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Ararat
5.165 m, September 2007

Die Tour

Eli Yaylasi (2.075 m) - Green Camp (3.200 m)

HM 1200 m / GZ 4-5 Stunden

 

Der "Besitzer" des Ararat
Der "Eigentümer" des Ararat zeigt uns die Besitzurkunde.

Die ersten Schritte
Endlich die ersten Schritte auf unseren Gipfel zu.


Rast im steppenartigen Tiefparterre des Berges

Nomadenmädchen
Dieses kleine Nomaden-Mädchen gehört dem Ararat

Iranerinnen nach ihrer erfolgreichen Gipfeltour
Iranerinnen nach ihrer erfolgreichen Gipfeltour

 

 

 

 



 

Rudi und Ernst
Der gemeinsame Faktor mit Rudi, seinem Witze-Dummy ...

 

Sonnenuntergang

Endlich! Die Schlittenhunde werden von der Leine gelassen, dürfen loslegen und laufen, bis ihnen die Luft ausgeht.
Eine Rumpelstraße führt nach Eli Yaylasi, der eigentlichen Startlinie unserer Tour. Man merkt kaum, dass der höchste Berg der Türkei in einer militärischen Sperrzone und also in einem hochexplosiven Krisengebiet liegt. Hier die Kurden, die PKK, dort Armenien, keine 10 Minuten entfernt die Grenze zum Iran. Der eigentliche Vulkan brodelt hier in den Menschen.
Als wir die Pferde beladen, ein historischer Augenblick: Ahmet Agrili, seines Zeichens "Eigentümer des Ararat" erweist uns die Ehre und unterlegt seine Prominenz mit der Besitzurkunde. Die BesitzurkundeAuf meine Frage, was er denn für den Ararat verlange, wenn ich ihn ihm abkaufen wollte, antwortet der leicht mafios angehauchte "Fettsack", wie er von den Kennern der Szene auch genannt wird: "Eine Milliarde Euro". Ein klein wenig zuviel für meine Verhältnisse, ich schaffe nicht einmal die 4 Euro, die dieser Wegelagerer in seiner Hacienda für eine Dose Cola verlangt.

Die Mulis sind beladen, es geht endlich los. Auf zwei Beinen! Durch das kahle, steppenartige, sanft gestufte Tiefparterre unseres Berges, teils über breite Wege, dann wieder Steigspuren folgend, schrauben wir uns langsam hoch. Am Ararat gibt es übrigens kein Verirren, GPS-Geräte und Karten können getrost zuhause gelassen werden, gilt hier doch folgende Hauptregel: Immer den Pferdeäpfeln nach! Selbst mit geschlossenen Augen, nur seiner Nase vertrauend, lässt sich der Weg locker finden.
Mitte des Wegs die schlichte Zeltsiedlung kurdischer Bauernfamilien, wo fast ärmliche Einfachheit herrscht, stehen gebliebene Zeit, Ergebenheit gegenüber dem Berg. Als gipfelgeiler Mitteleuropäer kommt man angesichts dessen unweigerlich ins Grübeln. Wer hat hier wem was voraus? Wer ist zufriedener mit seinem Leben?
Weiter oben vermischen sich Disteln, wilder Thymian und frischer Pferdemist zu einem merkwürdigen Geruch. Keine Bäume, keine Büsche, keine Blumen, auf dem Boden des erloschenen Vulkans wurzelt, wächst, blüht nichts. Zum letzten Mal hat sich der Berg vor mehr als 160 Jahren gerührt, als er große, schwarze Steinquader aus dem Erdinneren beförderte. Sie dominieren vor allem die höheren Regionen. Schon Friedrich Parrot, der deutsche Erstbesteiger im Jahre 1829, muss sich vorgekommen sein wie in den Urzeiten der Erdgeschichte.

Kurz vor dem sog. "Green Camp" auf 3.200 m Höhe kommen uns seltsam bekleidete Menschen entgegen, Iraner, die den Berg - man höre und staune: samt ihren Frauen! - bestiegen haben. Sowas! Bergsteigende Frauen aus dem ur-islamischen Iran - unerhört ;-) 50 m höher unser Lager. Traumhaft der Blick zum weißen Gipfel des biblischen Berges, greifbar nahe scheint seine weiße Haube. Perfekt eingerichtet mit Küchenzelt, eigenem WC, Schlafzelten, fließend Gletscherwasser und Rundumbedienung gehört das Basislager-Service zum besten, was ich je erlebt habe. Da dampft heiße Suppe aus einem riesigen Topf, schöpft einer der kurdischen Köche köstliche Eintopf-Gerichte randvoll in unsere Teller, da biegen sich beim Frühstück die Tische von Gemüse, Obst, Oliven, Melonen, Ham & Eggs, Käse und und und!

