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Ararat
5.165 m, September 2007

Intro - Rahmenprogramm

"Schmerzensberg" nennen ihn die Türken, "Mutter der Erde" die Armenier, "den feurigen Berg" die Kurden. Für Christen ist er der Berg der Bibel, wo nach der Sintflut die Arche Noah gestrandet sein soll: der Ararat (Büyük Agri Dagi), ein Stratovulkan, exponiert und imposant im "Dreiländereck" Armenien, Iran und Türkei gelegen, seit Menschengedenken belagert, umkämpft - und geliebt. Von Bergfexen nämlich, die der formschöne, mit ebenmäßigen Flanken versehene Kegelvulkan anlockt wie Honig die Fliegen oder Efes-Bier die Durstigen. Technisch einfach und doch etwas über 5.000 m hoch eignet sich formschöne Pyramide mit dem hübschen Schneehäubchen drauf ideal als Einstieg in die Welt der hohen Berge, zudem lässt sich mit einer Tour in das ostanatolische Hochland auch eine kulturell und geschichtlich hochinteressante Reise in die Vergangenheit unternehmen.
Dass wir, ein 20-köpfiges Völkergemisch, sozusagen eine Idealgesellschaft bildeten, die den einheimischen Hitzköpfen vorzeigte, wie man zusammen leben kann, ohne sich an die Gurgel zu gehen, sei nur am Rande erwähnt. Wir hatten nämlich einen gemeinsamen Faktor gefunden, der gegen jeden Nationaldünkel immun macht: Humor.

Istanbul - Schmelztiegel der Kulturen

Istanbul

Zeitunterschied: + 1 Stunde

einer der Gärten über dem Bosporus

Die Blaue Moschee
Die Blaue Moschee. Foto: Yüksel Yilmaz

Noch sind wir solo, noch sind wir im Anreisen.
Istanbul. Klar. Eine Türkeireise ohne diese Stadt wäre wie eine Hauptspeise ohne Aperitif – oder umgekehrt. Mit einer Einwohnerzahl von ewa 16 Millionen ist dieser riesige Schmelztiegel der Kulturen die größte Metropole der Türkei, aber auch die einzige Stadt der Welt, die sich über zwei Kontinente erstreckt - Europa und Asien, getrennt nur durch die Meeresenge des Bosporus.
Drei Weltreiche haben in Istanbul ihre Spuren hinterlassen: Das römische, das byzantinische und das osmanische. Dementsprechend reich, lebendig und bunt das Stadtbild. Wer sich von einem Dorf wie etwa Wien in diesen Moloch von Stadt verirrt, wird förmlich erschlagen vom Gewirr der Stimmen und Klänge, von den Gerüchen und Farben, von dieser Aufgeregtheit, die auch nachts kaum verebbt. Diese Stadt pulsiert, atmet, man spürt sie förmlich wachsen, bis weit über den Horizont hinaus Häuser, Häuser, Häuser. Trotz ihres Dranges in die Zukunft scheint die Stadt aber auch ihre Vergangenheit zu zelebrieren. Moscheen, Kirchen, Mausoläen, Grabanlagen selbst an den Hauptstraßen, zuhauf Statuen einstiger Größen - eine Reise nach Istanbul ist zugleich eine Reise in die Vergangenheit Europas und Kleinasiens.

Auf eines noch verstehen sich die Türken wie kaum ein anderes Volk ... (siehe Bild)

Die Kunst des Müßiggangs
... auf die Kunst des Müßiggangs

Widersprüche

Fangfrische Fische
Fangfrische Fische am Ufer des Bosporus

Im Gedeckten Basar
Im Gedeckten Basar ersteht man Wasserpfeifen und Teegeschirre als stilvolle Souveniere.

Wie kaum anderswo allerdings erlebt man in Istanbul die durchaus reizvolle, oft aber auch verwirrende Widersprüchlichkeit einer modernen kosmopolitschen Stadt, die eingekeilt zwischen zwei Kontinenten, mehreren dominanten Kulturen und Nationen nur in seinem alten Herzen Ruhe ausstrahlt, während es in seinen Extremitäten rumort. Re-Islamisierung und Verwestlichung, Tradition und Moderne, rückwärts gerichteter Personenkult und zaghafte Öffnung in die Zukunft, Orient und Okzident, EU und PKK - all das ergibt einen ganz besonderen ortientalisch-europäischen Mischflair. Die Widersprüchlichkeit dieses Landes wird uns bis in seinen entfernten Osten, bis zum Fuß des Ararat verfolgen.

