von den Gerüchen und Farben, von dieser Aufgeregtheit,
die auch nachts kaum verebbt. Diese Stadt pulsiert, atmet, man spürt
sie förmlich wachsen, bis weit über den Horizont hinaus Häuser,
Häuser, Häuser. Trotz ihres Dranges in die Zukunft scheint die
Stadt aber auch ihre Vergangenheit zu zelebrieren. Moscheen, Kirchen, Mausoläen,
Grabanlagen selbst an den Hauptstraßen, zuhauf Statuen einstiger Größen
- eine Reise nach Istanbul ist zugleich eine Reise in die Vergangenheit
Europas und Kleinasiens.
Auf eines noch verstehen sich die Türken wie kaum ein anderes Volk
... (siehe Bild)
... auf die Kunst
des Müßiggangs
Widersprüche
Fangfrische
Fische am Ufer des Bosporus
Im
Gedeckten Basar ersteht man Wasserpfeifen und Teegeschirre als stilvolle
Souveniere.
Wie
kaum anderswo allerdings erlebt man in Istanbul die durchaus reizvolle,
oft aber auch verwirrende Widersprüchlichkeit einer modernen kosmopolitschen
Stadt, die eingekeilt zwischen zwei Kontinenten, mehreren dominanten Kulturen
und Nationen nur in seinem alten Herzen Ruhe ausstrahlt, während es
in seinen Extremitäten rumort. Re-Islamisierung und Verwestlichung,
Tradition und Moderne, rückwärts gerichteter Personenkult und
zaghafte Öffnung in die Zukunft, Orient und Okzident, EU und PKK -
all das ergibt einen ganz besonderen ortientalisch-europäischen Mischflair.
Die Widersprüchlichkeit dieses Landes wird uns bis in seinen entfernten
Osten, bis zum Fuß des Ararat verfolgen.
Wie
es auch sei, die Türkei wird man so schnell nicht verstehen, schon
gar nicht in zwei Tagen, in denen wir durch die Stadt hetzen, uns von
einer Führerin durch die Sehenswürdigkeiten wie Blaue Moschee,
Hagia Sophia, den Gedeckten Basar und den Topkapi Palast schleppen lassen,
mit einer Fähre nach Asien übersetzen, in den großen,
überdachten Bazar eintauchen (Bild links), uns einen türkischen
Tee in einem der Gärten über dem Bosporus und einen "Big
FischMac" mit fangfrischen Bosporusfrüchten genehmigen und die
Abende auf der Terrasse unseres Hotels mit einem kühlem Efes-Bier
in der Hand und der Blauen Moschee im Blick verbringen ...
Der
gemeinsame Faktor
Beim
Check-In nach Van schließlich ein 20-faches "Hallo!",
"Servus!", "Griaß di!". Wenn sich 20 Leutchen
jedes Alters und Geschlechts aus den drei Weltreichen Österreich,
der Schweiz und Deutschland zu EINER Seilschaft zusammenschließen
wollen, funktioniert das meistens mit Ach und Krach, wenn überhaupt.
Dass wir es doch konnten, sehr schnell konnten, ist der Tatsache zu verdanken,
dass wir sofort einen gemeinsamen Nenner oder besser "Faktor"
fanden. In
Gestalt eines nimmermüden Mundwerks und eines Lächelns nämlich,
das sich nicht nur von EINEM Ohr zum anderen, sondern über ALLE unsere
Ohren zog. Man muss sich die Situation vorstellen: Ein Flieger voller
Menschen, alle in sich versunken, schweigend, nachsinnend, das Kommende
abwartend. Bis auf einen mittendrin, spitze Nase, Knickerbocker, ein Fernglas
um den Hals, Uralt-Käppi am Kopf und ein Mundwerk, das wie das Triebwerk
des Fliegers ununterbrochen auf Hochtouren zu laufen scheint. Ein Schmäh
nach dem anderen, gefolgt von ansteckendem Gelächter. Es braucht
nicht lange und es pflanzt sich bis in die hintersten Reihen fort. Als
das Spiel auch nach einer Stunde Flugzeit nicht vorbei ist, dreht sich
Maria, eine deutsche Krankenschwester, zu der Lachwurzen um, und raunt
ihr zu: "Wie lange hält das eigentlich deine Frau aus?"
„Habe die Ehre", antwortet die Witzkiste, "Faktor,
Militärpfarrer, keine Frau, aber für jede Lösung ein Problem".
Tosendes Gelächter. Das Eis war gebrochen, der gemeinsame, sprichwörtliche
Faktor gefunden, nämlich Humor - garantiert DAS Problem für
jede Lösung.