Ararat de luxe
Ararat de luxe - man gönnt sich ja sonst nichts ...

Dass wir dünnpfiffigen armen Tröpfe nicht viel davon zu uns nehmen, liegt nicht am Essen.

Wie immer die Frage in hoch gelegenen Lagern: Was tun? Noch 100 Hm bergauf zwecks Höhenanpassung und besseren Schlafs? Diesmal findet Rudi das beste Problem für die Lösung: "Das wichtigste ist, dass man daran glaubt". Er hat’s erfasst, der Gute.

Lagerfeeling

Abends wird es schnell kalt, sodass selbst das Efes kaum schmeckt. Die Finger werden klamm, durch die Daunenjacke kriecht die Kälte, schnell hat die Dunkelheit unsere Zelte geschluckt.
20 Uhr. Die Sonne hat ihr farbprächtiges Abschiedskonzert gegeben, das Bergvolk sich in seine Wigwams verkrochen. Nur das Mundwerk des gemeinsamen Faktors braucht seine Zeit, um runterzufahren: "Träumt nicht von mir, sonst wird’s ein Alptraum."
Während wir sanft dahin dösen, reißen Wölfe ein Pferde-Fohlen, wie wir nach der Tour erfahren.

Zwei Nächte werden wir zwecks Anpassung an Höhe und Verhältnisse in Camp 1 verbringen, am zweiten Tag eine Akklimatisationstour bis zum Camp 2 unternehmen, am dritten Tag endgültig ins Hochlager übersiedeln.

Die große Bergpredigt des Yüksel Yilmaz
Die große Bergpredigt des Yüksel

Green Camp (3.200 m) - Hochlager (4.200 m)

HM 1000 m / GZ 3,5-4 Stunden

Maria: Dort hinauf müssen wir!
Maria: Dort hinauf müssen wir!

... also gehen wir dort hinauf ...
... also gehen wir dort hinauf ...

Jeder Schritt ein Hit
Jeder Schritt ein Hit

Im vulkanischen Boden gedeiht fast nichts.
Im vulkanischen Boden gedeiht fast nichts.

Fritz, der 75er, ist nicht "geschorscht", aber trotzdem geschafft
Fritz, der 75er, ist nicht "geschorscht", aber trotzdem geschafft.

