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In 40 Tagen quer durch Österreich

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Tag 12–13: Walkin' in the rain
Karwendel express

Karwendel

2-Tages-Wanderung, August 2011; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Durchs Karwendel bei Regen – mal was anderes. Und mit den Mythen "wasserdicht", "atmungsaktv" und "Ahornboden – der schönste Platz der Alpen" soll hier auch einmal aufgeräumt werden.

Tag 1: Reindlau – Scharnitz – Karwendeltal – Karwendelhaus

Ab ins Karwendel – ein (Alp-)Traum, den ich schon lange gehegt, aber aus Angst vor Menschenmassen und überfüllten Hütten nie in Erfüllung gehen ließ.
Gleich hinter dem Zeltplatz Reindlau bei Leutasch folgen wir auf dem Archweg dem gleichnamigen Fluss bis es links ins Satteltal geht und von dort bis zum sog. "Sattel" auf 1500 m (1 St.). Wir finden eine idyllisch-süße Heidi-Alm vor mit Bankerli, Kreuzli, tollem Ausblick und vor allem Stille. SattelAuf schmalem Pfad steigen wir nun in die Sattelklamm, eine tief ausgeschnittene Schlucht, ein. Der Pfad windet sich durch einen scheinbar unmöglichen Felshang hinab, ohne dass wir je Hand anlegen müssten. Am Fuß der Schlucht Wald und Wiese, durch die wir schnell Scharnitz (1 St.), das Eingangstor zum Karwendel, erreichen. Nach der Pfarrkirche steigen wir am Plattsteig, dem wohl schnellsten und ruhigsten Sprungbrett ins Karwendeltal, zur Birzelkapelle hoch (1128 m), danach wieder hinunter bis zu einer Forststraße, die uns nun direkt und bequem ins Herz des Karwendels führt. Von nun an heißt es fast eben auf breiter Forststraße taleinwärts, bis uns ein Wegschild zum Karwendelsteg ablenken will. Wir geben neugierig nach und steigen etwa 30 Hm ab, um von einer Brücke aus den Karwendelbach herabstürzen zu sehen. Imposant! Die Farbe des Wassers: smaragdgrün, sein Rauschen: reine Musik, Prädikat: sehenswert!

Karwendeltal

Wieder hinauf zur Straße und auf dieser weiter durch die beeindruckende Felsarena der Karwendelberge, die Namen wie Karwendelspitze, Wörner oder Seekarspitze tragen. Auch hier wieder wird sich manch einer fragen, weshalb nicht oben drüber!? Dem antworte ich: Warum nicht unten durch? Sind die Reize OBEN vielleicht wertvoller als die UNTEN? Mitnichten! Die untere Etage des Karwendels ist keinen Deut unattraktiver als die Dachterrasse! Und wir würden nicht auf die idyllische Lachetalm gelangen oder auf die Angeralm, wo von weitem schon das Karwendelhaus zu sehen ist. Apropos: So nah und doch so weit weg das Kriterium des heutigen Tages: Die Bergwertung zum Karwendelhaus hinauf. In endlosen Serpentinen schrauben wir uns höher und höher, manche Radfahrer, die uns entgegenkommen, beneiden Karwendelhauswir. Nebenbei bemerkt: unser Weg ist zugleich der beliebte und sehr gut zu befahrene Bike Trail Tirol. Fast 1,5 Stunden dauert die Schlussplagerei bis zum Karwendelhaus, das wir wie befürchtet randvoll vorfinden.
Wir sitzen in der Falle: Hier eine volle und ungemütlich laute Hütte, ringsum lange Wege bis zur Zivilisation, Wetterprognose: Regen. Was tun? Zwei ältere Damen sitzen mit mir am Tisch, schweigen sich an, trotz dem sie zusammengehören. Bis der Groschen fällt und mir die eine mitteilt, dass die andere frustriert sei, weil sie sie im Geröll zurückgelassen habe. Das frostige Schweigen geht weiter, bis die Zurückgelassene ein Spiel aus der Tasche zieht und die andere und mich zum Spiel einlädt. Und schon wieder lacht die Sonne – zumindest in der Hütte. Und ich fasse den Entschluss, morgen trotz Regens loszumarschieren – irgendwo hinter den Bergen muss ja auch die echte Sonne lachen ...

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Scharnitz Birzlkapelle Karwendelsteg Karwendeltal Wanderer
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Tag 2: Karwendelhaus – Großer Ahornboden – Plumsjoch – Maurach (Achensee)