So gesehen sollte man unser 20-köpfiges Völkergemisch aus Bayern,
Sachsen, Schweizern, Türken, Österreichern und Wienern den ortsansässigen
kurdischen, aber auch türkischen Patriidioten als Idealgesellschaft
vorstellen, wo ein Lächeln genügt, um von vornherein jeden Konflikt
auszuschließen. Cheeese!
Das Völkergemisch mit gemeinsamem Faktor und Ziel, Foto: Yüksel Yilmaz
Der Herr des Ararat und der Herr der Reisen
Als
zweite einende Kraft unserer Truppe stellt sich Yüksel vor, groß
gewachsen, schelmischer Blick, Bart, Efes-süchtig, ein waschechter Deutschtürkurde
mit fehlerfreien Deutschkennntissen, seines Zeichens ehemaliger Soldat,
Klassefußballer und umsichtiger Bergführer. Wer ihn an Bord
hat, kann sicher sein, dass alles reibungslos abläuft und man ohne
Probleme auf den Gipfel gelangt: "Wenn es sein muss, trage
ich euch hinauf!" Yüksel ist aber mehr als nur Reiseleiter,
nämlich Fahrer, Verhandler, Chefdiplomat, Medizinmann, Sightseeing-Guide,
Frauenversteher, aber vor allem eine umfassende Enzyklopädie mit
Bart und Zigarette im Mundwinkel. Was man ihn auch fragt, ob zu Themen
aus der Geschichte des Landes, zu gegenwärtigen Konflikten, zu
Fauna, Flora & Frauen - Yüksel weiß, kennt, versteht
alles und hat für jede Frage ein Gschichterl auf Lager. Während
er jedoch für jedes Problem eine Lösung hat, findet der gemeinsame
Faktor für jede Lösung ein Problem – ein kongeniales Team.
Mit dabei auch unser Bernhard Verkehrsbüro-Letz, der Godfather
der Expeditionen aus Wien-Währing. Einzige Schwäche: ein uraltes,
ausgeblichenes WM-Kapperl aus dem Jahr 1982 (Spanien), das ihm auf dem
Kopf festgewachsen schien. So sehr ihm der Pressefotograf auch riet,
es endlich abzunehmen - keine Chance. Oder doch?
Sonnenuntergang
über dem Vansee
Kultureller
VANsinn (1.720 m)
Die
Burg Van Kalesi, von wo sich ...
...
ein traumhafter Sonnenuntergang bewundern lässt
Per
Fähre nach Akdamar mit seiner berühmten Kirche
Ein
Ur-Urartäer übersetzt uns die Keilschrift
Zwei
Buben bewachen die Reste der "7 Kirchen".
Auch in Van sollte man für zwei Tage verweilen
und sich auf seine großartigen Naturschönheiten und Kulturdenkmäler
zwischen schneebedeckten Bergen, wild zerklüfteten Steppen und
erloschenen Vulkanen einlassen.
Vom 9. bis 6. Jahrhundert v. Chr. war Van die Hauptstadt des Königreiches
von Urartu, dessen Bewohner sich selbst Nairi nannten. Beeindruckend
der etwa 1.700 m hoch gelegene Vansee, wohl einer
der merkwürdigsten Binnenseen Vorderasiens. Das 120 Kilometer
lange, 80 Kilometer breite und 457 Meter tiefe Gewässer nimmt
eine Fläche von 3.740 km² ein, was dem Siebenfachen der
Fläche des Bodensees entspricht. Sein hoher Gehalt an Natriumkarbonat
bewirkt, dass darin nur eine einzige Fischart lebt - und man sich,
wenn man sich hinein wagt, wie in einem riesigen Bottich voller Schmierseife
vorkommt. Jedem großen See sein Mysterium: Verschiedene Berichte
sprechen von der Existenz eines saurierähnlichen Seeungeheuers,
vergleichbar mit dem legendären "Nessie" vom Loch Ness,
namens Van Canavari. Wissenschaftliche Beweise für seine Existenz
konnten bislang jedoch nicht erbracht werden.
Im südlichen Teil des Sees, nahe dem Ort Gevas, liegt auf der
Insel Akdamar eines der berühmtesten Beispiele
armenischer Kunst: eine Kirche mit grandiosen Fresken und Reliefschnitzereien.
Sie bildet den Rest einer 921 v. Chr. von Gagik Artzruni, König
von Vaspurkan, gebauten Kloster- und Palastanlage. Die Reliefschnitzereien
an den Außenwänden stellen biblische Geschichten wie z.B.
Adam und Eva, Jona und der Wal oder David gegen Goliath dar.