Wie jeden Morgen reißt uns das "Jooooodlijuuuuuuh" des gemeinsamen Faktors aus dem Schlaf. Nur einmal erklingt dieser Weckruf nicht – als er nämlich selbst Dauergast im WC-Zelt ist.
Zusammenpacken, Zelt abräumen, Mulis beladen. Weiter zu Lager 2. Der anfangs sanft ansteigende Steig eignet sich hervorragend als Exerzierplatz für das richtige Gehen am Berg: langsam, rhythmisch, ein Schritt nach dem anderen, durch Mund und Nase atmen. Und sich bloß nicht vom Höllentempo unseres Bayern Schorsch anstecken lassen! Wer so den Berg hinauf"schorscht", muss verrückt oder auf der Flucht sein!
Weiter oben windet sich der Weg zwischen aufgeplatzten Lavablöcken und Geröll nicht besonders steil bergan. Pferdeäpfel markieren noch immer den Weg. Eine absteigende Schweizer Gruppe beklagt eine "unsagbar eisige Nacht" im Lager II, nicht einmal Daunenbekleidung habe gegen die Kälte geholfen. Uns fröstelt schon allein von den Erzählungen her. In Wahrheit werden wir bei offener Zeltklappe schlafen, um vor Hitze nicht umzukommen. So ist der Ararat: Verglüht man an einem Tag, erfriert man am nächsten, lacht tagsüber wolkenloser Himmel, erstickt man nächtens in Schnee. Bei uns macht der Ararat eine Ausnahme, zeigt sich ohne Unterlass von seiner schönsten und heißesten Seite. Also bittschön, lieber Leser, diese Ausnahme nicht mit der Regel verwechseln.
So aber schwitzen wir hoch, auf etwa 3800 m steilt sich der Weg etwas auf, wir gewinnen rasch an Höhe. Immer eindrucksvoller rückt der Kleine Ararat, 3896 m, eine Miniaturausgabe des Großen, ins Blickfeld. Ein g’schmackiger Fastviertausender, der sich eigentlich gut zum Aufwärmen oder sogar für eine fulminante Überschreitung eignen würde. Wenn da die Minen nicht wären, mit denen er bespickt ist. So steht er symbolisch für das Dilemma an diesem heiß umkämpften Kreuzungspunkt der Kulturen: Es ist Krieg und keiner will hingehen. Was Recht und Unrecht ist, scheinen nicht einmal die Betroffenen zu wissen, selbst Yüksel, der Allwissende, vermag uns keine einleuchtende Erklärung für die die Ursachen des Dauerkonflikts zwischen PKK und Türken zu geben. Fakt ist, dass sich hier seit Menschengedenken aufs Blut verfeindete Gruppen gegenüber stehen, die sich einander nie etwas schenkten. Und die tatsächlich für JEDE Lösung ein Problem zu erfinden scheinen, was auf Dauer nicht gut gehen kann.
Wir wollen nicht weiter darüber nachdenken, leben unseren einfachen Traum, den Traum vom Ararat, und das genügt uns vollkommen.
Wir sind auf etwa 3.800 m - Großglockner-Höhe. Immer weiter reicht der Blick über die ostanatolische Hochebene bis in den Iran. Das Gehen macht Spaß, uns geht es gut - "Jeder Schritt ein Hit", singt der gemeinsame Faktor und er hat wieder einmal recht.
Auf einer etwas flacheren Geländestufe auf ca. 4200 m erreichen wir das Hochlager mit terrassenförmig in den Hang gearbeiteten Zeltnischen. Während unser Bayer die Strecke in weniger als zwei Stunden "erschorscht" hat, benötigten wir gemächliche 3,5-4 Stunden. Wozu laufen, wenn der Ararat sowieso auf uns wartet?
Wie auch unsere kurdischen Betreuer brav auf uns warten: Kekse, Tee und Kaffee auch hier. "Ararat de luxe" könnte man das Unternehmen nennen. Was soll's, man gönnt sich ja sonst nichts. Verschnaufen, ankommen, sammeln, ehe wir uns einen idealen Platz suchen, den Zeltboden von störenden Steinen befreien und unsere Zelte aufbauen.

Eine Gaudi
Eine Gaudi - die heitere Lagerstimmung bleibt unvergessen ...

Hochlager (4.200 m)

 

Der gemeinsame Faktor und die Frauen
Der gemeinsame Faktor und die Frauen: "Die Speisekarte darf ich mir ansehen, konsumieren nicht."

Die Bergpredigt des Godfathers des Ararat
Die Bergpredigt des Godfathers des Ararat

Verkehrsbüro-Letz
Wie zählt sich der Verkehrsbüro-Letz in den Schlaf?
Ein Visum, zwei Visa, drei Visa ...

Ein Grund auch, den Ararat nicht auszulassen, ist das sorgenlose und heitere Lager-Feeling in diesem prachtvoll angelegten Penthaus hoch über der archaisch anmutenden Ebene Ostanatoliens. Vor uns breitet sich auf der Südseite ein flach auslaufender brauner Hang aus, unter dem Dogubayazit als einzige größere Ansiedlung vor den in der Ferne verschwimmenden Ausläufern des Taurus- und Pontiusgebirges erscheint. Nur im Osten erhebt sich keck der markante Aschekegel des Kleinen Ararat neben kleinen Magmawarzen, die sich durch die Konvulsionen der kochenden Erdkruste geöffnet haben.
Lager-Flair pur auch, wenn man beim Sonnenuntergang mit einer Schüssel dampfender Suppe hoch über dem grauen Alltag sitzt, die Gedanken schweifen lassen kann, immer wieder bergauf blickt zum Gipfel der Träume und sich vom gemeinsamen Faktor aufweichen und erfrischen lässt. Weil dessen Brachial-Charme auch Frauen nicht verschont, fragt ihn Rudi: "Du verstehst dich auch gut mit Frauen, darfst du denn das?" Der gemeinsame Faktor: "Die Speisekarte darf ich mir wohl ansehen, konsumieren nicht." Das sind jene Momente, nach der ein Bergfex süchtig wird, ohne die er nicht auskommt, von denen er zu Hause träumt, so lange träumt, bis er wieder weit oben, irgendwo zwischen Himmel und Erde hockt und die Leichtigkeit des Seins inhaliert.