Wie es auch sei, die Türkei wird man so schnell nicht verstehen, schon gar nicht in zwei Tagen, in denen wir durch die Stadt hetzen, uns von einer Führerin durch die Sehenswürdigkeiten wie Blaue Moschee, Hagia Sophia, den Gedeckten Basar und den Topkapi Palast schleppen lassen, mit einer Fähre nach Asien übersetzen, in den großen, überdachten Bazar eintauchen (Bild links), uns einen türkischen Tee in einem der Gärten über dem Bosporus und einen "Big FischMac" mit fangfrischen Bosporusfrüchten genehmigen und die Abende auf der Terrasse unseres Hotels mit einem kühlem Efes-Bier in der Hand und der Blauen Moschee im Blick verbringen ...


Der gemeinsame Faktor

Beim Check-In nach Van schließlich ein 20-faches "Hallo!", "Servus!", "Griaß di!". Wenn sich 20 Leutchen jedes Alters und Geschlechts aus den drei Weltreichen Österreich, der Schweiz und Deutschland zu EINER Seilschaft zusammenschließen wollen, funktioniert das meistens mit Ach und Krach, wenn überhaupt. Dass wir es doch konnten, sehr schnell konnten, ist der Tatsache zu verdanken, dass wir sofort einen gemeinsamen Nenner oder besser "Faktor" fanden. Der gemeinsame FaktorIn Gestalt eines nimmermüden Mundwerks und eines Lächelns nämlich, das sich nicht nur von EINEM Ohr zum anderen, sondern über ALLE unsere Ohren zog. Man muss sich die Situation vorstellen: Ein Flieger voller Menschen, alle in sich versunken, schweigend, nachsinnend, das Kommende abwartend. Bis auf einen mittendrin, spitze Nase, Knickerbocker, ein Fernglas um den Hals, Uralt-Käppi am Kopf und ein Mundwerk, das wie das Triebwerk des Fliegers ununterbrochen auf Hochtouren zu laufen scheint. Ein Schmäh nach dem anderen, gefolgt von ansteckendem Gelächter. Es braucht nicht lange und es pflanzt sich bis in die hintersten Reihen fort. Als das Spiel auch nach einer Stunde Flugzeit nicht vorbei ist, dreht sich Maria, eine deutsche Krankenschwester, zu der Lachwurzen um, und raunt ihr zu: "Wie lange hält das eigentlich deine Frau aus?" „Habe die Ehre", antwortet die Witzkiste, "Faktor, Militärpfarrer, keine Frau, aber für jede Lösung ein Problem". Tosendes Gelächter. Das Eis war gebrochen, der gemeinsame, sprichwörtliche Faktor gefunden, nämlich Humor - garantiert DAS Problem für jede Lösung.
So gesehen sollte man unser 20-köpfiges Völkergemisch aus Bayern, Sachsen, Schweizern, Türken, Österreichern und Wienern den ortsansässigen kurdischen, aber auch türkischen Patriidioten als Idealgesellschaft vorstellen, wo ein Lächeln genügt, um von vornherein jeden Konflikt auszuschließen. Cheeese!


Das Völkergemisch mit gemeinsamem Faktor und Ziel, Foto: Yüksel Yilmaz

Der Herr des Ararat und der Herr der Reisen

Als zweite einende Kraft unserer Truppe stellt sich Yüksel vor, groß gewachsen, schelmischer Blick, Bart, Efes-süchtig, ein waschechter Yüksel und BernhardDeutschtürkurde mit fehlerfreien Deutschkennntissen, seines Zeichens ehemaliger Soldat, Klassefußballer und umsichtiger Bergführer. Wer ihn an Bord hat, kann sicher sein, dass alles reibungslos abläuft und man ohne Probleme auf den Gipfel gelangt: "Wenn es sein muss, trage ich euch hinauf!" Yüksel ist aber mehr als nur Reiseleiter, nämlich Fahrer, Verhandler, Chefdiplomat, Medizinmann, Sightseeing-Guide, Frauenversteher, aber vor allem eine umfassende Enzyklopädie mit Bart und Zigarette im Mundwinkel. Was man ihn auch fragt, ob zu Themen aus der Geschichte des Landes, zu gegenwärtigen Konflikten, zu Fauna, Flora & Frauen - Yüksel weiß, kennt, versteht alles und hat für jede Frage ein Gschichterl auf Lager. Während er jedoch für jedes Problem eine Lösung hat, findet der gemeinsame Faktor für jede Lösung ein Problem – ein kongeniales Team.