Sehenswert auch die Burg Van Kalesi auf einem langgestreckten
Zitadellenfels zwischen Stadt und See. Von hier aus zu beobachten,
wie die Sonne im Vansee versinkt, gehört sicher zu den Highlights
des kulturellen Rahmenprogramms.
Noch weiter zurück in die Vergangenheit führt die urartäische Burg Cavustepe, die von Sardun II (764-734 v. Chr.)
erbaut wurde und wo mehrere Inschriften in Keilschrift aus der Zeit
der Urartäer zu finden sind. Seine Tempel, das "älteste
WC der Geschichte" (Bild siehe unten), die durchaus als "modern"
zu bezeichnende Ausstattung mit Zisternen, Küche und militärischen
Befestigungen belegen, dass die durchdachte, massive und ökogische
Bauweise nicht erst unsere Erfindung waren.
Wer Zeit hat, schaue noch nach Yedikilseler zu den
"7 Kirchen", wo allerdings nur mehr die
traurigen und dem weiteren Verfall preisgegebenen Reste einer armenischen
Kirche zu bewundern oder besser: zu beklagen sind. Zeugen der Vergangenheit
haben in der Türkei eben einen anderen Stellenwert als bei uns,
wo man solche kostbaren Relikte hegt und pflegt, koste es, was es
wolle.
Last but not least eine letzte, wenn nicht DIE Merkwürdigkeit
Vans: Die berühmte, schneeweiße Van-Katze. Man erkennt
sie an ihren verschiedenfarbigen Augen - einem blauen und einem gelbgrünen,
und daran, dass sie als einzige Katzenrasse freiwillig ins Wasser
geht und schwimmt.
Genug des kulturellen Vansinns, weiter, endlich noch näher an
unseren Berg heran.
Hoch über Dogubayazit
thront der Ishak-Pasa-Palast.
Van
- Tendürek-Pass - Dogubayazit
Mächtig türmt sich der Ararat
gen Himmel.
Hier essen wir noch ...
Ja!
Die Arche Noah! Wir haben sie gefunden!
Noah
selbst, heute ein Museumswärter ...
Von keinem der Fenster aus sieht man
den Ararat - das würde Unglück bringen.
Unsere weitere Annäherung an den Ararat führt per Bus durch
kurdisches Bergland, weiträumige Gebirgstäler, schroffe Schluchten
und über geheimnisvolle Hochebenen dem äußersten Osten
der Türkei entgegen. Hin und wieder Kurden-Dörfer mit Lehm-
und Steinhütten, rauchenden Feuerstellen und an den Häusern
aufgetürmtem Kuhdung, dem Brennmaterial für harte Winter.
Um die Häuser werken Frauen, spielen Kinder, diskutieren Männer.
Am Tendürek-Pass ein besonderer Moment, als uns
weit hinten am Horizont erstmals der Ararat zuwinkt. Wir fotografieren,
als würden wir ihn zum letzten Mal sehen. In Wahrheit steckt nichts
weiter dahinter als die Sehnsucht, dort oben, auf der Spitze der Schneehaube
zu stehen und zum Tendürek-Pass hinabzuwinken. Wir knipsen nichts
anderes als einen Traum.
Am Nachmittag erreichen wir nach 3,5 Stunden Dogubayazit – Ausgangspunkt für die Ararat-Besteigung. Unser Hotel liegt
inmitten der weiten Talebene des Araxes in Ostanatolien, dem Zentrum
des armenischen Hochlandes, wo sich die Ausläufer des Taurusgebirges
mit den Ostausläufern des Pontiusgebirges vereinigen. Und wo
sich vollkommen allein stehend und mächtig die ebenmäßige
Pyramide des Ararat zum Himmel streckt. Es ist ein einmaliges Gefühl,
so nahe an unserem Traumziel zu stehen. Nur hin und wieder bleiben
Wolken an seinem Gipfel hängen. Erhaben und respektvoll wirkt
er, aber auch einladend, niemals abweisend. Nachts, wenn wir mit unserem
Efes auf der Hotelterrasse sitzen, funkeln ein paar Lichter vom Fuß
und der Brust des Berges herüber - die Zelte der Camps.
Wie ungeduldige Schlittenhunde zerren wir an unsichtbaren Leinen,
wollen schon loslaufen, über die Felder, hinauf, ganz hinauf.
Noch immer aber ist es nicht soweit.
Zwei Tage verbringen wir in Dogubayazit, einer etwas seelenlosen,
rudimentär hergerichteten, aber quicklebendigen Stadt mit Geschäften,
einer beampelten Kreuzung, einem überdachten Basar, wo es außer
Ramsch nichts zu kaufen gibt, und Restaurants. Wo das dünnpfiffige
Unglück seinen Lauf nimmt. Das türkische Essen ist sicher
nicht jedermanns Sache – gegrillt, fett, Lamm, Lamm und nochmals Lamm.
