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Pilgern nach Wiener Art
Jakobsweg Wien

Jakobsweg Wien

Winter-Stadtwanderung in vier Etappen, Wien, 2017; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Vorwort | Etappe 1 | Etappe 2–3 | Etappe 4

Etappe 2 und 3:
Kaisermühlen – Innere Stadt
(Stephansplatz) – Schönbrunn
Romantische Christkindltour

Die beiden nächsten Etappen quer durch Wien haben wir zusammengelegt und gemeinsam im Advent getestet. Auch ein besonderes Erlebnis! Zwar kein Natur-, umso mehr aber ein Kulturerlebnis für Stadtwanderer und Liebhaber vorweihnachtlicher Romantik.

Der Weg durch Wien bietet dem Pilger auf jeden Fall ein sehenswertes Erlebnis, das sowohl die naturlandschaftliche Schönheit der Stadt, als auch höchsten kulturellen Genuss vereint. Wer diese Etappe noch dazu in der (Vor-)Weihnachtszeit begeht, erlebt eine weitere reizvolle Facette der Donaumetropole. Der Dezember zählt definitiv zu den schönsten Zeiten in Wien. Bunte Weihnachtsbeleuchtung hüllt viele Straßen in festlich-kitschiges Licht, über den Adventmärkten liegt der Duft von Punsch, Glühwein und gebrannten Mandeln, viele Winkel der Innenstadt verströmen eine romantische Stimmung. Freunde dieser Art von Romantik werden mit den folgenden zwei Etappen ihre helle Freude haben, die anderen verlegen die Etappe in den Frühling oder den Herbst, wobei man allerdings in der Innenstadt auch nicht alleine unterwegs sein wird.
Ein Tipp vorweg: Da sich auf unserem Weg durch den ersten Bezirk Sehenswürdigkeit an Sehenswürdigkeit reiht, empfiehlt sich als wichtigstes Ausrüstungsutensil für diese Etappe ein Reiseführer, der die wichtigsten Infos zu den kulturellen Highlights der Bundeshauptstadt bereithält. Um den Rahmen dieses Abenteuerführers nicht zu sprengen, sei im kommenden Bericht nur auf die für den Pilger relevanten Gebäude eingegangen.

Etappe 2: Entlang der Donau ins Herz von Wien
Die 2. Etappe beginnt dort, wo wir die 1. beendet haben: bei der Herz-Jesu-Kirche in Kaisermühlen. Auf der an der Basilika vorbeiziehenden Schüttaustraße wandern wir den hohen Gebäuden der Donau City entgegen. Dominant der futuristisch anmutende DC Tower. An dessen Fuß gelangen wir zur Wagramer Straße und zu zwei Unterführungen. Wir begehen die linke, wenden uns danach rechts und streben geradewegs der Reichsbrücke zu, wobei wir Fußgänger einen eigenen und aussichtsreichen Bereich für uns haben. Mit Blick auf die Wiener City, die Donaucity bis zu den Donauauen und auf die markante Mexikokirche vor uns wandern wir über den mächtigen Fluss. Über den schwirren Möwen, schippern Lastkähne und spiegelt sich die Sonne. Ein beeindruckender Abschnitt dieser Etappe.