Mit dabei auch unser Bernhard Verkehrsbüro-Letz, der Godfather der Expeditionen aus Wien-Währing. Einzige Schwäche: ein uraltes, ausgeblichenes WM-Kapperl aus dem Jahr 1982 (Spanien), das ihm auf dem Kopf festgewachsen schien. So sehr ihm der Pressefotograf auch riet, es endlich abzunehmen - keine Chance. Oder doch?

Sonnenuntergang über dem Vansee
Sonnenuntergang über dem Vansee

Kultureller VANsinn (1.720 m)

Van Kalesi
Die Burg Van Kalesi, von wo sich ...

Sonnenuntergang über dem Vansee
... ein traumhafter Sonnenuntergang bewundern lässt


Per Fähre nach Akdamar mit seiner berühmten Kirche


Ein Ur-Urartäer übersetzt uns die Keilschrift

 

 

 

 

 

 

 



Zwei Buben bewachen die Reste der "7 Kirchen".

Auch in Van sollte man für zwei Tage verweilen und sich auf seine großartigen Naturschönheiten und Kulturdenkmäler zwischen schneebedeckten Bergen, wild zerklüfteten Steppen und erloschenen Vulkanen einlassen.

Vom 9. bis 6. Jahrhundert v. Chr. war Van die Hauptstadt des Königreiches von Urartu, dessen Bewohner sich selbst Nairi nannten. Beeindruckend der etwa 1.700 m hoch gelegene Vansee, wohl einer der merkwürdigsten Binnenseen Vorderasiens. Das 120 Kilometer lange, 80 Kilometer breite und 457 Meter tiefe Gewässer nimmt eine Fläche von 3.740 km² ein, was dem Siebenfachen der Fläche des Bodensees entspricht. Sein hoher Gehalt an Natriumkarbonat bewirkt, dass darin nur eine einzige Fischart lebt - und man sich, wenn man sich hinein wagt, wie in einem riesigen Bottich voller Schmierseife vorkommt. Jedem großen See sein Mysterium: Verschiedene Berichte sprechen von der Existenz eines saurierähnlichen Seeungeheuers, vergleichbar mit dem legendären "Nessie" vom Loch Ness, namens Van Canavari. Wissenschaftliche Beweise für seine Existenz konnten bislang jedoch nicht erbracht werden.

Im südlichen Teil des Sees, nahe dem Ort Gevas, liegt auf der Insel Akdamar eines der berühmtesten Beispiele armenischer Kunst: eine Kirche mit grandiosen Fresken und Reliefschnitzereien. Sie bildet den Rest einer 921 v. Chr. von Gagik Artzruni, König von Vaspurkan, gebauten Kloster- und Palastanlage. Die Reliefschnitzereien an den Außenwänden stellen biblische Geschichten wie z.B. Adam und Eva, Jona und der Wal oder David gegen Goliath dar.
Sehenswert auch die Burg Van Kalesi auf einem langgestreckten Zitadellenfels zwischen Stadt und See. Von hier aus zu beobachten, wie die Sonne im Vansee versinkt, gehört sicher zu den Highlights des kulturellen Rahmenprogramms.
Noch weiter zurück in die Vergangenheit führt die urartäische Burg Cavustepe, die von Sardun II (764-734 v. Chr.) erbaut wurde und wo mehrere Inschriften in Keilschrift aus der Zeit der Urartäer zu finden sind. Seine Tempel, das "älteste WC der Geschichte" (Bild siehe unten), die durchaus als "modern" zu bezeichnende Ausstattung mit Zisternen, Küche und militärischen Befestigungen belegen, dass die durchdachte, massive und ökogische Bauweise nicht erst unsere Erfindung waren.

