Es
ist in vielen Tourenbeschreibungen zum fast ein wenig eintönigen
Brauch geworden, von "tollen", "faszinierenden",
"endlosen" Aus-, Weit- und Rundumblicken zu sprechen, von
Panoramen bis dorthin und Fernsicht bis dahin. Diese Blicke mögen
schon ihren Reiz haben, aber warum nicht einmal woanders hin schauen,
zum Boden zum Beispiel, wo es sich nämlich auch gehörig abspielt
und sich nicht weniger aufregende, farbenreiche und faszinierende Bodenschätze
entdecken lassen.
Wir
probieren es mal, wollen einmal nicht als Hans-guck-in-die-Luft durch
die Botanik laufen, sondern schauen, was da in der seenswerten
Wasserwelt des Hochschwabs am Boden kreucht und fleucht und blüht:
Und es sind wahre Bodenschätze, die man da entdeckt ...
Die
Route vom Bodenbauer zum malerisch gelegenen Joser See,
von dort zum noch malerischer gelegenen Sackwiesensee bis hin
zur allermalerischsten Sonnschienalm und wieder retour über
den Klammboden, das Scheideck und die Heinzler Alm
gehört wohl zum Schönsten, was unser Schwab' zu bieten hat.
Tipp: Unbedingt selbst nachgehen, aber am Boden bleiben!
Anfahrt & Aufstieg
Ghf.
Bodenbauer (884 m) - Heinzler Alm - Joser See (1.228 m) -
Ochsenboden - Häuselalm (1.526 m) - Sackwiesensee - Sonnschienalm
(Sonnschien Hütte, 1.523 m)
HU
ca.
800 m,
150 m / GZ 4½-5 Stunden
Baumschwämme
"Sonnenanbeter"
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Sackwiesensee
Enzian
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Den Ghf.
Bodenbauer erreicht man via Kapfenberg, St. Marein
bzw. von Mariazell her (B20) über Seeberg und Seewiesen.
In Thörl dem Wegweiser folgend durch St. Ilgen und
das anschließende Wasserschutzgebiet, wo auch asphaltierte Straße
endet. Ein kurzes Stück Sandstraße zum Ghf. Bodenbauer
(Riesenparkplatz, Museum).
Von hier
nicht den Karawanen nach Richtung Häuselalm und Trawiestal,
sondern gleich hinter dem Gasthof dem Wegweiser und roten Markierungen
(Weg 839) durchs Josertal Richtung Scheideck. Bis zur
Heinzler Alm durchwegs auf kinderwagenfreundlicher Waldstraße
zuerst am Elisenheim vorbei, dann den rauschenden und klaren
Joserbach entlang, immer begleitet von den Steilwänden der
Meßnerin bis zur urigen Almwirtschaft auf der Heinzler
Alm (1 Stunde), die von Juni bis September heimische Milch- und
Käsespezialitäten feilbietet.
Von der Hütte noch ein kleines Stück auf Straße, bei
einem Marterl und Wegweiser "Joser See" nach rechts
über die Joser Alm (Hütte, Kuhweide) bis zum Joser
See (vom Bodenbauer in 1 1/4 Stunden).
Joser
See.
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Dieser
Teilabschnitt eignet sich hervorragend für einen Familienwandertag.
Schon die leicht erreichbaren Uferstellen des Joserbaches bieten
jede Menge Wasserabenteuer für kleine Forscher, bei der Heinzler
Alm kann aufgetankt werden. Am wirklich malerisch und ruhig gelegenen
Joser See lädt ein Rastplatz (Hütte) zu einem Picknick ein,
Feuchtwiesen, Moore und Schilfgürtel am Ufer des Sees zu vielen
kleinen Entdeckungsreisen. Auch Erwachsenen kann dieser Platz zu einem
meditativen Ort der Entspannung und Ruhe werden. Botanisch interessierte
Augen werden Fieberklee, Scheuchzer-Wollgras und
Pestwurz entdecken, alles Spezialitäten des JoserSees.
Primeln
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Aber wir
müssen weiter, wollen wir noch weitere Naturjuwele kennen lernen.
Der nun folgende Teil ist nicht markiert, stellt aber die einzige
halbwegs machbare und zeitlich günstige Verbindung zur Häuselalm
dar. Vom Joser See führt eine Forststraße in östlicher
Richtung bergauf. Dieser folgend, bis unter uns die Heinzler Alm
auftaucht und die Straße in weitem Linksbogen um den Buchberg
Kogel herumführt. Nach etwa einer halben Stunde endet der Güterweg
bei einem Hochstand. Hier nördlich querwaldein und diritissima
150 Höhenmeter steil bergab, bis eine Forststraße der Wilderei
ein Ende bereitet. Diese links, bei einer Gabelung wieder links (Schild:
"Häuselalm"). Die Straße weiter, bis bei
einer scharfen Linkskurve Weg 840 berührt wird, jener steile
Aufstiegsweg durch Wald und Latschen zur Häuselalm mit seiner
urigen Hütte, auf deren Vorplatzl es sich bei Hirschgulasch und
Bier herrlich auftanken lässt.