2. Etappe

Beim Mexikoplatz verlassen wir die Reichsbrücke und könnten die Pfarrkirche zum hl. Franz von Assisi vulgo Mexikokirche oder Kaiserjubiläumskirche besichtigen. Der dreischiffige basilikale Backsteinbau mit dem schweren Turm, zwei Glockentürmen an der Westfassade und der reich gegliederten Chorpartie zählt zu den größten Kirchen Wiens und ist aus dem Stadtbild Wiens heute nicht mehr wegzudenken. Sie wurde anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz-Joseph I. erbaut und 1913 geweiht. Heute ist sie die Pfarrkirche des 2. Wiener Gemeindebezirks Leopoldstadt.
Weiter auf unserem Weg. Wir wandern ab nun stets geradeaus in südwestlicher Richtung und folgen der verkehrsreichen Lasallestraße, wo sich Ramschgeschäft an Ramschgeschäft und Fressbude an Fressbude reiht. Verhungern wird man hier nicht. Sobald wir uns dem Praterstern nähern, erkennen wir links das Wahrzeichen des Praters, das Riesenrad. Für Wien-Neulinge ist ein Exkurs in Wiens Vergnügungspark durchaus zu empfehlen.
Am Praterstern unterqueren wir die Eisenbahnbrücke, passieren das Admiral-Tegetthoff-Denkmal und schwenken in gerader Linie in die Praterstraße ein.
Unspektakulär marschieren wir an der Johann-Nepomuk-Kirche vorbei auf den Nestroyplatz. Weiter auf der Praterstraße bis zum Johann-Nestroy-Denkmal, das den berühmten Theaterdichter und Schauspieler als Blasius Rohr aus der Posse „Glück, Missbrauch und Rückkehr“ darstellt und daran erinnert, dass Nestroy seine Kindheit und Jugend in Wien verbrachte.
Im Umkreis des Denkmals laden einige exquisite Lokale zur erholsamen Pause ein, bevor es in den Trubel der Wiener Innenstadt geht. Diese kündigt sich schon durch den Turm des Stephansdoms an, den wir zwischen den Häuserreihen erkennen.
Weiter bis zur Unteren Donaustraße, diese übersetzt und auf der Marienbrücke über den Donaukanal. Hier liegen adventlich geschmückte Restaurantschiffe vor Anker und warten auf Gäste. Nach der Brücke betreten wir den Schwedenplatz, überqueren diesen nach rechts, um an dessen Ende nach links in die Rotenturmstraße einzuschwenken. Von hier an erstrahlt zur Vorweihnachtszeit die ganze Wiener Innenstadt in glitzerndem Licht und verströmt Kitsch und "romantische" Stimmung. Natürlich müssen wir uns hier den Platz mit vielen Touristen teilen, die denselben magischen Flair erleben wollen. Die Rotenturmstraße führt uns direkt zum Stephansplatz. StephansdomHier angekommen, gilt unser erster Blick natürlich dem Wahrzeichen von Wien und Österreich – dem Dom zu St. Stephan. Er steht für vieles: Er ist ein weltberühmtes Kulturgut und ein Bauwerk, das international keine Vergleiche zu scheuen braucht. Er ist DAS nationale Wahrzeichen Österreichs und ein Symbol für die österreichische Identität. Zugleich ist der Dom ein Touristenmagnet ersten Ranges. Aber vor allem ist der Stephansdom natürlich auch Kirche. Und diese betreten wir Pilger natürlich mit aller Würde und Demut. Ein Tipp dazu: Wer im Trubel der Touristenströme, der auch vor dem Inneren des Doms nicht Halt macht, einen stillen und besinnlichen Ort sucht, sucht die Eligiuskapelle auf. Sie liegt vom Eingang durch das Riesentor aus gesehen rechts und ist durch ein großes Doppeltor zu betreten. In dieser stillen Anbetungskapelle befindet sich mit dem 1507 vom Chiemseer Bischof Ludwig Ebner gestifteten Valentinsaltar der einzige noch erhaltene gotische Altar von St. Stephan.
Wieder im Eingangsbereich des Doms erhalten wir im Domshop einen Pilgerstempel.
Wer Fragen zum Weg hat, sucht das Pilgerbüro "Quo Vadis" im Zwettlhof auf. Zu diesem gelangen wir schräg gegenüber vom Fiaker-Standplatz an der Nordseite des Doms durch einen Hausdurchgang. An derselben Stelle übrigens auch das Dommuseum Wien, ein besonderer Geheimtipp für Kultur- und Kunstinteressierte.
Rund um die Weihnachtszeit befindet sich am südlichen Vorplatz des Doms natürlich auch ein Christkindlmarkt mit allem was dazu gehört: Lichterglanz und Lebkuchenduft, dampfender Glühwein und frisch gebrannte Nüsse, festlich beleuchtete Hütten und viele Geschenkangebote. Liebhaber stimmungsvoller Weihnachtsmärkte vor kulturhistorischer Kulisse werden vom "Weihnachtsmarkt am Stephansplatz" beeindruckt sein.

Standl

Etappe 3: Vom Stephansplatz zum Schloss Schönbrunn
Vorweihnachtliche Stimmung auch am Graben, den wir rechts vom Stock im Eisen-Platz begehen. Wir kommen an der Peterskirche vorbei und gelangen zum Kohlmarkt, wo wir nach links abbiegen und dem Michaelerplatz ansteuern. Auch hier gilt es einige Sehenswürdigkeiten zu bestaunen: Für Pilger interessant ist die Michaeler Kirche, für historisch Bewanderte die römischen Ausgrabungen in der Mitte des Platzes. Und wie überall an markanten Plätzen der Inneren Stadt befindet sich in der Adventzeit auch hier ein Weihnachtsmarkt.