Wer Zeit hat, schaue noch nach Yedikilseler zu den "7 Kirchen", wo allerdings nur mehr die traurigen und dem weiteren Verfall preisgegebenen Reste einer armenischen Kirche zu bewundern oder besser: zu beklagen sind. Zeugen der Vergangenheit haben in der Türkei eben einen anderen Stellenwert als bei uns, wo man solche kostbaren Relikte hegt und pflegt, koste es, was es wolle.
Last but not least eine letzte, wenn nicht DIE Merkwürdigkeit Vans: Die berühmte, schneeweiße Van-Katze. Man erkennt sie an ihren verschiedenfarbigen Augen - einem blauen und einem gelbgrünen, und daran, dass sie als einzige Katzenrasse freiwillig ins Wasser geht und schwimmt.
Genug des kulturellen Vansinns, weiter, endlich noch näher an unseren Berg heran.

Hoch über Dogubayazit thront der Ishak-Pasa-Palast.
Hoch über Dogubayazit thront der Ishak-Pasa-Palast.

Van - Tendürek-Pass - Dogubayazit

Mächtig türmt sich der Ararat gen Himmel.
Mächtig türmt sich der Ararat gen Himmel.

Hier essen wir noch ...
Hier essen wir noch ...

 


Ja! Die Arche Noah! Wir haben sie gefunden!

Der Besitzer der Arche Noah
Noah selbst, heute ein Museumswärter ...

 

 

 

 

 

 

 



Ishak-Pasa-Palast

Ishak-Pasa-Palast
Von keinem der Fenster aus sieht man den Ararat - das würde Unglück bringen.

Unsere weitere Annäherung an den Ararat führt per Bus durch kurdisches Bergland, weiträumige Gebirgstäler, schroffe Schluchten und über geheimnisvolle Hochebenen dem äußersten Osten der Türkei entgegen. Hin und wieder Kurden-Dörfer mit Lehm- und Steinhütten, rauchenden Feuerstellen und an den Häusern aufgetürmtem Kuhdung, dem Brennmaterial für harte Winter. Um die Häuser werken Frauen, spielen Kinder, diskutieren Männer. Am Tendürek-Pass ein besonderer Moment, als uns weit hinten am Horizont erstmals der Ararat zuwinkt. Wir fotografieren, als würden wir ihn zum letzten Mal sehen. In Wahrheit steckt nichts weiter dahinter als die Sehnsucht, dort oben, auf der Spitze der Schneehaube zu stehen und zum Tendürek-Pass hinabzuwinken. Wir knipsen nichts anderes als einen Traum.

Am Nachmittag erreichen wir nach 3,5 Stunden Dogubayazit – Ausgangspunkt für die Ararat-Besteigung. Unser Hotel liegt inmitten der weiten Talebene des Araxes in Ostanatolien, dem Zentrum des armenischen Hochlandes, wo sich die Ausläufer des Taurusgebirges mit den Ostausläufern des Pontiusgebirges vereinigen. Und wo sich vollkommen allein stehend und mächtig die ebenmäßige Pyramide des Ararat zum Himmel streckt. Es ist ein einmaliges Gefühl, so nahe an unserem Traumziel zu stehen. Nur hin und wieder bleiben Wolken an seinem Gipfel hängen. Erhaben und respektvoll wirkt er, aber auch einladend, niemals abweisend. Nachts, wenn wir mit unserem Efes auf der Hotelterrasse sitzen, funkeln ein paar Lichter vom Fuß und der Brust des Berges herüber - die Zelte der Camps.
Wie ungeduldige Schlittenhunde zerren wir an unsichtbaren Leinen, wollen schon loslaufen, über die Felder, hinauf, ganz hinauf. Noch immer aber ist es nicht soweit.

