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In 40 Tagen quer durch Österreich

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Tag 40: Soweit die Füße tragen - nach 40 Tagen am Ziel
Endstation Braunsberg

Am Weg

Wanderung, Oktober 2012; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

40 Etappen war ich unterwegs, 40 Tagesmärsche bei Wind und Wetter, Schnee und Hitze, 40 Tage der Freiheit, des Glücks, der schönen Augenblicke, aber auch des Frustes und Erschöpfung. Nun erreiche ich nach einem langen Marsch am Marchfeld-Damm das östliche Ende des Landes. Hainburg. Endstation Braunsberg.

Die Route

Start zur letzten Etappe am Handelskai um 6.30, früh, es ist dunkel, kühl, Wien schläft noch, als ich auf dem Bahn-Steg auf die Donauinsel übersetze. Im Wasser der Donau spiegeln sich die Lichter der Stadt, darunter die des Milleniumstowers. Ich bin happy über diese vielleicht letzte Chance des Jahres, meine Österreich-Durchquerung vom westlichen bis zum östlichen Ende zu beenden. Es riecht nach dem brackigen Aroma der Donau, nach Nebel, nach Herbst. Jeden Schritt auskostend promeniere ich englang der Donau gen Osten, Möwen und Krähen umschwirren mich, kreischen und verkünden damit den kommenden Winter. Nun unter der Brigittenauer Brücke hindurch, wenig später unter der Reichsbrücke. Über die Donau ziehen Dampfer, der Himmel graut, die Stadt erwacht. Ich bin alleine – noch. Der Tag dämmert. Die großen Probleme können nicht weggegangen werden, aber sie werden von den kleinen, unwichtigen AufbruchDingen gefiltert, sodass man am Ende des Tages klarer sieht, was wichtig und was unwichtig ist. Vorbei nun am zukünftigen höchsten Turm Wiens, den bald 230 m hohen DC Tower 1 in der Wiener "Donaucity", wie die Donaustadt genannt wird. Dann der legendäre Leuchtturm vor der Skyline der UNO-City am anderen Ufer. Der Turm war ursprünglich Teil einer Kulisse der Bregenzer Festspiele. Von seiner Spitze stürzte sich einst im Rahmen des "Fliegenden Holländers" Senta ins Meer, sprich: in den Bodensee. 1997 fand der Turm auf der Donauinsel seine endgültige Heimat. Heute erfüllt er – neben anderen Aufgaben – beim Inselwanderer seine angestammte Rolle als Navigator und Orientierungspunkt. Am Weg immer wieder von Bibern angeknabberte Bäume. Und auch Fischer bevölkern das Ufer, still, geduldig wartend, unbeweglich sitzen sie da, mehrere Angeln übers Wasser gespannt ... FischerOhne dass sich die Sonne gezeigt hätte, ist der Tag erwacht. Die Stadt reckt sich mit Verkehrslärm, immer wieder höre ich Bahnen über die Brücken rolpern, rattern, dröhnen. Dann wird es bei der Praterbrücke plötzlich leiser. Weiter an der Donau lang; luftig frei schlendert es sich da so dahin, modriger Brackwasser-Duft, über das Wasser schaukelnde Schwäne. Bei der Steinspornbrücke von der Insel ans andere Ufer und am Radweg Richtung Hainburg und nicht in die Lobau, da ich heute die Tour beenden möchte, sondern weiter am Ufer der Donau. Ein 8er-Ruderboot zieht an voll besetzt uns vorbei. Von den Bäumen fallen Blätter und schaukeln wie gelb-rote Schmetterlinge zu Boden. Bei der Waluliso-Brücke nach zwei Stunden beim Ölhafen Lobau und beim wohl grauslichsten Abschnit der gesamten Tour! Unschön an Ölsilos vorbei, Lobgrundstraße, scheußliche Indurstriezone, Nase und Augen zu und durch.
Dann vom Schlimmsten in Wiens Schönstes, die Donauauen. Unvermutet und schnell geht es hier in den Wald und unberührte Botanik. Bald beginnt der Marchfeld-Damm (07, E4, E8), dem wir nun bis knapp vor Hainburg folgen werden. Kerzengerade führt der Damm kilometerlang die Donau entlang, endlos geht's dahin durch immer gleich aussehende Landschaft, sodass ich das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten. Als ich 2,5 Stunden auf dem Damm erst 15 Kilometer geschafft habe, befallen mich Zweifel, ob ich die noch ausständigen 34 überhaupt noch schaffen werde, zumal mir auch die Füße zu schmerzen beginnen. Abwechslung bieten nur Flugzeuge, die knapp über meinen Kopf dahinziehen, weil sie im nahen Schwechat starten oder langen. Ich beschließe, so weit zu gehen, wie mich meine Füße tragen. Stures Geradeausgehen, step by step. Die erste Krise habe ich überwunden, nun geht es besser und ich werde optimistisch, es doch noch zu schaffen. In das Dröhnen der Flugzeuge mischen sich die Stimmen des Auwaldes. Immer wieder auch öffnet sich ein elegischer, malerischer, ja geradezu gemäldehafter Blick in den Zauber der Au ...

