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Katholisch und geheim

Großer - Kleiner Pfaff
Kardinal Nagl-Steig

Fischbacher Alpen, Mai 2007

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Ein katholischer und ein äußerst geheimer Geheimtipp diesmal, geht’s doch über Großen und Kleinen Pfaffen zum Pfaffensattelhaus und über den – längst vergessenen, aber traumhaften - Kardinal Nagl-Steig retour zum Feistritzsattel. Daraus ergibt sich eine der schönsten Rundwanderungen der Gegend mit allem, was dazu gehört: drei Gipfel, eine pfundige Raststation in der Mitte, ein Waldweg wie aus dem Bilderbuch – und eine spannende Kletterstelle.


Anfahrt & Aufstieg

Feistritzsattel (Parkplatz, Bus, 1290 m) – Harder KogelGroßer (1555 m) – Kleiner PfaffPfaffensattel (Gasthof Pfaffensattelhaus, 1372 m)

HU ca. 380 m, GZ 1 ½ Stunden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Harder Kogel mit Blick auf das Stuhleck
Am Harder Kogel mit Blick auf das Stuhleck

Am Großen Pfaffem
Am Gipfel des Großen Pfaffen

 

 

 

Das Gipfelkreuz des Stuhlecks
Das Gipfelkreuz des Stuhlecks

Den Rucksack geschultert am Feistritzsattel, jenem prägnanten Scheitelpunkt zwischen Hochwechsel und Fischbacher Alpen. Kurz die Sattelstraße bergab, bis nach wenigen Schritten eine beschränkte Forststraße zum "Gasthaus Pfaffensattel" leitet.
Nach wenigen Minuten an einem Stein vorbei, auf dem das Gedicht "Herbst" von Ferdinand von Saar zu lesen ist – Verse, die ausgezeichnet in diese Gegend passen:

Der du die Wälder färbst,
sonniger, milder Herbst,
schöner als Rosenblühn
dünkt mir dein sanftes Glühn.

Nimmermehr Sturm und Drang
nimmermehr Sehnsuchtsklang,
leise nur atmest du
tiefer Erfüllung Ruh.

Aber vernehmbar auch,
Klaget ein scheuer Hauch,
Der durch die Blätter weht,
dass es zu Ende geht.

Danach verengt sich der Weg und führt durch engen Tannenwald nie besonders steil hoch, ehe der Weg am Rücken des Harder Kogels eine Linkskurve vollführt. Über eine typisch steirisch-niederösterreichische Alm-Co-Produktion, dann zum kleinen Gipfelkreuz des Harder Kogels (3/4 St.), von dem aus schon unseren nächsten Ziele – der Große Pfaff, das Stuhleck, aber auch Schneeberg, Rax und Hochwechsel herrlich überblickbar sind. Nun gemächlich über Wiesenflächen und mehrere Auf und Abs weitergeschlendert, bis die Markierung in leicht sumpfigem Gelände einen Rechtsdrall nach Nordwesten und nicht AUF, sondern UM unseren nächsten Gipfel vollführt. Dorthin müssen wir dürftigen Steigspuren nach zwischen Latschen, Geröll und Felsen den Aufstieg zum Gipfelkreuz des Großen Pfaffen regelrecht erkämpfen. Die Aussicht bis zum Grazer Bergland und der Tiefblick nach Rettenegg sollte doch eine direktere Wegführung verdienen! Apropos Rettenegg: Dieser romantische Talort am Fuße der Pretulalpe, in dessen Stadtwappen sich die Pfaffen wiederfinden, eignet sich vorzüglich für familiengerechte Wanderurlaube! Den "Himmel auf Erden" etwa verspricht der "Planetenweg", der den Sternen nach von Rettenegg aufs Stuhleck führt.
Nordwärts dann einem ganz passablen Steiglein in die Senke vor dem kleinen Pfaffenbruder gefolgt, wo ein Holzpfeil vom Pfaffensattel Kommenden den Weg zum Gipfel weist. Dreht sich denn hier alles nur in eine Richtung? Der markierte Weg – warum nur? – umgeht auch den 1539 m hohen Kleinen Pfaffen. Stehen die Gipfel hier unter Naturschutz, dass sie umgangen werden müssen? Nun etwas steiler über gerölligen Steilhang hinab bis zu einem Bildstock, wo der Waldweg auf eine Forststraße trifft. Diesen Punkt werden wir uns merken. Auf der Straße in wenigen Minuten zum Pfaffensattelhaus. Absolute Einkehrpflicht! Die Familie Koglbauer hat hier einen gemütlichen Gourmettempel mit ausgezeichneter bodenständiger Küche, hausgemachten Mehlspeisen und familienfreundlicher Bedienung eingerichtet.

