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Alpine Chronik 2010

Erstellt von Thomas Rambauske

März 2010

Die neue Monte Rose Hütte öffnet ihre Pforten

Monte Rosa Hütte
Monte Rosa Hütte

Die heutige Monte Rosa Hütte mit 120 Plätzen ist das Resultat eines Gemeinschaftsprojekts des Schweizer Alpen-Clubs SAC und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich). Beim innovativen Gebäude, das mit seiner speziellen Form und der silbernen Aluminiumhülle an einen Bergkristall erinnert, wurden bezüglich Haustechnik und Energiemanagement völlig neue Wege beschritten. So versorgt sich die Hütte dank einer in die Südfassade integrierten Photovoltaikanlage sowie thermischen Solarkollektoren zu über 90 Prozent selbst mit Energie. Das während nur weniger Monate im Jahr anfallende Schmelzwasser wird in einer Felskaverne gesammelt und gespeichert. Eine Mikrofilteranlage auf bakterieller Basis reinigt die Abwässer; das Grauwasser wird für die Toilettenspülung wiederverwendet. Damit die Hütte einen so hohen Energieautarkiegrad erreicht, braucht es das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten sowie ein ausgeklügeltes Energiemanagement. Eine an der ETH Zürich entwickelte Software steuert die Haustechnik.

In den 19 Schlafzimmern der Hütte finden jeweils vier bis acht Personen Platz. In hellem Fichtenholz gehalten, lassen die Räume schnell Gemütlichkeit aufkommen. Die futuristische Berghütte kostete etwa 4,5 Millionen Euro.
www.neuemonterosahuette.ch

April 2010

Oh Eun Sun erste Frau auf allen 14. Achttausendern

Sun

Als erste Frau der Welt hat die 44-jährige Südkoreanerin Oh Eun Sun alle 14 Gipfel über 8000 Meter bezwungen. Der koreanische Fernsehsender übertrug live die Ankunft der 44-Jährigen auf dem Gipfel der 8091 Meter hohen Annapurna in Nepal. Auf dem Gipfel hisste Oh Eun Sun die südkoreanische Flagge und rief "Sieg!" in die Kameras.
Neben der Koreanerin waren zuletzt zwei andere Frauen nahe an dem Rekord dran: Der Spanierin Edurne Pasaban (36), die im April auf dem Annapurna-Gipfel stand, hätte nur noch der Shisha Pangma (8027 m) gefehlt. Die Oberösterreicherin Gerlinde Kaltenbrunner (39) stand bereits auf zwölf der Bergriesen.
Oh Eun Suns Rekordjagd gilt als umstritten, unter anderem weil sie bei ihren Expeditionen einen gewaltigen logistischen und technischen Aufwand betreibt und in dünner Luft zusätzlichen Sauerstoff benutzt. Zudem wird ihr Gipfelerfolg am Kangchendzönga angezweifelt.

Mai 2010

Alle 14 für Edurne Pasaban

Pasaban

Knapp drei Wochen nach dem Weltrekord der südkoreanischen Bergsteigerin Oh Eun Sun hat auch Edurne Pasaban alle Achttausender der Welt bezwungen. Die Spanierin triumphierte auf dem 8027 Meter hohen Gipfel des Shisha Pangma in Tibet.
Die 36-jährige Extrembergsteigerin aus Spanien hat am 17. 5. um 11.30 Uhr Ortszeit den Gipfel des 8027 Meter hohen Shisha Pangma in Tibet erreicht. Damit ist Pasaban die erste Europäerin und die zweite Frau überhaupt, die alle 14 Achttausender der Erde bestiegen hat. Ihre Konkurrentin Oh Eun Sun hatte den Rekord vor nur drei Wochen auf der Annapurna aufgestellt (siehe oben).
Die aus dem Baskenland stammende Edurne begann ihre 8000er Karriere mit der Besteigung des Everests in 2001. Es folgten Makalu, Cho Oyu, Lhotse und Gasherbrum bis es 2004 am K2 beim Abstieg zu einer Tragödie kam, bei der sie zwei Zehen verlor. Edurne rappelte sich aber wieder auf und machte 2005 den Nanga Parbat und 2007 den Broad Peak. Mit neun 8000ern im Sack, war ihr klar, dass sie alle 14 besteigen wollte und sie machte auch nie einen Hehl daraus. Es folgten Manaslu und Dhaulagiri (2008) und letztes Jahr der Kangchendzönga. Beim Abstieg vom Everst und des Kangchendzönga benützte sie künstlichen Sauerstoff.
www.edurnepasaban.com

August/September 2010

Schicksalsberg K2:
Tödlicher Unfall, Kaltenbrunner scheitert, Stangl on Top
– Irrtum!