Platz

Weiter durch das Michaeler Tor und die Hofburg auf den Heldenplatz. Auch diesen überqueren wir in gerader südwestlicher Richtung und gelangen durch das Burgtor zur Wiener Ringstraße. Diese übersetzt landen wir im prachtvollen Park zwischen dem Kunst- und Naturhistorischen Museum und dem Museumsquartier am nächsten Christkindlmarkt – einem der schönsten von Wien, dem "Weihnachtsdorf Maria-Theresien-Platz". Rund um das riesige Maria-Theresien-Denkmal gruppiert sich ein traditionell geschmücktes Festgelände mit vielen großen und kleinen beleuchteten Weihnachtsbäumen, Standeln, in denen Holz-, Glas- und Keramikschmuck bis hin zu hochwertigen Aquarellen und Ölbildern angeboten werden, sowie etlichen Buden, wo man hausgemachte Schmankerln und etliche Punsch- und Glühweinsorten kredenzt bekommt.
Wir setzen unseren Pilgerweg über den Maria-Theresien-Platz zum Museumsplatz fort, wo wir unsere Schritte nach links zur Mariahilfer Straße lenken, der Wiener Einkaufsmeile schlechthin. Fast eine Stunde brauchen wir, um sie der Länge nach zu durchwandern. Beim Westbahnhof überqueren wir den Gürtel und marschieren auf der Äußeren Mariahilfer Straße bis zur Winckelmannstraße vor dem Technischen Museum weiter. Nachdem wir die diese Straße überquert haben, empfiehlt es sich, in den Auer-Welsbach-Park abzubiegen und diesen in südwestlicher Richtung zu durchqueren. Ein wenig Natur und Stille nach so viel Straße und Trubel tun gut. So landen wir bei der Schlossallee, überqueren die Linke Wienzeile und stehen vor dem  Haupteingang ins Schloss Schönbrunn, dem Ziel der 3. Etappe. Selbstredend, dass auch dieses Wahrzeichen von Wien besichtigt werden sollte. Selbstredend auch, dass sich vor der imperialen Kulisse des PunschPrachtschlosses, in dem einst die Habsburger Kaiser logierten, ein Weihnachtsmarkt befindet. Der "Kultur- und Weihnachtsmarkt in Schloss Schönbrunn" zählt zu den stimmungsvollsten unter Wiens Christkindlmärkten. Die einzigartige Kulisse mit dem altehrwürdigen Schloss im Vordergrund sorgt gemeinsam mit dem großen, funkelnden Weihnachtsbaum für reichlich Adventzauber. Aber auch die handgefertigten Kunstwerke und Schmuckstücke, die dort erstanden werden können, heben sich vom üblichen Kitsch und Krempel ab. Überdies werden kulinarische Köstlichkeiten aus den verschiedensten Regionen unseres Landes serviert.
Am Ende dieser zwei winterlichen Stadtetappen des Jakobswegs Wien dürfen wir uns endlich auch einen Punsch gönnen. Ob Beeren-, Orangen- oder alkoholfreier Kinderpunsch – das dampfende Getränk mundet und wärmt auf jeden Fall!

Schönbrunn

Ausgangspunkt:
Kaisermühlen (Herz Jesu Kirche, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar)
 
Route:
Kaisermühlen (160 m) – Schüttaustraße – Reichsbrücke – Mexikoplatz (Mexikokirche) – Lasallestraße – Praterstern – Praterstraße – Johann-Nepomuk-Kirche – Nestroyplatz – Untere Donaustraße – Marienbrücke – Schwedenplatz – Rotenturmstraße – Stephansplatz (Stephansdom, 1.5 Std.) – Stock im Eisen-Platz – Graben – Peterskirche – Kohlmarkt – Michaelerplatz (Michaeler Kirche) – Michaeler Tor – Hofburg – Heldenplat – Burgtor – Wiener Ringstraße – Maria-Theresien-Platz – Museumsplatz – Innere Mariahilfer Straße – Westbahnhof – Äußere Mariahilfer Straße – Wsselel-Park – Schlossallee – Schloss Schönbrunn (1,5 Std.)
Gesamtkilometer
11
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 100
Gesamtgehzeit (in Stunden):
ca. 3
Schwierigkeiten:
Der lange Weg auf Asphalt kann sehr anstrengend sein; wer den Trubel des Wiener Stadt- und Touristenlebens nicht mag, gelangt von Kaisermühlen aus per U-Bahn nach Schönbrunn.
Eignung für Kinder:
ab 12
Beste Jahreszeit:
ganzjährig möglich; weil es im Sommer in den Häuserschluchten unerträglich heiß sein kann, empfehlen sich der Frühling oder der Herbst als angenehme Marschzeit durch die Stadt. Wer den besonderen Adventzauber in Wien erleben will, wandert wie oben beschrieben in der Vorweihnachtszeit durch die Stadt.
Ausrüstung:
Pack-Checkliste Wandern (+ Reiseführer von Wien, um Wissenswertes über die vielen Sehenswürdigkeiten am Weg nachlesen zu können.)
Einkehrmöglichkeiten:
unzählige
Attraktionen am Weg:
unzählige
Attraktionen speziell für Pilger:
Pfarrkirche zum hl. Franz von Assisi (Mexikokirche), Johann-Nepomuk-Kirche an der Praterstraße, Dommuseum Wien (www.dommuseum.at), Peterskirche, Michaeler Kirche
Weiterführender Link:
GPS-Track

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