Au
AugebietSee

Enten stieben auf. Als ich der Weg einen Schwenk vollführt und ich automatisiert geradeaus latsche, ruft mich ein Auwald-Ranger zurück und erklärt mir, dass ich auf dem von mir gewählten Weg in einer Sackgasse landen würde. Dankbar folge ich seinen Wegweisungen und marschiere gen Schönau, um von dort dann auf einer Forststraße wieder auf den Damm zu gelangen. Weiter schnurgerade am Marchfeld-Radweg und am Damm Richtung Orth. Diese Tour ist sicher nicht zur Nachahmung empfohlen ob ihrer länge und Eintönigkeit. Ich träume vom Gipfel des Braunsberges, wo meine Ö-Tour zu Ende sein soll. Vorbei an Orth, Eckartsau, dann am 07er weiter. Um 15 Uhr, also 8,5 Stunden nach meinem Start, ein Schild: noch 9,5 Kilometer! Meine Güte!! Sehnen und Muskeln tun weh, Durst, Hunger. Aber weiter. Bin am Limit, Wasser geht zu Ende, der Scheißdamm nicht. Stopfenreuth. Bei der Au-Infostelle endet der Dammweg und wir maschieren geradewegs auf die Donaubrücke zu. Als ich auf ihr Richtung Bad Deutsch-Altenberg marschiere, eröffnet sich mir ein traumhafter Blick auf mein Ziel: Hainburg und Braunsberg! Na bitte!

Hainburg

16.25 Uhr, 10 Stunden Gehzeit, Noch 1,5 Stunden bis Sonnenuntergang. Hainburg! Als ich um 17 Uhr das Zentrum von Hainburg passiere, läuten die Glocken. Ein gewohnter Willkommensgruß. Meine Füße und Beine kaum mehr spürend durch die Stadt und entlang der Donau dem Braunsberg entgegen, der da wie ein schlafender Riese hinter Hainburg aufbuckelt. Trotz dem er nieder aussieht, sein Gipfelplateau zum Greifen nahe scheint, zieht es sich noch gewaltig bis zu seinem Fuß. Dann durch ein nervendes Gewirr von schlecht bezeichneten und markierten Wegen (hier gibt es nur "Rundwege", aber scheinbar keine Gipfelwege) zum grasigen Hochplateau des Braunsberges, des östlichsten Berges Österreichs. Allerletzte Bergwertung. Es tut gut, bergauf und auf Wald- und Wiesenwegen zu gehen. 18.00 Uhr. Endlich die Gipfelwiese, die Warte, der höchste Punkt der Region und der letzte Zielpunkt meiner großen Wanderung; ich zelebriere die letzten Schritte von Abertausenden – die letzten Schritte von über 1.200 Kilometern, die letzten Höhenmeter zur Wartenplattform von etwa 34.000, die letzten Sekunden von 300 Stunden.