Stangls "Gipfelbild"

Auch Gerlinde Kaltenbrunners 6. Versuch, den zweithöchsten und zugleich schwierigsten Achttausender der Welt, zu besteigen, schlug wenige hundert Meter unter dem Gipfel fehl. Nach der Übernachtung auf dem 8000 m hoch gelegenen Lager IV startete sie mit ihrem schwedischen Seilgefährten Fredrik Ericsson am 6. August Richtung Gipfel. Ericsson wollte den K2 als erster Mensch mit Skiern befahren. Beim Versuch, einen Stand zu errichten, stürzte der Schwede jedoch rund 1.000 m ab und zog sich dabei tödliche Verletzungen zu. Kaltenbrunner brach den Aufstieg ab und kehrte ins Lager zurück. Mit einem Gipfelerfolg wäre die 39-jährige Krankenschwester die erste Österreicherin und weltweit die dritte Frau gewesen, die alle 14 Achttausender bewältigt hätte.
Nur eine Woche nach dem Drama – so behauptete er jedenfalls – erreicht der Extrembergsteiger Christian Stangl als erster Alpinist in diesem Jahr den Gipfel. Vier Wochen danach rückte der 44-jährige Steirer mit einer anderen Wahrheit heraus, nachdem sein Erfolg von anderen Seiten her bereits angezweifelt wurde. "Ich haben den Gipfel des K2 nicht erreicht." Das Gipfel-Foto (siehe links) sei in rund 7500 Metern Höhe entstanden. Er sei aufgrund der von ihm verwendeten Visualisierungstechniken der Überzeugung gewesen, auf dem höchsten Punkt zu stehen, von dem ihn tatsächlich aber mehr als 1000 Höhenmeter getrennt hatten. "Ich war in einem tranceartigen Zustand und dachte, oben zu sein", rechtfertigt er sich. Erst nach seiner Rückkehr nach Österreich habe ihn das Gefühl beschlichen, doch nicht am Gipfel des K2 gestanden zu sein. Er habe zwar ein GPS-Gerät mitgeführt, dieses aber nicht eingeschaltet. Daher sei nicht rekonstruierbar, welchen Punkt er für den Gipfel gehalten habe. Geschadet habe er mit seiner Irreführung niemandem anderen sonst als sich selbst.

August 2010

Wolfgang Fasching schafft die sieben höchsten Berge Österreichs in sechs Tagen

Wolfgang Fasching
Wolfgang Fasching (r.) am Schneeberg

Die sieben höchsten Berge Österreichs in einer Woche zu erklimmen und die Strecke dazwischen nur mit dem Rad hinter sich zu bringen: Das war das ehrgeizige Ziel des Extremsportlers Wolfgang Fasching, das er in nur sechs Tagen erfüllt hat. Nach dem problemlosen Gipfelsieg am Freitag am Piz Buin (3.312 Meter) in Vorarlberg ging es weiter zum Großvenediger (3.662 Meter) an der Grenze zwischen Tirol und Salzburg. Als große Herausforderung stellte sich der höchste Berg des Landes, der Großglockner (3.798 Meter) zwischen Kärnten und Tirol, heraus. Der Aufstieg verzögerte sich am Sonntag wegen Gewitter und Schneestürmen immer wieder und kostete Fasching viel Kraft. Der vierte Aufstieg auf den Dachstein (2.995 Meter) an der steirisch-oberösterreichischen Grenze stellte für den gebürtigen Steirer und Wahl-Oberösterreicher ein Heimspiel dar. Danach folgte eine 300 Kilometer lange Radetappe bis zum vergleichsweise niedrigen Berg des Burgenlandes, dem Geschriebenstein (884 Meter). Dann hieß es für Fasching wieder die Bergschuhe gegen den Rad-Sattel tauschen. Die Fahrt zum niedrigsten Gipfel, dem nur 542 Meter hohen Hermannskogel in Wien, stellte sich angesichts des Stadtverkehrs als nervenaufreibend heraus. Einen Tag früher als angekündigt stand Fasching dann am 18. August am niederösterreichischen Schneeberg. Bis dahin hat der dreifache Race across America-Sieger über 1.000 Kilometer auf dem Rad und 20.000 Höhenmeter zurückgelegt. www.fasching.co.at

September 2010

Kurt Albert verunglückt tödlich

Kurt Albert
Bild: © Salewa

Der Erfinder des Rotpunktkletterns, Kurt Albert, ist am 28. September seinen schweren Verletzungen erlegen, die er sich zwei Tage zuvor bei einem Sturz im fränkischen Klettersteig "Höhenglücksteig" zugezogen hat. Er war mit einer Gruppe unterwegs, als er aus noch ungeklärten Umständen 18 Meter in die Tiefe stürzte.
Der 1954 in Nürnberg geborene Kurt Albert gilt als Erfinder des Rotpunktkletterns (Klettern ohne technische Hilfsmittel) und hatte wesentlichen Anteil an der Verbreitung des Freiklettergedankens. Sein Kletterleben beschreibt herausragende Kapitel der jüngeren Alpingeschichte, in denen er den Rotpunkt-Gedanken auf sehr hohe und sehr schwere Berge übertragen hat.
Kurt Albert war Lehrer für Mathematik und Physik, seit vielen Jahren jedoch Kletterprofi und einer der erfolgreichsten Alpinisten der Welt. In seinem Lieblingsgebiet Patagonien, am berühmten Fitzroy, kletterte er die Erstbegehung der Route "Royal Flush", die zu den herausragendsten alpinistischen Unternehmungen der letzten Jahre zählt.
Albert begann mit dem Klettersport im Alter von 14 Jahren in den Felsen der Fränkischen Schweiz. Seine ersten alpinen Bergtouren führten ihn im Alter von 16 Jahren u. a. in Dolomiten, auf den Walkerpfeiler und in die Eiger Nordwand.