Das Karwendel im Regen – hat auch seine Reize! Bei Schönwetter ist’s schön, eh klar, aber bei Regen, Kälte, ganz allein – hm, schau'n wir mal ...! Also die Zähne zusammengebissen und durch! Und außerdem: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur eine schlechte Einstellung – und Ausrüstung, wie es so schön und falsch heißt. JochkreuzPositiv gelaunt trotz Schnarcher am Lager mache ich mich also bei strömenden Regen auf, um meine geplante Etappe zu vollenden und das große Ziel, Maurach am Achensee, zu erreichen. Am Jochkreuz vorbei über freie Almwiesen bergab. Bei dem Schnürlregen wundert’s nicht, dass ich menschenseelenallein bin. Was soll’s. Zwischendurch eine mahnende Bemerkung zur Bekleidungsindustrie: Das Wort "wasserdicht" sollte als maßlos übertrieben und irreführend aus den Katalogen der Textilhersteller gestrichen werden. "Wasserdicht" gibt’s nicht, außer man steckt in einem Taucheranzug oder Ganzkörperkondom – und mit solchem durchs verregnete Karwendel zu marschieren, fällt auf. Gore-, Regen-, Wassertex – nichts hält dicht bei echtem Karwendelregen. Nach 1 Stunde bin ich trotz Über-Drüber-Superwasserdicht-Hightechjacke aus- und inwendig waschelnassRegengesicht. Solange ich in Bewegung bin, macht es mir nichts aus. Der Weg durch die Latschen Richtung Kleinem Ahornboden treibt mir stellenweise sogar den Schweiß aus den Poren (auch "atmungsaktiv" ist ein Schmäh. Sobald ich außen aktiv atmen bzw. schnaufen muss, ist's innen nur mehr aktiv schweißnass ... "atmungsaktiv" geht also nur mit nix an, aber nackert durchs Karwendel zu wandern, schaut auch nicht gut aus ...): Rutschig, steinig, wurzelig ist es mehr ein Stolpern und Weiterhanteln als ein rhythmisches Gehen. Wie es passiert ist, weiß ich bis heute nicht: Den kleinen Ahornboden habe ich schlichtweg übersehen oder bin über ihn drübergestolpert, ohne ihn zu bemerkten, oder aber er ist so klein, dass er in einer Lacke untergegangen ist. Wie auch immer, nach 2,5 Stunde lande ich in der Falkenhütte, wo die letzten Gäste gerade aufbrechen. In der Gaststube jedoch steht ofenwarmer Zwetschenkuchen und frischer Kaffee auf der Anrichte. Ich werfe mir die letzte trockene Schicht über, irgendwann sollte es ja doch zu regnen aufhören. Von wegen! Als ich wieder ins Freie trete, strömt es noch immer wie aus Schaffeln. Dennoch hat die Landschaft etwas Ästhetisches: Die grau schattierte Bergsilhouette, die im Dunst verschwimmende Weite, die glänzenden Steine und kristallenen Tropfen überall, all das macht einen besonderen Reiz aus, das eine fließt ins andere über, alles ist weich und schemenhaft, nichts klar erkennbar und gerade deswegen geheimnisvoll, elegisch, mythisch. Wo eben der Weitblick fehlt, kommt das Naheliegende umso mehr zur Geltung wie der regenfeste Enzian am Weg oder Salamander, die – garantiert wasserdicht – den Regen genießen.
Nach der Falkenhütte über Geröll abwärts und wieder hoch aufs Hohljoch (1794 m), um dort – eh klar – wieder bergab zu steigen über von Regenbächen durchflossene Almen und Hänge. Durch Wald dann hinab zur Engalm (2 Stunden) ... Trubel & Touristen, Jux & Tollerei, Laut & Leute. Nichts wie durch und weg! Ab dann wird’s legendär: Wir durchqueren den allseits hochgepriesenen, bewunderten, faszinierenden, einzigartigen, wunderschönsuperen Großen Ahornboden, ein weites Almplateau mit bis zu 600 Jahren alten, knorrigen, aber auch frisch gesetzten Ahornbäumen. Wie Mauern umgeben ihn die Kalkfelsen des Karwendelgebirges, bretteleben verläuft das Plateau bis zum Horizont.

Großer Ahornboden

Als einen der "schönsten Plätze der Alpen" preist ihn die Werbung. Na ja, ich möchte das mal relativieren: Man nehme eine halbwegs ebene Weide und setze ein paar Bäume ein, lasse dazwischen ein paar fesche Kühe weiden – fertig ist der Ahornboden. Ich hoffe, man verzeiht mir diese Entmythisierung einer Legende. Aber die Straße, die überhöht geschwinden Autos, die Touristenhorden, die bei diversen Fresstempeln aus vollen Bussen gespien werden und sich über die Landschaft ergießen, tragen das ihre dazu bei!
In 30 Minuten durchlaufe ich den "Mythos", am Ende dessen, siehe da!, der Regen nachlässt und die Sonne durchkommt! Plötzlich treten auch die Felswände klarer und scharfkantiger in Erscheinung, überdeutlich die typischen Karwendelkontraste zwischen Himmel und Fels, Almen und Wäldern. Ein Wegweiser lenkt mich rechts zum Plumsjoch hoch. Der nun folgende Mischwald erscheint mir ungleich reizvoller und natürlicher als der "Kunstgarten" Ahornboden. Die letzte Bergwertung des Tages – und zugleich die schwerste, da sie mich gewaltig fordert. Über 1,5 Stunden schleppe ich mich zur Plumsjochhütte hoch, die da sehr süß in alpinem Gefielde liegt. Ein paar Höhenmeter höher habe ich den letzten Gipfelpunkt heute erreicht, das 1630 m hoch gelegene Plumsjoch mit Hütte, die aber just vor meiner Nase zusperrt. Ich bin fix und fertig, dennoch verspüre ich Freude, ja Übermut, habe ich das Karwendel doch in nur zwei Tagen durchschritten und kommt wieder Land in Sicht!
Nun auf steiler Straße bergab, bergab, bergab … bis es an ihrem Ende wieder zu regnen beginnt.