Zwei Tage verbringen wir in Dogubayazit, einer etwas seelenlosen, rudimentär hergerichteten, aber quicklebendigen Stadt mit Geschäften, einer beampelten Kreuzung, einem überdachten Basar, wo es außer Ramsch nichts zu kaufen gibt, und Restaurants. Wo das dünnpfiffige Unglück seinen Lauf nimmt. Das türkische Essen ist sicher nicht jedermanns Sache – gegrillt, fett, Lamm, Lamm und nochmals Lamm. Fritz, das 75-jährige Geburtstagskind aus Wien, erwischt es als erstes, allein der gemeinsame Faktor hat schon mal das richtige Problem für dessen Lösung: "Denk' halt net immer an mich, Fritz, sonst vergeht die Scheißerei nie." So einfach ist das, genau das richtige Problem für die etwas dünne Lösung. Fritz, der zähe Methusalem, wird sich, um es vorweg zu verraten, zum 75. Geburtstag den Gipfel schenken. Einen nach den anderen erwischt es nun in Dogubayazit, bis zum Gipfel wird sich die Spur des Leidens ziehen, einer wird Montezumas Rache sogar den Gipfel kosten. Was dagegen zu tun ist? Niemals Wasser aus der Leitung, möglichst wenig Fleisch, kein Salat, kein Eis, kein gar nichts. Manche halten sich an Raki, den heimischen Anis-Schnaps, einen wahren Zaubertrunk. Was den gemeinsamen Faktor zu einem hellseherischen Lösungsproblem reizt: "Sollten wir den Gipfel erreichen, werden wir weder Pickel noch Fahnen in Händen halten, sondern Raki in der linken und Häuslpapier in der rechten." Wie recht sollte er behalten!

Noch aber ein wenig Kultur. Ziel: der Ishak-Pasa-Palast. Auf dem Weg dorthin durchfahren wir ärmliche Bergdörfer, deren Bewohner dem kargen Boden mühsam das Lebensnotwendigste abringen. Auf einem Bergpass sehen wir sie endlich, Arche Noah! Nur mit dem Fernglas des gemeinsamen Faktors lassen sich an einer weit entfernten Felsformation die Umrisse eines Schiffs erkennen - klar, das ist sie, dort strandete Onkel Noah mit seinen Viecherln. Das ist der Beweis, so war's, Punkt. ;-) In einem "Museum", das eher der schäbigen Wartehalle eines Vorstadtbahnhofs ähnelt, kleben an den Wänden Zeitungsberichte von diversen Grabungen und will uns der "Besitzer" der Arche - so muss Noah ausgesehen haben! - einen vergilbten Bildband verkaufen. Vergebens.

Da ist der Ishak-Pasa-Palast schon realer und beeindruckender. Den Ishak-Pasa-Palast an einem Berghang über Dogubayazit, einen zwischen 1685 und 1784 erbauten und heute gut hergerichteten burgähnlichen Palazzo des kurdischen Emirs von Dogubeyazit Çolak Abdi Pasa und seines Sohnes Ishak Pasa II, muss man gesehen haben.

Ishak-Pasa-Palast

Auf 7600 m² und zwei Etagen zählte der Palast ursprünglich 366 Zimmer, verfügte unter anderem über eine Moschee, eine Haremsabteilung, eine Bibliothek, einen Kerker, steinerne Milch-Zisternen, eine Zentralheizung, fließendes Wasser und ein Abwassersystem. Zugleich erweist sich der riesige Gebäudekomplex auch als ein Kaleidoskop aller Kulturen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben: Armenier, Georgier, Perser, Seldschuken und Osmanen arbeiteten an diesem Monument mit. Aus jedem der großen Panoramafenster eröffnet sich ein traumhafter Ausblick auf Dogubeyazit und die Berge ringsum, nur eines sieht man nicht: den Ararat. Warum? In der Erbauungszeit hieß es, der Anblick des Ararat beschere Unglück.
Dank seiner Lage konnte vom Ishak Pasa Sarayi der Karawanen-Verkehr auf der unterhalb verlaufenden Seidenstraße kontrolliert werden, aus den Wegzöllen der Handelsreisenden ließ sich hier ein bequemes Leben einrichten. Weitere Attraktionen sind eine über der Moschee liegende, in die Felswand gehauene Festungsanlage und ein Königsgrab der Urartäer.
Und noch eine Besonderheit, die man sich merken muss: In der Nachbarschaft des Palastes befindet sich das Grab des kurdischen Dichters Ehmedê Xanî (*um 1651, † 1707), der im 17. Jahrhundert das kurdische Nationalepos "Mem û Zîn" schrieb. Noch nicht gelesen? Dann wird's Zeit.

Nun aber genug der Kultur, uns hält nichts mehr, wir wollen endlich hinauf, auf den Berg, den Gipfel, das ganze von oben sehen ...