Lagerfeeling

Die letzte helle Stunde vor der Gipfelnacht. Yüksel steigt auf einen Felsen und schart alle seine "Jünger" um sich, um zur großen Bergpredigt anzusetzen: "2 Uhr Wecken, 3 Uhr Abmarsch, weil normalerweise schon in den Vormittagsstunden Nebel bzw. Sturmwolken um den Gipfel kreisen und einen Erfolg zunichte machen könnten; alles überziehen, was man dabei hat, langsam, seeehr laaangsam gehen; den, der Müdigkeit vortäuscht, werde er in den A... treten, schließlich sei es sein größtes Anliegen, dass alle den Gipfel erreichen." Rudi werde er tragen, da der ihm mehr geboten habe als der Verkehrsbüro-Letz. Denn nichts mache ihn glücklicher, als dass alle auf dem Gipfel stehen. Wir kleben an den Lippen des Godfathers des Ararat, saugen jeden Tipp, jeden Befehl, jedes Gebot auf. Die Aufregung steigt, für viele ein großer Moment, überschreiten sie doch morgen eine magische Grenze. Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verglüht und sich Dunkelheit breit macht, wird es still im Penthaus, nach und nach verkriecht sich alles in die Zelte, manche klagen über Kopfweh – schließlich befinden wir uns auf über 4000 m, manche kramen noch in ihren Sachen, um ja nichts zu vergessen. Wenn das eine, das nämliche Mundwerk verstummt ist, hört man nur mehr die Zeltplanen rascheln, dann nichts mehr ...

Dem Gipfel entgegen

Camp 2 (4.200 m) - Gipfel (5.165 m)

HM 1.100 m / GZ 5 Stunden
Seilbahn-Fahrzeit: 30 Minuten

Frühstück

Unterwegs

In der Morgendämmerung wirft der Ararat seinen Schatten über die ostanatolische Tiefebene.
In der Morgendämmerung wirft der Ararat seinen Schatten über die ostanatolische Tiefebene.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die letzten Schritte ...
Die letzten Schritte zum, mit einer türkischen Fahne gekennzeichneten Gipfel.

2 Uhr nachts: "Joooooodlijjuuuuuuu!" Einem geht auch auf 4.000 m mitten in der Nacht nicht die Luft aus. In Knickerbockern, mit uralten Lederschuhen an den Füßen, das unvermeidliche Fernglas um den Hals und dem sich um den ganzen Kopf windenden Lachen steht er vor seinem Zelt: "Und was steht heute am Programm?" Ob ihm als Priester die Arche Noah interessiere. Nicht im Geringsten, er sei da, um was zu erleben, was zum Lachen zu haben, die Arche sollen andere suchen. Frühstück, heißer Kaffee, die letzten Kommandos der inzwischen drei Bergführer. Um 3 Uhr setzen wir uns schwerfällig in Bewegung. Die Lichtkegel unserer Stirnlampen verschwimmen im Staub, manche husten, andere ringen nach Luft, alle schweigen. So zieht eine seltsame Prozession durch die biblische Dunkelheit. Unten flackern die Straßenlichter von Dogubayazit, oben die Sterne. Langsam arbeiten wir uns an jener Flanke, die geradewegs zum Vorgipfel führt, über mitunter vereistes Geröll und Blockwerk höher, werfen gespenstische Lichtfetzen in die Nacht. Stellenweise führt der Weg an bizarren, glatt geschliffenen Lavasteinen vorbei, die im Nachtschimmer wie große Edelsteine anmuten. Erst beim Abstieg werden wir ihre kunstvollen Formen bewundern können.
Nach einer Stunde unterbricht der Ararat selbst die Monotonie des nächtlichen Marsches, als er nämlich seinen grauen Schatten über die sich aufhellende Ebene unter uns wirft – ein Zeichen, dass die Nacht ein Ende hat. Mit Skiern wäre die Geröllhalde wohl angenehmer zu meistern, dazu die Abfahrt vom Gipfel bis nach Eli – auch kein schlechter Traum! Nach vier Stunden mal was anderes: der Saum der firnbedeckten Haube. Auch vor dem Ararat habe der Klimawandel nicht Halt gemacht, klärt uns Yüksel auf, Schnee, Eis und Gletscher seien in den letzten Jahren auch hier auf ein Minimum geschrumpft. Ohne größere Probleme erreichen wir den "Gletscher", der seinem Namen, zumindest auf unserer Tour, nicht gerecht wird. Vor einem kleinen Aufschwung der "Kettenanlegeplatz" und ein trostreicher Blick auf den nahen Gipfelaufschwung. Steigeisen wären dennoch nicht notwendig, so aufgeweicht ist der Schnee, wir legen sie trotzdem an, um dem Unternehmen doch den Hauch einer hochalpinen Tour zu verleihen. Bei anderen, normalen Verhältnissen gäbe es ohne sie allerdings hier kein Weiterkommen.

