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Die Venus in Zeiten der Marillenblüte

Spitz - Ruine Hinterhaus - Willendorf
Spitz - Ruine Hinterhaus - Willendorf
April 2006

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Eine der schönsten Touren in der Wachau führt von Spitz über die Ruine Hinterhaus nach Schwallenbach und Willendorf. Umso mehr zur Zeit der Marillenblüte im Frühling, wenn sich unvergessliche landschaftliche Eindrücke, ein Augenschmaus sondergleichen mit historischen Kostbarkeiten wie dem Fundort der Venus von Willendorf und der Ruine Hinterhaus verbinden. Nicht zu vergessen auf die kulinarischen und wein-lichen Reize unterwegs, der Donau und das hübsche Dürrtal ...


Route

Spitz/Donau (233 m) - Ruine Hinterhaus (275 m) - Dürrtal - Schwallenbach (212 m) - Willendorf (213 m)

HU ca. 250 m, GZ 2 ½ Stunden

Start an der Donau
Start an der Donau

Ruine Hinterhaus
Ruine Hinterhaus

Die verträumten Gassen von Schwallenbach
Die verträumten Gassen von Schwallenbach

Das Auto wird am Bahnhof im unteren Teil von Spitz abgestellt. Von dort durch eine Bahn-Unterführung dem Donauufer entgegen. Nun begleitet von Fähren und den Weinhängen des Tausendeimerbergs auf der Promenade (Treppelweg) entlang der Donau. Nach 10 Minuten allerdings biegen wir schon über die Spitzerbachbrücke ins Spitzerbachtal Richtung Ruine Hinterhaus ab. Kurz die Ottenschlägerstraße hinein bis zum Restaurant "Zur Alten Mühle". Hier über eine Holzbrücke und um die Mühle (Wegweiser "Ruine Hinterhaus", "Jauerling") herum bis zu einem Steig, der plötzlich etwas steiler durch Laubwald bis zu einer Verzweigung führt: links zur Ruine Hinterhaus, rechts zum Jauerling. Die alte, aber äußerst dezent wiederhergestellte Ritterruine sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, zumal sie nur 10 Minuten entfernt auf uns wartet. Die geheimnisvollen und mit vielen Nischen, Winkeln und Brücken versehenen Gemäuer wurden gänzlich in Stand gesetzt und sind über Treppen bequem zu besichtigen. Ein immer schmäler werdendes, schaurig dunkles Stiegenhaus, in das nur durch Schießscharten Licht fällt, führt auf die Aussichtsplattform des Wachturms. Toller Rundumblick auf das Donautal, die Wachau und Spitz. Noch tolleres Gelände für familiäre Ritter- und Räuberspiele! Man hört es fast, das Klappern der Ritterrüstungen, das Klirren der Säbel und die gegröltem Trinksprüche der Herrn von Kuenring. Vorsicht, wenn Kleinkinder dabei sind: die weitmaschigen Geländer schützen neugierige Burgzwerge nicht vor (Ab-)Stürzen.

Wieder zurück zur Abzweigung gen Jaulering. In gemütlichen Serpentinen hoch, an einem Bildstock und Bankerl vorbei durch sonnendurchfluteten Laubwald. Über das Kastl mit "Gipfelbuch" wird man sich wundern, zumal weit und breit kein Gipfel zu sehen ist. Bei der Abzweigung nach Schwallenbach geradeaus und den rot bezeichneten Höhenweg, an Waldflanken entlang ins Dürrtal. Bald links ab und nach Osten abwärts, später einen Hohlweg nach Schwallenbach (1 1/4 Stunden), einen für die Wachau eher verträumten Ort mit allerdings idyllischen Buschenschenken, liebevoll geflegten Gärten und alten Gebäuden.
Nun der nächste Höhepunkt: Der Marsch durch die blühenden Marillengärten Richtung Willendorf. Welch ein Augenschmaus, die weiß-rosa bedeckten Bäume, als wären sie noch von Schnee bedeckt, so sieht es von weitem aus, und fährt der Wind hindurch, schneit es Blüten. Ein Farbenrausch, wie man ihn nur hier in der Wachau zu sehen bekommt. Tipp: Im Schatten der Blütenbaldachine lässt sich herrlich picknicken!