Gipfelsammler können von hier aus über den wunderschönen Almrücken zum Stuhleck hoch (1 Stunde) gehen. Die Mautstraße wird nur einmal gekreuzt, ansonsten herrscht auch hier eitle Wanderwonne.

Das ausgezeichnet geführte Pfaffensattelhaus
Das ausgezeichnet geführte Pfaffensattelhaus

Retourweg

Kardinal Nagl-Steig

GZ 2 ½ - 3 Stunden

Die Felsspalten am Beginn des Wegs verlangen etwas Kletterkönnen ...
Die Felsspalten am Beginn des Wegs verlangen etwas Kletterkönnen ...

Der Papa achtet aber auf jeden Griff des Sohnes
Der Papa achtet auf jeden Griff des Sohnes.

 

Pure Wanderwonne verspricht nun der unmarkierte Kardinal Nagl-Steig, das Missing Link zu einer perfekten Rundtour! Anstatt nämlich mühsam und für Kids sowieso unzumutbar über die zwei Pfaffen zurückzuhecheln oder kompliziert und umweltfeindlich per Bus bzw. zweitem Auto herumzukurven, wählen wir diese ideale Variante, um ohne viel Anstrengung, aber mit umso mehr Naturerlebnis zum Ausgangspunkt zurückzugelangen. In den Karten als punktierte Linie eingezeichnet, ist der ehemalige Reitsteig des jagenden Kardinals Nagl (Infos siehe unten) zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Dabei sucht er in seiner Wegführung und Schönheit seinesgleichen! In fast ebener Linie nämlich umkreist er die Pfaffen und führt bequem zum Feistritzsattel zurück, woraus sich eine perfekte Tagesrundtour ergibt mit allem, was dazu gehört: drei Gipfel, eine pfundige Raststation in der Mitte, ein Waldweg wie aus dem Bilderbuch – und eine spannende Kletterstelle. Gleich gegenüber vom Pfaffensattelhaus nämlich, wo nach einem Schranken der Steig beginnt, öffnen sich zwei etwa 4-5 m tiefe Felsspalten, die in leichter Kletterei einmal überwunden werden müssen. Kinder, Alarmanlagen und Anfänger unbedingt sichern! Die Stelle kann allerdings umgangen werden, indem man zu den vorher erwähnten Bildstock zurückgeht und dort einer schwach ausgeprägten Forststraße bis zu einem Waldhang folgt. In südlicher Richtung hinabsteigend, trifft man punktgenau auf den Steig.

Dann aber Wanderwonne pur! Auf pferdebreitem und in die Waldhänge eingearbeitetem Steig genussvoll dahingeschlendert durch lauschige Wäldchen, Beerenbeete, über helle Lichtungen, an Riesenameisenhaufen vorbei, immer auch begleitet von Stuhleck und Pretul um die Pfaffen herum. Nach 1,5 Stunden und einer Bachquerung wird sich der Steig im Gehölz verlieren. Dann heißt es den Orientierungssinn hochfahren, auf die rechts nebenher laufende Forstraße wechseln, bei der ersten Gabelung in scharfer Linkskurve einschwenken und ohne nennenswerten Höhenverlust gen Feistritzsattel, und also den Schlusspunkt dieser Traumtour schlendern.

Viel zu entdecken gibt es am Kardinal Nagl-Steig - wie diese Riesenameisenhaufen etwa.
Viel zu entdecken gibt es am Kardinal Nagl-Steig - wie diese Riesenameisenhaufen etwa.


Schwierigkeiten:
Mühsamer Aufstieg zum Großen Pfaffen, zwei Felsspalten am Beginn des Kardinal Nagl-Steigs (Kletterschwierigkeit I)
Höhenmeter:
Etwa 380 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit:
ca. 4 - 4 ½ Stunden
Beste Jahreszeit:
Außer im tiefsten Winter jederzeit möglich
Kinder:
Die vielen Almlichtungen, ein kleiner Teich zwischen Harder Kogel und Großem Pfaffen, mehrere Kraxl-Möglichkeiten und nicht zuletzt die vielen entdeckungswürdigen Naturkostbarkeiten am Kardinal Nagl-Steig machen diese Tour auch für Kinder äußerst lohnend. Zudem liegt mit dem Pfaffensattelhaus eine ideale Raststätte mitten am Weg.
Hund und Katz':
Gut geeignet
Ausrüstung:
Pack-Checkliste + Seilsicherung für die zwei Felsspalten
Einkehrmöglichkeiten:

Pfaffensattelhaus: geöffet bis 28. Oktober; Sa., So., Feiertage 10-19 Uhr, Fr., 14-19 Uhr

Karte:
Freytag & berndt Wk 021, "Fischbacher Alpen, Roseggers Waldheimat"
Internet:

www.rettenegg.at