Am "Kettenanlegeplatz"
Am "Kettenanlegeplatz" werden die Steigeisen montiert.

Manchen wird spätestens hier schwindlig, beinahe übel – aber ja, wir sind über 5000 m! Auch Anseilen wäre hier üblicher Weise angesagt, von Gletscherspalten jedoch keine Spur. Wohlgemerkt auch das nicht die Regel! Unterhalb eines stimmungsvollen Eisturms queren wir nach rechts in ein flaches Gletscherbecken. Fünf Stunden sind wir bisher unterwegs. Nur noch der nicht allzu steile Gipfelhang und wir stehen ganz oben, am biblischen Berg. Am Berg Noahs, am "Schmerzensberg", am "feurigen Berg", auf jeden Fall am "Freudenberg" für die vielen von uns, die erstmals die magische 5000-m-Grenze überschritten haben. Joooooodlijuuuuuh! Großartig der Blick auf die Welt unter uns, überschäumend die Gefühle, erfüllend die Genugtuung, das Traumziel erreicht zu haben! Genau das ist es, was das Leben eines Bergsteigers so veredelt. In Anbetracht all dessen würde es nicht wundern, dass sich Noah ausgerechnet diesen Platz als Anlegeplatz ausgesucht hätte: Im Westen greifbar nahe der Kleine Ararat und mehrere Vulkankrater, weiter weg der Iran und Armenien, am Horizont das Taurusgebirge. Absolutes Traumwetter, wie es besser nicht sein kann. Auch der gemeinsame Faktor ist da, alle sind da, bis auf Maria, die ihren Dünnpfiff falsch getimt hat. Die Fotoapparate klicken in einem fort. Ein Gruppenfoto. Und noch eins. Bilder mit zwei Bergsteigern, mit dreien, alleine, mit, ohne Fahne, auf jeden Fall mit Yüksel, dem Verkehrsbüro-Letz und dem gemeinsamen Faktor.

Bernhard, Yüksel, Tom
Ruefa-Letz, Ararat-Yüksel & BergNews-Tom

Über eine Stunde sitzen wir da, staunen, genießen. Bei solch traumhaften Verhältnissen sei er noch nie hier oben gestanden, gesteht Yüksel. Danke Ararat!

Alle am Gipfel
Das Völkergemisch hat den Gipfel erreicht ...

Ein historisches Ereignis

Abstieg zum Camp II in drei wenig aufregenden Stunden. Die Zelte und das Schwergepäck haben die Pferde schon abtransportiert, nach weiteren zwei Stunden ist auch das Green Camp erreicht. Übernachtung. Tags darauf weiter nach Eli hinunter. Dabei ein historischer Moment für die Annalen (man wird es in diversen Zeitungen sicher gelesen haben): Jenes Kapperl, jenes legendäre WM-Kapperl des Verkehrsbüro-Letz verlässt nach über hundert Jahren seinen angestammten Platz und wechselt den Kopf! Sensationell! In jenem weltgeschichtlichen Moment wandert der verblichene Lausdeckel auf das Haupt eines kleinen Nomaden-Mädchens, das wahrscheinlich bis heute nicht versteht, was ihm da Historisches widerfahren ist:

Ein historisches Ereignis - ein Hut wechselt nach einem Jahrhundert den Kopf
Nach einem Jahrhundert wechselt das berühmte Kapperl seinen Platz ...

Die Nacht verbringen wir noch in Dogubayazit, wo es schien, als hätte der Ararat eigens zu unserem Abschied noch ein Riesenfeuerwerk entzündet. Punkt Mitternacht nämlich ein Knall, eine Flamme am Horizont und der Berg plötzlich von taghellem, orangefarbenem Licht bestrahlt. Das Feuerwerk dauert 20 Minuten, nur langsam "erlischt" unser Berg, ehe es wieder dunkel wird und wir ein letztes Mal unser Glas auf den Ararat erheben. Tags darauf erfahren wir, dass bloß eine Gaspipeline undicht geworden war.