Wenn
es in und um Wien schneit, muss man nicht weit fahren - die angrenzenden
Stadtberge zeigen sich im schönsten Winterkleid, 400 Höhenmeter
machen auch schwitzen und das Hüttenfeeling im Anningerhaus unterscheidet
sich in keinster Weise von jenem höher gelegener Stuben. Zudem
sollte man den Naturpark Föhrenberge auch mal winters kennengelernt
haben, die verborgenen Reize dieses kleinen Landschaftsbiotops zwischen
Mödling und Baden treten gerade nach Neuschneefällen überaus
kontrastreich und in kunstvoller Zweifärbigkeit zu Tage.
Anfahrt
& Aufstieg
Hinterbrühl
- Hotel Höldrichsmühle (254 m) - Kiental - Eschenbrunn
Graben - Anninger Schutzhaus - Eschenkogel (Jubiläumswarte,653 m) - Anninger (Wilhelmswarte, 675 m)
HU
ca. 420 m, GZ 2 ½ Stunden
Anningerhaus
Von der
A 2 bis zur Ausfahrt SCS und weiter durch Ma. Enzersdorf nach Hinterbrühl.
Schilder geleiten zum Hotel Höldrichsmühle (Bushaltestelle,
Parkmöglichkeiten) am Ortsende. Von dort durch die Kientalgasse,
bis Wegweiser zur Krausten Linde und zum Anninger Schutzhaus
unterstreichen, dass der Start gelungen ist. Gemütlich weiter auf
breitem und meist schon gespurten Weg durchs Kiental. Apropos
gespurt: Wer die Wiener Hausberge jungfräulich, d. h. unverspurt,
vorfinden will, muss blitzschnell sein, am besten sehr früh nach
durchschneiten Nächten starten.
Eine Weggabelung
leitet links zum Gasthaus "Krauste Linde", rechts durch
den Eschenbrunn Graben zum Anningerhaus. Dorthin wollen wir.
Zuerst bunt, dann nur mehr gelb markiert Weg 43 nicht steil weiter.
Ab einem Marterl am Ende des Grabens einer Jungwaldzone entlang etwas
ruppiger bergan und nach gut 2 Stunden Schneestapferei beim ersten Boxenstopp,
dem Anningerhaus. Mit der Stille ist's nun vorbei, in den gemütlichen
Stuben geben sich Rodler, Skitourengeher und Winterwanderer ein erwärmendes
Stelldichein.
Gesättigt nach etwa 10 Minuten bei der Jubiläumswarte
am Eschenkogel (653 m), einem der höchsten Erhebungen des
Anninger"massivs". Über Gitterrost-Treppen hochgestiegen
und das winterliche Wien, den Wienerwald, die Hainburger Berge bis zum
Wechsel, Schneeberg und Ötscher überblickt. Um die Liste noch
zu vervollständigen: Auch das Leithagebirge, die Türnitzer
Alpen und Gutensteiner Berge rücken ins Panorama.
Rundumschau
von der Jubiläumswarte
Abstieg
Anninger
(Wilhelmswarte, 675 m) - Anninger Schutzhaus - Krauste Linde
(474 m) - Toter Mann - Kiental - HotelHöldrichsmühle
HU
ca. 420 m, GZ 1 ½ Stunden
Mit einer
Aussichtswarte geben wir uns nicht zufrieden, zurück zum Anningerhaus
und Richtung Baden und Rudolf Proksch Hütte einsam durch erfrischende
Winterlandschaft zur etwa 20 Minuten entfernten Wilhelmswarte
gestapft. Während Höhenkranke die luftigen Treppenroste der
Jubiläumswarte meiden sollten, seien klaustrophobisch veranlagte
Wanderer nun vor der Wilhelmswarte gewarnt: durch eine knarrende Holztür
wird ein Verlies betreten, aus dem eine uralte, schmiedeeiserne Wendeltreppe
durch stockfinstres Gemäuer hochführt, nur zwei bullaugenartige
Gucklöcher gewähren einen Blick in die Freiheit.
Retour
wieder am "Basislager" Anningerhaus vorbei, danach aber weiter
Richtung "Krauste Linde, Husarentempel, Breite Föhre -
Mödling". Der Weg zur Krausten Linde, unserer Kaffee-Einkehr,
führt über eine eigens von den Wirten präparierte Rodelstrecke,
die sogar bis nach Mödling hinunter führt. Also aufpassen,
dass man hier nicht unsanft niedergemäht wird. Der Name der Waltrast
"Zur Krausten Linde" soll von einem Herrn Kraus herrühren,
der einst eine Linde hier gepflanzt haben soll. So eine Kellnerin. Nachdem
mir die Antwort zu wage ist, bitte ich um nähere Auskünfte.