Gernalm

Ohne Umschweife auf der Gernalm ins nächstbeste Gasthaus geflüchtet und eine riesige Tasse Kaffee samt ofenwarmem Topfenstrudel genossen – Belohnungs- und Motivationsleckerli gleichermaßen für das letzte 2-stündige Teilstück auf der Asphaltstraße nach Pertisau und von dort um den halben See herum nach Maurach. Auf dem Zeltplatz der Lärchenwiese findet sich ein tolles Plätzchen für mein Biwakzelt, das aufzustellen nach fast 10 Stunden Gehzeit gerade noch meine Kraft reicht ...

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Blumen Ladizalm Alter Ahornbaum Endlich am Plumsjoch Am Achensee
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Lexikon: Karwendel

Das Karwendel ist eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen. Es liegt geographisch im österreichischen Bundesland Tirol und im deutschen Freistaat Bayern. Der größere Teil des Gebirges befindet sich auf österreichischem Gebiet. Die Grenze zwischen Bayern und Tirol verläuft über die Nördliche Karwendelkette und durch das Vorkarwendel. Vier Gebirgsketten ziehen sich von West nach Ost; hinzu kommen zahlreiche Seitenketten und -gruppen und nach Norden ein weitläufiges Vorgebirge.
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)

Ahornboden

Der Große und der Kleine Ahornboden sind zwei landschaftlich beeindruckende Almböden mit alten Berg-Ahornbeständen im nördlichen Karwendel. Beide liegen in Österreich und sind Teil eines tirolerisch-bayrischen Landschafts- und Naturschutzgebiets (seit 1928).
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)

Karwendelhaus

Das 1908 erbaute Karwendelhaus ist eine Alpenvereinshütte des Deutschen Alpenverein in 1.771 Meter Höhe (nach anderen Angaben nur 1.765 Meter) unweit des Hochalmsattels mit Blick ins tiefer gelegene Karwendeltal. Damit befindet sich das Schutzhaus inmitten des Karwendelgebirges in Tirol, jedoch nicht weit entfernt von der Grenze zu Bayern. Wegen der zentralen Lage und den zahlreichen Tourenmöglichkeiten ist die Hütte für Bergsteiger ein wichtiger Stützpunkt bei mehrtägigen Touren, beispielsweise längeren Karwendeldurchquerungen, aber auch vielen Gipfelbesteigungen. Darüber hinaus ist die Hütte ein beliebtes Ausflugsziel von Mountainbikern, welche von Scharnitz oder Hinterriß über Schotterwege herauf gelangen.
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)

Achensee

Der Achensee liegt nördlich von Jenbach in Tirol, 380 Meter über dem Inntal. Er bildet mit dem Achental die Grenze zwischen Karwendelgebirge im Westen und Brandenberger Alpen im Osten.
Der bis zu 133 m tiefe Achensee ist der größte See Tirols. Er hat hervorragende Wasserqualität (annähernd Trinkwasserniveau) bei bis zu zehn Meter Sichtweite unter Wasser. Seine Wassertemperatur ist einem Gebirgssee entsprechend niedrig und überschreitet kaum jemals 20 °C. Gelegentlich wird der Achensee auf Grund seiner Größe und der etwa für Segler und Surfer optimalen Windverhältnisse als Tiroler Meer bezeichnet.
Uferorte sind im Süden die zur Gemeinde Eben am Achensee zählenden Ferienorte Pertisau, das Haus Seespitz (ehemaliges Hotel), Maurach und Buchau sowie im Norden die Gemeinde Achenkirch mit den Ortsteilen Scholastika (Hotel) und Achenseehof (Strandbad)..

Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)

Ausgangspunkt:
Größere Kartenansicht
Route Tag 1:
Reindlau – Hoher Sattel – Satteltal – Scharnitz – Plattsteig – Birzelkapelle – Karwendelsteig – Larchetalm – Angeralm – Karwendelhaus (1771 m)
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up 1205 pfeil down 540
Gesamtgehzeit (in Stunden):
ca. 8
Route Tag 2:
Karwendelhaus – Falkenhütte (1848 m) – Großer Ahornboden (Engtal) – Plumsjoch (Hütte, 1630 m) – Gernalm – Pertisau – Maurach (am Achensee)
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up 1035 pfeil down 1670
Gesamtgehzeit (in Stunden):
ca. 9,5
Schwierigkeiten:
Keinerlei Schwierigkeiten
Eignung für Kinder:
Nur in Teiletappen geeignet
Eignung für Hund & Katz':
Nur in Teiletappen geeignet
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Gasthöfe in Scharnitz, Karwendelhaus, Falkenhütte, Gasthäuser auf der Engalm, Plumsjochhütte, Gernalm
Karte:
Kompass WK 26 Karwendelgebirge
Geocaches:

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