Marillenblüte

Man sollte sich Zeit lassen, die Eindrücke verinnerlichen und sich vornehmen, im Herbst wiederzukommen, um die Früchte dieses Farbenspiels zu genießen: Marillenliköre, Brände, Marmeladen und und und.
Nach 2 1/2 Stunden in Willendorf, berühmt durch die am 7. August 1908 dort gefundene, nur 11 cm große Kalkstein-Statuette einer üppigen Frauenfigur aus der Jungsteinzeit. Am Fundort erfährt man mehr über die damalige Zeit, aber auch um die Umstände des sensationellen Fundes. Ein Venus-Museum befriedigt besonders Wissensdurstige. Gasthöfe, Heurige und Buschenschenken befriedigen Weindurstige. So gesehen, kann unser "Spaziergang" ruhig zu einer Tagesunternehmung werden, bevor man entweder per Bus oder Zug nach Spitz zurückkehrt.

Spitz

Dieser am linken Donauufer im Zentrum der Wachau gelegene Markt wurde um 830 "Spizzun" genannt. Sehenswert die spätgotische, später barockisierte Pfarrkirche St. Mauritius (15. Jhd.), der 500 Jahre alte Pfarrhof, das Schloss Spitz, das Rote Tor, ein Stadttor aus den Schwedenkriegen, und die Burgruine Hinterhaus.

Venus von Willendorf

Die Venus von Willendorf ist Österreichs bekanntestes Fundstück aus der jüngeren Altsteinzeit (Jungpaläolithikum) und ist heute im Naturhistorischen Museum in Wien zu sehen.
Die Skulptur entstand um 25.000 v. Chr., wurde 1908 bei Bauarbeiten der Donauuferbahn in Willendorf in der Wachau gefunden und stellt eine 11 cm hohe nackte Frauenfigur mit vollen Brüsten und breitem Gesäß dar. Der Kopf hat kein Gesicht, aber eine lockige Frisur. Das Original wird als so kostbar angesehen, dass lange Zeit nur eine Kopie im Museum ausgestellt war. Erst beim jüngsten Umbau des Naturhistorischen Museums wurde eine spezielle Tresor-Vitrine eingerichtet. Weitere Frauenstatuetten an derselben Fundstelle wurden "Venus II und III" genannt - alle scheinen Fruchtbarkeitssymbole zu sein.

Mehr zur Venus im "Venus-Museum" in Willendorf, Öffnungszeiten: Mai bis Oktober, Samstag: 14.00 bis 16.00 Uhr, Sonntag: 10.00 bis 11.30 und 14.00 bis 16.00 Uhr

Wachau

Die Wachau wurde erstmals 860 als "Uuahauua" (urgermanisch "wanhö" = Krümmung" erwähnt. Diese Bezeichnung galt für den inneren Bereich der Wachau zwischen Spitz und Dürnstein. Heute wird unter "Wachau" der Donaudurchbruch durch die Böhmische Masse zwischen Melk und Krems verstanden. Wahrscheinlich haben schon die Römer mit dem Weinanbau begonnen, in Krems wurden schon vor dem Jahr 300 Reben gepflanzt. Das einzigartige Ensemble aus Natur- und Kulturlandschaft zählt zum exklusiven Club jener Orte, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erwählt wurden.

Schwierigkeiten:
Keine
Höhenmeter: Etwa 250 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit: ca. 2,5 Stunden
Beste Jahreszeit: Zur Blütezeit der Marillenbäume Mitte, Ende April. Achtung: Die Wachau ist ein an schönen Tagen überranntes Ausflugsziel. Wer ungestört sein will, sollte früher unterwegs sein, also vormittags. Ab Mittag ist's vor allem an den Donauufern mit der Ruhe vorbei, dann füllen sich Wege, Straßen und Heurige mit Ausflüglern, Radfahrern und Wanderern.
Kinder: Eine Traumtour für Kinder! Die Ruine, die Donau und nicht zuletzt auch die Venus bieten alles, was Kinderherz begehrt. Die Wege sind zudem nicht steil, an allen Ecken und Enden warten nette Rastplätze.
Hund und Katz': Gut geeignet
Ausrüstung: Pack-Checkliste
Einkehrmöglichkeiten:

In Spitz, Schwallenbach und Willendorf jede Menge Gasthöfe, Heurige und Buschenschenken.

Karte: Freytag & berndt WK 071
Internet:

Wachau, Spitz, Willendorf