Nun
etwas bergab zu den Hütten der ebenfalls bewirtschafteten Sackwiesenalm
und noch einmal kurz ansteigend auf einen Sattel. Von diesem in den
Wald- und Almboden am Sackwiesensee, dem wohl wärmsten und
einladendsten aller Schwaben-Bergseen. Dieser See wird von einem See
von Sumpfdotterblumen umgeben, die es wohl darauf anlegen, in ihren
Blüten die Farbe der Sonne zu speichern:
Sumpfdotterblumen
Vom
Bodenbauer direkt über die Häuselalm bis
hierher auch ein absoluter Familientipp für Wanderzwerge
ab 8!
Nun
in leichtem Auf und Ab westlich auf die weiten Wiesenböden der Sonnschienalm
("Sonnenschein" - Nomen est omen), ein traditionsreiches Almwirtschaftsgelände
mit etlichen Almhütten. Am nördlichen Rand des Almbodens die
Sonnschienhütte. Diese Alm muss man erlebt haben. Wie eingepasst
liegt sie traumhaft schön zwischen Ebenstein, Grasserwand,
Hochschwabplateau und Kulmstein. Wenn hier der Tag dämmert,
schälen sich die Eisenerzer Berge aus dem Dunst, spielen Kinder und
Hunde, strömt alles aus den Hütten zum meditativen Promenieren
- ein selten friedliches Sein hier oben.
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Abstieg
Sonnschienalm
(1.528 m) - Dr. Streller Steig (Weg 837) - Klammboden
(1.005 m) - Scheideck (Weg 839, 1.216 m) - Heinzler Alm
- Bodenbauer
HU
ca. 200 m,
ca. 800 m / GZ 3 - 3 ½ Stunden
A
Krot'
Einen See
entdecken wir noch! Von der Sonnschien Hütte wenden wir uns dem
Weg 837 oder "Dr. Streller Steig" zu. Über die
Alm und ein Meer von Enzianen gelangt man bei einer der Almhütten
zum dritten Bergsee dieses Tages. Stehen bleiben, herrliches Postkartenmotiv,
noch besserer Bildschirmhintergrund!
Jetzt aber zurück und bergab! In der Mitte des Weges Steinschlag-,
ein paar Schritte auch Abrutschgefahr (Seil). Nach etwa 45 Minuten steht
man vor der Entscheidung, entweder über den Plotscherboden
zur Häuselalm (
200 m, und von dort Weg 840 zum Bodenbauer) oder über den Klammboden,
das Scheideck und die Heinzler Alm zurückzukehren.
Da bei beiden Varianten wieder Höhenmeter zu machen sind, der Klammboden
hingegen noch auf seine Entdeckung wartet, entscheide ich mich für
den Abstieg zum Klammboden über enge, rutschige Waldserpentinen.
Am Ende dieses "Knieschnacklers" weitet sich der Steig in
eine weite, saftige Alm, die es nun mit Genuss zu durchschreiten gilt.
Vom 2.
in den 1.Klammboden, bis ein Weidegatter und der Eingang
zur "Klamm" (Richtung Tragöß - Grüner
See) erreicht wird.
Klammboden
Hier heißt
es, den müden Motor nochmals anzuwerfen und etwa 200 Höhenmeter
zum Scheideck zu überwinden (Weg 839 "Scheideck
- Bodenbauer"). Am Scheideck hat man es fast geschafft. Nun
über freie Wiesenflächen auf eine Forststraße und auf
dieser zur Heinzler Alm. Von dort wie beim Aufstieg zum Bodenbauer
retour.
Lexikon
Der
Josersee wird von unterirdischen Karstwässern des Hochschwabs
gespeist. Die Tage des Sees sind allerdings gezählt, wächst
er doch vom Südufer aus langsam zu. Die weichen, saftigen Uferböden
des Sees sind Flachmoore.
Der
Hochschwab leitet seinen Namen von "Hoher Schwab"
her ab. Diese Bezeichnung geht wieder auf einen Schwaben zurück,
der sich einst am Fuß dieses Gebirges angesiedelt hat und dem
die Almen gehörten.
Schwierigkeiten:
Keine
besonderen Schwierigkeiten. Kondition, stellenweise Orientierungsvermögen,
ansonsten sehr gut markiert.
Höhenmeter:
Etwa
1000 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit:
ca.
7 ½ - 8 ½
Stunden
Beste
Jahreszeit:
Frühsommer
bis Herbst
Kinder:
Ideale
Zwergentouren vom Bodenbauer über die Heinzler Alm zum Joser See
bzw. vom Bodenbauer über die Häuselalm zum Sackwiesensee.
Hund
und Katz':
Die
gesamte Tour weniger geeignet, abschnittsweise sehr gut.