Deswegen
heißt es, den Rodlern so schnell wie möglich das Feld zu
räumen und die erstbeste Abzweigung ins Tal zurück zu nehmen.
Drei Möglichkeiten bieten sich dafür an: Gleich hinter dem
der Krausten Linde blau markiert oder ein Stück weiter und eine
geräumte Forststraße unmarkiert am Toten Mann vorbei ins
Kiental oder die Rodelstrecke noch einige Zeit entlang und über
den Schöffel-Wanderweg und den Husarentempel direkt
in die Kientalgasse. Allen Wegen ist gemeinsam, dass der Winter in den
Föhrenwäldern wieder still und einsam beschaulich ist.
Anninger
Das Gipfel"massiv" des Anninger setzt sich aus vier Höhen
zusammen: der Anninger (Wilhelmswarte) - auch Hochanninger genannt -
ist mit 675 m der höchste davon. Weiters der Buchkogel und der
Vierhochkogel mit seiner Richtfunkstation. Schließlich der Eschenkogel
mit der Jubiläumswarte.
Die
Sage "Der Eichwart am Anninger"
Am
Anninger (auch am benachbarten Hühnerberge) haust eine gigantische
Erscheinung, ein Geist, der sich von Zeit zu Zeit in Menschengestalt
zeigt, wenn er dazu Lust und Liebe fühlt. Der Geist heißt
"Eichelwart" und bekam diesen Spottnamen dadurch, dass er
einst ein Mädchen entführte und dieses ihm Liebe versprach,
wenn er sich in drei Tagen keine einzige Eichel rauben lassen würde.
Während nun der Geist freudigst unter der Eiche Wache stand und
jedes Menschenkind eiligst verscheuchte, fraß ein Eichkätzchen
am Baum eine Eichel um die andere - das geängstigte Mädchen
war frei. Seit dieser Zeit treibt der Geist in wilder Wut um das verlorene
Mädchen sein Unwesen und schafft bald Gutes, bald Böses, von
dem gar mancher schon ein Stücklein zu erzählen wusste.
Jubiläumswarte
Die 25 m hohe Eisenwarte auf dem Eschenkogel (653 m) wurde 1898 anlässlich
des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef
I. als "Kaiser-Jubiläums-Warte" erbaut. Ursprünglich
fand sich auf dem Fundamentsockel der Warte auch eine Unterkunftshütte,
die allerdings nicht mehr existiert. Die Warte ist ganzjährig frei
zugänglich.
Wilhelmswarte
Die
Warte wurde 1878 vom "Verein der Naturfreunde Mödling"
aus Holz gebaut. An deren Stelle trat 1887 ein steinerner Aussichtsturm,
die nach dem Gönner des Vereins, Erzherzog Wilhelm (21.4.1827 -
29.7.1894), benannte Wilhelmswarte. Ganzjährig frei zugänglich.
Naturpark
Föhrenberge
Der
"Naturpark Föhrenberge" liegt am östlichen Rand
des Wienerwaldes in Niederösterreich und reicht von Perchtoldsdorf
im Norden bis Gumpoldskirchen. Dazwischen die Gemeindegebiete von Gießhübl,
Maria Enzersdorf, Mödling, Hinterbrühl und Gaaden. Der
Name des Naturparks rührt von den vielen Schirmföhren her
- auf wienerisch auch Parapluiebäume bezeichnet -, die auf dem
Kalksteinboden wachsen. Als weitere Attaktion sei die Perchtoldsdorfer
Heide angeführt, wo die seltenen und besonders schützenswerten
Europäischen Ziesel beheimatet sind.
Schwierigkeiten:
Keine
Lawinengefahr:
Keine
Höhenmeter:
Etwa
420 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit:
ca.
5 Stunden
Beste
Jahreszeit:
Jederzeit
möglich
Kinder:
Wer
hier mit Kindern unterwegs ist, sollte den Bob, die Rodel
oder zumindest einen Plastikteller bei sich haben, kann man doch
vom Anningerhaus über eine präparierte Forststraße bis
nach Mödling abrodeln. Ein Stück hinter der am Weg befindlichen
450 Jahre alten "Breiten Föhre" kreuzen die Rodler eine
weitere Forststraße, wo links abgebogen wird. Am Schluss mündet
der Forstweg in einen breiten Wanderweg (grün markiert), der die
Familien zu einem Parkplatz bringt.