(1539
m, Mariazeller Berge, Tageswanderung, 7/2001)
Vorweg:
Die
Student ist weiblich und zeigt vor allem im Frühsommer
alle ihre Reize! Ein kleiner Kalkmugel für Insider und Liebhaber
von Meeren - von Blumenmeeren wohlgemerkt!
Aufstieg:
Wir starten
beim Gehöft Aunbauer (850m) im Oberen Halltal, von dort folgen
wir zunächst einer Forststraße, vorbei an einer Kapelle in
Richtung Freinsattel (1106m, Kreuz). Dort auf der Forststraße
weiter, bis ein Steig nach links in den Hochwald abzweigt. In Serpentinen
durch stillen Wald, über Lichtungen voller Alpendost, Gämswurz
und Alpen-Milchlattich, bis man auf dem Ringboden das eigentliche
Ufer des Blumenmeeres erreicht. Entlang einer Pflockmarkierung über
den mit Ampfer überwachsenen ehemaligen Almboden, vorbei an einer
Jagdhütte, durch einen Wald, wo sich Lärchen mit Wetterfichten
und Bergahorn mischen, dann rechts empor zur Studentalm. Obwohl man dort
schon das kleine Kreuz der Student sieht, muss man in der
liebevoll instand gehaltenen Almhütte Rast halten.
2 Stunden
Studenthütte:
Wohl ist
diese Unterstandshütte nicht bewirtschaftet, aber der Wanderer findet
eine blitzblank geputzte, nach alter Tradition eingerichtete Almhütte
vor. Am eisernen Ofen darf sogar Tee gekocht werden, eine Sitzecke lädt
zur beschaulichen Rast ein.
Da lässt
es sich ausgiebig picknicken! "Hüttenvater" Walter Fluch
vom Alpenverein Mariazell hat hier wohl ein wahres Kleinod geschaffen.
Wo sonst in den Alpen findet man in einer offenen Unterstandshütte
immer frische Blumen in der Vase?
Schwimmen
im Blumenmeer:
Nun denn,
lasst uns weiterschwimmen im Blumenmeer!
ln
einigen Minuten erreichen wir schon den Gipfel der Student, 1539m,
und schauen, schauen, schauen: auf den Makrokosmos - Schneeberg, Veitsch,
Göller, Tonion,
Hochschwab - und den Mikrokosmos - Enzian, Almrausch, Türkenbund.
Ein Augenschmaus
seltener Güte!
Weiter auf
den Hasenspitz oder Großkogel, 1534m (15 Minuten, nicht Haselspitz,
wie in manchen Karten verzeichnet): wieder schauen und staunen: das Mariazeller
Becken unter dir, der Ötscher mit seinem "Rauhen" Kamm
ganz nah ...
Abstieg:
Zurück
zur Markierung, durch Hochstaudengassen (Trollblumen, Türkenbund
usw.), vorbei an Zyklamen- und Enzianpölstern, nun teilweise über
Alm- und Waldwege steil hinab in den Haselgraben. Schon nach einer Stunde
erreichen wir Halltal.
Variante
über die Krupp-Quelle:
Auf der Greierstraße
(ca. 1020m) die Markierung nach Halltal (Nr. 11) nach links verlassen
und zur Krupp-Quelle (Karstquelle, köstlichstes Wasser!) nach Südwesten
queren. Weiter auf der Forststraße hinunter und kurz vor einer Kiesgrube
in den Greiergraben. Dort finden sich Türkenbund und die riesengroße
BreitblättrigeGlockenblume. Steg über die Salza und
zurück nach Halltal.
Schließlich
4 Kilometer
bzw. 45 Minuten Straßenmarsch
oder per Bus (bzw. 2. Auto) zurück
zum Ausgangspunkt beim Aunbauer.
Gehzeit:
4,5 Stunden
Höhenmeter:
auf/ab 750
m
Kommentar:
Man packe
Familie, Brot, Käse und Wurst in den Rucksack, lasse Lärm und
Unruhe hinter sich und tauche in dieses Meer aus Blumen und Geräuschen
ein.
Und
lasse sich Zeit - viel Zeit ...
Kinder:
Auch für Jüngere geeignet (ab 11): Viele
lauschige Plätze laden zum Rasten und Schauen ein, vor allem die
Flora und der interessante geologische Aufbau (siehe unten)
bieten Gelegenheit zu vielen Entdeckungen und Überraschungen. Warum
nicht einen kleinen botanischen Führer mitnehmen? Nichtsdestotrotz
gilt auch die Almhütte auf der Studentalm als Erlebnis ...
Tipps:
Schauen,
hören, genießen ...
Geschichte:
Mit einem
"Studenten", einem Studiosi, hat der Name unseres kleinen Almberges
südöstlich von Mariazell gar nichts zu tun. Der Name stammt
vermutlich von dem Altslawischen "Studena" und
bedeutet "die kalte ...", was logischer Weise mit "...Quelle"
zu ergänzen wäre. Denn als die Alpenslawen während der
Völkerwanderung auch in dieses entlegene Gebiet vordrangen, wohl
um den Salzreichtum des Halltales zu nützen, wird ihnen der
mächtige, aus der Student hervorströmende Bach der "kalten
Quelle" kaum entgangen sein. Sogar heute noch versorgt eine dieser
mächtigen Karstquellen ganz Mariazell mit Wasser.
Ursache für
diese Karstquelle ist die Durchlässigkeit des Kalkgesteins. Zudem
gehört die Student nach Aussagen von Fachleuten zu den geologisch
am kompliziertest aufgebauten Bergen der nordöstlichen Kalkalpen:
Wettersteinkalk, Gosauer und Werfener Schichten, Jurakalk, paläozoische
und sogar ältere Gesteinsschichten bilden hier einen wilden Gesteinskuddelmuddel.
Während
man heute meist alleine ist auf diesem unscheinbaren Kalkstock (das aktuelle
Gipfelbuch reicht bis ins Jahr 1997 zurück!), war um die Jahrhundertwende
hier wesentlich mehr los. Die 1904 erbaute Almhütte konnte sich rühmen,
sogar einen eigenen Tanzboden zu besitzen. Da wurde kräftig
ausgeschenkt und gezecht, die Kuhalm war voll in Betrieb und es gab sogar
den Plan, die Student-Nordseite mit einem Pistennetz zu überziehen.
Diese Pläne
sind längst verflogen, die alten Touren-Abfahrten überwachsen,
von den Rindviechern blieben uns ein Ampfermeer und ein schützenswertes
Blumerlparadies auf den offenen Flächen der Alm.
Es herrschen
also Ruhe und Beschaulichkeit auf der Student.