Geschafft!Hainburg

Nun stehe ich am Ziel, stolz, glücklich, müde und erschöpft. Eigentlich habe ich es nicht "geschafft", sondern genossen, Österreich von seinem westlichsten Ende bis zu seinem östlichsten in 40 Tagen verteilt über 1,5 Jahre zu durchwandern. Unter mir die Lichter von Hainburg, das sich im letzten Dämmerlicht des Tages auf die Nacht vorbereitet. Es ist stockdunkel, als ich mit der Hilfe meiner Stirnlampe den Abstieg beginne ...

Lexikon: Der Braunsberg

Der Braunsberg ist ein 346 m hoher Kalkstock bei Hainburg an der Donau (östliches Niederösterreich). Der mit seinem schrägen Plateau ungewöhnlich geformte Berg war ein Stadtberg der Kelten und trägt noch deutliche Spuren der keltisch-römischen Zeitenwende. Der Braunsberg stellt mit dem gegenüber in der Slowakei gelegenen Thebener Kogel (Devínska kobyla) die Hainburger bzw. Ungarische Pforte (Porta Hungarica) des Donaustroms dar. Das Durchbruchstal beim Braunsberg ist ein geologisches Bindeglied zwischen Alpen und Karpaten. Von Hainburg führt eine Straße auf den Gipfel. Der Braunsberg bietet eine hervorragende Aussicht auf die Hundsheimer Berge, die Donau und die Stadt Bratislava und deren Umgebung, sowie weit ins Marchfeld. Auf dem Berg steht das Mahnmal der Karpatendeutschen zur Erinnerung an ihre alte Heimat in der Slowakei.
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)

Der Marchfeld-Damm

Der Marchfeldschutzdamm schützt die Bundshauptstadt und die Kornkammer Österreichs, das Marchfeld, vor Hochwasser. Das Gebiet ist nun sogar vor einem Hochwasser von bis zu 14.000 Kubikmetern pro Sekunde sicher. Ein solches Ereignis tritt statistisch gesehen einmal alle paar tausend Jahre auf.

Die Besetzung der Hainburger Au

Die Besetzung der Hainburger Au im Dezember 1984 war sowohl von umweltpolitischer als auch von demokratiepolitischer Bedeutung für Österreich. Die Hainburger Au ist eine naturbelassene Flusslandschaft an der Donau nahe Hainburg in Niederösterreich, östlich von Wien, und seit 1996 Teil des Nationalparks Donau-Auen. Anfang 1983 hatte der WWF Österreich seine Kampagne Rettet die Auen gestartet und mit Hilfe einiger Medien begonnen, die Öffentlichkeit auf die drohende Zerstörung eines Teils der Donauauen durch ein dort geplantes Wasserkraftwerk aufmerksam zu machen. Der Verlauf der Demonstration und die Art der Beilegung wurden zu einem Markstein des Demokratieverständnisses, aber auch der Energiepolitik in Österreich.
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)

Hainburg

Die Stadt Hainburg liegt an der Donau zwischen Wien und Bratislava im Industrieviertel in Niederösterreich in unmittelbarer Nähe zur slowakischen Grenze und ist die östlichste Stadt Österreichs. Hainburg liegt auch zwischen der geografischen Grenze der Karpaten (zu denen noch der Braunsberg zählt) im Osten und der Donau im Norden.
Die erste Besiedlung geht zumindest auf die Kelten auf dem Braunsberg zurück. Allerdings gibt es Hinweise auf eine frühere Besiedlung durch die Urnenfelderkultur oder zur Hallstattzeit aufgrund der strategisch hervorragenden Lage. Das heutige Stadtgebiet lag im Einzugsgebiet von Carnuntum, der Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien, in der zeitweilig auch Mark Aurel residierte.
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)

Video



Ausgangspunkt:
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Route:
Handelskai – Marchfeld-Damm (07, E4, E8) Stopfenreuth – Bad Deutsch-Altenburg – Hainburg – Braunsberg (346 m)
Gesamtlänge:
Pfeil up Pfeil down 50 km
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 12
Eignung für Kinder:
Nein, keine kindgerechten Atraktionen
Eignung für Hund & Katz':
Nein
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Auen-Infozentrum Stopfenreuth, Hainburg
Karte:
Kompass 205 "Wien und Umgebung"
Geocaches:
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