Fritz, das 75-jährige Geburtstagskind aus Wien, erwischt es als
erstes, allein der gemeinsame Faktor hat schon mal das richtige Problem
für dessen Lösung: "Denk' halt net immer an mich,
Fritz, sonst vergeht die Scheißerei nie." So einfach
ist das, genau das richtige Problem für die etwas dünne
Lösung. Fritz, der zähe Methusalem, wird sich, um es vorweg
zu verraten, zum 75. Geburtstag den Gipfel schenken. Einen nach den
anderen erwischt es nun in Dogubayazit, bis zum Gipfel wird sich die
Spur des Leidens ziehen, einer wird Montezumas Rache sogar den Gipfel
kosten. Was dagegen zu tun ist? Niemals Wasser aus der Leitung, möglichst
wenig Fleisch, kein Salat, kein Eis, kein gar nichts. Manche halten
sich an Raki, den heimischen Anis-Schnaps, einen wahren Zaubertrunk.
Was den gemeinsamen Faktor zu einem hellseherischen Lösungsproblem
reizt: "Sollten wir den Gipfel erreichen, werden wir weder
Pickel noch Fahnen in Händen halten, sondern Raki in der linken
und Häuslpapier in der rechten." Wie recht sollte er
behalten!
Noch aber ein wenig Kultur. Ziel: der Ishak-Pasa-Palast.
Auf dem Weg dorthin durchfahren wir ärmliche Bergdörfer,
deren Bewohner dem kargen Boden mühsam das Lebensnotwendigste
abringen. Auf einem Bergpass sehen wir sie endlich, Arche
Noah! Nur mit dem Fernglas des gemeinsamen Faktors lassen
sich an einer weit entfernten Felsformation die Umrisse eines Schiffs
erkennen - klar, das ist sie, dort strandete Onkel Noah mit seinen
Viecherln. Das ist der Beweis, so war's, Punkt. ;-) In einem "Museum",
das eher der schäbigen Wartehalle eines Vorstadtbahnhofs ähnelt,
kleben an den Wänden Zeitungsberichte von diversen Grabungen
und will uns der "Besitzer" der Arche - so muss Noah ausgesehen
haben! - einen vergilbten Bildband verkaufen. Vergebens.
Da ist der Ishak-Pasa-Palast schon realer und beeindruckender.
Den Ishak-Pasa-Palast an einem Berghang über
Dogubayazit, einen zwischen 1685 und 1784 erbauten und heute gut hergerichteten
burgähnlichen Palazzo des kurdischen Emirs von Dogubeyazit Çolak
Abdi Pasa und seines Sohnes Ishak Pasa II, muss man gesehen haben.
Auf
7600 m² und zwei Etagen zählte der Palast ursprünglich
366 Zimmer, verfügte unter anderem über eine Moschee, eine
Haremsabteilung, eine Bibliothek, einen Kerker, steinerne Milch-Zisternen,
eine Zentralheizung, fließendes Wasser und ein Abwassersystem.
Zugleich erweist sich der riesige Gebäudekomplex auch als ein
Kaleidoskop aller Kulturen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben:
Armenier, Georgier, Perser, Seldschuken und Osmanen arbeiteten an
diesem Monument mit. Aus jedem der großen Panoramafenster eröffnet
sich ein traumhafter Ausblick auf Dogubeyazit und die Berge ringsum,
nur eines sieht man nicht: den Ararat. Warum? In der Erbauungszeit
hieß es, der Anblick des Ararat beschere Unglück.
Dank seiner Lage konnte vom Ishak Pasa Sarayi der Karawanen-Verkehr
auf der unterhalb verlaufenden Seidenstraße kontrolliert werden,
aus den Wegzöllen der Handelsreisenden ließ sich hier ein
bequemes Leben einrichten. Weitere Attraktionen sind eine über
der Moschee liegende, in die Felswand gehauene Festungsanlage und
ein Königsgrab der Urartäer.
Und noch eine Besonderheit, die man sich merken muss: In der Nachbarschaft
des Palastes befindet sich das Grab des kurdischen Dichters Ehmedê
Xanî (*um 1651, † 1707), der im 17. Jahrhundert das kurdische
Nationalepos "Mem û Zîn" schrieb. Noch
nicht gelesen? Dann wird's Zeit.
Nun
aber genug der Kultur, uns hält nichts mehr, wir wollen endlich
hinauf, auf den Berg, den Gipfel, das ganze von oben sehen ...